Gasthof der Rothaus-Brauerei um Neubau erweitert

Neubau mit großem Walmdach in exponierter Lage

Mit ihrem „Tannenzäpfle“-Bier wurde die Rothaus-Brauerei deutschlandweit bekannt. Nun soll das Freizeit- und Tourismusangebot rund um die Brauerei ausgebaut werden. Dafür wurde ein denkmalgeschütztes Gasthaus umgestaltet und um einen Neubau mit Walmdach und großen Dachüberständen erweitert.

Der Ort Rothaus ist ein Ortsteil der Gemeinde Grafenhausen, einer wichtigen Ferienregion im Schwarzwald. Das „Tannenzäpfle“-Bier der dort ansässigen Badischen Staatsbrauerei Rothaus AG gilt als Kultgetränk, es wird in Rothaus auf 1000 m über NN unweit des Schluchsees im Hochschwarzwald produziert. Somit gilt die Rothaus-Brauerei als höchstgelegene Brauerei Deutschlands.

Seit den 1990er Jahren erlebt die Brauerei einen rasanten Aufschwung. Neben dem berühmten Tannenzäpfle werden weitere Biere wie das Weizen-, Eis- oder Radlerzäpfle, auch als alkoholfreie Varianten, hergestellt. Welcher Biergenießer kennt nicht das typische Etikett auf den Tannenzäpfle-Flaschen, das ein Schwarzwaldmädel in Tracht und dahinter hängende Zapfen zeigt? Neben den berühmten Bieren der „Zäpfle-Familie“ wird auch ein eigener Single Malt Whiskey in den Sudkesseln der Brauerei angesetzt.

Brauereigasthof wird durch Neubau vergrößert

Die Brauerei ist ein beliebter Anlaufpunkt in der Ferienregion des Hochschwarzwalds. Brauereibesichtigungen sind ein wesentlicher Bestandteil des Standortmarketings. Der Ort Rothaus wird daher zum touristischen Zentrum mit zahlreichen Attraktionen der Region, dem Rothauser Land, weiterentwickelt. Mit der Staatsbrauerei Rothaus wurde dafür ein Entwicklungskonzept erarbeitet, das eine städtebauliche Verbindung des Siedlungsbereichs rund um das Heimatmuseum Hüsli (bekannt aus der Serie „Die Schwarzwaldklinik“) mit der Brauerei ermöglicht. Das Freizeit- und Tourismusangebot rund um die Brauerei soll deutlich ausgebaut werden. Im Mittelpunkt steht der Brauerei-Gasthof, der durch einen Neubau vergrößert wird. Das Besucherangebot der Erlebniswelt Rothaus soll ebenfalls weiterentwickelt werden.

Die Rothaus-Genusswelt im Brauerei-Gasthof gilt seit vielen Jahren als beliebte Hochzeitslocation im Schwarzwald. Für die weitere Entwicklung war es wichtig, dass der Gasthof durch einen Neubau erweitert wurde. So konnten die Bettenzahl erhöht werden und neue Veranstaltungs- und Ausstellungsflächen entstehen.

In Rekordbauzeit wurden die Pläne für die Erweiterung des Braurerei-Gasthofes umgesetzt. Nachdem der Gemeinderat Grafenhausen im Mai 2020 grünes Licht gegeben hatte, wurde mit dem Umbau des bisherigen Anbaus an das denkmalgeschützte, historische Gasthaus neben der Brauerei begonnen.

 

Mächtiges Walmdach

Am historischen Hotelgebäude wurden Anbauten abgerissen und der Komplex um zusätzliche Bettenkapazitäten erweitert. Im Verbindungsbereich zum Bestandsgebäude wurde eine 400 m² große Handelsfläche geplant. Im neuen Gebäude entstanden mehrere Eventflächen sowie ein Biergarten mit Bühnenbereich. Nach einem Jahr Bauzeit war der Umbau vollendet.

Der Neubau wurde in einer modernen Interpretation des Schwarzwaldhauses, das sich durch eine Walmdachform mit weit heruntergezogenen Dachflächen auszeichnet, mit einem Walmdach und großen Dachüberständen geplant. So kann die umlaufende Terrasse besonders gut genutzt werden. Das in den Hang geschobene Untergeschoss sowie der Gastronomiebereich wurden in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Das mächtige Walmdach erhielt eine Tragkonstruktion in klassischer Zimmermannsarbeit auf einer betonierten Fußschwelle. Die Gefache sowie die eingestellten Gauben und Wände in Holzrahmenbauweise wurden von innen gedämmt.

Den Auftrag für die Dachdeckung des Neubaus erhielt die Firma Malzacher Bedachungen OHG aus Dachsberg. In Abstimmung mit dem Auftraggeber wurde der Dachziegel „Turmalin“ mit einer glasierten Oberfläche in der Farbe „Seidenmatt-Tiefschwarz“ von Braas für die Dachfläche mit etwa 900 m² gewählt und von den Dachdeckern verlegt.

 

Ausgeklügelte Form schützt vor Regen und Schnee

Der Flachziegel zeichnet sich durch seine variable Decklänge von 350-380 mm aus. So lässt er sich auf der Dachfläche optimal einteilen. Die mittlere Deckbreite beträgt 240 mm. Diese Abmessungen ergeben einen durchschnittlichen Bedarf von 11 bis 11,9 Stück pro Quadratmetern Deckfläche. Die Regeldachneigung beträgt 25°. Bei einer Unterschreitung der Regeldachneigung über 8° bis 12° ist als regensichernde Zusatzmaßnahme zur Deckung ein wasserdichtes Unterdach vorzusehen. Der Ziegel kann ab einer Dachneigung von 10° eingesetzt werden. Hierfür sind nach dem Regelwerk des ZVDH ein wasserdichtes Unterdach sowie zusätzliche Maßnahmen zum Erhalt der Lattung einzuplanen.

