Rückblick auf die DigitalBAU 2024 in Köln

Auf der Messe digitalBAU in Köln wurden digitale Technologien spannend in Szene gesetzt: von Seilrobotern im Miniformat über Fahrsimulatoren und Exoskelette bis hin zu auf den Schultern tragbaren Vermessungs-Scannern: 277 Aussteller aus 16 Ländern präsentierten auf der digitalBAU ihre Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen digitales Planen, Bauen und Betreiben.

Nach 2020 und 2022 fand die Fachmesse für digitale Lösungen in der Baubranche von 20. bis 22. Februar 2024 bereits zum dritten Mal in Köln statt. An den drei Veranstaltungstagen informierten sich über 10 000 Besucherinnen und Besucher über Neuheiten und Trends. Zudem wurde der Deutsche Baupreis im Forum des Bauverlages verliehen.

Der digitale Transformer zog die Blicke auf sich
Foto: Michaela Podschun

Der digitale Transformer zog die Blicke auf sich
Foto: Michaela Podschun
„Wir wollen auffallen!“ sagte Markus Uhl, Head of Marketing bei BRZ Deutschland. Das Unternehmen aus Nürnberg schickte einen digitalen Transformer mit dem grünen Firmen-Logo durch die Messehalle. Darunter steckte ein Stelzenläufer. Überall gab es erstaunte Blicke und Handys wurden für Fotos gezückt. BRZ informierte unter anderem über Assistenzsysteme, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz bereits heute einen wichtigen Beitrag leisten, um Kernprozesse im Baubetrieb (Auswertungen mittels interaktiver Geschäftsanalytik, digitale Bürgschaftsverwaltung) zu optimieren.

Zufriedener Veranstalter

Dr. Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München, blickt auf eine erfolgreiche Veranstaltung zurück: „Zufriedene Austeller und eine positive Besucherresonanz unterstreichen das große Potential, das die Digitalisierung im Bauwesen besitzt. Mit diesem hervorragenden Ergebnis sendet die digitalBAU ein positives Signal in die Branche und schafft gleichzeitig optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche BAU 2025 in München.“

Wichtige Nachhaltigkeitsziele

Beim Innovationsparcours des Mittelstand-Digital Zentrums Handwerk testeten die Besucher den Fahrsimulator, den die Bildungszentren des Baugewerbes einsetzen
Foto: Michaela Podschun

Beim Innovationsparcours des Mittelstand-Digital Zentrums Handwerk testeten die Besucher den Fahrsimulator, den die Bildungszentren des Baugewerbes einsetzen
Foto: Michaela Podschun
„Methoden und Technologien der Digitalisierung sind für die Wertschöpfungskette Bau bereits vorhanden und werden genutzt. Jetzt kommt es aber darauf an, diese Errungenschaften flächendeckend in Deutschland umzusetzen – auch um die wichtigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen,“ bewertet Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Vorstandsvorsitzender des BVBS Bundesverbands Software und Digitalisierung im Bauwesen, den aktuellen Stand der Digitalisierung.

Aus Sicht von Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB), hat die digitalBAU 2024 überzeugt: „Sie ist für die bauausführende Wirtschaft eine unverzichtbare Zukunftsmesse geworden. Die Bauwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen, denn der Baubedarf ist riesig und die Fachkräfte sind rar. Die Unternehmen sind gefordert, immer effektiver, effizienter und nachhaltiger zu bauen. Wie das geht, von Vorfertigung über Digitalisierung, KI und Robotik, zeigt die digitalBau.“

Digitale Baustelle, Smart City, Zirkuläres Bauen

Zu den Themen-Schwerpunkten der digitalBAU 2024 zählten die digitale Baustelle, Konnektivität, Smart City und zirkuläres Bauen. Projektleiterin Anja Gierstorfer äußert sich sehr zufrieden über die Teilnahme namhafter Aussteller wie Bechmann, BRZ, Hexagon, Hottgenroth sowie die Nemetschek Group, RIB und Würth: „Die Beteiligung dieser führenden Unternehmen zeigt den hohen Stellenwert der digitalBAU innerhalb der Branche. Wir freuen uns sehr, dass sich die Firmen neben ihrer Messepräsenz auch aktiv am Rahmenprogramm beteiligt haben.“

