Sanierung auf 3457 Metern Höhe

Das Drehrestaurant an der Bergstation Mittelallalin liegt 3457 m über dem Meeresspiegel auf einem Nebengipfel des Allalinhorns in den Walliser Alpen. Das Restaurant wurde saniert und auch seine Dachterrasse instandgesetzt. Dabei fiel die Wahl auf per Heißluft verschweißte EPDM-Bahnen.

Das Drehrestaurant am Mittelallalin in den Walliser Alpen (Kanton Wallis, Schweiz) dreht sich in einer Stunde in angenehmer Geschwindigkeit einmal um die eigene Achse und bietet dabei fantastische Ausblicke auf die umliegende Schweizer Bergwelt mit den höchsten Schweizer Bergen. Das Innenleben des 30 Jahre alten Gebäudes wurde vor kurzem umfassend renoviert und alpin-modern eingerichtet. Nun galt es, auch die marode, 1300 m² große Dachterrasse instand zu setzen, die mit 200 Sitzplätzen bei schönem Wetter die Kapazitäten des Restaurants verdoppelt.   

Zunächst führte der mit der Sanierung beauftragte Schweizer Dachdeckerbetrieb Salm Bedachungen AG eine Voruntersuchung zur Bewertung des IstZustandes der frei bewitterten Terrasse durch. Dabei stellte sich heraus, dass der alte Terras­senaufbau komplett erneuert werden musste. Der vorhandene Schichtenaufbau bestand aus einer bituminösen Dampfsperre, über der eine PIR/PUR-Dämmung verlegt war. Die alte Dachabdichtung bestand aus PVC-Bahnen, darüber war eine Schutzlage angeordnet und hierauf ein 6 cm dicker Zementüberzug. Den Abschluss bildete ein Verbundsteinpflaster, eingebettet in 5 cm Feinsplitt.

Undichtigkeiten in der PVC-Abdichtung sowie eine nicht mehr funktionstüchtige Dampfsperre hatten dazu geführt, dass die Dämmung über die Jahre komplett durchfeuchtet wurde. Durch Niederschläge und regelmäßige Frosteinwirkung war schließlich der komplette Aufbau in Mitleidenschaft gezogen und die Terrasse so stark beschädigt worden, dass Wasser ins Gebäudeinnere eindrang. Die Dämmwirkung war zudem stark eingeschränkt.

Herausforderung Höhenlage

Die Sanierung der Terrasse brachte infolge der exponierten Lage des Restaurants auf einer Höhe von knapp 3500 m besondere Anforderungen mit sich; sowohl im Hinblick auf die Baumaterialien als auch auf die Ausführung. Diesen Umstand galt es bereits bei der Planung zu berücksichtigen. Alle Materialtransporte mussten per Helikopter bewältigt werden – der Abtransport des beim Rückbau der Terrasse anfallenden Bauschutts wie auch die Anlieferung der neuen Baustoffe. Ein Materialtransport mit der Seilbahn wäre unwirtschaftlich und zu kompliziert gewesen. Aber auch der Transport per Heli bedurfte einer ausgefeilten Logistik. So durften die transportierten Big-Bags nur 600 kg schwer sein.

Zudem war der Transport per Hubschrauber nicht nur mit einem enorm hohen Kostenaufwand verbunden, sondern auch mit teilweise sehr engen Zeitfenstern, infolge rasch wechselnder Wetterlagen. „Von einem Moment auf den anderen konnte das Wetter von Sonnenschein und Windstille zu stürmischem Schneegestöber umschlagen, was dann den Einsatz des Helikopters unmöglich machte“, berichtet Oliver Glöckner, Area Manager bei Carlisle. Er hat die Wetterkapriolen hautnah miterlebt. Der für die Sanierung benötigte Materialumfang sollte daher möglichst begrenzt werden. Außerdem sollte die Neuabdichtung eine überdurchschnittlich hohe Nutzungsdauer aufweisen und ohne zwischenzeitliche Instandhaltungsmaßnahmen auskommen.

Einlagige EPDM-Abdichtung

Ursprünglich hatte Daniel Freiburghaus, Abteilungsleiter bei Salm Bedachungen, eine zweilagige Bitumenabdichtung für die Instandsetzung der Terrasse vorgesehen. Nach Abstimmung mit der Anwendungstechnik der Firma Resiswiss AG, dem Carlisle-Vertriebspartner in der Schweiz, bei der sämtliche werkstofflichen und verlegetechnischen Aspekte abgewogen wurden, fiel die Entscheidung in Absprache mit der Bauherrenschaft für eine einlagige Abdichtung aus  EPDM-Bahnen. Der Werkstoff konnte nicht nur durch eine sehr hohe Alterungs- und Witterungsbeständigkeit punkten, sondern auch dadurch, dass keine offene Flamme bei der Verlegung erforderlich ist. Das Aufbrennen herkömmlicher Bitumenschweißbahnen wäre unter den genannten Höhenverhältnissen wegen der zu erwartenden hohen Windbelastung und des Sauerstoffmangels schwierig gewesen. Außerdem konnten durch den reduzierten Materialtransport gegenüber einer zweilagigen Abdichtung einige Helikopterflüge und somit Transport- und Energiekosten gespart werden, was auch aus Umweltschutzgründen ein relevanter Faktor ist.

