Kita-Neubau in Dresden erhält Extensivbegrünung und Photovoltaikanlage
Viel Raum für Kinder und Natur in der „Pieschner Kinderinsel“ in DresdenDie Kindertagesstätte „Pieschner Kinderinsel“ im Dresdner Stadtteil Pieschen bietet Kindern viel Platz, um sich selbst und die Welt spielerisch kennenzulernen – und sie bietet Raum für Natur. Auf der 1100 m² großen Dachfläche wurde eine artenreiche Extensivbegrünung mit einer Photovoltaikanlage kombiniert.
Das Dach der neuen Kindertagesstätte „Pieschner Kinderinsel“ ist begrünt und mit Solarmodulen ausgestattet
Foto: Zinco / Michael Moser
Die Geschichte der „Pieschner Kinderinsel“ begann bereits in den 1970er Jahren in der Riesaer Straße im Dresdner Ortsteil Pieschen. In den Jahren 2020 bis 2022 wurde dort das alte Gebäude abgerissen und ein dreigeschossiger Neubau nach dem Entwurf von AWB Architekten aus Dresden realisiert, mit Platz für 285 Kinder. Der alte Baumbestand konnte in großem Umfang erhalten werden und bestimmt den Charakter der neuen, naturnah gestalteten Außenflächen. Große Glasfassaden verbinden innen und außen, während Rankpflanzen einen grünen Fassadenvorhang bilden und die Innenräume in den Sommermonaten kühl halten. Ebenfalls einen Kühleffekt im Sommer und einen Wärmedämmeffekt im Winter hat die vollflächige Begrünung des 1100 m² großen Daches. Die Planung sämtlicher Grünflächen oblag dem Dresdner Landschaftsarchitekturbüro Blaurock. Die Dachbegrünungsarbeiten, einschließlich Solaraufständerungen, führte der Garten- und Landschaftsbaubetrieb Heidel aus Hartenstein im Sommer 2021 aus.
Planungsfaktoren
Hinsichtlich der gewünschten Kombination aus Begrünung und Solaranlage sowie den objektspezifischen Gegebenheiten wie Standort- und Klimafaktoren (z. B. Wind, Niederschlag, Sonneneinstrahlung) wurde der Zinco-Systemaufbau „Solar Vert“ ausgewählt und mit einer Möglichkeit zur Bewässerung ausgestattet. Dabei war zu beachten, dass die Region Dresden zu den trockeneren Gebieten Deutschlands zählt. Der objektspezifische Aufbau des Systems „Solar Vert“ ermöglicht die dauerhafte Etablierung der gewünschten Begrünung sowie die durchdringungsfreie Befestigung der Solaranlage. Die PV-Anlage wird dabei durch das Gewicht der Begrünung auf dem Dach gehalten. Zur statischen Berechnung sind neben den Gewichten der Module und der Begrünung im wassergesättigten Zustand mögliche Schneelasten von Bedeutung.
Auf den Schutz-, Dränage- und Wasserspeicherbahnen „Fix-odrain XD 20” sind die Solarbasisplatten mit den Solargrundrahmen platziert. Darüber liegt das „Aquafleece AF 300” (grün) mit Tropfschläuchen
Foto: Zinco
Das Flachdach des Neubaus wurde fachgerecht mit einer bituminösen, wurzelfesten Abdichtung versehen. Darüber startete der Zinco-Systemaufbau „Solar Vert“ mit der Schutz-, Dränage- und Wasserspeicherbahn „Fixodrain XD 20“ als Basis. Diese Rollenware mit aufkaschiertem Filtervlies ermöglicht eine einfache und schnelle Verlegung. Die Bahnen werden über einrastende Noppen an den Längsseiten miteinander verbunden. Damit wird eine sofortige Lagesicherheit erzielt und die Dachabdichtung geschützt. In den Randbereichen übernehmen Schutzmatten-Randstreifen („SM-R“) diese Schutzfunktion. Die 20 mm dicken „Fixodrain XD 20“-Bahnen verfügen über oberseitige Mulden zur Wasserspeicherung sowie ein unterseitiges Kanalsystem für die Ableitung von Überschusswasser in die Dachabläufe.
Effiziente Unterflurbewässerung
Die Tropfschläuche sorgen für zusätzliche Feuchtigkeit im Wurzelraum der späteren Dachbegrünung
Foto: Zinco
Nun folgten das diffusionsoffene „Aquafleece AF 300“ und die Tropfschläuche zur Unterflurbewässerung. Diese Art der Bewässerung zeichnet sich durch einen geringeren Wasserverbrauch im Vergleich zu einer herkömmlichen Zusatzbewässerung mit Wassersprenklern oder Tropfschläuchen oben auf dem Substrat aus. Das „Aquafleece AF 300“ ist aufgrund seines zweischichtigen Aufbaus in der Lage, von oben kommendes Wasser in der Fläche zu verteilen. Das unterseitige, dichte Gewebe lässt Wasser erst dann durchtropfen, wenn das oberseitige, kapillarwirksame Vlies vollflächig wassergesättigt ist. Aufgrund dieser Flächenverteilung sind weniger Tropfschläuche notwendig als bei der klassischen Tröpfchenbewässerung und das Wasser steht ohne Verdunstungsverluste im Wurzelraum zur Verfügung.
