Grenzen kennen und sich nicht selbst überschätzen!
Arbeitsunfälle vermeiden durch vorausschauende Planung und regelmäßige Absprachen mit den Mitarbeitern
André Büschkes ist Geschäftsführer der Dachdeckerei Büschkes in Euskirchen. In seinem Betrieb arbeiten derzeit sechs Dachdeckermeister, drei Gesellen und eine Auszubildende. Seine Mitarbeiter vor Absturzunfällen und anderen Arbeitsunfällen zu schützen, ist für ihn besonders wichtig. Wie er dabei vorgeht, zeigt André Büschkes in einem Vortrag auf dem Fachkongress für Absturzsicherheit 2023.
Vor vielen Jahren hatte Dachdeckermeister André Büschkes ein prägendes Erlebnis, als sich einer seiner Mitarbeiter durch einen Absturzunfall auf der Baustelle verletzte. „Ich wurde eines morgens angerufen und sollte möglichst schnell auf die Baustelle kommen, da ein schwerer Unfall passiert sei“, erzählt André Büschkes, Geschäftsführer der Dachdeckerei Büschkes in Euskirchen.
Er erinnert sich heute noch an das Gefühl, mit dem er damals zur Baustelle gefahren ist: „Diese Ungewissheit, was passiert war und wer aus meinem Team betroffen war – das war furchtbar.“ Auf der Baustelle erfuhr er, dass sich ein Dachdecker aus seinem Team bei einem Sturz nach innen aus einer relativ geringen Höhe verletzt hatte. „Eine Absturzsicherung war vorhanden, allerdings wurden die Mitarbeiter durch einen Regenschauer bei der Flachdachsanierung überrascht. In der Hektik des einsetzenden Regens war eine Öffnung nach innen nicht verschiebesicher geschützt und so kam es zum Absturz“, erklärt André Büschkes.
Verschiedene Systeme zur Absturzsicherung
Der Mitarbeiter, der sich damals verletzte, ist zwar heute wieder voll einsatzfähig. Der Unfall war für André Büschkes aber dennoch ein prägendes Erlebnis und führte dazu, dass er sich noch stärker als bisher mit Arbeits- und Absturzsicherheit im Betrieb befasste. Seitdem spricht er möglichst vor jedem Projekt mit seinen Mitarbeitern darüber, welche Art von Absturzsicherung sinnvoll und geeignet ist – auch dann, wenn es nur um das Austauschen von kaputten Ziegeln oder das Reinigen einer Dachrinne geht. „Wir nutzen viele Arten von Absturzsicherungen: fest installierte und verschiebbare Seitenschutzgeländer für Flachdächer, Leitersysteme, Hubarbeitsbühnen, Anschlagpunkte und vieles mehr“, sagt Büschkes. Es sei dabei immer wichtig zu überlegen, welches System für welche Baustelle geeignet sei.
Eine Baustelle der Dachdeckerei Büschkes: Seitenschutzgeländer sorgen für die Absturzsicherung der Dachdecker während der Flachdachsanierung
Foto: Hans Dieter Büschkes GmbH & Co. KG - Meisterhafte Dächer
Absturzsicherung für Lichtkuppeln
Besonders überzeugt hat den Dachdeckermeister ein System zur Absicherung von Lichtkuppeln auf dem Flachdach. „Die Gefahr eines Absturzes nach innen durch verdreckte und nicht durchsturzsichere Lichtkuppeln ist besonders bei der Sanierung hoch“, sagt André Büschkes. Bei dem erwähnten System wird ein Netz über die Lichtkuppel gespannt, das mit einem Gurt und Ratschen fixiert wird. An der Unterseite des Netzes befinden sich Haken, an denen ein Höhensicherungsgerät befestigt werden kann. So wird nicht nur die Gefahr eines Durchsturzes durch die Lichtkuppel vermieden, sondern es entsteht auch ein Anschlagpunkt für die Dachdecker.
Jeder Reparaturzettel, den seine Mitarbeiter mit auf die Baustelle nehmen, enthält auf der Rückseite eine kurze Gefährdungsbeurteilung mit Hinweisen zu Absturzgefahren, Gefahrstoffen und persönlicher Schutzausrüstung. Außerdem gibt es wöchentliche Baustellenbesprechungen mit dem gesamten Team, bei denen es um die Vermeidung von Unfällen in der Planung von Bauprojekten geht. Wichtig sei es generell, dass sich Mitarbeiter nicht selbst überschätzen und ihre Grenzen kennen würden.
Absturzsicherung auf dem Steildach: Das Dachfenster wird per Kran eingehoben. Für den Einbau des Dachfensters haben die Dachdecker ein Leiter-Plattform-System für die Bauzeit montiert
Foto: Hans Dieter Büschkes GmbH & Co. KG - Meisterhafte Dächer
Seit fast sechs Jahren unfallfrei
Das Engagement des Dachdeckermeisters hat sich ausgezahlt: Insgesamt sechs Jahre gab es auf den Baustellen und im Dachdeckerbetrieb keine Arbeitsunfälle mehr. Nur im vergangenen Jahr kam es zu einem Unfall, der die Bilanz leicht trübte – allerdings war ein Absturz nicht die Ursache: Ein Dachdeckergeselle hatte sich bei der Arbeit mit einem Cuttermesser am Arm verletzt. André Büschkes sagt: „Man kann einfach nicht alle Risiken bei der Arbeit vermeiden – wo gearbeitet wird, passieren Unfälle. Wenn man aber 80 Prozent der Arbeitsunfälle vermeiden kann, ist das schon sehr gut.“
André Büschkes ist Geschäftsführer der Dachdeckerei Büschkes (Meisterhafte Dächer) in Euskirchen. Seit 2005 ist er Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks, außerdem ehrenamtlich im Vorstand der BG Bau tätig
Foto: ZVDH e. V.
Nicht nur in seinem eigenen Betrieb engagiert sich André Büschkes für Arbeitssicherheit. Seit 2005 ist er Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), leitet dort den Ausschuss für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und ist für den Bereich Arbeitsschutz zuständig. Außerdem ist er ehrenamtlich im Vorstand der BG Bau tätig und wirbt dafür, dass Dachdecker- und Zimmereibetriebe stärker auf Absturzsicherheit achten.
Autor
Stephan Thomas ist Chefredakteur der Zeitschrift dach+holzbau im Bauverlag in Gütersloh.
Kongress für Absturzsicherheit 2023
Auf dem Fachkongress für Absturzsicherheit vom 28.-29.11.2023 in Friedrichshafen ist André Büschkes als Referent zu Gast. In seinem Vortrag am Mittwoch, 29. November 2023 schildert er, wie sich durch gute Planung und aktive Kommunikation im Betrieb Absturzunfälle auf der Baustelle vermeiden lassen. Hier finden Sie mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung für den Kongress: www.kongress-absturzsicherheit.de