Der "Kugulus" für die Therme Erding

Zimmerei baut runde Sauna für Therme Erding und Saunabänke mit Holznägeln

Für die Bade- und Saunawelten der Therme Erding hat die Zimmerei Beyerl nicht nur eine Rundsauna aus Holz gebaut. Auch die Sitzbänke der Saunen müssen regelmäßig gewartet und erneuert werden. ­Dabei nutzten die Zimmerer dieses Jahr erstmals schießbare Holznägel.

Südseeflair und Pools unter Palmen, Saunen von der russischen Banja über das Salzsteinzimmer bis hin zu Stonehenge, Ruhebereiche in Almchalets – so vielfältig wie die Bereiche der Therme Erding sind auch die Aufgaben für Gerhard Beyerl und sein Team. Der Zimmermeister aus dem nahen Maria Thalheim ist seit 19 Jahren und damit fast seit der Eröffnung für die Therme tätig. Dabei reicht das Spektrum der Arbeiten, die er und seine Mitarbeiter in der Therme ausführen, von der Schindeldeckung der Seechalets über Holzplanken für Terrassen und die Gestaltung von Sonnenschutzpavillons bis hin zu Projekten wie der See-Sauna und dem „Kugulus“. Letztere entstanden in enger Zusammenarbeit mit Jörg Wund, dem Eigentümer, Architekten und Bauherrn der Therme Erding. Für den „Kugulus“ zeichnete Jörg Wund mit wenigen Strichen einen kuppelförmigen Raum, aus dem Bauherr und Handwerker gemeinsam das realisierte Objekt entwickelten. Dabei setzt Jörg Wund stets auf die Erfahrung der Zimmerer, die die technisch kniffligen Punkte nicht nur erkennen und ansprechen, sondern auch Lösungen vorschlagen. Vieles wird direkt vor Ort in der Zimmerei auf kurzem Weg gemeinsam entschieden, oftmals auch anhand von Aufrissen im Maßstab 1:1.

Rundsauna mit sechs Metern Durchmesser

Die Rundsauna „Kugulus“ mit einem Durchmesser von 6 m und Platz für 40 Saunagäste wurde im Betrieb von Gerhard Beyerl komplett vorgefertigt. Die Kugelform war dabei eine besondere Herausforderung: Die Binder für die runde Konstruktion bestehen aus Seekieferfurnierholzplatten, die ausgefräst, verleimt und in drei Schichten vernagelt wurden. Die Binder erstellten die Mitarbeiter der Zimmerei in Handarbeit. „Wir haben mehrschichtige Seekieferplatten benutzt, weil sie meiner Meinung nach stabiler als andere Hölzer sind. Bisher hat sich das Material für die Binder bewährt und nicht verzogen“, sagt Gerhard Beyerl. Oben und unten sind die 16 cm hohen Binder an horizontalen ringförmigen Auflagern mit Stahlwinkeln befestigt. Insgesamt 24 Binder bilden die Konstruktion der Kugel. Die Innenverkleidung besteht aus 12 mm dicken Dreischichtplatten, die auf der Rückseite eingeschnitten wurden, um sie biegen zu können. Im oberen Bereich der Rundung wurde die Verkleidung senkrecht angebracht und musste gefräst werden. Gedämmt ist der „Kugulus“ mit 160 mm Mineralwolle.

Holzschindeln auf nass gesägten Fichtenlatten

Als äußere Bekleidung des „Kugulus“ montierten die Zimmerer circa 4600 Zedernholzschindeln mit einem druckluftbetriebenen Dachpappennagler. Die Unterkonstruktion für die Schindeln besteht aus gebogenen Fichtenlatten (16 x 35 mm, zweilagig) sowie aus gefrästen Mehrschichtplatten im oberen Bereich. Um die Fichtenlatten besser biegen zu können, wurden sie im Sägewerk genässt und dann geschnitten. Windrispenbänder auf den Bindern steifen die Konstruktion aus und verhindern das Verdrehen. Auch die Zug- und Druckkräfte, die beim Anheben und Verladen auf den Transporter entstehen, mussten berücksichtigt werden. So wurden für den Transport Brettschichtholz und Zurrgurte als Verstärkungen eingebaut.

Über den Tunnel in den „Kugulus“

Den Eingang in die Kugelsauna – sowohl konstruktiv als auch optisch ein wichtiges Detail – planten Jörg Wund und Gerhard Beyerl bei der Vorfertigung im Betrieb: Ein etwa drei Meter langer tunnelartiger Vorraum mit einem Durchmesser von 3,60 m leitet die Saunagäste in die Rundsauna. Die Schnittstelle von Eingangsbereich und Kugel war baulich eine besondere Herausforderung: Dafür musste eine Auswechslung gebaut werden, die die Lasten aufnimmt und beide Bauteile fest miteinander verbindet. Abgedichtet wurde die Verbindungsstelle mit einer diffusionsoffenen Unterspannbahn und Klebeband, ähnlich wie bei einer Kehlenausbildung. Für die Abdichtung der Oberseite des Tunnels, die mit einer horizontalen Bretterschalung verkleidet ist, wurde eine PVC-Flachdachfolie verwendet.