Integration der Solaranlage
Die Solargrundrahmen haben eine Neigung von 15° und sorgen für ausreichend Abstand zum Substrat, damit die Module später nicht von den Pflanzen überwuchert werden. Im Randbereich wurden die Rahmen mit Windverbänden stabilisiert
Foto: Zinco
Zur Aufständerung der Solarmodule wurden Solarbasisplatten und Solargrundrahmen im Systemaufbau verlegt. Dabei wurden 291 Solarbasisplatten („SB 200“) in der Größe 1 x 2 m Reihe für Reihe auf den „Fixodrain XD 20“-Bahnen platziert, was eine Fläche von rund 590 m² beanspruchte. Diese Bauweise dient der Druckverteilung und vermeidet Dachdurchdringungen. Das „Aquafleece“ samt der Tropfschläuche wurde oberhalb der Solarbasisplatten verlegt. Die Solargrundrahmen „SGR 15“ haben eine Neigung von 15° und sorgen für ausreichend Abstand zum Substrat, damit die Module später nicht von den Pflanzen überwuchert werden. Im Randbereich wurden die Grundrahmen untereinander mit Winderbänden stabilisiert.
Absturzsicherung
Die durchdringungsfreie Verankerung dieser Geländer am Dachaustritt gelang mit der Zinco-Geländerbasis „GB“
Foto: Zinco
Während an der umlaufenden Attika des Daches bereits feste Geländer zur Absturzsicherung angebracht waren, entschied man sich im Dachinneren – unter anderem zur Sicherung des Dachausstiegs – für eine durchdringungsfreie Lösung mit den Geländer-Basisplatten („GB“) von Zinco. Am unterseitigen Aussteifungsprofil der Platten sind Schraubverbindungen zur Pfostenaufnahme montiert, an denen die Geländer mit passendem Gegenflansch befestigt werden konnten. Damit war die komplette Systemtechnik verlegt, es fehlten nur noch das Substrat und die Pflanzen.
Im Bezug auf die Substratart und dessen Schütthöhe waren verschiedene Aspekte maßgebend. Da das Substrat die Auflast für die Verankerung der Solaranlage darstellt, war das Gewicht im Trockenzustand entscheidend. Die Zinco-Systemerden basieren generell auf dem Tonziegelsubstrat „Zincolit“ (mineralischer Anteil) und sind mit „Zincohum“ (humoser Anteil) angereichert. Passend zur hier geplanten, artenreicheren Extensivbegrünung wurde die Systemerde „Steinrosenflur“ mittels Silozug auf dem vorbereiteten Dach der Kindertagesstätte aufgebracht. Für den gesamten Solarbereich des Daches bot sich eine Sedumsprossen-Aussaat an, da hier niedriger wachsende Pflanzenarten gefragt sind, um die Module nicht zu überwuchern. Auf der übrigen Dachfläche ergänzen Flachballenpflanzungen die Sprossenaussaat. So fühlen sich zum Beispiel Schafgarbe, Schnittlauch, Oregano und Kamille auf dem Dach sehr wohl. Für Bienen sind unterschiedliche Futterpflanzen auf dem Dach sehr wertvoll, deren Blütezeiten sich vom Frühling bis in den späten Herbst erstrecken.
Die Pflanzen der Dachbegrünung sorgen für eine kühlere Umgebungstemperatur und steigern damit den Ertrag der Solaranlage. Diese produziert rund 56 000 kWh Strom pro Jahr, etwa 26 000 kWh werden direkt in der Kita verbraucht, der Rest wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist.
Ausgezeichnetes Begrünungsprojekt
Die Bepflanzung hat sich prächtig entwickelt, auch unter den Solarmodulen
Foto: Blaurock
Im Oktober 2025 verlieh der Bundesverband Gebäudegrün e.V. (BuGG) dem Landschaftsarchitekturbüro Blaurock für die Begrünung der „Pieschner Kinderinsel“ im Wettbewerb „Gebäudegrün des Jahres 2025“ den ersten Preis in der Kategorie Gesamtbegrünung. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel.
Mehr Informationen über den Wettbewerb finden Sie online unter www.gebaeudegruen.info.
AutorinSandra Schöll ist Diplom-Wirtschaftsingenieurin und arbeitet in der Pressestelle der Zinco GmbH in Nürtingen.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Kindertagesstätte „Pieschner Kinderinsel“, Dresden-Pieschen
Baujahr 2021
Dachfläche etwa 1100 m²
Begrünungsaufbau Zinco-Systemaufbau „Solar Vert“ mit Bewässerung, Zinco GmbH, www.zinco.de
Bauherr Stadt Dresden, Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen
Projektsteuerung Stadt Dresden, Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung
Architektur AWB Architekten GmbH, Dresden,
www.awb-architekten.de
Landschaftsarchitektur Blaurock Landschaftsarchitektur, Dresden, www.blaurock-la.de
Dachabdichtung Meisterdach- und Fassadenbau GmbH, Großharthau, www.meisterdach-online.de
Dachbegrünung Heidel Garten- und Landschaftsbau, Hartenstein, www.heidel-galabau.de
