Historisches Anwesen wird altersgerecht umgebaut

Aufsparrendämmung mit Holzfaserdämmplatten

Unter dem großen Dach des 1780 erbauten „Schlössle“ in Waldshut-Schmitzingen entstehen altersgerechte Apartments. Mit Holz aus dem Schwarzwald hergestellte Dämmplatten schützen die historische Baustruktur und sorgen im kernsanierten Gebäude für ein angenehmes Raumklima.

Ältere Menschen sind heute viel länger gesund und aktiv als früher und wollen auch im Alter selbstbestimmt leben und an der Gesellschaft teilhaben. Der demografische Wandel stellt die Gesellschaft bei der Gestaltung und Anpassung altersgerechter Wohnungen, Stadtviertel und Regionen vor neue Aufgaben. Die zunehmende Lebensdauer führt zu veränderten Anforderungen an den Wohnraum. Wer so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung bleiben will, ist auf eine Wohnung angewiesen, die möglichst frei von Barrieren ist. Der Wohnungsbestand in Deutschland muss also in Zukunft stärker an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst werden.

Wohngemeinschaft im „Schlössle“

Dieser Herausforderung stellen sich die Bauherren im baden-württembergischen Schmitzingen. Sie machen aus der Not eine Tugend und bauen ein Anwesen (das „Schlössle“) aus dem 18. Jahrhundert zur seniorengerechten Wohngemeinschaft aus. Das Bauernhaus samt Wirtschaftsanbau wurde früher als landwirtschaftliches Gebäude genutzt.

Die Sanierung des historischen Anwesens wurde vom Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) unterstützt. Das Dach des Wirtschaftsanbaus (links im Bild) wurde als erstes saniert
Foto: Gutex

Die Sanierung des historischen Anwesens wurde vom Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) unterstützt. Das Dach des Wirtschaftsanbaus (links im Bild) wurde als erstes saniert
Foto: Gutex

Seit 1936 ist der alte Adelssitz im Familienbesitz. Sechs altersgerechte Apartments ermöglichen hier bereits seit 2021 ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Seit dem Umbau stehen im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss neben den privaten Wohnräumen eine Gemeinschaftsküche und Räume für Freizeitangebote zur Verfügung. Das Dachgeschoss wird zudem zu einer weiteren, großzügigen Wohneinheit mit Blick auf die Schweizer Alpen ausgebaut. Ein Aufzug im Lichthof verbindet die Etagen. Nach der Komplettsanierung des Anwesens soll  auch die knapp 80-jährige Mutter der Bauherren in den vertrauten Räumlichkeiten das Leben in der Gemeinschaft genießen.

Wohnen mit den Engeln

Um dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen, wurden die Räume behutsam entkernt und die großzügige Struktur mit bis zu 30 m2 großen Räumen weitestgehend erhalten. Auch die historischen Dachsparren im Haupthaus sind durchgängig intakt und tragen die große Dachfläche, die mit neuen Tonziegeln eingedeckt wurde, die nächsten Jahrzehnte.

Statt der üblichen Gauben, die hier denkmalrechtlich nicht genehmigt wurden, versorgt ein bündig in die Dachfläche integriertes Oberlicht die neue Dachgeschosswohnung mit viel Licht und Ausblick in den Himmel. Das baufällige Treppenhaus konnte nicht gerettet, durfte aber auch nicht abgebrochen werden. Stattdessen wird es nun eingehaust und soll die Sammlung hunderter Engelsfiguren der Bauherren-Mutter in einer Ausstellung hinter Glaswänden zeigen. Zeitgemäßen Komfort bieten Fußbodenheizungen in den Apartments.

Blick auf Holzsparren und in den Himmel

Dass man sich hier in einem historischen Altbau befindet, wird auch mit Blick unter das Dach deutlich. Die ausschließlich oberhalb der Sparren aufgebrachte Holzfaserdämmung hält den Blick auf die Sparren­lage frei und ermöglicht eine komfortable Raumnutzung im Inneren. Insbesondere im Bereich des flächenbündig in die Dachhaut eingelassenen, großen Dachfensters entstehen so spannende Überlagerungen und lichtdurchflutete Kontraste zwischen innen und außen.

Auf dem neuen Dach des Wirtschaftsgebäudes wurden „Ultratherm“-Holzfaserdämmplatten von Gutex verlegt 
Foto: Gutex

Auf dem neuen Dach des Wirtschaftsgebäudes wurden „Ultratherm“-Holzfaserdämmplatten von Gutex verlegt 
Foto: Gutex
Dank des Denkmalschutz-Status des Gebäudes musste das Dach nicht die üblichen U-Werte erreichen, sondern kommt einlagig mit einer 14 cm dicken Aufsparrendämmung aus. Mit der „Gutex Ultratherm“ wurde eine regensichere Unterdeckplatte mit hohem Dämmwert auf dem Dach verwendet. Die homogene Dämmschicht verhindert Wärmebrücken und erschafft ein Dach, das trotzdem effektiv vor Wärmeverlusten sowie Hitze- und Schalleintrag schützt. So können sowohl die alten Dachsparren des Haupthauses als auch die der neuen Dachkonstruktion sichtbar bleiben und eine wohlige Atmosphäre entfalten.

