Holzdecke mit ­fachgerechten ­Anschlüssen

Die richtige Ausführung der Anschlussdetails ist im Holzbau entscheidend für die Qualität des fertigen Gebäudes. In lockerer Folge erklären wir daher an dieser Stelle, worauf es in der Praxis besonders ankommt. Im Fokus steht diesmal die sichtbare Holzbalkendecke als nur teilweise eingeschobene Decke.

Im Gegensatz zur eingebundenen Decke ist das Detail der nur teilweise eingebundenen Deckenvariante der modernere Anschluss, erfordert jedoch auch einen gewissen Mehraufwand beim Abbund. Begünstigt wird diese Konstruktionsvariante insbesondere durch stärkere Außenwandquerschnitte, die aufgrund der verschärften Vorschriften der Energieeinsparverordnung EnEV heute immer häufiger vorkommen. Vorteile ergeben sich bei der Vermeidung von Wärmebrücken und bei der Schallübertragung über Nebenwege. Kräfte aus den oberen Geschossen werden hier direkt über die Außenwände weitergeleitet.

Wenn Außen- und Innenwände im Erdgeschoss montiert und auf der Bodenplatte angeschlossen sind, können die vorgefertigten Deckenelemente aufgelegt und mit den Außenwänden des Erdgeschosses verbunden werden. Danach werden die vorgefertigten Obergeschoss-Wände auf den Außenwänden beziehungsweise Deckenbauteilen montiert. Entscheidend ist, dass die Luftdichtheitsebene für den Übergang der eingeschobenen Decke sichergestellt wird. Wie das geht und worauf es dabei ankommt, zeigen wir im Folgenden am Beispiel einer Grundkonstruktion und erklären dabei die grundsätzlichen Prinzipien des Holzbaus. Die hier beispielhaft vorgestellte Konstruktion ist nur bedingt geeignet, wenn hohe Dämmstandards, etwa beim Bau eines Passivhauses, eingehalten werden müssen. Hier sind andere Konstruktionsvarianten zu wählen, sogenannte wärmebrückenfreie Konstruktionen. Diese erreicht man zum Beispiel durch eine vollflächige Dämmung der Außenseite mit einem geeigneten Wärmedämmverbundsystem (WDVS), wie beispielsweise aus Holzweichfaser. Eine Zusammenstellung der unterschiedlichen Varianten sind im Detailkatalog Holz­­bau von Fermacell zu finden.

Aufbau der Wandkonstruktion – das Bauteil Außenwand

Unser Beispiel geht von einem diffusionsoffenen Aufbau der Außenwand aus. Hier gilt das Prinzip „innen dichter als außen“. Kenngrößen dazu sind die sd-Werte der einzelnen Schichten. Entsprechende Angaben stehen in der DIN 68800-2 (Teil 2 – Vorbeugende bauliche Maßnahmen).

Beplankung innen

Bewährt als innere Beplankung für alle typischen Holztafelkonstruktionen haben sich Gipsfaser-Platten, wie etwa Fermacell Vapor mit 12,5 mm Dicke mit einem sd-Wert von 3,1 m als dampfdiffusionshemmende Schicht, bei denen durch eine auf der Plattenrückseite aufgebrachte Kaschierung die Wasserdampfdurchlässigkeit soweit reduziert wird, dass zusätzliche dampfbremsende Schichten in Außenwandkonstruktionen entfallen können.

Tragende und gedämmte Ebene/Ständerebene

Die Dämmung des Wandhohlraums kann mit eingeblasenen Zellulosedämmstoffen erfolgen, alternativ können aber auch andere Dämmstoffe wie zum Beispiel mineralische (Glasfaser, Steinwolle) oder nachwachsende Dämmstoffe (Flachs, Hanf, Holzfaser) eingesetzt werden.

Beplankung außen

Im Gegensatz zur diffusionsdichten, raumseitigen Beplankung, die möglichst diffusionshemmend ausgeführt werden soll, ist bei der abschließenden Beplankung nach außen ein diffusionsoffener Be­­plankungswerkstoff sinnvoll. Wegen ihrer Materialeigenschaften sind hier zum Beispiel Fermacell Gipsfaser–Platten mit 12,5 mm Dicke mit einem sd-Wert von 0,16 m besonders geeignet. Der niedrige sd-Wert zeigt eine nach außen offene Konstruktion, durch die ein Wasserdampfstrom ungehindert nach außen gelangen kann, ohne an den kälteren Bauteilschichten außen zu kondensieren. Beide Beplankungslagen – Gipsfaser-Platten innen und außen – können außerdem für die statische Aussteifung herangezogen werden (charak­­teristische Festigkeitswerte, siehe ETA 03/0050).