Der insgesamt 6,3 Tonnen schwere „Kugulus“ wurde komplett mit Saunabänken, Elektrik, Saunaöfen, Schuhablagen und Garderobenhaken per Tieflader in den Nachtstunden, mit Straßensperren und Polizeibegleitung, vom Betrieb in Maria Thalheim in die 17 km entfernte Therme Erding zu seinem neuen Standort gefahren und dort mit dem Autokran platziert. Beschirmt von einer Kiefer steht die große Holzkugel nun im Bali-Garten und strahlt eine selbstverständliche Ruhe aus. Im Inneren überrascht der Raum, der als Textilsauna mit einer Temperatur von 70 Grad genutzt wird, durch die besondere Lichtinszenierung der orientalisch inspirierten Leuchten.

See-Sauna mit Panorama-Verglasung                                                                            

Die See-Sauna, die 2018 eröffnet wurde, fasst 150 Personen und ist die größte Sauna der Therme Erding.Auch hier entwickelte Gerhard Beyerl gemeinsam mit dem Bauherrn den Entwurf. Der Baukörper auf ovalem Grundriss erstreckt sich entlang der Wasserfläche, sodass die Saunagäste durch die raumhohen Verglasungen den Ausblick auf den See genießen. Konstruktiv ist das Gebäude in Mischbauweise erstellt. Ein Stahltragwerk überspannt den Raum und nimmt auch die Lasten des als Sonnendeck genutzten Flachdachs auf. Die Holz-Glasfassade zur Seeseite ist zwängungsfrei gelagert, um Spannungen in den Glasflächen zu verhindern. Die geschlossenen Fassadenflächen bestehen aus Holzständerelementen, die mit unbehandeltem Lärchenholz bekleidet sind.

Innovative Lösung für die Wartung der Saunabänke

Auch die Instandhaltung der Saunaeinbauten gehört zu Gerhard Beyerls Aufgaben. Durch die hohen Besucherzahlen mit bis zu 10 000 Gästen täglich werden die Saunabänke der Therme Erding stark beansprucht. Sie werden daher regelmäßig abgeschliffen und repariert sowie je nach Beanspruchung erneuert. „Normalerweise müssen die Saunabänke alle drei Jahre erneuert werden“, sagt Gerhard Beyerl. Diese  baute die Zimmerei bisher aus Abachi-Holz, da es schlecht wärmeleitend, weich und harzfrei ist, außerdem wenig quillt und schwindet. Gerhard Beyerl bearbeitet dabei die gelieferten Holzbretter in seinem Zimmereibetrieb für den Bau der Saunabänke weiter, sie werden gehobelt, geschliffen und auf Maß gebracht. Die Oberfläche der Bretter bleibt unbehandelt, um Abfärbungen zu vermeiden.

Holznägel statt Edelstahlschrauben

Für den Bau der Holzbänke nutzen die Zimmerer normalerweise Edelstahlschrauben. Speziell bei den Saunabänken des Salzsteinzimmers ist diese Kombination aber problematisch, da die salzhaltige Luft in der Sauna die Edelstahlschrauben schnell korrodieren lässt. Dazu kommt, dass die Saunagäste sich vor dem Saunagang mit Salz einreiben, das zusätzlich an die Schrauben gelangt. „Selbst V4A-Edelstahlschrauben, die normalerweise als rostfrei gelten, rosten bei diesen extremen Bedingungen“, erklärt Gerhard Beyerl. Für die turnusgemäß erneuerten Bänke der bis zu 40 Personen fassenden Sauna suchte der Zimmermeister deshalb nach einer anderen Lösung. Auf einer Fachmesse entdeckte seine Frau Evi Beyerl eine neue Art von Nägeln aus verdichtetem Buchenholz, die „LignoLoc“-Nägel. Die magazinierten Holznägel werden mit Druckluftnaglern verarbeitet. Beim Einschießen kommt es über das holzeigene Lignin in den ­Nägeln und dem Holz zu einer kraftschlüssigen Verbindung, dem sogenannten „Holzschweißen“. Die Holznägel korrodieren nicht und können im Gegensatz zu Stahlnägeln und -schrauben mit abgeschliffen werden.