Komplexe Dachkonstruktion

Die komplex verschnittene Dachkonstruktion besteht aus dem zu bewahrenden Krüppelwalm- und einem neu zu errichtenden Walmdach, das sich zweifach abgewinkelt um einen Innenhof formt. Die Planung und Ausarbeitung der Dachkonstruktion legten die Bauherren in die Hände der Zimmerei Eschbach. Die Holzbauer nahmen sich im ersten Schritt das Dach des Wirtschaftsanbaus und im zweiten Schritt das Dach des Haupthauses vor.

Die Dachsanierung des Haupthauses (links im Bild) stand im zweiten Bauabschnitt an
Foto: Gutex

Die Dachsanierung des Haupthauses (links im Bild) stand im zweiten Bauabschnitt an
Foto: Gutex

Hier wurde die freigelegte, alte Sparrenlage auf etwaige Schäden überprüft und wo nötig ausgebessert. Weil der Verlegeuntergrund für die Holzfaserdämmung möglichst eben sein sollte, wurde eine Holzschalung auf den vorbereiteten Sparren verlegt. Darauf wurde mit einer Dampfbremse luftdicht an das Bauteil angeschlossen. Darüber wurden die Unterdeckplatten „Gutex Ultratherm“ in einer Größe von 1780 x 600 mm verlegt sowie in Teilbereichen eine Unterspannbahn mittels Konterlattung und zugelassenen Schrauben befestigt. Die Verlegung der Platten mit Nut- und Feder-Profil erfolgte passgenau und fugendicht im Verband mit versetzten Fugen, wobei die Federkante stets aufsteigend/traufparallel zu verlegen ist. Mit einer Dachneigung von mehr als 15º bei diesem Bauvorhaben konnte auf die Verklebung der Plattenstöße verzichtet werden.

Die Holzfaserdämmung wurde auf dem Dach des Haupthauses auf einer Schalung mit Dampfbremse verlegt
Foto: Gutex

Die Holzfaserdämmung wurde auf dem Dach des Haupthauses auf einer Schalung mit Dampfbremse verlegt
Foto: Gutex

Das patentierte Nut- und Federprofil der Gutex-Holzfaser-Unterdeckplatten bietet durch seine spezielle Geometrie Regensicherheit. Durch die Abschrägung behält das Regenwasser bei Bewitterung seine sparrenparallele Richtung von First bis Traufe bei. Anders als bei herkömmlichen Profilierungen dringt das Wasser nicht in die Stöße ein und wird somit nicht nach links oder rechts abgelenkt. Das Ergebnis ist eine durchgehende Dachebene, die starkem Regen, Wind und Hagel standhält. Die Unterdeckplatte „Ultratherm“ von Gutex entspricht der Hagelschutzklasse HW5 und kann als Behelfsdeckung bis zu drei Monate lang frei bewittert werden. Ein Vorteil, der auch den Bauherren des Schlössle in Schmitzingen zugutekam, da die gesamte Dachbaustelle inklusive Eindeckung mit neuen Tondachziegeln an die drei Monate dauerte.

Unter dem Dach des Haupthauses entsteht eine großzügige Wohneinheit mit 140 m2 Wohnfläche
Foto Gutex

Unter dem Dach des Haupthauses entsteht eine großzügige Wohneinheit mit 140 m2 Wohnfläche
Foto Gutex

Mit dem neuen Dach über dem Kopf machen sich die Zimmerer nun an den Innenausbau. Auch die Wände und Decken des „Schlössle“ werden mit Holzfaserdämmstoffen aus dem in nächster Nähe gelegenen Gutex-Werk gedämmt. 2022 konnte bereits die erste Schmitzingener Senioren-WG in die altersgerechten Wohnungen einziehen.

Autorin

Heike Granacher ist Mitarbeiterin im Marketing der Gutex GmbH & Co. KG in Waldshut-Tiengen.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Sanierung des „Schlössle“ in Waldshut-Schmitzingen und Umbau zu altersgerechten Wohnungen

Bauherr Manfred und Sabine Granacher, Waldshut-Tiengen

Architekt Dipl.-Ing. (FH) Rolf Boll, Freier Architekt, Waldshut-Aichen

Holzbau Zimmerei Eschbach, Küssaberg, www.eschbach-zimmerei.de

Dämmung  Gutex, H. Henselmann GmbH & Co. KG, Waldshut-Tiengen, www.gutex.de

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