Welche Vorteile ein Keller aus Holz im Vergleich zu einem Betonkeller hat

Zimmerermeister Günther Wolff berichtet vom Bau eines Holzkellers

Günther Wolff von der Staudenschreiner Holzbau GmbH wollte schon immer mal einen Keller in Holz bauen, das erste Bauvorhaben ist nun fertig gestellt. Wir haben ihn gefragt, wie er vorgegangen ist, nach der Statik und natürlich auch, wie eine Abdichtung gegenüber dem Erdreich möglich ist.

dach+holzbau: Herr Wolf, wie kommt man auf die Idee, einen Keller aus Holz zu bauen?

Günther Wolff: Als Holzbauer mit 30 Jahren Erfahrung im ökologischem Bauen mit Holz, bin ich natürlich immer an neuen Ideen dran. Wegen der relativ schlechten Energiebilanz von Beton verwende ich seit 20 Jahren Beton überwiegend für die Herstellung von Streifenfundamenten und baue vorzugsweise Häuser ohne Keller. Letztlich hat mich die Entwicklung von Brettsperrholz auf die Idee gebracht. Hier haben wir die Möglichkeit, großflächige Bauteile in jeder Dimension herzustellen.

Und dafür braucht es dann aber die richtige Abdichtung …?

Ja, und nachdem ich vor fünf Jahren Hertalan als Werkstoff im Teichbau und zur Bauwerksabdichtung im Dachbereich kennengelernt habe, ist der Einsatz im Erdreich naheliegend. Holz ist sehr beständig, man muss eben nur die Feuchtigkeit draußen halten. Der Einsatz von Hertalan und Brettsperrholz ist ideal, um ein Verbundbauteil für den Kellerbau zu erhalten.

Welche Vorteile hat Holz gegenüber Stahlbeton?

Jeder der Beton verarbeitet kennt nicht nur die Vorteile, sondern muss gerade bei der Abdichtung der Bauteilfugen besonders sorgfältig arbeiten. Ein großer Nachteil ist für mich auch die eingebaute Menge Wasser, was gerade bei der Nutzung als Wohnkeller ungünstig ist. Das Austrocknen dauert oft Jahre. Was vielen nicht bewusst ist: Nach 28 Tagen ist der Beton zwar 100prozentig belastbar, bis aber das ganze Wasser austrocknet, dauert es viel länger.

Gibt es sonst noch Vorteile?

Abgesehen davon, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, braucht man auch weniger Material. Bei unserem ersten Projekt verbauten wir 38 m³ Brettsperrholz bei einer Grundfläche von 93 m². Bei mineralischer Bauweise wäre die doppelte Menge an Beton notwendig gewesen. Dann die Schnelligkeit: Der Keller aus Brettsperrholz wurde an einem Tag komplett montiert, inklusive Boden und Decke. Mit einem Fertigteilkeller aus Beton braucht man für die gleiche Arbeit eine Woche. Der Holzkeller ist sofort zu 100 Prozent statisch belastbar beziehungsweise konnte in unserem Fall der Keller nach acht Wochen Bauzeit bewohnt werden.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Die Kosten sind im Vergleich zu einem gleichwertig gedämmten Betonkeller geringer. Der Keller hat bei dem Projekt 45 000 Euro netto gekostet. Inklusive der Perimeterdämmung (16 cm XPS von Austrotherm, WLG 032 – d.Red.). Wir haben einen U-Wert von 016 W/m²·K.

Wie sehen die Vorbereitungsarbeiten aus?

Bei unserem Heizkonzept benötigen wir unter dem Keller ein 30 bis 40 cm dickes, setzungsicheres Sandbett. In dem Sandbett liegen Sole-Leitungen zur Erdreichaktivierung und für die Energieentnahme mit der Wärmepumpe. Der Sand wird verdichtet, plan abgezogen und mit der druckfesten Dämmung abgedeckt. 

Umlaufend um die Dämmebene wurde noch hangseitig eine Dränage eingebaut.

Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?

Nachdem ich den ersten Holzkeller geplant und gebaut habe, sehe ich keine Schwierigkeiten. Eine gute Vorbereitung in der Planungsphase verhindert alle Probleme. Witterungseinflüsse sind aber unbedingt zu beachten. Ich würde den Keller nicht bei Regen und bei Minustemperaturen montieren.

Gibt es auch Bauvorhaben, wo man den Keller nicht mit Holz bauen kann?

Ich würde keinen Holzkeller planen, wenn ich mir nicht sicher bin, dass der Keller durch hohen Grundwasserstand aufschwimmen könnte.

Die Rechnung ist ganz einfach: Etwa 100 Tonnen wiegt ein Holzhaus, bei einer 100 m2-Grundfläche also 1 Tonne pro m2. Wenn der Wasserdruck unter dem Keller bei einem entsprechenden Grundwasserstand zu groß wird, dann kann das komplette Haus aufgeschwemmt werden. Das wäre schon bei einem erhöhten Grundwasserpegel von einem Meter über der Bodenplatte erreicht. Deshalb darf ich keine Holzkeller in solchen Gebieten bauen.

