Glücklich im Sonnenhaus

Solare Wärme und ein wenig Stückholz reichen, um warum durchs Jahr zu kommen

Die Familie Lorenz lebt seit 15 Jahren in ihrem Sonnenhaus. Die Solarheizung des Hauses mit 68 m² Solarkollektoren funktioniert einwandfrei. Für die Nachheizung benötigen die Eigentümer nur rund eineinhalb Raummeter Holz. Das entspricht Heizkosten von etwa 100 Euro im Jahr.

Seit 15 Jahren leben Monika und Christian Lorenz nun in ihrem Sonnenhaus in Kumhausen bei Landshut. Damals wurde ihr Neubau mit der großen Solarkollektorfläche und dem auffallenden Wintergarten kritisch beäugt. Mittlerweile zweifelt niemand mehr daran, dass das Sonnenhaus-Konzept funktioniert. Durchschnittlich 88 Prozent des Heizenergiebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser erzeugen die 68 m² Solarkollektoren des Hauses. Für die Nachheizung im Winter benötigen die Hausbesitzer nur ein bis eineinhalb Raummeter Stückholz im Jahr. „Das sind etwa 100 bis 130 Euro Brennstoffkosten. Wenn wir 150 Euro pro Jahr zahlen, dann ist das viel“, sagt Christian Lorenz. Dazu genießen sie das angenehme Raumklima, die Strahlungswärme vom Kachelofen und die helle und sonnige Atmosphäre im Haus.

Kurz bevor Familie Lorenz im März 2003 in ihr Haus eingezogen ist, lud sie zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz zu einem Tag der offenen Tür ein. An die vielen skeptischen Stimmen erinnern sie sich noch gut. „Die Mehrheit der Besucher war nicht für unser Hauskonzept. Viele haben sich gefragt, ob das wohl funktionieren könne, was wir noch nachrüsten werden und wie lange die Technik hält“, erzählt Christian Lorenz mit einem Schmunzeln. Solarkollektoren kannten die meisten nur von kleinen Warmwasseranlagen. Dass diese erprobte Technik auch einen Großteil des Heizwärmebedarfs in einem Haus solar erzeugen kann, war für viele neu. Allen kritischen Stimmen zum Trotz: Der Tag hat einen Nachahmeffekt ausgelöst. „Es hat die Bauart in unserer Siedlung verändert“, erzählt Lorenz. „Auf einmal wurden viel mehr Solarwärmeanlagen installiert und viele wollten die Pläne zu unserem Haus haben.“

Heizen nur mit Sonne und Holz

Bei ihrem Einfamilienhaus handelt es sich um ein klassisches Sonnenhaus (Sonnenhaus Standard) mit einer großen Solarwärmeanlage und einer Holzheizung für die Nachheizung. Um einen solaren Deckungsgrad von mindestens 50 Prozent in der Wärmeversorgung zu erreichen, wurde das Haus mit 170 m² Wohnfläche zunächst einmal für die aktive und passive Nutzung der Sonnenenergie optimiert. Der mit Zellulose gedämmte Holzbau ist nach Südwesten ausgerichtet, damit kann die solare Wärme gut genutzt werden. Außerdem lässt der große Wintergarten auf dieser Seite viel Sonnenwärme ins Haus. So wird der Heizenergiebedarf reduziert und Sonne und Licht kommen ins Haus.

Auf dem 45 Grad steilen Dach sind 68 m² Solarkollektoren installiert. Großflächig und symmetrisch montiert, fügen sie sich in die Dachfläche ein. Wärme, die gerade nicht für die Raumheizung oder das Dusch- oder Trinkwasser benötigt wird, kann in einem Solarwärmespeicher zwischengespeichert werden (siehe Foto gegenüberliegende Seite). Der 11 m³ große Kombispeicher ist 6,2 m hoch und gut sichtbar im Haus platziert. Um ihn herum schlängelt sich die Treppe vom Erdgeschoss in das Obergeschoss. Jemand, der das Heizkonzept nicht kennt, käme aber kaum auf die Idee, dass sich darin Wärme verbirgt.

Solarer Deckungsgrad: 88 Prozent

Vorab hatte Sonnenhaus-Planer Wolfgang Hilz einen solaren Deckungsgrad von 77 Prozent für das Sonnenhaus errechnet. In dem Forschungsprojekt „HeizSolar“ wurde zwischenzeitlich jedoch ermittelt, dass durchschnittlich 88 Prozent des Heizenergiebedarfs im Jahr solar gedeckt werden können. Reicht die Solarwärme im Winter nicht aus, heizt die Familie mit einem Stückholzofen, der sich in einem Kachelofen verbirgt, nach. Dadurch können sie behagliche Strahlungswärme genießen.