Um in der Hinterlüftungsebene der Fassade anfallende Feuchtigkeit sicher abzuführen, ist abschließend auf der Gipsfaser-Platte ein Windpapier (sd-Wert maximal 0,3 m) aufzubringen. Die Stöße der Bahnen sind dabei jeweils zu verkleben. Wenn die Holztafelelemente nach dem Aufrichten noch nicht über einen permanenten Witterungsschutz durch eine Vorhangfassade verfügen, übernimmt das Windpapier vorübergehend die Funktion des Witterungsschutzes.

Abschließend wird außenseitig die hinterlüftete Fassade aufgebracht. Hier kann Powerpanel H2O (in der Grafik als Putzfassade dargestellt nach Zulassung Z-31.4-181) eingesetzt werden. Alternativ zur Powerpanel H2O Platte sind zum Beispiel auch Holzfassaden möglich. Genauere technische Informa­tionen stehen im Handbuch „Fermacell im Holzbau – Planung und Verarbeitung“, Kapitel 2.10 „Au­­ßenbeplankung auf Fermacell Gipsfaser-Platte“. Weitere Angaben zum diffusionsoffenen Wandaufbau beziehungsweise zum konstruktiven Holzschutz stehen ebenfalls im oben genannten Handbuch, Kapitel 1.5 und 1.6.

Aufbau der Geschossdecke

Sobald alle Außen- und Innenwände des Erdgeschosses stehen und auf der Bodenplatte angeschlossen sind, kann mit der Montage der Rohdecke, hier am Beispiel der sichtbaren Holzbalkendecke beschrieben, begonnen werden.

Die Rohdecke

Die Rohdecke besteht aus der sichtbaren Balkenlage (statisch tragend) und einer Beplankung aus Holzwerkstoffplatten (in der Regel 19/22 mm dick – je nach Balkenabstand). Außenseitig ist ein umlaufender Randbalken angeordnet, an den die Deckenbalken angehängt werden. Als mögliche Holzverbindungsmittel werden in der Regel eingeschlitzte Bleche mit Stabdübeln (hier dargestellt) oder auch verdeckte metallische Verbindungsmittel wie NHT- oder Schwalbenschwanz-Verbinder eingesetzt. Wird die Balkendecke von einem Abbundzentrum bearbeitet, sind die direkt ins Holz gefrästen Schwalbenschwanzverbindungen eine geeignete Lösung. 

Wie das Detail zeigt, wird vorgängig auf die Holzwerkstoffplatte eine Lage Fermacell Platten geklammert oder geschraubt. Diese Verbundplatte übernimmt zusammen mit den Deckenrippen (Balken plus umlaufender Randbalken) die Funktion der aussteifenden Deckenscheibe. Es ist möglich, die Holzbalkendecke im Werk vorzufertigen um damit auf der Baustelle Zeit beim Aufrichten zu sparen. So kann der Zeitraum, in dem das „offene“ Gebäude ungeschützt der Witterung ausgesetzt ist, deutlich reduziert werden.

Montage der Rohdecke

Die fachgerechte Ausführung des Decken-/Wandanschlusses entscheidet letztlich über die spätere Gebäudequalität. Bei der Montage werden die Deckenbauteile in die dafür vorgesehenen Aussparungen der unteren Außenwand eingelegt und mit Schrauben fest verbunden. Eine werkseitig bereits vorbereitete, dichte Folie (zum Beispiel PE-Folie mit einem Sd-Wert > 10 m) muss dabei um den Deckenkörper herumgeführt werden, um die Luftdichtigkeit der Konstruktion im Übergang herzustellen. Nach Montage der oberen Außenwände sind die beiden Folienstreifen entsprechend luftdicht miteinander zu verkleben. Erst dann ist der Anschluss bauphysikalisch luftdicht fertiggestellt. Können die Wände und das Dach der oberen Etage erst am folgenden Tag aufgerichtet werden, muss die Rohdecke über Nacht vollflächig mit einem Witterungsschutz abgedeckt werden.

Der Deckenaufbau (Innenausbau)

Sobald alle Außen- und Innenwände des Obergeschosses und auch das Dach (Dachelemente) montiert sind, kann die Decke im Zuge der Arbeiten zum Innenausbau fertig gestellt werden. Für diese Arbeiten sollte die Witterung bereits vollständig ausgesperrt sein.

Decke von unten

Da die Decke von unten sichtbar belassen werden soll, sollten alle sichtbaren Holzbauteile in Sichtqualität bestellt und vom Zimmerer entsprechend pfleglich bei Abbund, Transport und Montage behandelt werden. Ein Hinweis in der Ausschreibung Holzbau, dass es sich beim Einbau um eine „sichtbare Holzbalkendecke“ handelt, ist hier sehr hilfreich. Die Details zeigen, es wurde bereits vorab eine Sichtplatte Fermacell auf die Holzwerkstoffplatte aufgebracht. Als Innenausbauarbeiten an der Decke verbleiben lediglich letzte Spachtelarbeiten über Verbindungsmittel oder Fugen und eventuell eine Farbbeschichtung als letztes Oberflächenfinish zwischen den Balken. Anforderungen an den Brandschutz bestehen für ein Einfamilienhaus (bis Gebäudeklasse 2) in der Regel nicht.

