Werksbesuch bei Holzbau Binz in Ellwangen

Von der Rundholzbearbeitung im Sägewerk bis zur Massivholzwandproduktion

Das Unternehmen Holzbau Binz aus Ellwangen hat sich von einer kleinen Zimmerei zu einem Holzbauunternehmen mit hoher Fertigungstiefe entwickelt. Vor kurzem hat der Betrieb in eine neue Hobelanlage investiert, um die Produktionsabläufe zu beschleunigen und größere Holzquerschnitte zu bearbeiten. Wir stellen die neue Hobelanlage vor und zeigen, wie bei Holzbau Binz leimfreie Massivholzwände produziert werden.

Die Firma Holzbau Binz aus Ellwangen verfügt über eine beachtliche Fertigungstiefe: von der Holzbearbeitung im eigenen Sägewerk über den Abbund von Holzbauteilen bis hin zur Planung und Montage von Wohnhäusern und Gewerbehallen in Holzbauweise. Am Stammsitz des Unternehmens in Ellwangen im Ostalbkreis entstehen außerdem – mit hohem Automatisierungsgrad – Wandelemente in Massivholzbauweise und Bauteile für Hallentragwerke. Bauholz- und Hobelwaren werden von Holzbau Binz ebenfalls hergestellt und müssen nicht zugekauft werden. Dabei verfügt das Unternehmen nicht nur über ein eigenes Sägewerk, sondern auch über eine Zimmerei und Schlosserei, einen Fertigbaubereich sowie ein eigenes Planungs- und Ingenieurbüro. Der Grundstein für das Unternehmen, das heute 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, wurde im Jahre 1900 durch den Zimmermann Max Binz gelegt. Heute ist der Holzbaubetrieb noch immer in der Hand der Familie Binz und wird in vierter Generation von den Brüdern German und Ingbert Binz geleitet. 

Vielseitige Hobelanlage

Vor drei Jahren hat Holzbau Binz in eine neue, automatisierte Hobelanlage investiert. Die neue Anlage spielt im Fertigungsablauf des Holzbaubetriebs eine wichtige Rolle. „Mit der neuen Hobelanlage haben wir in eine Maschine investiert, die nicht nur in der Lage ist, große Mengen an Brettern zu produzieren, wie sie für unsere massiven Holzwände erforderlich sind, sondern auch die erforderliche Flexibilität aufweist, um schnell zwischen verschiedenen Profilarten wechseln zu können“, erklärt Geschäftsführer German Binz. Diese Flexibilität sei entscheidend, um sowohl spezielle Profile für Außenschalungen als auch hochwertige, gehobelte Holzoberflächen für den Innenausbau zu fertigen.

Die Hobel- und Fräsanlage ?Powermat 3000? von Weinig wurde für Holzbau Binz individuell konfiguriert Die Hobelanlage „Powermat 3000“ im geschlossenen Zustand. Sie wird über ein Display mit Touchscreen (rechts im Bild) bedient
Foto: Stephan Thomas

Die Hobelanlage „Powermat 3000“ im geschlossenen Zustand. Sie wird über ein Display mit Touchscreen (rechts im Bild) bedient
Foto: Stephan Thomas
Die neue Hobelanlage „Powermat 3000“ von der Firma Weinig, die seit 2021 bei Holzbau Binz im Betrieb ist, ermöglicht es, Hölzer in einer Breite von bis zu 30 cm und einer Dicke von bis zu 17 cm zu bearbeiten. Außerdem verfügt die neue Anlage über einen verstärkten Einzug und stärkere Motoren als die frühere Hobelanlage. Die einzelnen Bretter werden dabei nicht händisch, sondern maschinell in die Anlage geführt.

Zur Bearbeitung von Hölzern in der Hobelanlage werden Werkzeuge von der Firma Leitz genutzt. Diese wurden genau auf die Anforderungen des Holzbaubetriebs abgestimmt. „Schon bei der Bestellung der neuen Hobelanlage stand uns die Firma Leitz beratend zur Seite. In enger Abstimmung mit dem zuständigen Mitarbeiter im Außendienst haben wir unsere spezifischen Anforderungen sowie die gewünschten Profilarten besprochen. Auf Basis dieser Gespräche unterbreitete uns Leitz maßgeschneiderte Vorschläge und übernahm die Konfiguration der Werkzeuge entsprechend unseren Bedürfnissen“, sagt German Binz.

Die Hobel- und Fräsanlage „Powermat 3000“ wurde für Holzbau Binz individuell konfiguriert und mit Werkzeugen von der Firma Leitz ausgestattet
Foto: Stephan Thomas

Die Hobel- und Fräsanlage „Powermat 3000“ wurde für Holzbau Binz individuell konfiguriert und mit Werkzeugen von der Firma Leitz ausgestattet
Foto: Stephan Thomas

Dabei nutzt Holzbau Binz insgesamt 42 Werkzeugsätze von Leitz, unter anderem einen Sägekopf für die Massivholzbearbeitung, Nut- und Federköpfe mit und ohne Fase, verschiedene Hobelmesserköpfe für die grobe und feine Holzbearbeitung, Falzköpfe für strukturierte Holzoberflächen sowie Profilfräser für sägeraue Oberflächen. Das Sortiment an Werkzeugen wird in Absprache mit dem Hersteller laufend überarbeitet und ergänzt. Dafür ist der regelmäßige Austausch mit dem Leitz-Service wichtig.

