Komplexe Dachsanierung im laufenden Betrieb

Gleishallen des Berliner Ostbahnhofs saniert und mit Zambelli „Rib-Roof Speed 500“-Profilbahnen eingedeckt

Die beiden rund 100 Jahre alten Gleishallen des Berliner Ostbahnhofs werden derzeit bei laufendem Betrieb von Grund auf modernisiert. Dabei werden unter anderem die historischen Bogenbinder der Hallen instandgesetzt und die nördliche Fassade verglast. Die Tonnendächer der Gleishallen erhalten eine neue Verkleidung aus Aluminiumprofilbahnen von Zambelli mit integrierten Oberlichtern.

Der Berliner Ostbahnhof ist als drittgrößter Bahnhof der Hauptstadt ein zentraler Verkehrsknotenpunkt, der täglich von rund 100 000 Reisenden frequentiert wird. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Funktion, Sicherheit und Substanz des Gebäudes. Die beiden Gleishallen des Ostbahnhofs werden derzeit und voraussichtlich noch bis 2026 bei laufendem Betrieb von Grund auf modernisiert.

Der Berliner Ostbahnhof wird bis 2026 umfassend modernisiert. Auf den Dächern der beiden Gleishallen wurde die alte Stehfalzeindeckung durch neue Metalldachsysteme von Zambelli ersetzt
Foto: DB Engineering & Consulting GmbH / Marius Müller

Der Berliner Ostbahnhof wird bis 2026 umfassend modernisiert. Auf den Dächern der beiden Gleishallen wurde die alte Stehfalzeindeckung durch neue Metalldachsysteme von Zambelli ersetzt
Foto: DB Engineering & Consulting GmbH / Marius Müller
Die Bauarbeiten am Berliner Ostbahnhof erfolgen seit 2010 in mehreren Abschnitten. Die Arbeiten im Rahmen des zweiten Bauabschnitts, die sich hauptsächlich auf die Erneuerung der Dacheindeckungen der Nord- und Süd-Halle konzentrierten, wurden kürzlich abgeschlossen. Im Rahmen der Maßnahmen wurden tragende Bauteile der Stahlkonstruktion, insbesondere die Hauptträger der Hallen, instandgesetzt und strukturell verstärkt. Die beiden Gleishallen erhielten eine neue Dachverkleidung aus Aluminium sowie eine vollständig erneuerte Verglasung der Lichtbänder und Fassadenflächen. Die vorhandene Stehfalzeindeckung aus den 1980er Jahren auf dem Dach der Gleishallen wurde dabei durch das „Rib-Roof Speed 500“-Metalldachsystem von Zambelli ersetzt. Die Dachsanierung stellte eine besondere logistische Herausforderung dar und brachte hohe technische Anforderungen mit sich. Um den laufenden Bahnverkehr nicht zu beeinträchtigen, wurde für die Dachsanierung eine Schutzbrücke mit integriertem Hebezeug installiert. Diese ermöglichte den Materialtransport über die Gleise hinweg.

Um den laufenden Bahnverkehr nicht zu beeinträchtigen, wurde eine Schutzbrücke mit integriertem Hebezeug installiert. Diese Konstruktion überspannte während der Bauzeit die Gleishallen und ermöglichte den Materialtransport über die Gleise hinweg
Foto: DB Engineering & Consulting GmbH / Marius Müller

Um den laufenden Bahnverkehr nicht zu beeinträchtigen, wurde eine Schutzbrücke mit integriertem Hebezeug installiert. Diese Konstruktion überspannte während der Bauzeit die Gleishallen und ermöglichte den Materialtransport über die Gleise hinweg
Foto: DB Engineering & Consulting GmbH / Marius Müller

Das Projekt stellte außergewöhnlich hohe Anforderungen an die Planung, Logistik, das Material und die Ausführung. Die denkmalgeschützten Dachkonstruktionen des Ostbahnhofs mit ihren Stahlbindern und Lichtbändern mussten unter höchsten Sicherheitsstandards saniert werden. Dabei sollte eine durchdringungsfreie, langlebige Dachlösung für das Projekt gefunden werden, die trotz enormer Spannweiten, Windlasten und bauphysikalischer Anforderungen dauerhaft funktionstüchtig bleiben sollte. Gleichzeitig mussten Schnittstellen zu neuen Glaskonstruktionen und Laufstegen mit integrierter Absturzsicherung nahtlos und regensicher in das Dachsystem integriert werden.

