Azubisuche: Tipps von einem Dachdecker- und einem Zimmereibetrieb

Gute Auszubildende sind für Handwerksbetriebe schwer zu finden. Kreative Lösungen bei der Suche nach dem Nachwuchs sind gefragt. Wir zeigen Ihnen, wie der Holzhaushersteller Baufritz und die Firma Zimmermann Bedachungen bei der Suche nach Azubis vorgehen.

Der Holzhaushersteller Baufritz aus Erkheim im Allgäu und der Dachdeckerbetrieb Zimmermann Bedachungen aus Ockenheim haben eines gemeinsam: Den Inhabern der Betriebe ist bewusst, dass sie aktiv Auszubildende suchen und an ihr Unternehmen binden müssen. Darum engagieren sie sich bei der Suche nach ihrem künftigen Nachwuchs besonders stark. Das Kerngeschäft der Firma Baufritz aus Erkheim liegt im ökologischen Holzhausbau. Bei Baufritz arbeiten rund 350 Mitarbeiter, von denen 50 Auszubildende in sieben verschiedenen Berufen sind. Beim Thema Ausbildung ist das Allgäuer Familienunternehmen breit aufgestellt, aber mit Praktika zur Berufsorientierung ist Baufritz besonders erfolgreich. Die Praktikanten werden dabei oft über die Firmen-Homepage oder über Facebook auf das Unternehmen aufmerksam. Außerdem werden Betriebserkundungen und Betriebsbesichtigungen für Schüler angeboten.

Ausbildungsmessen, Infoabende und Bewerbertrainings

Aber nicht nur das: Baufritz beteiligt sich an Ausbildungsmessen, Infoabenden und -nachmittagen an Schulen und führt selbst Bewerbertrainings in Schulen durch. Ergänzt wird das Azubimarketing durch Schulpatenschaften, etwa mit der örtlichen Realschule. Das Holzbauunternehmen hat auf seiner Website Steckbriefe mit Informationen zu allen Ausbildungsberufen eingestellt (www.baufritz.com), alle angebotenen Ausbildungsberufe werden dabei detailliert vorgestellt. Auch besondere Azubi-Projekte werden dort präsentiert. Dennoch: Im gewerblichen Bereich gestaltet es sich auch für Baufritz schwierig, Auszubildende zu finden. Das Unternehmen setzt deshalb bei der Azubisuche auch auf klassische Anzeigenschaltungen. Das Handwerk liegt Baufritz besonders am Herzen. Mit dem Ausbildungsengagement möchte der Hersteller in erster Linie den eigenen Nachwuchs an Fachkräften sicherstellen. Katharina Holl-Kraft, bei Baufritz zuständig für die Personalentwicklung und Ausbildung, sagt: „Wir möchten unsere eigenen Fachkräfte heranziehen, fördern und halten.“

Die Azubi-Firma setzt eigene Projekte um

Aber auch den Azubis, die schon im Unternehmen sind, wird viel geboten. Im Unternehmen gibt es ein Ausbildungsteam mit einem zuständigen Ausbilder für den jeweiligen Beruf. In der Azubi-Firma „Baufritz – die Junge Generation“ realisieren die Azubis sogar eigene Projekte von der Auftragsannahme über Planung, Kalkulation bis zur Fertigung und Montage. Die Auszubildenden setzen Garagen, Bienenhäuser, Gartenhäuser und andere kleine Objekte um. Auf der Baufritz-Website findet man einen Film sowie ausführliche Informationen über die „Junge Generation“. Mit den eigenen Azubis werden auch Fachmessen besucht. Durch Vertriebsniederlassungen in England und der Schweiz werden schon mal ein internationaler Austausch oder Auslandsaufenthalte für die Azubis organisiert.

Der Firmenstandort von Baufritz, Erkheim im Unterallgäu, ist ländlich gelegen, hier spielt der persönliche Kontakt eine große Rolle. Aber auch die Mund-zu-Mund-Propaganda und Mitarbeiterempfehlungen sind wichtig. Bei Baufritz ist man offen für Neues in Sachen Azubimarketing und will künftig noch mehr im Social Media-Bereich aktiv werden.

Dachdecker wirbt bei Eltern und Lehrern

Der Dachdeckerbetrieb Zimmermann Bedachungen aus Ockenheim zeigt, dass Azubimarketing auch für kleine Unternehmen machbar ist. Der Betrieb beschäftigt 16 Mitarbeiter, von denen zwei Azubis sind. Der Geschäftsführer Michael Zimmermann weiß, dass die Investition in die Azubis und die Suche nach ihnen eine Investition für die Zukunft ist, denn die Anzahl an Auszubildenden geht insgesamt immer mehr zurück. Michael Zimmermann richtet all seine Aktivitäten bei der Suche nach neuen Azubis auf die wichtigsten Berater der Schüler bei der Berufswahl: die Eltern und Lehrer. Er kennt deren Einfluss auf die Jugendlichen und weiß, dass nach Meinung der Eltern die beruflichen Chancen ihrer Kinder mit einem Studium besser wären als mit einer Ausbildung im Handwerk.

Materialien des Landesverbands nutzen

Besuche von Ausbildungsmessen, Berufsinforma­tionsveranstaltungen und Schulen in der Region ­gehören zum Azubimarketing des Dachdeckerbetriebs genau wie ein Informationsflyer, der sich an Jugendliche, Eltern und Lehrer richtet. Für viele dieser Aktivitäten nutzt der Dachdeckerbetrieb Materialien der Kampagne seines Landesverbandes zur Imageverbesserung „Zukunft Dachdecker“. Auch die Facebook-Seite des Verbands wird genutzt. Hier kann das Unternehmen für sich und den Beruf des Dachdeckers werben. Zusätzlich ist auf der Homepage von Zimmermann Bedachungen der Imagefilm „Fang doch ganz oben an“ zu finden, der gerade Schüler auf den Beruf des Dachdeckers neugierig machen soll. Mehr Informationen über die Firma Zimmermann Bedachungen finden Sie unter www.mz-dach.de.

Autorin

M.Sc. Dipl.-Ing. (FH) Christina Hoffmann ist Projektleiterin in der RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum in Eschborn.

Infomappe zum Azubimarketing

Die vorgestellten Betriebe zeigen, dass sich der Aufwand bei der Azubisuche bezahlt macht. Weitere Tipps geben die Leitfäden in der Mappe „Azubimarketing für Unternehmen der Bauwirtschaft“, veröffentlicht von der RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum. In den vier Leitfäden finden Sie weitere Beispielunternehmen und Maßnahmen für die Werbung und Suche nach Auszubildenden. Die Leitfäden enthalten auch Checklisten für die Attraktivität der angebotenen Ausbildung und des ausbildenden Unternehmens. Sie beschreiben Möglichkeiten für die richtige Ansprache von Schülern und für Praktika und Wege, mit potentiellen Auszubildenden nach dem Praktikum in Kontakt zu bleiben. Die Mappe gibt es kostenlos auf der RKW-Website unter der Adresse www.rkw.link/azubimappebau.


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