Ferienhäuser in Massivholzbauweise

21 Ferienhäuser entstehen als Manoah-Siedlung am Zeulenrodaer Meer in Thüringen

Mitten in Thüringen fand eine besondere Ferienhaussiedlung als Ort der Erholung und Ruhe am Zeulenrodaer Meer ihren Platz. Die Häuser zeichnen sich durch ihre Massivholzbauweise aus und fügen sich mit ihren Holzfassaden in unterschiedlichen Farben gut in die Umgebung ein.

Im Thüringer Vogtland, mitten im grünen Herzen Deutschlands, lassen sich schöne Urlaube verbringen. Vor allem das Zeulenrodaer Meer bietet sich als Ausgangspunkt für Wassersportarten wie Segeln, Rudern, Kajak fahren oder Stand-Up Paddling an. Und wer gerne wandert oder Fahrradtouren macht, wird den Weitblick über Wasser, Felder und Wiesen genießen.

Das Zeulenrodaer Meer ist dabei eigentlich ein Stausee, der ab 2012 zur touristischen Nutzung freigegeben wurde. Die Kleinstadt Zeulenroda erhielt zudem 2019 das Prädikat des staatlich anerkannten Erholungsorts. Das Land fördert den Fremdenverkehr in dieser Region. So entstand, umgeben von Wald und direkt am Zeulenrodaer Meer gelegen, eine besondere Ferienhaussiedlung mit dem Namen „Manoah“. Dieser Name stammt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie Ort der Ruhe.

Moderne und private Atmosphäre

Auf drei Hektar Land direkt am Ufer des Sees befinden sich insgesamt 21 Ferienhäuser. Das Architekturbüro Müller & Lehmann aus Bad Berka entwarf die Häuser, die aus drei Baukörpern bestehen: zwei Seitenschiffen mit Spitzdach und einem Mittelschiff mit Flachdach. Das Mittelschiff fungiert als Eingangsbereich und verbindet die beiden anderen Gebäudeteile miteinander. Der Investor, Prof. Hans B. Bauerfeind, entschied sich für den Archetypus eines Hauses, geradlinig und modern, mit der Materialkombination Metall und Holz. Der H-förmige Grundriss der Häuser ist ökonomisch und platzsparend. Zwischen den beiden Seitenteilen der Häuser befindet sich zum See gewandt die Sonnenterrasse, sodass die Gäste seitlich von den Gebäudeteilen geschützt sind und den Ausblick auf das Zeulenrodaer Meer genießen können. Die Häuser wurden mit reichlich Abstand so platziert, dass Privatsphäre und Blick aufs Wasser garantiert sind. Drei unterschiedlich große Häusertypen bieten mit Flächen von 60 bis 80 m² Platz für zwei bis acht Personen. Unter den Häusern sind auch sechs barrierefreie Varianten.

Massivholzwände aus Fichtenholz

Für den Investoren Prof. Hans B. Bauerfeind und seine Frau Marion Bauerfeind war es besonders wichtig, die Ferienhaussiedlung „Manoah“ unter nachhaltigen Aspekten zu bauen. Aus Überzeugung entschied sich das Ehepaar deshalb für das sogenannte „Holz 100“, das die Firma Thoma aus Österreich anfertigte und lieferte. „Holz 100“ steht für 100 Prozent natürliches, heimisches Nadelholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, das bei abnehmendem Mond oder Neumond geschlagen wird. Die Ernte erfolgt nur in der kalten Jahreszeit, das heißt in der Saftruhe der Bäume, wenn der Flüssigkeitstransport innerhalb des Baumes auf ein Minimum reduziert ist. Das „Mondholz“ zeichnet sich durch lange Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit sowie durch eine besondere Trockenheit aus. Gleichzeitig ist es besonders dicht, druckfest und somit stabil. Außerdem besitzt „Holz 100“ eine besondere Witterungsbeständigkeit sowie eine hohe Resistenz gegen Pilz- und Insektenbefall.

Bei der Vorfertigung der 30 cm dicken „Holz 100“-Außenwände werden mit Buchenholzdübeln kreuzweise geschichtete Brettlagen zu einem kompakten Bauelement verbunden. Leim, Metall, Chemikalien oder Holzschutzmittel kommen hierbei nicht zum Einsatz. Bisher ist „Manoah“ die einzige Siedlung Deutschlands, die aus „Holz 100“-Elementen erbaut wurde.