Tannenholz für niedrige Temperaturen

Die „LignoLoc“-Nägel wurden vorher für den Bau von Saunaeinrichtungen noch nie verwendet. Deshalb wurde gemeinsam mit der Herstellerfirma, der Beck Fastener Group, der Einsatz der Buchenholznägel für die Saunabänke in Beyerls Betrieb getestet. Dabei nutzte Gerhard Beyerl einen „F44 LignoLoc“-Druckluftnagler. Bei der Fertigung der Bänke in der Zimmerei stellte man fest, dass Tannenholz mit seinem geringen Harzanteil besser für den Bau der Bänke geeignet wäre als das fast harzfreie Abachi-Holz. Da Abachi-Holz harzfrei ist, befürchtete Gerhard Beyerl, dass die Holznägel nicht genügend Halt haben würden und sich nicht ausreichend mit dem Holz verbinden würden.  „Daher haben wir uns für Tannenholz entschieden. Das lässt sich allerdings nur in Saunen mit niedrigen Temperaturen einsetzen, im Salzsteinzimmer herrscht beispielsweise eine Temperatur von etwa 45 Grad“, sagt Gerhard Beyerl. Tannenholz heize sich stark auf und sei für Saunen mit hohen Temperaturen nicht geeignet. Abachi-Holz hingegen lässt große Hitze kalt, es heizt sich nicht auf und sei so für den Bau von Bänken in Saunen mit hohen Temperaturen gut geeignet.

Einbau im laufenden Betrieb

Die Sitzbänke für die Salzsteinzimmer-Sauna fertigte die Zimmerei aus 30 mm dicken Brettern für die Sitzflächen und 20 mm dicken Leisten, die quer unter den Brettern mit Holznägeln montiert sind. Die Unterkonstruktion der Sitzbänke besteht aus stehenden Dreischichtplatten, die mit Querträgern miteinander verbunden sind und zwischen denen die Bänke montiert wurden. Alle Elemente wurden in der Zimmerei Beyerl vorkonfektioniert und dort auch testweise aufgebaut, um den Einbau vor Ort möglichst schnell zu realisieren, da er bei laufenden Betrieb stattfand. Durch die Vorfertigung gelang es, die komplette Saunaeinrichtung des Salzsteinzimmers innerhalb von einer Woche auszutauschen. „Die Montage der Bänke mit den schießbaren Holznägeln war leichter als die Montage mit Edelstahlschrauben, obwohl wir das Tannenholz vor dem Einschießen der Holznägel vorbohren mussten“, sagt Gerhard Beyerl. Mit der Verwendung der Holznägel für die Saunabänke haben der Eigentümer der Therme Erding und die Zimmerei Beyerl neue Wege beschritten – jetzt gilt es abzuwarten, wie sich die mit Holznägeln montierten Bänke langfristig bewähren.

Autorin

Dipl.-Ing. Claudia Fuchs hat Architektur an der TU München studiert und arbeitet als freie Redakteurin und Autorin für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau der Rundsauna „Kugulus“ und Erneuerung von Saunabänken in der Therme Erding, 85435 Erding, www.therme-erding.de

Bauherr, Inhaber & Geschäftsführer Jörg Wund, Therme Erding GmbH, 85435 Erding

Holzbau Zimmerei Gerhard Beyerl GmbH, 85447 Maria Thalheim, www.zimmerei-beyerl.de

Herstellerindex (Auswahl)

Holznägel und Druckluftnagler „LignoLoc“-Holznägel (Länge 50 mm, Dicke 3,7 mm) Druckluftnagler „F 44 LignoLoc“, Beck Fastener Group, A-5270 Mauerkirchen

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2020

Holznägel für den Holzrahmenbau nutzbar

F60 CN15-PS90 LIGNOLOC?

Die magazinierten Nägel aus Holz „Lignoloc“ haben jetzt die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für tragende Holzverbindungen erhalten. Diese ermöglicht die Planung, Bemessung und Ausführung...

mehr
Ausgabe 04/2019

Umweltstiftung fördert Nägel aus Holz

003_LL_F44-2.0_System-Altholzwand_02-19_L_RGB.JPG

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert die Weiterentwicklung der „LignoLoc“-Holznägel mit einer Fördersumme von 276?000 Euro. Gemeinsam mit dem Institut für Holzwissenschaften an der...

mehr

Jetzt bewerben und Holznagel-System testen

Druckluftnagler und magazinierte Holznägel von Beck unverbindlich ausprobieren

Seit August 2020 haben die magazinierten "LignoLoc" Holznägel der Firma Beck die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung / Allgemeine Bauartgenehmigung für tragende Holzverbindungen des Deutschen...

mehr
Ausgabe 01/2019

Magazinierte, schießbare Holznägel in neuen Dimensionen

Zur Messe BAU in München stellt die Beck Fastener Group die Weiterentwicklung des „Lig­noLoc“-Holznagelsystems vor: Das neue „F60“-System besteht aus dem „F60-LignoLoc“-Druckluftnagler der...

mehr
Ausgabe 7-8/2017

Praktikum in der Zimmerei Holzbau Vorderwisch in Gütersloh

Schon um 6 Uhr morgens stehe ich in der Halle von Holzbau Vorderwisch, mehr aufgeregt als müde und frage mich, was ich am ersten Tag meines Zimmereipraktikums machen werde. In der Halle stehen weiße...

mehr