Mit der Sonne leben

Ihre Anlage kennen sie mittlerweile genau. Sie leben mit der Sonne und den Jahreszeiten. Wenn an einem eisigen Wintertag der Himmel wolkenfrei ist und die Sonne scheint, produzieren die Solarkollektoren auf Hochtouren Wärme. „Das reicht dann für zwei bis drei Tage“, sagt Christian Lorenz, dessen Firma Lorenz Behälter- und Apparatebau auch seinen eigenen Solarwärmespeicher gebaut hat. „Wenn es mehrere Tage trüb ist, heizen wir kontinuierlich nach“, sagt Christian Lorenz. Und haben sich die skeptischen Stimmen aus der Anfangszeit bewahrheitet? Hat Familie Lorenz doch noch eine Gastherme eingebaut oder waren Reparaturen nötig? „Die Grundtechnik ist so geblieben, wie sie war“, sagt Christian Lorenz. „Es mussten mal Pumpen und ein Mischventil gewechselt werden, aber das ist normaler Verschleiß. Beim Kachelofen war mal ein Ziegel gebrochen, aber auch das ist üblicher Verschleiß.“ Nach zehn Jahren sei der Kachelofenbauer zur Routine-Wartung bei ihnen gewesen. „Es gab nichts zu tun, deshalb kommt er nun erst nach 15 Jahren wieder.“

Überschüssige Wärme gut genutzt

Um die überschüssige Wärme im Sommer mit Genuss zu nutzen, haben sie einen Swimming-Pool in ihrem Garten gebaut. „Wir schwimmen jeden Sommer darin, und die Nachbarskinder freuen sich auch“, erzählt Monika Lorenz. Außerdem gibt es an ihrem Wintergarten ein Sonnensegel, das über einen Sonnenfühler je nach Temperatur automatisch hoch oder herunterfährt. So bleibt die Hitze draußen oder sie darf ins Haus. Wenn es doch mal zu warm wird, lüften sie mit einem Fenster im Obergeschoss und der Tür im Wintergarten durch. „Das klappt bestens“, so Christian Lorenz. Auf Wind reagiert das System auch. Wird der Wind zu stark, fährt das Sonnensegel auf Signal eines „Windwächters“ hoch.

Unabhängigkeit von Öl und Gas

„Eine Motivation, ein Sonnenhaus zu bauen, war die Unabhängigkeit, die wir damit haben“, sagt Christian Lorenz, „bei der Wärme sind wir autark, und das ist ein sehr gutes Gefühl.“ Auch beim Strom hat er noch Pläne, zumal sie im Winter 2017/2018 bis Mitte Februar schon drei Mal mehrstündige Stromausfälle hatten. Im Keller gibt es einen Trennschalter, um das Haus vom Netz zu trennen. Den hat Lorenz vor etwa zehn Jahren eingebaut. Bald will er ein Notstromaggregat anschaffen. „Wenn es dann einen Stromausfall gibt, können wir schnell reagieren und umschalten“, sagt er. 

Auch die Holzständerbauweise gefällt ihnen nach wie vor gut. Die unbehandelte Lärchenholzverschalung hat sich je nach Himmelsrichtung und Stärke der Sonneneinstrahlung farblich etwas verändert. Streichen war in den 15 Jahren aber nicht nötig, das haben sie auch nicht vor. Für den Holzbau haben sie sich auch deshalb entschieden, weil ihnen die Baubiologie wichtig war.

So sind beispielsweise auch so wenig Klebstoffe und Lösungsmittel wie möglich in dem Haus. Die Böden sind nur geölt und an den Türen wurden keine Kunstharzlacke verwendet.

Autorin

Ina Röpcke ist Fachjournalistin für erneuerbare Energien und solares Bauen in München und unterstützt das Sonnenhaus-Institut bei der Pressearbeit.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Einfamilienhaus nach Sonnenhaus-Standard in Kumhausen bei Landshut

Konstruktion Holzbau mit Zellulosedämmung; passive Sonnenenergienutzung durch Wintergarten mit 45 Grad nach Süden geneigter Dreifachverglasung (automatisch gesteuerter Außenjalousie)

Bauherren Monika und Christian Lorenz, 84036 Kumhausen

Baujahr 2003

Wohnfläche 170 m²

Nutzfläche nach EnEV 250 m²

Architekten Georg Dasch und Architekturbüro Dirschedl, 93059 Regensburg, www.sonnenhauskonzept.de

Energiekonzept    

Solare Kollektorfläche 68 m² / Dachneigung: 46°

Solarer Deckungsgrad 88 Prozent 

Normwärmebedarf 6 kW

Speicher Lorenz-Kombispeicher, 11m³, Lorenz GmbH, 84030 Landshut

www.lorenz-behaelterbau.de 

Heizsystem Wandflächenheizung, Kachelofen mit Wassereinsatz

Brennstoffbedarf ca. 1,5 Ster Holz/Jahr

Konzeptunterstützung Sonnenhaus-Institut e.V., 94315 Straubing, www.sonnenhaus-institut.de

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