7-Grad-Dach von Braas

Flach geneigtes Dach systemgerecht saniert

Für die Sanierung der beschädigten, flachgeneigten Dachfläche eines Büro- und Wohngebäudes setzten die Dachdecker ein neues Dachsystem ein, das sich für Dachneigungen von 7 bis 12 Grad eignet. Die mit Titanzink gedeckten Dachflächen waren durch Heißwasserkorrosion zerstört, Zinkfraß war die Ursache.

Die Schadensursache beim Dach eines Hauses in Göppingen war, wie sich herausstellte, ein klassischer Verarbeitungsfehler. Nach den Klempnerfachregeln hätte unter einer Dachdeckung mit Titanzink im Dachneigungsbereich von 3 bis 15° eine strukturierte Trennlage verlegt werden müssen. Hier allerdings wurde eine bituminöse Vordeckung verbaut. Tauwasser, das sich unterhalb der Zinkdeckung gebildet hatte, lief nicht ab. So bildete sich unter der Blechdeckung auch keine Schutzschicht aus basischem Zinkkarbonat. Dies wäre aber für die langfristige Funktionssicherheit der Titanzinkdeckung wichtig gewesen. In der Folge kam es zum Zinkfraß.

Die Dachdecker der Dach Werkstatt Küpper GmbH aus Salach empfahlen als Sanierungslösung einen Abriss des bestehenden Dachaufbaus bis auf die Ebene der Schalung. Anschließend sollte ein neuer Dachaufbau mit einem eigenständigen Dachsystem, das für Dachneigungen von 7 bis 12° geeignet ist, erfolgen.

Sanierungskonzept mit bewährtem System

Das Sanierungskonzept sah den Einsatz des „7Grad-Daches“ von Braas vor. Als System hat es sich in den letzten Jahren bei flachen Dachneigungen von 7 bis 12 Grad in vielen Bereichen bewährt. In diesem System können Dachdeckungen mit speziell entwickelten Dachsteinen ausgeführt werden, die eine Unterschreitung der untersten Dachneigungsgrenze ermöglichen. So ist bis zur Mindestdachneigungsgrenze von 10 Grad nach dem Regelwerk des ZVDH (Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks) der Einsatz von besonderen Zusatzmaßnahmen zur Deckung, ein Unterdach vorgegeben. Mit dem „7Grad-Dach“ kann diese Dachneigungsgrenze unterschritten werden, da sich diese Systemlösung als gleichwertig zu herkömmlichen Lösungen herausgestellt hat. Das wurde in umfangreichen Versuchsreihen im Labor, im unternehmenseigenen Windkanal und unter Freibewitterung durch den Hersteller nachgewiesen und von der TU Berlin bestätigt. Auch die laufenden Überprüfungen ausgeführter Bauvorhaben bestätigen diese Erfahrung. So kann das Dachsystem bei gewohnter Optik eines geneigten Daches auch als Alternative zu ­Metalldeckungen oder Flachdachabdichtungen ein­gesetzt werden. Das Dachsystem für den Bereich ­zwischen 7° und 12° Dachneigung ist mit einer wasserundurchlässigen, dabei aber dampfdiffusionsoffenen Unterkonstruktion ausgestattet, die eine dauerhaft trockene Dachkonstruktion ermöglicht.

Dachdeckung ist entscheidend

Entscheidend für die Funktionssicherheit des Dachsystems ist der Einsatz einer speziellen Dachdeckung. Diese Dachdeckung ist ebenso wie die Art der Unterkonstruktion bei dem System verpflichtend einzusetzen. Wichtig für den Verarbeiter: Auch die vorgegebenen Systemkomponenten dürfen nicht verändert werden.

Das gilt beispielweise für erforderliche Zubehör- und Systemteile wie den Schneestopp-Stein. Das komplette „7Grad Dach“ umfasst als verpflichtend einzusetzende Bestandteile die Dachpfanne „Harzer Pfanne F+“ mit Regensperre, die Unterkonstruktion auf druckfester Unterlage wie zum Beispiel einer Schalung und der dampfdiffusionsoffenen Unterdeckbahn „Divoroll Top RU“. Alternativ kann auch die „Divoroll Premium WU“ eingesetzt werden.

