Besserer Brandschutz für Zellulose

Neues Verfahren gibt Zelluloseflocken im Brandfall mehr Stabilität

Das Einblasen von Zellulosefasern soll möglichst leicht und schnell ablaufen. Sobald die Fasern aber im Hohlraum eingeblasen sind, sollen sie stabil bleiben. Nur so können sie die Hitze eines Feuers lange genug zurückhalten. Diese Festigkeit ist jedoch in der industriellen Herstellung von Zellulosedämmstoff schwer zu erreichen. „Der Zellulosedämmstoff von Isofloc ist bereits für viele Anwendungen gemäss ETA als schwer entflammbar eingestuft“, erklärt Jon-Anton Schmidt, Anwendungstechniker und Produktmanager bei Isofloc, „der Schutz der Tragkonstruktion ist aber trotz der Schwerentflammbarkeit durch das Einblasen nicht gegeben. Denn sobald die dem Feuer zugewandte Beplankung einer Wand abgebrannt ist, fällt die Zellulosedämmung heraus.“

Nach dem Einblasen verfestigt

Wissenschaftler der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in der Schweiz fanden nun zusammen mit der Isofloc AG einen Weg, um den Brandschutz der Zelluloseeinblasdämmung zu erhöhen. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt zeigte man, dass es möglich ist, die Zellulose nach dem Einblasen zu verfestigen. Für die Zellulosefasern musste dabei ein Bindemittel gefunden werden, das möglichst von einer Sekunde auf die nächste wirkt. Eine Substanz aus der Lebensmittelindustrie brachte den gewünschten Effekt.

Glühende Flocken fallen nicht heraus

Laborversuche an der Empa und bei der Isofloc AG in Bütschwil zeigten eine zuverlässige Verbindung der Zelluloseflocken im Brandfall. Die Flocken wurden in mehrere Test-Holzrahmen eingeblasen, daneben erstellte man einen identischen Hohlraum mit Flocken ohne den neuen Zuschlagstoff. Im Brandlabor wurde der Holzrahmen eine Stunde lang einer 800 bis 1000 Grad heißen Flamme ausgesetzt. Er durfte an keiner Stelle durchbrennen und es durften keine glühenden Flocken herausfallen. Das Ergebnis: Die neue Dämmung hielt dem Test stand und schützte die Konstruktion, während die Flocken ohne Zuschlagstoff aus dem Holzrahmen herausfielen.

Zunächst nur in der Schweiz erhältlich

In einem Jahr, so schätzt man bei Isofloc, kann die neue Dämmung zusammen mit den passenden Einblasmaschinen auf den Markt kommen. Der Dämmstoff und das Einblasverfahren werden zunächst in der Schweiz erhältlich sein. Vorgesehen ist aber auch die Einführung in Deutschland. Weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt finden Sie unter www.empa.ch.

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