Multitalent für den Zuschnitt

Um den Handwerkern auf dem Dach die Arbeit zu erleichtern, sind Alleskönner gefragt. Mit einer Schwertsäge können sowohl normale Holzwerkstoffe als auch unterschiedliche Arten und Dicken von Dämmstoffen gesägt werden. Der Autor berichtet über zwei Baustelleneinsätze mit unterschiedlichem Dämm-Material.

Gerade bei der energetischen Sanierung haben Handwerker mit den unterschiedlichsten Materialien zu tun. Die Minimierung des Energieverbrauchs, kurz energetische Sanierung, ist ein Thema das zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Eine ganz entscheidende Rolle nehmen dabei Dämmstoffe und deren Verarbeitung ein. Dämmstoffe gibt es in unterschiedlichen Materialien, die nahezu immer an die baulichen Gegebenheiten angepasst werden müssen. Da die Anforderungen an die Dämmwirkung immer weiter zunimmt, weisen Dämmstoffe immer dickere Stärken auf. Diese stellen für herkömmliche Elektrowerkzeuge oft eine Herausforderung dar, da sie immer schwieriger zu verarbeiten sind. Die Schwertsäge UniverS von Protool bietet die Lösung für die steigenden Herausforderungen. Auf zwei Baustellen wurde mit den gängigsten Dämmstoffen gearbeitet und die Maschine getestet.

Zunächst werden im Bericht die Dämmstoffe mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt, zwei Dämmstoffarten werden bei der Verarbeitung in Praxisbeispielen verdeutlicht.

Mineralwolle (Steinwolle oder Glaswolle)

Nimmt mit etwa 54 Prozent anteilsmäßig die größte Dämmstoffgruppe am Gesamtmarkt Dämmstoffe ein. Unter dem Begriff Mineralwolle werden Glas- und Steinwolle zusammengefasst. Mineralwoll-Dämmstoffe sind vielseitig verwendbar, sind nicht brennbar und besitzen sehr gute Wärmedämmeigenschaften, die aber durch Feuchtigkeit stark herabgesetzt werden können. Ihr Einsatz erfolgt hauptsächlich in Dachschrägen- und Leichtwänden.

Vorteile: Mineralwolle weist sehr gute Dämmeigenschaften auf, ist leicht zu verarbeiten, diffusionsoffen und schimmelresistent.

Nachteile: Mineralwolle ist sehr feuchtigkeitsempfindlich was dazu führen kann, dass die Dämmwirkung bei Feuchte stark abnimmt.

Verarbeitung: Mineralwolle lässt sich mit einem Dämmstoffmesser mit Wellenschliff sehr gut bearbeiten. Hier kommen Anwender auch ohne spezielle Elektrowerkzeuge gut durch das Material.

Polystyrol (EPS und XPS)

Bei Polystyrol unterscheidet man zwei Varianten: 1. Extruderschaum (abgekürzt XPS) und 2. expandiertem Partikelschaum (abgekürzt EPS). Beide sind unflexible Dämmstoffplatten, sie haben einen Marktanteil von 31 Prozent bei EPS und 6 Prozent bei XPS am Gesamtmarkt der Dämmstoffe.

Der Einsatz von EPS ist vielfältig. EPS (erkennbar an der weißen Farbe) wird zum Beispiel als Dämmung unter Estriche verwendet, als Fassadenplatte (Vollwärmeschutz) oder es kommt als Deckendämmplatte zum Einsatz. Die Vorteile von EPS liegen vor allem im günstigen Preis, der guten Wärmedämmung, der einfachen Verarbeitung und Feuchtebeständigkeit. Nachteilig ist, dass EPS nicht UV-beständig ist und die Oberfläche versprödet beziehungsweise vergilbt unter Sonneneinstrahlung. Im Vergleich zu anderen Dämmstoffen ist es relativ diffusionsdicht.

Der Einsatz von XPS hingegen (erkennbar an der grünen oder rosa Farbe) findet Verwendung als Dämmstoffplatte im Nassbereich, wie zum Beispiel Balkone, Flachdächer, Sockelbereiche und Schwimmbäder. Vorteil bei XPS ist vor allem die hohe Druckfestigkeit /Dichtheit. Die Nachteile sind dieselben wie bei EPS, es vergilbt und versprödet.

