Schulung für die Sicherheit

Das Thema Absturzsicherungen muss für alle Handwerker, die sich auf dem Dach bewegen, höchste Priorität haben. Beschäftigte müssen sich in unfallgefährdeter Höhe grundsätzlich vor Stürzen schützen, unter anderem auch damit sie auf den Versicherungsschutz der Berufsgenossenschaften bauen können.

Dachdecker und Zimmerer zählen zu einer besonders betroffenen Gruppe, weil sie oft in schwindelnder Höhe arbeiten. Dachhaken und Anschlagpunkte gehören deshalb heute auch zum guten Portfolio eines modernen Dachdeckerbetriebs; so bietet ein guter Dienstleister mit der Dacheindeckung auch das passende Absturzsicherungssystem und dessen Wartung gleich mit an. Welches System sich wo am besten eignet und wie es richtig installiert wird, steht bei den Lehrlingen und Gehilfen in der Regel allerdings nicht auf dem Ausbildungsplan.

Einzelanschlagpunkt oder Seilsystem, fest montiert oder temporär – die Planung einer Absturzsicherung geht oft mit vielen Fragen einher. Beantworten kann sie zum Beispiel Sebastian Klenke von ABS Safety. Bei dem auf Absturzsicherungen spezialisierten Familienunternehmen leitet er regelmäßig Schulungen für Dachdecker und Industriekletterer, aber auch für Bauherren und Architekten. „Unsere Gruppen sind meistens sehr gemischt, manchmal kommt ein Dachdeckerbetrieb aber auch mit seiner ganzen Belegschaft“, berichtet Klenke, der im Schnitt zwei Schulungen pro Monat durchführt. So gemischt wie die Teilnehmer sind auch ihre Fragen „Häufig geht es um die Planung und Montage von Absturzsicherungen, nicht selten aber auch um rechtliche Hintergründe.“

Fixe und temporäre Systeme

Grundsätzlich gilt: Eine gute Absturzsicherung ist nicht kompliziert. Wie sie funktioniert, lässt sich am einfachsten in der Praxis veranschaulichen. Deshalb hat ABS Safety im vergangenen Jahr einen kleinen Testparcour auf dem eigenen Gebäude errichtet. Hier sind die verschiedenen Sicherungsmöglichkeiten installiert, um die Unterschiede in der Montage und Funktion aus nächster Nähe aufzeigen zu können. „Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen stationären und temporären Sicherungen, also Systemen, die fest auf der Dachoberfläche montiert werden, und solchen, die nach dem Arbeitseinsatz wieder entfernt werden können“, erklärt Fachmann Klenke. „Unser Hauptgeschäft und das des Dachdeckers machen aber vor allem fixe Systeme aus.“

Auf Steildächern von Einfamilienhäusern, die mit Dachpfannen eingedeckt sind, ist der Dachhaken immer noch der Klassiker. „Dabei sollte man darauf achten, dass der Dachhaken nicht nur die Möglichkeit bietet, eine Leiter einzuhängen, sondern außerdem in alle Richtungen belastet werden kann“, erklärt Sebastian Klenke. An der Kennzeichnung EN 795 sind diese Dachhaken leicht zu erkennen. Ihr Vorteil: Sie schützen auch dann zuverlässig, wenn sich die ge­sicherte Person seitlich oder oberhalb des Hakens befindet. Kommt es zum Sturz, verformt sich der Dachhaken und reduziert dadurch die auftretenden Kräfte – aufgrund dieser definierten Flexibilität bietet er einen zuverlässigen Halt auf dem Dachbalken oder Sparren.

Seilsystem auch auf Steildächern

Doch auch der Einsatz von Seilsystemen kann auf Steildächern sinnvoll sein, vor allem dann, wenn man sehr regelmäßig hinauf muss. „Auf unserem Testparcours haben wir ein voll überfahrbares Seilsicherungssystem parallel zum Dachfirst montiert. An einem Seilgleiter befestigt, kann man sich frei auf der kompletten Dachhälfte bewegen und muss nur sein Verbindungsmittel kürzen oder verlängern – also das Seil zwischen dem Auffanggurt am Körper und dem Seilgleiter“, erklärt Klenke. Mit einem kurzen Klick ist der Karabinerhaken schnell am Gleiter eingehakt. Die regelmäßigen Reinigungen und Wartungen von Photovoltaik-Modulen etwa, werden mit einer überfahrbaren Absturzsicherung deutlich einfacher und können schneller erledigt werden. Das 6 mm dünne Edelstahlseil des Systems ist dabei recht unauffällig und stört die Optik nicht.

Kennen sollten Dachdecker auch die zahlreichen Befestigungsmöglichkeiten, die heute sowohl für Seilsicherungssysteme als auch für Einzelanschlagpunkte angeboten werden. „Ob Bohrungen für Beton, Verschraubungen auf Holz, Kippdübel für Trapezbleche oder Klemmen für Metallfalzdächer – für jede Dachhaut gibt es ein spezielles System, das eine optimale Befestigungsmöglichkeit anbietet.“ Klenke ergänzt stolz: „Auf unserem Dach kann man sogar einen Anschlagpunkt sehen, der einfach auf Bitumen verschweißt wird, ohne die Dichtigkeit des Daches zu beeinträchtigen.“ Ist man mit den jeweiligen Systemen vertraut, können viele Anschlagpunkte in nur wenigen Minuten installiert werden.

Autor

Michael Podschadel ist Fachjournalist und Kommunikationsberater bei der Agentur document1 in Goch.

Eine gute Absturzsicherung ist nicht kompliziert

Kostenlose Schulungsangebote

Immer mehr Absturzsicherungs-Unternehmen bieten kostenlose Schulungen in der Montage, Wartung und Bedienung von Absturzsicherungen an. Seit diesem Jahr kann man bei ABS Safety eine Weiterbildung zum Sachkundigen für die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) absolvieren.

Weitere Infos unter www.abs-safety.de

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