Andreas Jung (ganz links), Servicetechniker der Leitz GmbH, besucht Holzbau Binz regelmäßig und kümmert sich um die Wartung und das Nachschärfen der Werkzeuge für die Hobelanlage. Ulrich Kaufmann, technischer Berater bei der Firma Leitz (2. v. links), hat die Ausstattung der Hobelanlage mit Werkzeugen geplant, entsprechend der Anforderungen von Holzbau Binz. Bernd Abele ist Sägewerksmeister und techn. Betriebsleiter bei Holzbau Binz (2. von rechts). German Binz (rechts) ist der Geschäftsführer des Unternehmens
Foto: Stephan Thomas

Andreas Jung (ganz links), Servicetechniker der Leitz GmbH, besucht Holzbau Binz regelmäßig und kümmert sich um die Wartung und das Nachschärfen der Werkzeuge für die Hobelanlage. Ulrich Kaufmann, technischer Berater bei der Firma Leitz (2. v. links), hat die Ausstattung der Hobelanlage mit Werkzeugen geplant, entsprechend der Anforderungen von Holzbau Binz. Bernd Abele ist Sägewerksmeister und techn. Betriebsleiter bei Holzbau Binz (2. von rechts). German Binz (rechts) ist der Geschäftsführer des Unternehmens
Foto: Stephan Thomas

Der Leitz-Servicetechniker Andreas Jung besucht den Holzbaubetrieb in Ellwangen wöchentlich. Dabei kümmert er sich zum einen um die Wartung und das Nachschärfen der Werkzeuge. Diese werden in einem nahegelegenen Servicezentrum nachgeschärft, geprüft und bei Bedarf instandgesetzt. Danach werden sie zurück an den Betrieb geliefert. Der Servicetechniker steht außerdem für Fragen bereit. „Die regelmäßigen Servicebesuche von Andreas Jung sind für uns sehr wichtig“, sagt German Binz, „denn er stellt uns bei Bedarf eine Kostenkalkulation und Angebote für die Werkzeuge zur Verfügung, die für unsere Planung essenziell sind. Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit der Firma Leitz zusammen, die inzwischen für uns ein unverzichtbarer Partner geworden ist!“

Produktion von Massivholzwänden

Die Hobelanlage „Powermat 3000“ wird bei Holzbau Binz unter anderem dafür genutzt, große Mengen an Nadelholzbrettern für die Massivholzwandproduktion zu bearbeiten. Für die Herstellung der Massivholzwände wird zunächst das Rundholz im Sägewerk eingeschnitten und besäumt. Danach wird es technisch auf eine Ausgleichsfeuchte von etwa 14 Prozent getrocknet. Dadurch wird Holzschädlingen der Nährboden entzogen und das Holz wird beständiger. Nach dem Trocknen werden die Bretter für die Massivholzwände maßhaltig egalisiert. In der Hobelanlage werden Nuten in die Oberseite der Bretter gefräst, die im späteren Wandaufbau den Dämmwert verbessern und Spannungen aus dem Holz nehmen.

_Massivholzwand_Produktion.JPG Zur Massivholzwandproduktion bei Holzbau Binz werden zunächst einzelne Bretter maschinell überkreuz angeordnet und automatisch mit Aluminiumrillenstiften vernagelt
Foto: Stephan Thomas

Zur Massivholzwandproduktion bei Holzbau Binz werden zunächst einzelne Bretter maschinell überkreuz angeordnet und automatisch mit Aluminiumrillenstiften vernagelt
Foto: Stephan Thomas

Die fertigen Bretter werden in einer weiteren Anlage lageweise geschichtet, überkreuz angeordnet und maschinell mit Aluminium-Rillenstiften vernagelt. So werden die einzelnen Brettlagen formstabil miteinander verbunden. Durch den lageweisen, überkreuzten Aufbau der Wände entstehen später keine Setzungen durch Quellen oder Schwinden des Holzes. 

Hundegger PBA Portalbearbeitungszentrum Holzbau Binz In einem Portalbearbeitungszentrum („PBA“) von Hundegger werden die Massivholzwände bei Holzbau Binz formatiert
Foto: Holzbau Binz

In einem Portalbearbeitungszentrum („PBA“) von Hundegger werden die Massivholzwände bei Holzbau Binz formatiert
Foto: Holzbau Binz

Im nächsten Schritt werden die Massivholzwände entsprechend der 3D-CAD-Planung passend zugeschnitten. Dafür werden sie in einem Portalbearbeitungszentrum („PBA“ von Hundegger) bearbeitet. Öffnungen für Fenster und Türen erstellt die Anlage ebenso wie Kanäle für Kabel und Leitungen. 