Die Verarbeitung von Polystyrol erfolgt meist mit einem Drahtschneidegerät wie „heißer Draht“, aber auch das Schneiden mit Schwertsägen ist in diesem Dämmstoff problemlos möglich.

Baustelleneinsatz mit Polyurethan-Hartschaum (PUR)

Polyurethan-Hartschaum hat unter den handelsüblichen Baustoffen die besten Dämmeigenschaften und kommt entsprechend oft zum Einsatz, wie im vorliegenden Praxisfall beim Bau eines Dachstuhls. Hier wurde eine Aufdachdämmung aus PUR Hartschaum der Plattenstärke 180 mm angebracht.

Die Vorteile von PUR Hartschaum sind die Alterungsbeständigkeit, die Schimmelresistenz und der extrem gute Dämmwert, der sich dank diffusionsdichten Deckschichten erzielen lässt.

Der Zuschnitt von PUR Hartschaum erfolgte im vorliegenden Objekt mit der UniverS SSP 200 des Elektrowerkzeugherstellers Protool, angeschlossen an ein Absaugmobil der Reihe VCP und unter Einsatz auf einer Führungsschiene (Bild oben S. 65).

Bei Aufträgen dieser Art, weist die UniverS gegenüber anderen Methoden zum Zuschnitt solcher Dämmstoffe, wie der Handkreissäge, dem Fuchsschwanz und der Kettensäge deutliche Vorteile auf. Dämmstoffe, die nicht passgenau zugeschnitten werden, zum Beispiel weil sie freihand geführt werden, können bei der Verlegung zu Hohlräumen und damit zu Wärmebrücken führen. Mit der UniverS lässt sich das vermeiden, da dank dem System aus UniverS und Führungsschiene gerade, exakte Schnitte möglich sind, mit einer vergleichsweisen sehr großen Schnitttiefe von bis zu 200mm. So lassen sich First-. Grat- und Kehlschnitte exakt durchführen, was zum Beispiel lästige Nacharbeit, wie das Ausschäumen von Lücken und Spalten, minimiert.

Das Ergebnis sind sauber zugeschnittene Platten, die exakt angebracht werden können und so für eine gute Wärmedämmung sorgen.

Gegenüber Handkreissägen/Kettensägen ist die UniverS eine deutlich mobilere Lösung, denn mit nur 6,5 kg Gewicht lässt sie sich auf der Baustelle immer genau dort hin transportieren, wo sie benötigt wird, auch auf das Dach.

Baustelleneinsatz mit Holzfaserdämmplatten

Auf dem Markt der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen machen Holzfaser-Dämmstoffe etwa 60 Prozent aus. Der Einsatz erfolgt im Dachbereich, zur Dämmung von Innen- und Außenwänden als auch im Deckenaufbau. Im zweiten Praxisfall kam eine Holzweichfaser als Fassadendämmung der Plattenstärke 200 mm zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Sandwichaufbau von einer weichen und flexiblen Holzweichfaser mit einer 40 mm starken harten Schicht, die als Putzträgerplatte fungiert.

Im Vergleich zu anderen Materialien haben Holzfaserdämmplatten sehr gute Gebrauchseigenschaften: sie verbinden eine gute Wärmeleitfähigkeit mit höchster Wärmespeicherfähigkeit und hohe Druckfestigkeit mit guten Feuchteausgleichseigenschaften. Damit ist der sommerliche Hitzeschutz als sehr gut zu bezeichnen und dabei gleichzeitig ökologisch einwandfrei.

Im vorliegenden Fall fand die ISP 330 Verwendung. Sie weist bei dem Schneiden von Dämmstoffen die gleichen Eigenschaften wie die UniverS auf, verfügt aber über ein längeres Schwert und somit eine noch größere Schnitttiefe von maximal 330 mm. Mit ihr lassen sich ausrissarme, exakte Schnitte erzielen. Der Anschluss an ein elektrisches Absaugmobil sorgt für eine staubarme Arbeitsumgebung, die den Zimmermann oder Dachdecker vor Gesundheitsschäden schützt, die Umwelt nicht belastet und vor allem zeitaufwändige Reinigungsarbeiten vermeidet. Das Ergebnis sind sauber zugeschnittene Platten für die perfekte Fassadendämmung.

Autor


Boris Seyfried ist Produktmanager bei der Festool Group.

Gegenüber Handkreissägen oder Kettensägen ist die UniverS mit 6,5 kg die deutlich mobilere Lösung

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