Das war die Messe DACH+HOLZ 2018 in Köln!

Neues entdecken, Kontakte knüpfen, Erfahrungen austauschen – Gründe gab es genug für einen Besuch der DACH+HOLZ in diesem Jahr. Rund 45000 Besucher kamen zu der Fachmesse, die dieses Jahr vom 20.-23.2. in Köln stattfand. Damit kamen rund 4500 Besucher weniger als zur DACH+HOLZ vor zwei Jahren in Stuttgart. Dort ist allerdings der Holzbau generell stärker vertreten, Baden-Württemberg ist das Bundesland mit dem höchsten Holzbauanteil (27,6 Prozent in 2016). Der Holzbauanteil in NRW ist vergleichsweise gering mit 10,5 Prozent bei den Neubauten.

Erfolgreiche Premiere

Die Redaktion der dach+holzbau führte das erste Mal Handwerkerrundgänge durch. Dabei ging es zu neun unterschiedlichen Herstellern. Produktneuheiten standen im Fokus. Bei Sifatec in Halle 9 etwa zeigte Dachdeckermeister Karl-Josef Simon ein Dachrandgeländer, das ohne Balastierung auskommt und über Halter, die am Dachrand befestigt sind, eingehängt wird. Nach den Dacharbeiten lässt sich das Geländer einfach wieder entfernen. Sifatec fungiert zum einen als Produzent für das Produkt, zum anderen aber auch als Dienstleister. „Wir sind im ganzen Land und dem benachbarten Ausland unterwegs, um Geländer auf- und abzubauen“, sagt Simon.

Der Gerüsthersteller Peri zeigte den Handwerkern bei den Rundgängen den einfachen Aufbau des Fassadengerüstes „Peri up Easy“. Am Stand des schwäbischen Herstellers wurden die Rundgangsteilnehmer und Teilnehmerinnen für Sicherheitsaspekte am Bau sensibilisiert.

Neue Druckluftnagler und Klammerer zeigten die Firmen Bea und KMR, die unter der Behrens AG firmiert sind. Die Anwendungstechniker von KMR (früher HolzHer, abgeleitet aus den Initialen des Firmengründers Karl Matthias Reich) zeigten unterschiedliche Druckluftnagler und als Neuheit den Breitrückenklammer-Gasnagler „3875“ mit Akkubetrieb, eine Weltneuheit.

Alternative zur OSB-Platte

Eine Alternative zur OSB-Platte präsentierte der Hersteller Fundermax in der „Holz“-Halle 7 den Rundgangsteilnehmern. Die 8 mm dünne Holzwerkstoffplatte „FunderPlan“ ist laut Hersteller kleber- und damit formaldehydfrei. Die Platte kann wie OSB3/4-Platten als aussteifende Beplankung im Holzrahmenbau eingesetzt werden. Sie wird unter hohem Druck im Nasspressverfahren hergestellt. Die Pressung ist leimfrei, als Kleber dient das holzeigene Lignin.

Auch die Stände von Gutex, Hersteller von Holzfaserdämmstoffen und dem OSB-Platten-Hersteller Swiss Krono, waren Teil der Handwerkerrundgänge.

Video zu den Rundgängen

Steildach, Dachbahnen, EDV und Digitalisierung waren die Themen in Halle 6, hier ging es bei den Rundgängen zu den Ständen von Dörken und Prefa. Um das Flachdach, Fassade, Entwässerung und Metallbearbeitung ging es in Halle 8, hier zeigte unter anderem EPDM-Dachbahn-Hersteller Carlisle seine neuen Produkte. Die Redaktionen der bauhandwerk und der dach+holzbau haben die Rundgänge filmisch begleitet. Auf unserem YouTube-Kanal finden Sie Videos mit Eindrücken von den Handwerkerrundgängen.

Digitalisierung für Unternehmer(frauen)

Vorträge über digitale Themen wie Drohnen im Handwerk, aber auch Tipps vom ZVDH, um Dachdeckernachwuchs zu finden, gab es beim Forum in Halle 6. Einen Impulsvortrag zur Digitalisierung von Handwerksbetrieben gab Marlen Schlosser (33). Sie ist Wirtschaftsingenieurin und Mit-Geschäftsführerin des Holzbaubetriebs Schlosser Projektbau aus Jagstzell. Ihren Betrieb möchte sie Schritt für Schritt automatisieren und Hierarchien abbauen. Ihr Vortrag richtete sich dabei vorrangig an Unternehmerfrauen und Geschäftsführerinnen im Dach- und Holzbaubereich.