Für das große Einsatzspektrum des „Turmalin“-Ziegels sorgt die ausgeklügelte Gestaltung der Verfalzungsbereiche. So verhindern der Kopffalz und eine tief gelegene Wassertasche im Kopfbereich den Eintrieb von Regen und Flugschnee. Das seitliche Verfalzungssystem schützt vor Eintrieb von Niederschlagsfeuchtigkeit. Um ein auffälliges Schüsseln des Flachziegels während der Produktion zu verhindern, erfolgt der Brand in H-Kassetten. Dadurch bleibt der Dachziegel während des Brennvorgangs ohne Berührungspunkte und verformt sich nicht.

Der „Turmalin“ kann sowohl im Verband als auch in Reihe eingedeckt werden. Bei Dächern mit Ortgängen und Deckung verhindern ganze und halbe Ortgang- und Doppelwulstziegel die „Rahmeneffektbildung“ der eingedeckten Dachfläche. Werden dunkle Dachfarben, wie auch beim Dach des Brauerei-Gasthofes eingesetzt, verhindert die manganbraune Durchfärbung unschöne, rote „Farbblitzer“ bei geschnittenen Ziegeln.  

 

Naht- und perforationsgesicherte Unterdeckung

Der Neubau des Brauerei-Gasthofes liegt auf etwa 1000 m Höhe über NN, also in einer exponierten Lage mit besonderen klimatischen Verhältnissen. Dazu kommt als konstruktive Besonderheit des Daches die große Entfernung zwischen First und Traufe durch eine hohe Sparrenlänge.  Unter diesen Voraussetzungen war der Einsatz einer naht- und perforationsgesicherten Unterdeckung erforderlich. Als Zusatzmaßnahme zur Deckung kam eine diffusionsoffene Unterdeckbahn mit verklebten Überdeckungen zum Einsatz. Unter den Konterlatten, welche die Hinterlüftung der Deckung sicherstellen, wurde eine Nageldichtung angeordnet.

 

Schneestopphaken und Sturmklammern

Auf der gesamten Dachfläche ordneten die Dachdecker Schneestopphaken zur Fixierung von Schnee an. In den unteren beiden Traufreihen wurde je Dachziegel ein Schneestopphaken verbaut. Über die übrige Dachfläche verteilten die Dachdecker in jeder zweiten Reihe auf jedem zweiten Ziegel einen Schneestopphaken. Die Lagesicherung der Dachdeckung gegen den in dieser Höhe zu erwartenden Windsog erfolgte mit dem abgestimmten „Braas Clip“ entsprechend der statischen Vorgaben. Die geschnittenen Ziegel auf den langen Graten wurden mit Kehl- und Gratklammern an der Unterkonstruktion befestigt.

Keramisches Firstsystem bietet Regensicherheit

Für die Belüftung der Dachfläche am First setzten die Dachdecker den „Linienfirst K“ mit entsprechendem Firstanschlussziegel ein. Dieser Trockenfirst ermöglicht die problemlose Einhaltung der Anforderungen zur Belüftung der Dachdeckung nach DIN 4108-3 sowie des Regelwerks des ZVDH. So ist zur Vermeidung von Bauteilschäden durch Tauwasserbildung bei belüfteten Luftschichten von Dächern und belüfteten Dachdeckungen ein freier Mindestlüftungsquerschnitt an First und Grat von 0,5 ‰ der zugehörigen geneigten Dachflächen erforderlich, mindestens jedoch 50 cm²/m. Mit dem vollkeramischen Firstsystem von Braas wird ein freier Lüftungsquerschnitt von 200 cm² pro Meter First ermöglicht. Der aerodynamisch geformte Spoiler des Firstanschlussziegels lenkt dabei Wind und Regen direkt über den First. Das Firstsystem ist somit auch ohne Firstband oder Firstrolle regensicher. Die Funktion des Firstsystems wurde im hauseigenen Windkanal von Braas nachgewiesen. Die materialgleiche Ausführung aus Ton sichert hohe Beständigkeit und bietet ein einheitliches Erscheinungsbild. Durch den Verzicht auf eine Firstrolle und Firstlatte geht die Eindeckung schnell vonstatten.

 

Tradition und Moderne unter einem Dach

Seit dem Sommer 2021 ist die „Genusswelt“ im Neubau der Staatsbrauerei Rothaus geöffnet. Die Gäste können dort ein Erlebnis für alle Sinne erwarten und die Verbindung zwischen Schwarzwälder Tradition und Moderne erleben. Unter dem Dach des Neubaus gibt es mehr Platz für Events und Veranstaltungen. Die hellen und flexibel gestaltbaren Räumlichkeiten mit Klimaanlage und moderer Tagungstechnik bieten beste Voraussetzungen für Hochzeiten, Geburtstagspartys, Tagungen oder Firmenfeiern. Dazu kommt die neu geschaffene Koch- und Grillakademie im Hochschwarzwald, die im Neubau ebenfalls ihren Platz findet.

 

Autor

Michael Weber arbeitet in der Anwendungstechnik Produkte und Systeme bei der BMI Deutschland GmbH in Oberursel.

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