Rohdecke von oben

Der oberseitige Bodenaufbau startet mit einer dämmenden Zwischenschicht, die hier als 60 mm dicke EPS-Dämmung dargestellt ist. In dieser Ebene können zusätzlich Installationen, wie etwa Elektroleitungen, Sanitärinstallationen oder auch rechteckige Lüftungskanäle geführt werden. Größere Abwasserleitungen sind dagegen besser in separaten Steigleitungen untergebracht. Ein Randdämmstreifen an sämtlichen angrenzenden Bauteilen dient zur Schallentkopplung.

Da mit dem schallharten Material der EPS-Dämmebene nur sehr geringe Trittschallstandards erreicht werden können, empfiehlt es sich hier mit einem Holzfaserdämmstoff oder einer zusätzlichen trittschallabsorbierenden Schicht zu planen. Der Abschluss erfolgt mit Trockenestrich-Elementen, geeignet sind zum Beispiel das Estrich-Element 2 E 11 oder 2 E 22 von Fermacell. Sie bestehen aus 2 x 10 beziehungsweise 2 x 12,5 mm dicken Gipsfaser-Platten im Format 150 x 50 cm, die so gegeneinander versetzt angeordnet sind, dass ein 50 mm breiter Stufenfalz für das Verkleben entsteht. Dieser stellt eine formschlüssige Verbindung der Elemente untereinander sicher.

Schallschutz-Tipp

Eine weitere schallschutztechnische Optimierung der Konstruktion ist möglich, wenn anstelle der EPS-Dämmung eine Estrich-Wabe mit Wabenschüttung eingefügt wird. Eine zeitsparende Alternative dazu ist die Verarbeitung des bereits werkseitig mit Mineralwolle kaschierten Estrich-Elementes 2 E 35. Die Mineralwolle (20 mm) sorgt für eine schallschutzwirksame Entkopplung des Trockenestrichs zur Deckenkonstruktion und bildet gleichzeitig den fertigen Rohboden. Diese Maßnahmen sind besonders zu empfehlen, da die Möglichkeit für Schallschutzverbesserung durch eine Beplankung von unten entfällt. Grundsätzlich empfiehlt der Hersteller, die Estrich-Elemente je nach Bodenbelastung und vorgesehener Nutzung gezielt auf die Anwendungsklasse des Bodens abzustimmen (detaillierte Hinweise dazu stehen im technischen Handbuch „Fermacell Bodensysteme – Planung und Verarbeitung“).

Autor

Leon Wenning ist Produktmanager für den Anwendungsbereich Holzbau bei der Fermacell in Duisburg.

dach+holzbau

Details im Holzrahmenbau

Serie Teil 3

Bauphysikalische Eigenschaften der Außenwand mit ­Gipsfaser-Platten von Fermacell

sd-Werte der Beplankung Gipsfaser-Platte Vapor (12,5 mm) = 3,1 m

Gipsfaser-Platte (12,5 mm) = 0,2 m

Brandschutz F30 B

Schallschutz R w,R > 44 dB

U-Werte der Konstruktion

Variante A:

Dämmung 200 mm Zellulosedämmung

U-Wert Gesamtkonstruktion UWand 200 = 0,22 W/m²K

Variante B: Dämmung = 340 mm Zellulosedämmung

U-Wert Gesamtkonstruktion UWand 340 = ca. 0,122 W/m²K *

Die Variante B ist Passivhaus-tauglich mit Stegträger Querschnitt und optimierter Detailausbildung/Wärmebrücken – besondere Planung / Abstimmung / Baubetreuung erforderlich (* der Holzanteil pro m² Wand ist mit 4 Prozent angesetzt).

Detailkatalog Holzbau von Fermacell

Speziell für Planer und Architekten hat Fermacell einen Detailkatalog entwickelt, in dem alle für den klassischen Holzbau relevanten Anschlüsse berücksichtigt werden. Der Detail­katalog steht als interaktive Datei online unter www.fermacell.de zur Verfügung und wird nach und nach um weitere Anwendungen ­ergänzt.

Fertiges Anschlussdetail Außenwand / Deckenanschluss mit sichtbarer ­Holzbalkendecke (Schritt 3)

Deckenaufbau: Sichtbare Holzbalkendecke ist als aussteifende Deckenscheibe auszuführen. Als Untersicht sieht man auf eine durchlaufende Fermacell Gipsfaser-Platte, welche vorgängig auf die Holzwerkstoffplatte montiert wird.

Bodenaufbau: EPS oder Holzweichfaser-Dämmung mit Fermacell Estrich-Elementen

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