Abgeblitzt: Blitzschutzfunktion eines Aluminiumdaches in Tecklenburg

Blitzeinschläge bei Häusern sind eine ernst zu nehmende Sache. Obwohl das so ist, sind nicht alle Häuser mit einem Blitzschutz ausgestattet. Für Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäuser ist es auch nicht verpflichtend. Metalldächer mit entsprechendem Zubehör geben dagegen zuverlässigen Schutz.

Derzeit gibt es nur für manche Gebäude in Deutschland einen verpflichtenden Blitzschutz. Über 20 m hohe Gebäude müssen mit einem Blitzableiter ausgestattet sein. Aber auch Gebäude, die hoch und exponiert stehen. Dort, wo also in der Nähe kein höheres Haus oder ein Baum steht, in den der Blitz als erstes einschlagen kann. Zudem sind Blitzableiter Pflicht für Häuser mit Stroh oder Holzdach. Öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser oder Kinos, also Gebäude, in denen sich viele Menschen aufhalten, benötigen ebenfalls Blitzableiter. Nicht verpflichtend ist der Blitzschutz bei Ein- und Zweifamilienhäusern.

Allerdings steht es natürlich jedem Hausbesitzer frei, sich einen Blitzableiter zu installieren. Bisweilen lohnt sich das. Die meisten Versicherer machen im Schadensfall eine Entschädigung von Gewitterschäden davon abhängig, ob ein Blitzableiter installiert und im einwandfreien Zustand war.

Göttlicher Blitzschutz?

Die griechische Mythologie wird in dem Zusammenhang vom Metalldachhersteller Prefa als Bild herangezogen. Zeus ist der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie und mächtiger als alle anderen griechischen Götter zusammen. Seit jeher nutzt er im Kampf Blitz, Zündkeil und Donner – auch am 13. Juni 2016. Um 14.59 Uhr schleuderte in Tecklenburg der Göttervater einen mächtigen Blitz zur Erde und traf das Dach eines Einfamilienhauses, das mit einem Aluminiumdach von Prefa gedeckt war. Im Umkreis von etwa 3 km kam es an zahlreichen Gebäuden zu drastischen Überspannungsschäden. WLAN-Router wurden dabei ebenso zerstört wie Telefonanlagen, Fernseher oder Computer. Nicht so an dem getroffenen Dach. Hier blieben alle elektrischen Geräte unversehrt. Und auch das Dach trug keinen Schaden davon.

Blitzschutz bei Metallbedachungen

Das im nordrhein-westfälischen Tecklenburg gelegene Gebäude wurde 2008 mit Dachplatten von Prefa ­gedeckt. Das es den Blitzeinschlag unbeschadet überstand, hat jedoch nichts mit Mythologie zu tun. Stattdessen lassen sich Zusammenhänge zwischen aluminiumgedeckten Metallbedachungen und Blitzschutz wissenschaftlich erklären. Den technischen Nachweis zur Blitzschutzfunktion von Aluminiumdächern erbrachten das unabhängige Prüfzentrum CE-Lab sowie die Technische Universität Ilmenau bereits im Jahr 2008. Im Rahmen einer umfangreichen Versuchsreihe wurde nachgewiesen, dass Prefa-Dachsysteme sowie mit „Prefalz“ hergestellte Stehfalzdächer als Bestandteil der Blitzschutzeinrichtung genutzt werden können.

Praxis bestätigt die Theorie

Blitze dauern nur wenige tausendstel Sekunden und können dabei Stromstärken von mehreren hunderttausend Ampere transportieren. Es ist bekannt, dass Blitzeinschläge unter anderem von der Gebäudeform, Lage und dem Standort der Gebäudehöhe abhängig sind. Charakteristisch ist jedoch, dass bevorzugt Stellen mit erhöhter elektrischer Feldstärke einschlaggefährdet sind: Firste, Traufen, Ortgänge oder Dachaufbauten. Bauartbedingt können Aluminiumdächer, in Verbindung mit an Fassaden oder Regenrohren verlaufenden, geerdeten Blitzschutz-Ableitungen, negative Folgen von Blitzeinschlägen verhindern. Dabei wirken aluminiumgedeckte Dachflächen als natürlicher Bestandteil einer Blitzschutzanlage.