Materialreste online verkaufen

Neben den großen Ausstellern gab es auch jede Menge „kleine“ Firmen. Dachdecker Simon Schlögl stellte auf der Messe eine Online-Plattform für den Handel mit ungenutzten Baustoffen vor. Über die Plattform Materialrest24.de können Handwerker Materialreste kaufen und verkaufen. So lassen sich ungenutzte Materialien aus dem Lager zu Geld machen und kleine Mengen an Baustoffen günstig erwerben (www.materialrest24.de).

Bauder mit neuer Geschäftsleitung

Neues gab es von der Firma Bauder auf der DACH+HOLZ: Nach 36 Jahren haben die Brüder Gerhard und Paul-Hermann Bauder die Geschäftsleitung an die nächste Generation weitergegeben. Jan, Mark und Tim Bauder, alle drei Söhne von Paul-Hermann Bauder, stellen seit Anfang 2018 zusammen mit Gerhard Einsele die neue Geschäftsleitung. In den letzten fünf Jahren hat Bauder unter anderem in Werksneubauten und -erweiterungen investiert: In Herten bei Bochum startet in Kürze die Produktion von PU-Dämmplatten. Im Bereich Aufsparrendämmung mit PU-Hartschaum verzeichnete Bauder 2017 ein Minus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ab Mitte letzten Jahres hatten die Firma Bauder und andere Hersteller von PU-Dämmplatten Lieferprobleme, da der Rohstoff MDI für die Produktion fehlte. Für die nächsten Monate gab sich Einsele auf der DACH+HOLZ zuversichtlich, was die Rohstoffversorgung mit MDI angeht. Entsprechende Lieferverträge seien schon geschlossen worden.

Über 100 Fälle pro 1000 Beschäftigte

Im Zimmererhandwerk erleidet laut BG Bau jeder achte Beschäftigte jährlich einen Arbeitsunfall. Das Unfallrisiko im Zimmererhandwerk ist laut BG Bau höher als in anderen Bauberufen. Daher sind Zimmererarbeiten seit diesem Jahr in einen eigenen Gefahrentarif eingestuft, dadurch kommen Mehrkosten auf Zimmereibetriebe zu. Auf der Messe DACH+HOLZ warben BG Bau, Holzbau Deutschland und ZVDH gemeinsam mit der Sonderschau „Absichern statt Abstürzen“ für sicheres Arbeiten im Dach- und Holzbaubereich. Dafür war ein interaktiver Kletterparcour auf einem begehbaren Dachstuhl eingerichtet. Hier durften Besucher Fangnetze, PSAgA, Gerüste und andere sichere Arbeitsmittel ausprobieren. Außerdem gab es Live-Vorführungen, die sicheres Arbeiten am Dachstuhl zeigten. Zahlreiche Dachdecker und Zimmerer besuchten die Ausstellung, auch Zimmerei-Lehrlinge des zweiten Lehrjahrs der David-Roentgen-Berufsschule aus Neuwied. Zimmerei-Lehrling Christian Kessel fand die Sonderschau gut und erwähnte, dass sein Betrieb sichere Plattformleitern angeschafft hat, die von der BG Bau gefördert werden.

Gemischte Urteile zur Sonderschau

René Porten vom Bedachungs- und Bauklempnereibetrieb Kunschke GmbH aus Mönchengladbach fand die Sonderschau „sehr lehrreich“. „Vor allem die Firstschiene, mit der man sich am First sichern kann, ist bestimmt gut für den Austausch von Ziegeln oder Bleiarbeiten am Kamin geeignet“, sagte der Dachdecker und meinte damit das Sicherheitsfirstsystem „Top Slide“ von Braas, an dem sich bis zu drei Personen sichern können. Mit kritischem Blick sah Simon Söte von Holzbau Söte in Meerbusch die Sonderschau zur Absturzsicherheit: „In der Zeit, wo ich diese ganzen Sicherheitsmaßnahmen umsetze, habe ich den Dachstuhl doch schon gerichtet. Ein Bauherr nimmt im Zweifel eher einen Holzbauer, der ohne Sicherheitsmaßnahmen und dafür schneller arbeitet“, glaubt Sötes.

Förderung für Arbeitsschutz

Bestimmte Maßnahmen des Arbeitsschutzes für Handwerksbetriebe werden von der BG Bau finanziell gefördert. Dazu gehören für das Zimmererhandwerk etwa Schutzmaßnahmen gegen Absturz, Fangnetze und leichte Plattformleitern.  Zum Thema Arbeitsschutz für Zimmerer bieten BG Bau und Holzbau Deutschland im März und April Tagesseminare in Bayern an, weitere Termine für Tagesseminare ab Juli 2018 sind in Planung.

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