Die Dachdeckung des Wohn- und Geschäftshauses  in Göppingen-Jebenhausen erfolgte dementsprechend mit der speziell konzipierten „Harzer Pfanne F+“. Dieser Dachstein ist im oberen Überdeckungsbereich mit einer speziellen Regensperre ausgerüstet und verhindert so das Eindringen von Regenwasser. Die Windsoglasten wurden analog der DIN EN 1991-1-4 „Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1–4: Allgemeine Einwirkungen Windlasten“ ermittelt und die Dachsteine mit einer abgestimmten Sturmklammer, dem „Braas Clip“ gegen Windsog gesichert.

Als aktueller Stand der Technik wird das System mit einer Herstellerverarbeitungsvorschrift beschrieben. Somit kann der Planer bei der Abweichung von den Fachregeln belegen, dass sie auch gerechtfertigt sind und die ausgeführte Lösung mindestens gleichwertig ist. Das ist bei dem System „7Grad Dach“ möglich, da hier die Herstellerverarbeitungsvorschriften beziehungsweise Verlegeanleitungen vorrangig gelten. Wird ein Dach nach diesen Vorschriften ausgeführt, gehen möglicherweise entstehende Ansprüche an den Hersteller des Systems über.

Verlegung

Nach dem mühevollen Abriss des Zinkdaches sowie der bituminösen Vordeckung verlegten die Dachdecker die Bahn „Divoroll Top RU“ auf der zuvor gereinigten Schalung. Diese Bahn entspricht der Klasse UDB-A des ZVDH-Produktdatenblattes Unterdeckbahnen. Mit einer möglichen Freibewitterungszeit von maximal sechs Wochen ist sie auch als Behelfsdeckung geeignet.

Für eine wasserundurchlässige Unterkonstruktion rollten die Dachdecker die Bahn vollständig aus, richteten sie faltenfrei aus und befestigten sie auf der Schalung oberhalb der Klebebereiche. Die Verklebung erfolgte dann in den Überlappungsbereichen der Längsstöße mit den auf Unter- und Oberseite integrierten Selbstklebestreifen. Die nächste Bahn richteten die Dachhandwerker an den Überlappungskennzeichnungen mit einer Überlappung von 120 mm aus und fixierten sie. Anschließend zogen sie beide Schutzstreifen gleichzeitig ab und verklebten sie miteinander durch sorgfältiges Andrücken.

Der Bereich der Überlappung der Traufbleche wurde durch Verkleben mit Anschlusskleber wasserdicht verschlossen und mit Kehlsattelband-Streifen zusätzlich gesichert. Die Bahn wurde anschließend mit dem aufkaschierten Klebestreifen auf den sauberen, trockenen, fettfreien Traufblechen aufgeklebt. Um die Kapillaren im Bereich des Kehlsattelbandes zu schließen wurde ein Streifen Anschlusskleber zwischen Kehlsattelband und Traufblech unter der Unterdachbahn aufgetragen.

Die perforationsgesicherte Ausführung der Unterkonstruktion erfolgte mit der systemgerechten Nageldichtmasse unter der Konterlattung. Eine dünne Raupe des Materials wird aufgetragen, es schäumt auf und schützt so die Durchdringungsstellen der Befestigungen sicher gegen eindringendes Wasser.

Die „Harzer Pfanne F+“ ist mit einer speziellen Regensperre ausgerüstet; dies verringert im Vergleich zu konventionellen Dachdeckungen die Variabilität der Lattenabstände. Deshalb empfiehlt es sich, das Dach sorgfältig einzuteilen.

Die Verlegung und Windsogsicherung erfolgt wie gewohnt. Das Fazit des Dachdeckerbetriebes fällt positiv aus: „Die Verarbeitung des „7Grad-Dachsystems“ ist ähnlich einfach wie eine herkömmliche Dachdeckung, auch bei Dachneigungen ab 7 Grad“, sagt der Abteilungsleiter für den Bereich „Steildach“, Otto Kibler, von der Dach Werkstatt Küpper GmbH aus Salach.

Autor

Horst Pavel ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Braas GmbH in Oberursel.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Dachsanierung Büro- und Wohnhaus, 73035 Göppingen-Jebenhausen

Dachdeckerarbeiten Dach Werkstatt Küpper GmbH, 73084 Salach, www.dachwerkstatt-kuepper.de

Dachsystem „7Grad-Dach“ von Braas mit „Divoroll Top RU“, Braas GmbH, Oberursel, www.braas.de

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