Heißluftverschweißung bei kalten Temperaturen

Nach dem kompletten Rückbau des vorhandenen Schichtenaufbaus bis zur Tragkonstruktion wurden, mit Ausnahme der Dampfsperre, alle neuen Lagen und Schichten lose verlegt. Die Dampfsperrbahn wurde auf einem vorher aufgebrachten Bitumenvoranstrich vollflächig aufgeschweißt und anschließend eine Wärmedämmung aus PUR/PIR-Platten mit beidseitiger Aluminiumkaschierung lose verlegt. Hierbei wurde die Puren „NovoPIR S“-Dämmung in 100 mm Plattendicke eingebaut (U-Wert: 0,19 W/m²K).

Als Terrassenabdichtung in der Fläche kam die EPDM-Dichtungsbahn „Resitrix CL“ von Carlisle zum Einsatz. Hierbei mussten ausschließlich die Nahtverbindungen mittels Heißluftschweißautomat verschweißt werden; es wurde also keine offene Flamme benötigt und die Verschweißung konnte gut bei tiefen Temperaturen durchgeführt werden.

Auf Drainagematten mit unterseitiger Vlieskaschierung, die gleichzeitig die Funktion einer Schutzschicht übernehmen, wurde abschließend Verbundsteinpflaster in Feinsplittbett als Nutzschicht verlegt. Hierbei kamen die Pflastersteine und der Feinsplitt zum Einsatz, die auch vor dem Rückbau auf der Terrasse verlegt waren. Pflastersteine und Splitt wurden für die Dauer der Sanierung auf der Terrasse zwischengelagert und später wiederverwendet.

Um die Lagesicherheit des Schichtenpaketes zu gewährleisten, verlegten die Handwerker jeweils nur kleine Flächenbereiche mit allen Funktionsschichten. Anschließend wurden diese Teilbereiche mit Abschottungen versehen, um die Unterläufigkeit der Abdichtung zu begrenzen. Zusätzliche Abschottungen wurden in den Bereichen der Terrassenabläufe vorgenommen. Die gewählte EPDM-Abdichtungsbahn „Resitrix“ hat eine unterseitige Polymerbitumenschicht, die nicht nur für die Heißluftverschweißung der Nahtverbindungen genutzt wird, sondern auch für die Herstellung von Abschottungen. Dabei wurden die Bahnen über die Stirnseiten der Dämmplatten bis auf die bituminöse Dampfsperre geführt und per Heißluft aufgeschweißt. Die Verschweißbarkeit ist über die gesamte Bahnenbreite der „Resitrix“-Dichtungsbahnen gegeben. 

Die An- und Abschlüsse der Terrassenfläche an die umlaufende Attika und an die Wand des angrenzenden Restaurantbereiches führten die Handwerker mit der selbstklebenden Bahnvariante „Resitrix SK W Full Bond“ aus. Die abrutschsicher verklebten Streifen konnten mittels Heißluft wasserdicht mit der Flächenabdichtung verschweißt werden. Das betraf auch die mit Formteilen auszubildenden Eckbereiche.

Die beschriebene Terrassensanierung steht beispielhaft für ein gelungenes Zusammenwirken aller am Bau Beteiligten, sowohl hinsichtlich der planerischen Vorbereitung als auch hinsichtlich der fachgerechten Ausführung. Der auf vier Monate angesetzte Terminplan konnte daher auch eingehalten werden, nicht zuletzt dank der vier Mitarbeiter von Salm Bedachungen, die sechs Tage pro Woche unter teils extremen Wetterbedingungen gearbeitet haben.

Daniel Freiburghaus lobt insbesondere auch die Unterstützung durch Carlisle Area Manager Oliver Glöckner, der das Bauvorhaben betreut hat: „Wir wurden von Beginn an sehr gut begleitet. Im Vorfeld wurden wir zusätzlich von der Resiswiss AG durch Marcel Brack und Markus Sahdo am Modell und vor Ort geschult, während der Ausführung erhielten wir technische Unterstützung direkt auf der Baustelle.“

Autor

Dipl.-Ing. Roland Fritsch ist in der Carlisle-Anwendungstechnik tätig. Sein Spezialgebiet sind Regelwerke im Dachdeckerhandwerk.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Sanierung einer Dachterrasse der Bergsta­tion „Threes!xty“ auf 3457 Meter Höhe, 1300 m² Fläche, etwa 300 m² Detailausbildungen. Mittelallalin / Allalinhorn (Walliser Alpen/Schweiz)

Bauherrin Bürgergemeinde Saas-Fee und Saastal Bergbahnen AG

Planung Salm Gebäudehülle AG, Schinznach-Dorf, Schweiz, www.gebaeudehuelle-salm.ch 

Ausführung Salm Bedachungen AG, Schinznach-Dorf, Schweiz, www.polybau.ch 

Bauzeit 4 Monate (Juni – September 2020)

Herstellerindex (Auswahl)

Dachabdichtung Carlisle Construction Materials GmbH, 21079 Hamburg, www.ccm-europe.com

EPDM-Dichtungsbahn „Resitrix CL“

EPDM-Dichtungsbahn „Resitrix SK W Full Bond“

Dämmung 100 mm PIR-Dämmung, „puren NovoPIR S“, U-Wert = 0,19 W/(m²K), Puren GmbH, Überlingen, www.puren.com

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