Holzbau_Binz_Massivholzwand_Buero_Halle.jpg In einer Produktions- und Logistikhalle in Wolpertshausen wurde ein dreistöckiger Büroneubau mit Massivholzwänden von Holzbau Binz errichtet
Foto: Holzbau Binz

In einer Produktions- und Logistikhalle in Wolpertshausen wurde ein dreistöckiger Büroneubau mit Massivholzwänden von Holzbau Binz errichtet
Foto: Holzbau Binz
Die Massivholzwände sind bis zu einer maximalen Größe von 6 x 4 m und Stärken von 11 bis 34 cm produzierbar, wobei für Außenwände laut Hersteller in der Regel eine Dicke von 20 cm ausreichend ist. Bei dieser Wandstärke beträgt der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit 0,11 W/mK. Seit 2014 stellt Holzbau Binz die Massivholzwandelemente unter dem Namen „Binz-Holzmassivwand“ her. Die Wandelemente werden nicht nur für den Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern, sondern auch im Objektbau eingesetzt, beispielsweise zum Bau von Verwaltungs- und Bürogebäuden.

Zur farblichen Beschichtung von Fassadenbrettern mit lösemittelfreien Lasuren hat Holzbau Binz das patentierte „Binz-Color“-System entwickelt. Beschichtet werden die Fas­sadenbretter dabei maschinell per Vakuumat-Technologie in mehreren Durchgängen, wobei zwischendurch Trocknungszeiten eingeplant werden. Durch den maschinellen Farbauftrag lassen sich die Bretter gründlicher und gleichmäßiger beschichten als von Hand. Dabei stehen mehrere Standardfarbtöne zur Auswahl. Generell sind aber nahezu alle Wunschfarbtöne umsetzbar. Im vergangenen Jahr hat Holzbau Binz beispielsweise ein neues Holzprofil („Binz-Sono23“) mit Beschichtung im Farbton Anthrazit entwickelt. Hergestellt wird es auf der Weinig-Hobelanlage mit Werkzeugen von Leitz. Durch die eigene Hobelanlage und die Anlage zur Holzbeschichtung kann Holzbau Binz sowohl sägeraue, imprägnierte als auch gehobelte und farblich lasierte Holzprofile herstellen.

Fazit und Ausblick

Das Unternehmen Holzbau Binz ist, durch seine hohe Fertigungstiefe, sehr breit aufgestellt und deckt viele Bereiche des konstruktiven Holzbaus ab. Vor allem in Krisenzeiten sei das sehr wichtig, erklärt Geschäftsführer German Binz: „Aktuell erleben wir eine schwierige Phase im Wohnungsbau. Seit August 2023 mussten auch wir einen Rückgang bei den Auftragseingängen verzeichnen, begleitet von einem Mangel an konkreten Anfragen.“ Dabei habe es vor allem im Bereich des Neubaus von Einfamilienhäusern 2023 weniger Aufträge als im Vorjahr gegeben. Durch eine Reihe ­anderer, gewerblicher Bauprojekte ­und mehrgeschossige Holzbauprojekte konnte der Auftragsmangel aber kompensiert werden.

Mehrgeschossige Bauprojekte in Massivholzbauweise

„Im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Projekte erfolgreich abgeschlossen und neue auf den Weg gebracht“, sagt German Binz. Mit Blick auf das Frühjahr ist der Geschäftsführer verhalten optimistisch: „Wir erwarten eine bessere Auslastung unserer Kapazitäten, wenngleich das nicht unbedingt eine Verbesserung der Margen bedeutet.“ Um Aufträge zu erhalten, musste Holzbau Binz im Vorjahr mit geringeren Aufschlägen in der Kalkulation rechnen. „Die Kosten steigen, aber wir können diese im Moment nicht an unsere Kunden weitergeben“, sagt Binz. Verschiedene, große Holzbauprojekte stünden aber kurz vor dem Abschluss oder seien bereits in der Planung. Besondere Chancen sieht German Binz derzeit im mehrgeschossigen Holzbau mit „Binz-Holzmassivwand“-Elementen. Außerdem arbeite Holzbau Binz ständig an der Optimierung bestehender Abläufe und investiere regelmäßig in neue Technologien. 

Autor

Stephan Thomas ist Chefredakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

Kontakt zu den Herstellern

Holzbaubetrieb Holzbau Binz GmbH & Co. KG, Ellwangen-Pfahlheim, www.holzbau-binz.de   

Hobelanlage „Powermat 3000“, Michael Weinig AG, Tauberbischofsheim, www.weinig.com

Werkzeugsätze Leitz GmbH & Co. KG, Oberkochen, www.leitz.org

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