Dies wurde ganz praktisch durch den tatsächlichen Blitzeinschlag in ein mit Prefa-Dachplatten gedecktes Haus bestätigt. Der Einschlag erfolgte laut IGO (Ingenieurgesellschafft Opp mbH – Büro für Schadensanalyse und Revision in Trier) mit einer Stärke von etwa 130 kA. Diese Zahl korrespondiert mit der entsprechenden Blitzauswertung der IGO. Das Ingenieursbüro hatte die durch den direkten Blitzeinschlag verursachten Schäden sowie blitzbedingte Überspannungsschäden am Einschlagort ausgewertet. Die wissenschaftlich anerkannte Annahme, dass Blitze vorwiegend in höher gelegene Punkte einschlagen, hat sich indes nicht bestätigt. Das 250 m² Prefa-Walmdach des Winkelbungalows wird von zahlreichen Buchen überragt. Die mächtigen und alten Bäume stehen nicht nur sehr dicht am Gebäude, sondern sind teilweise 8 bis 10 m höher. Außerdem befindet sich das Gebäude an einer Hanglage und grenzt an einen höher liegenden Buchenwald.

Dach überlebt Blitzschlag unbeschadet

Das mit Dachplatten der Marke Prefa gedeckte Aluminiumdach weist eine Dachneigung von etwa 25 Grad auf. Die Verlegung der Dachplatten erfolgte auf einer Vollholzschalung sowie einer darauf angebrachten handelsüblichen und unstrukturierten Trennlage. Entlang des umlaufenden Dachvorsprungs verlaufen rund 64 m Aluminiumdachrinnen (ebenfalls von Prefa), samt der entsprechenden Anzahl an 100 mm Aluminiumablaufrohren. Vorderkante und Untersicht des Dachvorsprungs sind mit Sidings bekleidet.

Um einen eventuell durch den Blitzschlag an der Dachdeckung verursachten Schaden zu beheben, wurde der ortsansässige Klempnerfachbetrieb K. Ventker GmbH & Co. KG aus Tecklenburg mit der Prüfung der Dachfläche beauftragt. Inhaber Klaus Ventker war erstaunt, denn er fand keinerlei Einschlagspuren oder andere Hinweise und kam zu folgendem Entschluss: Das Prefa-Dach hat den Blitzeinschlag wirkungsvoll und effektiv über die traufseitig angeschlossene Blitzfangeinrichtung abgeleitet.

Es zeigt sich, wie wichtig die fachgerechte Verbindung der Metalldachfläche mit korrekt installierten und geerdeten Ableitungen ist. Dazu müssen geeignete und ebenfalls geprüfte System-Klemmen eingesetzt werden. Die normgerechte Ausbildung des Aluminium-daches als natürliche Komponente des Blitzschutzes nach DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) unterstreicht auch die Übergabebescheinigung.

Autor
Florian Eisenholz ist Fachjournalist und im Bereich Klempnertechnik bei der Agentur M. Haselbach Gesellschaft für Redaktions- und Verlagsservice mbH in Tecklenburg tätig.

Blitzeinschläge können beträchtliche Schäden am Gebäude und der Elektroinstallation anrichten

Prefa Blitzschutzprüfung

Das unabhängige Prüfzentrum CE-Lab sowie die Technische Universität Ilmenau bestätigen mit einer umfangreichen Versuchsreihe eindeutig, dass alle Prefa-Dach-Systeme sowie mit Prefalz hergestellte Stehfalzdächer als natürliche Komponente der Blitzschutzeinrichtung geeignet sind. Die Prüfungen erfolgten nach DIN VDE V 0185-600: „Blitzschutz-Prüfung der Eignung beschichteter Metalldächer als natürlicher Bestandteil des Blitzschutzsystems“. Getestet wurde die Blitzstromtragfähigkeit beziehungsweise das Ableitvermögen von Dachsystem-Modellen mit mindestens drei Verbindungsstellen. Die Prüflinge hatten Blitzströmen bis zu 100 kA bei einer spezifischen Energie von 2,5 MA²s standzuhalten (die Maßeinheit MA²s beschreibt den Energieinhalt eines Blitzstromimpulses, in Megaampere²/Sekunde). Der Blitzprüfstrom der Klasse H wurde dabei dreimal an jedem Dachsystem-Modell eingeleitet.

Verbindliche Recherche eines Blitzeinschlages

Eine Blitzauskunft ist in Schadensfällen sehr hilfreich. Vor allem dann, wenn der betroffene Hauseigentümer einen blitzbedingten Überspannungsschaden meldet oder vermutet. Die Blitzauskunft dient dann u.a. als Erstbewertungskriterium für Geschädigte und Schadenregulierer.www.blibis.de

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