Liebe Leserin, lieber Leser,

rund 40 Prozent der benötigten Gesamtenergie werden in Deutschland derzeit vom Gebäudesektor verbraucht. Würde der Gebäudebestand schneller saniert werden – was Ihnen als Handwerker recht sein dürfte – könnte die Verteilung in Zukunft anders aussehen. Dass energetisch saniert werden soll, ist allgemein bekannt, doch wie wird die Gebäudehülle richtig saniert? Darüber streiten sich die Experten und die Gemüter kochen hier bisweilen hoch. Konsens besteht darüber, dass die Gebäudehülle luft- und winddicht sein sollte, denn wenn kalte Luft durch Ritzen und Fugen in die Dämmung gelangt, dämmt diese weit weniger gut und durch kondensierende Luft können Feuchteschäden in der Dämmung entstehen. Eine Lösung für die Gebäudehülle sind vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF), die den Vorteil haben, dass die Dämmebene und der Witterungsschutz (die Fassade) konstruktiv getrennt sind. Daraus ergibt sich eine lange Lebensdauer und damit eine der großen Vorteile.

Lösungen mit einer VHF werden Sie in dieser Ausgabe der dach+holzbau gleich mehrmals entdecken. Die Sanierung des Europahauses in Mayrhofen zum Beispiel ist ein gelungenes Beispiel für einen Umbau, der mit der Ursprungsform nicht mehr viel gemein hat, außer dem Namen. Ab Seite 33 lesen Sie, wie die Planer aus einem rustikalen Haus mit Hilfe einer aufwendigen Holzkonstruktion ein Gebäude schufen, das einem Bergkristall ähnelt. Gleichzeitig wurde der Bau mit einem Mineraldämmstoff auf einen zeitgemäßen Dämmstandard gebracht. Die VHF sorgt dafür, dass die Kondensatfeuchte, die sich natürlicherweise bilden kann, durch den Luftstrom abtrocknet. Ein gängiges Prinzip, das sich in diesem Fall hinter Faserzement verbirgt, im zweiten Fall – dem Baubericht ab Seite 19 – hinter Alu-Composite-Platten und im Baubericht ab Seite 26 unter Titanzink.

Der Artikel, den Sie ab Seite 58 lesen können, hat direkt mit der energetischen Sanierung und der luftdichten Gebäudehülle zu tun. Denn mit der Luftdichtheit sind neue Probleme entstanden, die sich direkt auf die Gesundheit und damit auch auf Ihre Arbeit auswirken. Geschieht in einem Altbau der Luftwechsel von selbst durch diverse Undichtigkeiten, so ist bei luftdichten Häusern Vorsicht geboten, Stichwort „Feuchte“ und „Schimmel“. Als Handwerker stehen Sie in der Pflicht, nach Sanierungen den Auftraggeber auf ein Lüftungskonzept hinzuweisen. Geschieht dies nicht, kann der Handwerker haftbar gemacht werden. Hier gilt es sich also zu informieren, im Gegenzug werden wir von der Redaktion immer wieder dazu beitragen, das Thema Luftdichtheit und Gesundheit in den Fokus zu rücken.

Frohes Schaffen wünscht Ihnen

Der große Vorteil einer VHF ist die Entkopplung der Dämmebene vom Witterungsschutz

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