Der Anteil internationaler Besucherinnen und Besucher lag bei rund zehn Prozent. Dr. Thomas Reich, CEO von BRZ Deutschland, lobt diese Entwicklung: „Ein weiteres Mal zeigt sich, dass sich die digitalBAU als spannender Branchentreffpunkt etabliert hat.“

Foren, Preisverleihungen und Start-ups

Die Gewinner des Deutschen Baupreises jubeln auf der Bühne des Bauverlages
Foto: Messe München

Die Gewinner des Deutschen Baupreises jubeln auf der Bühne des Bauverlages
Foto: Messe München
Ergänzend zum Ausstellungsbereich fand im Rahmenprogramm die Verleihung des Deutschen Baupreises statt. Zudem gab es zahlreiche Praxisbeispiele. In mehr als 140 Vorträgen und Diskussionsrunden zeigten über 180 Sprecherinnen und Sprecher Lösungsansätze für ein digitales und zukunftsfähiges Planen und Bauen.

Sehr gut gefüllt war das Vortragsforum des Bauverlags in Halle 1 der digitalBAU. Mehr als 140 Sitzplätze luden zum Zuhören und Verweilen ein. Am Mittwochvormittag ging es im Forum um praktische, digitale Tipps für den Handwerker-Alltag. KI-Trainer Paolo Pappe vom Mittelstand-Digital Zentrum Hannover erklärte, was Künstliche Intelligenz ist und wie sie Betriebe unterstützen kann: „Menschliche Intelligenz wird künstlich nachgeahmt.“ Je mehr Daten die KI bekomme, desto stärker könne sie Muster erkennen und Voraussagen treffen. KI könne bei komplexen Entscheidungen behilflich sei, beispielsweise wenn teure Geräte oder Nutzfahrzeuge gekauft werden müssten und dafür Preisprognosen nötig seien. „Auch bei Bedarfsermittlung, Absatzprognosen und Vorhersage des Wartungsbedarfs liefert sie detaillierte Infos“, sagte Paolo Pappe. Bedingung: Der Handwerksbetrieb müsse digitale Strukturen haben.

Social-Media-Tipps von Influencerin Anna Sänger

Hatten viele Zuhörer im Forum des Bauverlages (von links) Anna Sänger, Moderatorin Michaela Podschun, Dachdecker Sascha Kloss, Elektromeisterin Mona Kulka und Dachdecker Florian Hemmersbach

Foto: Christian Ippach

Hatten viele Zuhörer im Forum des Bauverlages (von links) Anna Sänger, Moderatorin Michaela Podschun, Dachdecker Sascha Kloss, Elektromeisterin Mona Kulka und Dachdecker Florian Hemmersbach
Foto: Christian Ippach
Wie finden sich Unternehmen im Dschungel aus Instagram, Facebook, LinkedIn, Pinterest und Co. zurecht und können sich über Social Media vermarkten? Anna Sänger, Metallbauerin, Unternehmensberaterin und Influencerin, bot einen sehr gut strukturierten Vortrag zum Thema Social Media. Sie setzt bevorzugt auf die Kommunikation über Instagram. „Das ist ein visuelles Netzwerk, das die meisten Funktionen für Handwerksbetriebe hat. Verlinkungen zur Website, lokale Filter und die umfangreiche Präsentation der eigenen Firma sind möglich“, sagte sie. Man müsse allerdings seine Zielgruppe kennen und nicht konzeptlos einfach losposten. Auf Instagram tummeln sich 14- bis 39-Jährige. Facebook werde älter, kaum ein User sei unter 40 Jahren. Auf Instagram hätten Handwerksbetriebe gute Chancen, aufzufallen. „Denn die Konkurrenz ist noch gering, kompetente Mitarbeiter und Zielgruppen können gut erreicht und der Umsatz gesteigert werden“, lautete ihr Fazit.