Die Dächer der Ferienhäuser

Nicht nur die Außenwände, sondern auch die Dächer der Ferienhäuser wurden aus „Holz 100“-Elementen erbaut. Der Regeldachaufbau der Ferienhäuser besteht dabei aus den Massivholzelementen in 17,8 cm Dicke, einer darüber verlegten Dampfbremse und einer Holzfaserdämmung („Steico Flex“, WLG 035, 12 cm). Auf die Dämmung folgen Unterspannbahnen, darüber ist die Konter- und Traglattung für die Dachziegel montiert. Dieser Dachaufbau wurde über den Wohnzimmern der Ferienhäuser erstellt. Die Steildächer bestehen dabei aus jeweils vier „Holz 100“-Massivholzdeckenelemten. Zur statischen Unterstützung der Decken wurde ein Stahlrahmen im mittleren Bereich der Dachkonstruktion eingearbeitet, der später nicht mehr sichtbar ist. Werkseitig hatte man dafür Fräsungen in den „Holz 100“-Deckenelementen vorgenommen.

Flachdächer mit Kunststofbahnen abgedichtet

Zwischen den beiden Gebäudeteilen mit Steildächern befindet sich der Eingangsbereich mit Flachdach. Waagerecht verlegte „Holz 100“-Elemente bilden hier die Decke, darüber folgen eine Trennlage, Bitumendampfsperrbahnen sowie eine Polystyroldämmung (WLG 035). Mit Kunststoffabdichtungsbahnen wurden die Flachdächer abgedichtet, darüber brachten die Dachdecker eine Kiesschüttung als Auflast auf. Ein Dachablauf und Notüberlauf sorgen für die Entwässerung der Flachdachflächen.

Steildächer über den Schlafzimmern

Die Decken der Schlafzimmer bestehen ebenfalls aus horizontal verlegten „Holz100“-Elementen. Oberhalb der Decken wurde eine Holzfasereinblasdämmung aufgebracht. Nagelplattenbinder aus KVH wurden über den horizontal verlegten Massivholzelementen aufgestellt und montiert. Sie bilden die Basis des Steildachaufbaus über den Schlafzimmern. Über den Nagelplattenbindern sind Unterspannbahnen verlegt, darauf sind die Konter- und Traglatten montiert und die Dachziegel verlegt.

Kühlen und heizen mit Erdwärme

Ihre Energie beziehen die Ferienhäuser aus Erdwärme, dafür wurden 90 m tiefe Bohrungen vorgenommen, in deren Löcher Erdsonden eingeführt wurden. Mit dieser Technik kühlen wasserführende Rohrleitungen durch Wände, Decken und Böden die Häuser im Sommer und beheizen sie im Winter. Zu einem Nachhaltigkeitskonzept gehört ebenfalls die soziale Komponente, sodass der Bauherr Handwerksfirmen aus der Region engagierte. Die Holzbauarbeiten bei diesem Projekt führten die Zimmereibetriebe von Sylvio und Roberto Teuscher aus Zeulenroda durch.

Hinterlüftete Holzfassade

Die Außenwände der Ferienhäuser wurden als hinterlüftete Holzfassaden erstellt. Dabei wurde an den Giebelseiten eine waagerechte Stülpschalung und an den Traufseiten eine Deckleistenschalung befestigt. Dafür wurden zunächst Unterspannbahnen direkt auf den Massivholzaußenwänden verlegt. Darüber montierten die Zimmerer eine 60x120 mm Lattung senkrecht und eine 40x60 mm Konterlattung waagerecht. Für die anschließende Montage der Holzfassadenbretter nutzten die Zimmerer die Fassadenschrauben „Heco-Topix-plus“. Durch ihre unterschiedliche Gewindesteigung ziehen die Schrauben die Bauteile schnell zusammen, ohne dass der Kopf tief im Holz versenkt werden muss. Eine weitere Besonderheit der „Heco-Topix-plus“-Schrauben ist ihre verkürzte Geometrie, die für eine geringere Einschraublänge in die Unterkonstruktion sorgen soll. „Die Edelstahlschraube hält sicher am Bit, was einhändiges Arbeiten ermöglicht“, sagt Marina Winkler, die Teil des Montageteams war und in der Zimmerei von Roberto Teuscher arbeitet.

Glänzend geschützt

Die Holzoberflächen im Außenbereich der Häuser sollten hochwertig gestaltet und vor allem vor Wind, Wetter und UV-Strahlung geschützt werden. Diese Anforderungen erfüllte ein Anstrich mit der Effektlasur „Capadur Silverstyle“ von Caparol mit metallischem Glanz. Zunächst wurden die Holzbretter für die Fassaden einmal mit „Capacryl Holzschutzgrund“ imprägniert. Danach wurden sie einmal auf der Rückseite mit „Capadur Silverstyle“ beschichtet, damit keine Feuchtigkeit aufgenommen werden kann und sich das Holz nicht verzieht. Das Holz wurde außerdem zweimal auf der Sichtseite mit der Effektlasur „Capadur Silverstyle“ lasiert. Die Lasur ist diffusionsfähig und bietet laut Caparol einen hohen Feuchteschutz für maßhaltige und nichtmaßhaltige Holzbauteile innen und außen. Reflektierende Pigmente sorgen für einen guten UV-Schutz. Durch die sägeraue Oberfläche des Holzes war es nötig, die Lasur in einer höheren Schichtdicke aufzutragen, was aber für einen besseren Witterungsschutz sorgen soll. Bei regelmäßiger Überprüfung können Holzschäden, zum Beispiel durch UV-Bestrahlung, erkannt und durch gezielte, partielle Überarbeitung behoben werden.

