Ferienhäuser im Schwarzwald aus natürlichen Baustoffen gebaut
Im Oberen Gaistal in Bad Herrenalb sind drei Ferienhäuser entstanden, die alle über einen sechseckigen Grundriss verfügen. Der Bauherr legte großen Wert auf den Einsatz natürlicher Baustoffe, daher wurden die Wände der Häuser in Massivholzbauweise erstellt und die Fassaden mit Lärchenholz verkleidet.
Vor dem Neubau der Ferienhäuser in Bad Herrenalb musste zunächst ein hundert Jahre altes Wohnhaus seinen Platz räumen, in dem Feuchtigkeitsschäden im Obergeschoss aufgetreten waren. Ein ehemals verwilderter, steiler Hang wurde vor dem Bau der Ferienhäuser außerdem terrassenartig umgestaltet und mit einer sechs Meter hohen Muschelkalkwand gestützt. Das dafür verwendete Material aus dem Nachbarort findet sich auch in dem Schotter wieder, der heute die Häuser umgibt. Abbruchsteine aus dem Keller des alten Hauses wurden für die Außengestaltung rund um die neuen Häuser ebenfalls verwendet. Die drei neuen Ferienhäuser, die zusammen das sogenannte „Schwarzwalddeck“ bilden, bieten eine Urlaubsmöglichkeit am Rande des heilklimatischen Kurortes Bad Herrenalb im Schwarzwald. Jedes der drei Häuser weist einen sechseckigen Grundriss auf und umfasst rund 80 m² Wohnfläche. Das Gesamtkonzept der Häuser beruht auf einer nachhaltigen Bauweise und durchdachten Raumgestaltung. Die großen Fensterfronten in jedem Haus öffnen sich zu privaten Terrassen, die einen Ausblick über den Schwarzwald bis hin zum Rheintal ermöglichen.
Außenwände in Holzbauweise
Sebastian Graubner ist der Bauherr der „Deckhäuser“ und Geschäftsführer der Vihara-Familienstiftung. Er legte großen Wert darauf, dass für den Neubau der drei Häuser natürliche Baumaterialien zum Einsatz kamen. „Die Deckhäuser sind für mich ein absolutes Herzensprojekt, das mich nun seit einigen Jahren begleitet“, erklärt Graubner. Die Ferienhäuser sollten einen Wandaufbau in Holzbauweise mit minimaler Wandstärke und hochwertiger Optik erhalten. Vorab hatte Graubner bereits bei mehreren Bauvorhaben gute Erfahrungen mit einem Wandaufbau aus Massivholzwänden, einer Holzfaserdämmung und einer außenseitigen Lärchenholzlattung gemacht. Die Außenwände der „Deckhäuser“ in Bad Herrenalb sollten ebenfalls in Massivholzbauweise erstellt werden und wurden von der Firma Fullwood Süd in Wolpertshausen vorgefertigt. Dabei bestehen die Wandelemente aus Kiefernholzblockbohlen, die untereinander mit Gewindestangen verbunden wurden.
Estrichziegel statt Fließestrich
Der Bauherr wünschte sich für die Fußböden in den Holzhäusern ein System ohne Fließestrich, das schnell begehbar war und damit einen zügigen Baufortschritt ermöglichte. Nach längerer Recherche fiel die Wahl auf Estrichziegel von Leipfinger-Bader. Der keramische Trockenestrich verbindet die Lastverteilschicht mit einer Designoberfläche in einem Bauteil und reduziert so die Gesamthöhe des Bodenaufbaus. Weil die Ferienhäuser diskontinuierlich, also in unregelmäßigen Abständen genutzt werden, entschied sich der Bauherr für eine Fußbodenheizung in Kombination mit den Estrichziegeln als energieeffiziente Heizvariante. Das keramische Material der Estrichziegel verfügt über eine schnelle Reaktionszeit, sodass sich Räume über die Fußbodenheizung schnell hoch- und wieder herunterheizen lassen. Der Estrichziegel wird trocken verlegt, sodass ein Trocknungsprozess wie beim Fließestrich entfällt und keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Bau eingebracht wird.
Mehrschichtiger Bodenaufbau
Zum Einsatz kamen die Estrichziegel in den Ferienhäusern in Bad Herrenalb in der Oberfläche „Bobone“ mit dunkel-melierter Optik. Die Estrichziegel wurden in den drei Häusern in allen Räumen verlegt, vom Wohn- und Essbereich bis hin zu den Fluren sowie den Schlafzimmern und Bädern. Die Experten von Leipfinger-Bader lieferten vor Ort Unterstützung und gaben dem Fliesenleger eine praktische Einweisung zur Verlegung der Estrichziegel.
Der Bodenaufbau erfolgte dabei folgendermaßen: Auf den Betonkellerdecken und den Bodenplatten wurde eine gebundene Schüttung aufgebracht. Bei der Decke über dem Erdgeschoss kam eine Holzschalung in Sichtqualität zum Einsatz. Als nächstes folgte eine Lastverteilschicht in Form von Gipsfaserplatten. Anschließend verlegten die Handwerker die Leitungen der Fußbodenheizung in Holzweichfaser-Trägerelementen und brachten darauf eine „Schrenzlage“ in Form von Estrichpapier auf. Diese Lage bildete den Untergrund für die Verlegung der Estrichziegel als finaler Schicht des Bodenaufbaus.
Photovoltaikanlagen und Luft-Wasser-Wärmepumpe
Die drei Ferienhäuser verfügen über halboffene Lärchenholzfassaden und umlaufende Laubengänge auf jedem Stockwerk. Je nach Tages- und Jahreszeit setzt das Sonnenlicht dabei spielerische Akzente. Der Bauherr richtete das gesamte Projekt darauf aus, dass es auch in vielen Jahrzehnten noch architektonisch stimmig und zeitgemäß ist. Farbliche Akzente in den Innenräumen setzen daher nur austauschbare Einrichtungsgegenstände wie Textilien oder Geschirr. Die neuen „Deckhäuser“ zeichnen sich zudem durch ihre Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energiequellen aus und sind mit Photovoltaikanlagen, einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und Stromspeichern ausgestattet.
AutorJosef Seestaller ist Experte für Boden- und Lehmbausysteme bei der Leipfinger-Bader GmbH.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Neubau von drei Ferienhäusern in Massivholzbauweise („Schwarzwalddeck“) in Bad Herrenalb
Bauzeit 12/2022 bis 05/2024
Bauherr Vihara Familienstiftung, Geschäftsführer: Sebastian Graubner, Bad Herrenalb
Hochbauarchitektur Vihara Familienstiftung, Bad Herrenalb, www.schwarzwaldstrand.de, DGJ Architektur GmbH, Frankfurt am Main
Holzbauarbeiten Fullwood Wohnblockhaus Süd, Wolpertshausen, www.fullwood.de
Verlegung der Estrichziegel Ernst Handwerker, Bad Herrenalb
Förderung Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) Baden-Württemberg, Stuttgart