Dachdecker-Firmen zeigen sich frisch und unkonventionell

Aufmerksamkeit erzeugen, mit cleveren Ideen Fachkräfte finden und eine Team-Atmosphäre schaffen: Das haben zwei junge Dachdecker-Betriebe eindrucksvoll geschafft. Pro Electrify aus Herford legte einen atemberaubenden Start hin. Gegründet vor rund einem Jahr, ist das Start-up inzwischen auf 35 Mitarbeiter angewachsen und hat bereits 40 Praktikanten Schnuppertage ermöglicht. Warum ein Autohaus eine wichtige Rolle spielte, das erzählten Betriebsleiter Sascha Kloss und Elektromeisterin Mona Kulka auf der Bühne. „Der Impuls kam vom Autohaus Mattern in Herford, das für E-Autos auch passende Photovoltaikanlagen und Wall-Boxen anbieten wollte und uns daher als Tochterunternehmen gründete“, berichtete Sascha Kloss. Geschäftsführer Philip Kleineberg und der gelernte Dachdecker Sascha Kloss legten los.

Pro Electrify vereint nun die Gewerke Dach, Elektro und Haustechnik. Von Beginn an stellte sich das Team digital auf und verzichtet weitgehend auf Papier. Die gesamte Buchhaltung, Verkauf, Einkauf, Lager, Zeiterfassung, Außendienst, Reparaturen und Wartungen laufen über ein digitales Tool. Social Media wird konsequent genutzt, um Mitarbeiter zu gewinnen. „Wir stellen den Menschen in den Vordergrund“, betonen Kloss und Kleineberg. Wer ins Team passt, kriege eine Chance. So durchlaufe auch ein Tischler die Ausbildung zum Dachdecker und ein ukrainischer Kollege ohne Deutschkenntnisse arbeitet ebenfalls im Betrieb.

Qualität und Mitarbeiter: Zwei Säulen bei „Dein Dach“

Authentisch sein, Qualität und Team-Kultur in den Fokus setzen: Das hat auch „Dein Dach“ nach vorne gebracht. Die Brüder Florian und Lukas Hemmersbach starteten vor zweieinhalb Jahren mit ihrem Kölner Betrieb, der inzwischen auf 48 Mitarbeiter angewachsen ist. Florian Hemmersbach, Geschäftsführer des Betriebs, machte in seinem Vortrag auf der digitalBAU deutlich: „Wir sind Handwerker aus Leidenschaft in der vierten Generation.“ Konsequent entwickelten sie ihren Betrieb als „Marke“, treten auf der Baustelle wie privat mit Firmen-Hoodie, Arbeits-Hose und Caps mit „Dein Dach“-Logos und Branding auf.

Mitarbeiter finden sie ebenso über Social Media, setzen beispielsweise auf die 60-Sekunden-Bewerbung, senken damit Hemmschwellen. „Niemand kommt mehr über Zeitungsinserate. Wir kriegen die jungen Fachkräfte dort nicht mehr“, sagt Dachdecker Florian Hemmersbach. Stattdessen empfiehlt Hemmersbach: Mailen, anrufen oder einfach vorbeikommen – am besten Freitagnachmittag, wenn zum Feierabend gegrillt oder gekickert werde. „Dann erleben Jobsucher unsere lockere Atmosphäre. Das gesamte Team entscheidet, wer passt oder auch wer nicht passt.“ 

An der digitalBAU 2024 haben außerdem rund 40 Start-ups teilgenommen. Wir stellen einige ausgewählte Unternehmen in der April-Ausgabe der bauhandwerk sowie online vor.    

Im Rahmen der BAU 2025 (13. bis 17. Januar 2025) in München belegt der Ausstellungsbereich „Digitale Lösungen powered by digitalBAU“ unter anderem mit den Themen BIM, Software und Künstliche Intelligenz die Halle C3.

Die nächste digitalBAU findet im Frühjahr 2026 statt.

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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