Insgesamt wurden für die „Manoah“-Ferienhaussiedlung etwa 4500 m² Holz mit etwa 1500 Litern Lasur beschichtet. Mit „Color Express“ von Caparol lässt sich die Effektlasur abtönen. Diese Möglichkeit wurde bei den Ferienhäusern genutzt, um eine individuelle Gestaltung in verschiedenen Farbtönen zu realisieren.

Unterschiedliche Farben je nach Hausgröße

„Die drei Ferienhaustypen unterscheiden sich über unterschiedliche Farbtöne an den Längsseiten. Alle Häuser haben aber eine im Farbton „Star Dust“ beschichtete Giebelseite“, fasst Eva Helterhoff vom Caparol Farbdesign-Studio zusammen, die den Bauherrn bei der Farbplanung unterstützt hat. „Wir haben innerhalb des Produkts „Capadur Silverstyle“ Farbkombinationen ausgewählt und zugeordnet, vorgeschlagen, Änderungswünsche angepasst und diese sowohl in klassischer Ansichtszeichnung, als auch als einfache 3D-Visualisierung dargestellt, um die Gesamtwirkung vermitteln zu können“, erklärt Helterhoff. So erhielt der größte Haustyp der Ferienhaussiedlung „Manoah“ einen roten Anstrich, die mittelgroßen Häuser bekamen einen blauen oder grünen Anstrich an der Längsseite. Ein grauer Farbton an der Traufseite charakterisiert die kleinsten Häuser der Siedlung.

Überzeugt in die Zukunft

Mitte September 2019 wurde der Spatenstich für die Häuser am See gesetzt. Bereits nach einem guten Jahr waren 21 Häuser fertiggestellt. „Wir sind sehr glücklich, das Ensemble von 21 Häusern mit einem gemeinsam durchdachten Konzept, bei dem jedes Detail aufeinander abgestimmt ist, zu präsentieren“, erklärt Marion Bauerfeind stolz und fügt hinzu: „Gleichzeitig ist es großartig, dass wir trotz unserer größten Herausforderung, der Corona-Pandemie, in unserer Ferienhaussiedlung Gäste empfangen dürfen, die inmitten einer idyllischen Naturlandschaft zwischen Wald und See zur Ruhe kommen, Kraft tanken und Harmonie finden können.“

Autorin

Dr. Alexandra Nyseth ist Kunsthistorikerin und freie Journalistin.

Baubeteiligte (Auswahl)

Projekt Ferienhaussiedlung „Manoah“ am Zeulenrodaer Meer mit 21 Häusern in Massivholzbauweise, https://manoah.haus

Bauherr Bio-Seehotel Zeulenroda GmbH & Co.KG, Zeulenroda-Triebes (Thüringen),

Investor Prof. Hans B. Bauerfeind

Architekt Architekturbüro Müller & Lehmann, Bad Berka, https://ab-ml.de

Holzbau Sylvio Teuscher und Roberto Teuscher, Zeulenroda-Triebes

Flachdach- und Abdichtungsarbeiten Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG Isolierungen, Fellbach, www.hollflachdachbau.de

Holzbeschichtung Lignum finish GmbH, Aitrach, http://lignum-finish.de

Produkte (Auswahl)

Massivholzelemente Thoma Holz GmbH, AT-5622 Goldegg, www.thoma.at

Nagelplattenbinder Beyer Ing.- Holzbau GmbH & Co KG, Dittersdorf, www.ihb-beyer.de

Holzschutz und Lasuren „Capacryl Holz Schutzgrund“ als Imprägnierung; Holzlasur „Capadur Silverstyle“ in verschiedenen Abtönungen,

Farbkonzept: Dipl.-Ing. Innenarchitektin Eva Helterhoff, Caparol Farbdesign-Studio, Caparol, DAW SE, 64372 Ober-Ramstadt, www.daw.de

Holzschrauben „Heco-Topix-plus“, Heco-Schrauben GmbH & Co. KG, Schramberg, www.heco-schrauben.de

Dachziegel „Ergoldsbacher Linea“, Erlus AG, Neufahrn/Niederbayern, www.erlus.com

Weitere Informationen zu den Unternehmen
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