Der Erddruck ist ja bei einer Kelleraußenwand nicht zu unterschätzen, oder?

Zum einen gibt es ja den Erddruck und zum anderen auch die Verkehrslasten. Da kann man schon allein von der Lage des Kellers Lasten fernhalten. Ums Haus herum ist bei uns auch noch ein Steg von einem Meter Breite, näher kann man mit Fahrzeugen also gar nicht heranfahren. Direkt nach der Perimeterdämmung folgt eine Kiesschüttung von einem halben Meter. Wenn Wasser kommen sollte, dann würde es um das Haus herumlaufen und in die Drainage eingeleitet werden. Der Steg ist leicht geneigt, damit das Wasser vom Haus abgeleitet wird, damit sind schon mal 90 Prozent der Niederschlagsmenge vom Haus weg. 

Wie haben Sie die Holzwände bemessen?

Unser Statiker hat im Einzelnen alle Bauteile und Verbindungsmittel in der Planung festgelegt. Wir haben das dann mit dem Statik-Modul von Sema berechnet und sind auf 12 cm Bauteilstärke gekommen. Die leichte Wölbung nach innen von 2 bis 3 mm ist im Toleranzbereich. Die Wand steht unten in einem Falz und ist verschraubt, sie ist dort also schon mal fixiert.

Woher haben Sie das Brettsperrholz bezogen?

Von Binderholz aus Österreich. Eigentlich wollte ich es von Züblin Timber im nahe gelegenen Aichach, mit denen ich auch sonst zusammenarbeite, beziehen. Züblin hat aber den Auftrag nicht bearbeiten wollen, weil ein Verantwortlicher gesagt hat, es könnte später einmal – wenn Feuchtigkeit eindringen sollte – ein Schadensfall für die Firma entstehen, Stichwort Regressansprüche. Die Techniker waren enttäuscht, aber unter der Tatsache, dass das BSH ins Erdreich eingebaut wird, konnten sie den Schritt nicht mitgehen.

Wie werden die Verbindungen zwischen Wand und Boden hergestellt?

Die Bodenplatte hat einen Falz von 30 mm in dem die Außenwand steht. So wird der Druck vom Erdreich in die Bodenplatte geleitet. Die meisten Verbindungen werden mit Scheibenkopfschrauben verschraubt und zusätzlich mit PU-Leim verklebt.

Zur Abdichtung verwendeten Sie eine Hertalan Easycover, eine auf den Baukörper vorgefertigte Plane. Wo waren die Knackpunkte bei der Montage?

Im Vorfeld wurde die Verwendung der EPDM-Plane von Carlisle geprüft und frei gegeben. Um mechanische Beschädigung der Plane zu verhindern wurden alle Kanten der Elemente mit gerundeten Abschlussleisten versehen.

Die Bahnen wurden seitlich hochgezogen und mit Sprükleber befestigt. Das nächste Mal machen wir es allerdings mit dem Handgerät zum Induktionsschweißen. Da werden die Teller auf der vertikalen Fläche befestigt, per Induktion wird dann die EPDM-Bahn auf der Fläche verklebt.

Muss man Erfahrung haben mit dem Abdichtungsmaterial?

Das Zubehörprogramm von Hertalan ermöglicht die fachgerechte Ausführung von Ecken, Durchdringungen und Anschlüssen. Bei der Ausführung wurden wir von Carlisle unterstützt. Zusätzlich haben wir etwa einen Monat vor Baubeginn einen Prüfkörper gebaut, um die Nahtverklebungen und Heißluftverschweißung selbst unter erhöhten Einsatzbedingungen zu testen. Wir verschweißten die 2,5 m hohen Bahnen einfach mit Heißluft. Dann wurde der Prüfkörper mit über 2 m Wasserdruck, mit 200 Prozent Dehnung frei bewittert und fünf Wochen lang geprüft. Ergebnis: Keine Leckage! 

Die EPDM-Bahn hat auf dem Dach eine Lebensdauer von über 40 Jahren. Im Bodenbereich womöglich sogar länger. Können Sie Ihren Kunden eine Dichtheitsgarantie geben?

Eine zusätzliche Garantie über die gesetzliche Gewährleistung hinaus kann ich von meiner Erfahrung heraus gewähren. Ich weiß aus Erfahrung, dass auch ein Fahrradschlauch unter Belastung über Jahrzehnte funktionsfähig ist. Genauso verhält es sich mit der Hertalan-Abdichtung.

Das erste Bauvorhaben mit einem Keller aus Holz ist erstellt, das zweite in Planung. Was empfehlen Sie Ihren Kunden, Holz oder Beton?

Ich bin überzeugter Holzwurm. Beton kommt nur zum Einsatz, wenn andere Baustoffe ungeeignet sind. Das Schöne ist, dass ich bei der Auswahl meiner Kunden einen gewissen Spielraum habe, das heißt, ich nehme nur Aufträge an, bei denen ich das Gefühl habe, dass der Kunde so bauen möchte, wie wir anbieten. Und wenn ich einen Holzkeller anbiete, dann kann ich davon ausgehen, dass wir auch in Holz bauen.

 

Herr Wolff, ich danke Ihnen für das Gespräch!

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