Individuelle Anpassung der Profilbahnen

Mit dem Metalldachsystem „Rib-Roof Speed 500“ mit spezieller Befestigungssystematik konnte Zambelli die technischen sowie die logistischen Anforderungen des Projekts erfüllen: Große Profilbahnlängen, eine hohe Dilatationsfähigkeit und ein Clip-System ohne Vormontage erlaubten eine schnelle und sichere Verarbeitung der Profilbahnen bei minimalem Eingriff in den laufenden Betrieb.

Die außergewöhnliche Geometrie der tonnenförmigen Dachflächen erforderte die individuelle „Bombierung“ (wölbende Verformung) der Bahnen – ein Verfahren, das Zambelli vor Ort mit mobiler Technik realisierte. Die Profilbahnen wurden mit einer eigens entwickelten „Bombiermaschine“ auf der Baustelle geformt und mithilfe einer Spezialtraverse direkt auf den Dachflächen verarbeitet. Die Bogenlängen betragen dabei bis zu 27,54 m. Vom hohen Firstpunkt aus wurden die mittig geplanten Profilbahnlängen in beide Richtungen des Tonnendachgefälles eingerichtet und anschließend zu einer durchgehenden Profilbahn verschweißt. Die längsten durchgehenden Bogenprofile erreichen über 55 m Länge. Insgesamt wurden rund 11200 m² Profilbahnen verbaut.

Einbau von maßgefertigten Glaslichtbändern

Der Auftraggeber des Projekts, die Deutsche Bahn AG, wurde bei der Montage durch das Zambelli-Projektteam unter der Leitung vom Projektleiter Peter Johann unterstützt. Besonders anspruchsvoll war die Integration von jeweils 52 individuell gefertigten Glaslichtdächern pro Tonnendach. Hierfür entwickelte das CAD-Team von Zambelli spezielle Anschlussdetails, um die Regendichtigkeit und Funktionssicherheit des „Rib-Roof“-Systems an allen Übergängen sicherzustellen. Gleichzeitig wurde Zambelli mit der Lieferung durchdringungsfreier Trittstufenvorrichtungen und Laufrostanlagen mit integrierter Absturzsicherung beauftragt, die in enger Abstimmung mit dem Partnerunternehmen LUX-top entwickelt und auf die vorhandene Dachgeometrie angepasst wurden.

Die beiden Gleishallen erhielten eine neue Dachverkleidung aus individuell angepassten Aluminiumprofilbahnen sowie eine erneuerte Verglasung der Lichtbänder und Fassadenflächen
Foto: DB Engineering & Consulting GmbH / Marius Müller

Die beiden Gleishallen erhielten eine neue Dachverkleidung aus individuell angepassten Aluminiumprofilbahnen sowie eine erneuerte Verglasung der Lichtbänder und Fassadenflächen
Foto: DB Engineering & Consulting GmbH / Marius Müller
Die Sanierung des Berliner Ostbahnhofs mit dem Zambelli „Rib-Roof Speed 500“-System zeigt, wie moderne Metalldachsysteme auch bei komplexen Bauvorhaben mit Effizienz, Dauerhaftigkeit und passgenauer Ausführung punkten können. Die Hauptarbeiten an den Dächern des Berliner Ostbahnhofs wurden inzwischen plangemäß abgeschlossen und die Schutzbrücke bereits wieder zurückgebaut.

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