"Eine umfassende Planung bildet die Grundlage für die fachgerechte Flachdach-Sanierung."

In Deutschland steht jährlich eine Fläche von etwa 60 Mio. m² Flachdächern zur Sanierung an. Bei etwa einem Drittel dieser Fläche werden Kunststoff- und Elastomerbahnen eingesetzt. Adrian Dobrat, Geschäftsführer des DUD e. V., erläutert die Vorteile der einlagigen Abdichtung mit diesen Bahnen.

dach+holzbau: Der gesamtdeutsche Flachdachmarkt umfasst ein Volumen von etwa 90 Mio. m². Der Sanierungsanteil liegt hier mit etwa zwei Dritteln erstaunlich hoch. Sind diese Dächer alle undicht oder gibt es noch andere Gründe für eine Flachdachsanierung?

In den meisten Fällen bilden aufgetretene Mängel oder Schäden den Ausgangspunkt für notwendige Sanierungen. Darüber hinaus können aber auch andere Aspekte eine Rolle spielen. Dazu gehören die Verbesserung des Wärmeschutzes, eine geänderte Gebäudenutzung oder Präventivmaßnahmen zur Substanzerhaltung.


Was empfehlen Sie zur Planung einer Flachdachsanierung?

Eine umfassende Planung bildet die Grundlage für die anschließende, fachgerechte Ausführung der Sanierung. Sie beginnt mit der Erfassung aller notwendigen Objektinformationen. Die Beurteilung des Ist-Zustandes des Daches umfasst zunächst die Aufnahme der visuell erkennbaren Mängel und Schäden. Eine detaillierte Beurteilung kann aber erst nach Dachöffnung mit Bewertung aller Einzelschichten und Detailpunkte vorgenommen werden. Die komplexe Planung gewinnt noch zusätzlich an Bedeutung, da nicht selten Überlagerungen der oben beschriebenen Zielsetzungen für das Sanierungspaket vorliegen. Erschwerend kann sich aber auch die Umsetzung der Sanierung bei Aufrechterhaltung der Gebäudenutzung gestalten. Nicht zuletzt gilt es, das technische Regelwerk für die Abdichtung und für den gesamten Dachaufbau zu berücksichtigen. Das betrifft zum Beispiel Vorgaben der energetischen Bewertung, des Brandschutzes oder der Dachentwässerung. Insgesamt muss man also sagen, dass eine erfolgreiche Sanierung wesentlich von der Qualität einer fachgerechten Planung beeinflusst wird.

Welche Vorteile bieten Kunststoff- und Elastomerbahnen bei der Flachdachsanierung gegenüber anderen Materialien aus Ihrer Sicht?

Wir verstehen unter Kunststoffdachbahnen, neben den Bahnen aus plastomeren Werkstoffen, auch Bahnen aus elastomeren Werkstoffen. In einem breiten Einsatzspektrum mit vielen architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten werden Kunststoffdachbahnen einlagig, einschließlich der Nahtfügung ohne Einsatz von offener Flamme, verlegt. Aufgrund ihrer Alterungs- und Witterungsbeständigkeit erfordern sie keinen zusätzlichen Oberflächenschutz. Die Bahnen haben eine sehr lange Nutzungsdauer – von bis zu über 50 Jahren – und ermöglichen somit sehr wirtschaftliche Lösungen, sowohl für ganzflächige wie auch für teilflächige Flachdachsanierungen.

Welche Rolle spielt die neue Energieeinsparverordnung bei der Planung eines Sanierungskonzeptes?

Die Wärmedämmanforderungen für das Dach oberhalb von normal beheizten Räumen haben sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Daraus resultiert bei unveränderter Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffes ebenfalls mehr als eine Verdopplung der Dämmschichtdicke. Diese Forderungen der Energieeinsparverordnung galten bis zur Einführung der neuen Version im Mai 2014 genauso für Bestandsdächer, wenn mindestens 30 Prozent der Gesamtdachfläche neu abgedichtet wurden. Die dafür notwendige Anordnung einer Zusatzdämmung hatte in der Praxis zu erheblichen Problemen bei deren Umsetzung geführt.

Welche Probleme meinen Sie genau?

Dachränder mussten erhöht, Dacheinbauteile aufgestockt werden. Notwendige Anschlusshöhen vor Fenster- oder Türbereichen konnten in vielen Fällen gar nicht mehr ohne umfangreiche Umbaumaßnahmen eingehalten werden. Insgesamt stand oftmals der Kostenaufwand in keinem angemessenen Verhältnis zum Nutzen. Um dieses Missverhältnis zu umgehen, wurde in einer Reihe von sanierungsbedürftigen Dächern lediglich eine Lage einer nicht vollwertigen Abdichtung, zum Beispiel eine Bitumenlage, verlegt. Diese sogenannte Regenerationslage erfüllte formal nicht mehr den Status einer Sanierung, führte aber gleichzeitig zu einer Minderung der zu erwartenden Nutzungsdauer.

Was bringt die nun gültige Energieeinsparverordnung?

Mit der aktuell gültigen Energieeinsparverordnung besteht nunmehr die Möglichkeit, bei Sanierungsmaßnahmen auf eine Zusatzdämmung zu verzichten, wenn der vorhandene Dachaufbau unter Einhaltung damalig geltender, energiesparrechtlicher Vorschriften nach dem 31. Dezember 1983 errichtet oder erneuert worden ist. Zum einen können damit konstruktiv kaum zu beherrschende Probleme umgangen werden. Außerdem wurde mit dieser Zusatzklausel eine wettbewerbsverzerrende Hintertür für Anbieter einlagiger, aber nicht vollwertiger Abdichtungslagen geschlossen.

Welche Faktoren sind im Hinblick auf die Brandschutzanforderungen zu beachten?

Grundsätzlich wird bei der Planung und Ausführung von Bedachungen die sogenannte harte Bedachung für den Gesamtdachaufbau gefordert. Das gilt natürlich auch für zu sanierende Dächer mit Kunststoffdachbahnen. Der Nachweis erfolgt hierfür nach den Vorgaben der DIN 4102-23. Die darüber hinaus existierenden Vorgaben zum konstruktiven Brandschutz innerhalb der Industriebaurichtlinie beziehen sich auf die Brandbeanspruchung aus dem Gebäudeinneren. Sie betreffen großflächige Dächer über 2500 m² mit einer maximalen Dachneigung von 20°. Das Schutzziel dieser vornehmlich im Industriebau vorzufindenden Dächer besteht in der Begrenzung der Brandweiterleitung über das geschlossene Dach beziehungsweise einen Brandabschnitt. Außerdem werden im Unterschied zur harten Bedachung neben der geschlossenen Dachfläche auch Durchdringungen sowie An- und Abschlüsse bewertet.

Die einlagige Verlegung der Kunststoffdachbahnen hat den Vorteil einer geringen Brandlast. Zudem wird während der Bahnenverlegung keine offene Flamme eingesetzt und so die Gefahrenquelle Nummer eins bei der Verarbeitung praktisch ausgelöscht.

Herr Dobrat, ich danke Ihnen für das Gespräch!

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