Steigende Preise machen sich bemerkbar

Interview zu steigenden Baupreisen, Energiepreisen und Nachwuchssuche mit Holzbau Westhoff

Wie gehen Holzbaubetriebe mit den aktuell steigenden Preisen für Krafstoffe und Baumaterialien um? Das haben wir Christian Westhoff, Geschäftsführer eines Holzbaubetriebs in Delbrück, gefragt. Im Interview erzählt er außerdem, wie er Fachkräfte und Nachwuchs für seinen Betrieb gewinnt.

dach+holzbau: Inwiefern seid ihr von steigenden Preisen für Bauprodukte betroffen und wie geht ihr damit um?

Christian Westhoff: Steigende Preise sind aktuell natürlich ein großes Thema bei uns. Gerade im Büro kommt es immer wieder dazu, dass neue und bestehende Aufträge neu kalkuliert werden müssen, weil wir vom Baustoffhandel und vom Holzhändler steigende Preise hinnehmen müssen. Wir stehen aber im engen Kontakt mit unseren Kunden, sprechen offen über steigende Preise und erklären die Gründe dafür. Wir versuchen, die gestiegenen Kosten so gut es geht an die Kunden weiterzugeben, bisher haben die Kunden dafür fast immer Verständnis gezeigt. Die Neukalkulation von bestehenden Aufträgen ist aber auf jeden Fall sehr aufwendig.

Stellt ihr Lieferengpässe bei bestimmten Bauprodukten fest?

Nein, über Lieferengpässe können wir uns nicht beschweren. Wir haben in den vergangenen 32 Jahren auf strategisch gute und langfristige Partnerschaften gesetzt, die sich letztendlich auch auszahlen. Die Problematik, dass wir bestimmte Materialien nicht bekommen, hatten wir in der letzten Zeit nicht. Dadurch können wir nach wie vor unsere Kunden und Baustellen mit Material versorgen.

Welche Auswirkungen haben steigende Energiepreise auf euer Tagesgeschäft?

Die steigenden Energiepreise bemerken wir am ehesten in unserem Fuhrpark. Ob Stapler, Lkw oder Bulli: Wir brauchen diese Maschinen, damit wir unsere tägliche Arbeit verrichten können. Die monatlichen Preise für Benzin und Dieselkraftstoff haben sich in den letzten Monaten aber fast verdoppelt. Das wirkt sich am Ende auch auf die Lohnkosten aus und diese Kosten müssen wir an die Kunden weitergeben. Außerdem bemerken wir die steigenden Energiepreise im Flachdachbereich: Die Preise für das Gas, was wir brauchen, um mit dem Gasbrenner Bitumenbahnen zu verschweißen, haben sich in letzter Zeit fast verdreifacht. Insgesamt machen sich steigende Energiekosten bei uns also stark bemerkbar.

Habt ihr schon über Alternativen zu benzin- und dieselbetriebenen Nutzfahrzeugen nachgedacht?

Ja, unabhängig von den derzeit steigenden Energiepreisen haben wir unsere benzinbetriebenen Gabelstapler durch Stapler mit Elektroantrieb ausgetauscht. Das kommt der Umwelt zugute. Außerdem ist es in der Werkhalle deutlich angenehmer, Stapler mit E-Antrieb einzusetzen.

Neben steigenden Preisen für Bauprodukte beschäftigt viele Betriebe der Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Wie schafft ihr es, neue Mitarbeiter für euren Betrieb zu gewinnen?

Die letzten zwei bis drei Jahre hatten wir großes Glück, motivierte Auszubildende zu finden. Aktuell bilden wir vier Auszubildende im Zimmererhandwerk aus. Der effektivste Weg, um Nachwuchs, Auszubildende und Fachkräfte für unseren Betrieb zu begeistern, ist aus meiner Sicht, dass man qualitativ immer auf einem hohen Stand ist, was Werkzeuge und den Fuhrpark angeht. Das zeigen wir auch in sozialen Medien, dadurch werden die Leute neugierig und auf uns aufmerksam. Um Auszubildende für unseren Betrieb zu gewinnen, gehen wir außerdem aktiv an Schulen und auf Ausbildungsmessen.

Wie wichtig ist es für dich, mit deinem Betrieb in sozialen Medien vertreten und aktiv zu sein?

Ich habe mich schon früh dafür entschieden, mit unserem Betrieb in sozialen Medien aktiv zu sein, weil man dort sehr viele Menschen auf unkomplizierte Art und Weise erreichen kann. Wir haben gemerkt, dass wir beispielsweise über unsere Instagram-Seite immer wieder Menschen für unseren Betrieb begeistern können. Außerdem ist es für unsere Mitarbeiter eine gute Gelegenheit, Eindrücke von ihrer Arbeit und von besonders gelungenen Projekten zu teilen. 

Unsere Social-Media-Kanäle werden dabei von unserer Mitarbeiterin Sandra Werner betreut. Sie fährt täglich auf unsere Baustellen, macht dort Fotos und Videos und steht im ständigen Kontakt zu unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, um zu erfahren, was für unsere Website oder unsere Instagram-Seite interessant sein könnte. Damit ist das Thema Social Media letztendlich eine Teamaufgabe. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Über Holzbau Westhoff

Der 1989 gegründete Holzbaubetrieb Westhoff in Delbrück (NRW) wird heute in zweiter Generation von Christian Westhoff (32) geführt. Insgesamt 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten für  den Holzbaubetrieb, darunter zehn Dachdecker und zehn Zimmerer. Drei kaufmännische Angestellte sowie vier Zimmerer-Auszubildende ergänzen das Team. Holzbau Westhoff deckt ein breites Spektrum an Holz- und Dachbauarbeiten ab, ein Schwerpunkt liegt auf dem Holzrahmenbau: Neben Ein- und Mehrfamilienhäusern werden auch größere Objekte wie Schulen und Sporthallen in Holzrahmenbauweise umgesetzt. Für die Vorfertigung von Holzrahmenwänden und den Abbund von Dachstühlen nutzt der Holzbaubetrieb eine eigene Abbundanlage.

Mehr erfahren Sie unter www.holzbau-westhoff.de und unter www.instagram.com/holzbauwesthoff

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