Akku-Stichsäge im Praxistest

Schreiner, Dachdecker und Zimmerer testen Akku-Stichsäge JS 18.0-EC von Flex

Anfang 2020 kam die erste Akku-Stichsäge der Flex-Elektrowerkzeuge GmbH auf den Markt. Wir wollten wissen, wie gut sie sich für den Praxiseinsatz eignet und haben sie von Handwerksbetrieben testen lassen. Die Leistung der Säge überzeugte dabei – die Ergonomie ist aber verbesserungswürdig.

Mit der Entwicklung des elektrischen Winkelschleifers in den 1950er Jahren und dem Langhalsschleifer „Giraffe“ hat sich die Flex-Elektrowerkzeuge GmbH einen Namen gemacht. Inzwischen bietet der Hersteller ein breites Sortiment an Akku-Werkzeugen an, das stetig erweitert wird. Der chinesische Konzern Chevron Holdings Ltd., der das Unternehmen aus Steinheim an der Murr 2013 übernommen hat, liefert dabei die Akku-Technik und teilweise auch die Elektrowerkzeuge. Seit Anfang dieses Jahres hat Flex die Akku-Stichsäge „JS 18.0-EC“ im Programm. Diese wird von einem 18 Volt-Akku mit wahlweise 2,5 oder 5 Ah betrieben. Um herauszufinden, wie gut sich die Akku-Stichsäge für Arbeiten in der Werkstatt und auf der Baustelle eignet, haben wir sie von fünf Handwerksbetrieben testen lassen. Dafür stellte der Hersteller den Handwerksbetrieben die Stichsäge im Set mit zwei 5,0 Ah Akkus, Ladegerät, Absaugstutzen und Sägeblättern zur Verfügung. Außerdem durften die Betriebe den Flex-Sicherheitssauger „VCE 33 M AC“ testen.

Stichsäge erzeugt sauberes Schnittbild

Gute Erfahrungen mit der Akku-Stichsäge machte die Fred Westphal Fenster & Türen GmbH aus Boitin im Landkreis Rostock. Neben der Montage von Fenstern und Türen aus Holz, Aluminium und Kunststoff bietet der Holzbaubetrieb den Bau von Dachkonstruktionen, Gauben, Carports, Fassaden und Wintergärten an. Fred Westphal, Zimmermeister und Geschäftsführer, hat den Betrieb 2013 um eine Zimmerei erweitert. Die Akku-Stichsäge nutzten die Mitarbeiter des Holzbaubetriebs vor allem für das Sägen von OSB- und „Resopal Kompakt HPL“-Schichtstoffplatten für Dachuntersichten. „Die Säge ließ sich sehr leicht führen und hat ein sauberes Schnittbild erzeugt“, sagt Fred Westphal, „beim Sägen der Schichtstoffplatten splitterte nichts von der Oberflächenbeschichtung ab.“

Gewicht ist verbesserungswürdig

Insgesamt zeigt sich Zimmerermeister Fred Westpahl zufrieden mit der Akku-Stichsäge. Auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vergab er für den Sägeblattwechsel, den Pendelhub, die Lasterkennung und die Ergonomie der Säge die Noten 1 bis 2 („sehr gut“ bis „gut“). Besonders gut funktionierte im Test das Ansägen von Werkstücken mit der Anlaufautomatik. Die Akku-Stichsäge von Flex bietet fünf verschiedene Sägegeschwindigkeiten und eine Anlaufautomatik. Wird diese zugeschaltet, regelt die Stichsäge die Drehzahl zunächst herunter, damit man einen sauberen Schnittansatz erhält. Sobald die Maschine im Material geführt wird, schaltet sich die Drehzahl wieder hoch. „Die Anlaufautomatik haben wir eigentlich immer angelassen“, sagt Fred Westphal. Bei anderen Akku-Stichsägen splittere das Material oft, wenn man es mit voller Kraft ansäge, dieses Problem habe man mit der Akku-Stichsäge von Flex nicht, meint Zimmerermeister Fred Westphal. Das Gewicht der Akku-Stichsäge von 2,1 kg findet Fred Westphal allerdings verbesserungswürdig: „Gerade bei Überkopfarbeiten merkt man das Gewicht schon.“ Insgesamt würde er das Gerät aber uneingeschränkt an Kollegen weiterempfehlen.

Saubere Schnittkanten

Verhältnismäßig schwer fand auch Tester Michael Arnhold die Akku-Stichsäge, war aber ansonsten mit der Säge zufrieden. Der Inhaber eines Dachdeckerbetriebs in Gronau (Leine) hatte die Stichsäge zum Sägen von DWD- und OSB-Platten, Konstruktionsvollholz und Dachlatten genutzt. Bei Hölzern und Holzwerkstoffen erzielte er mit der Akku-Stichsäge saubere Schnittkanten. Besonders gut gefiel dem Dachdecker die Anlaufautomatik der Akku-Säge.

Ergonomische Form und gutes Schnittbild

Die Mitarbeiter des Dachdeckerbetriebs Niklas Varnhagen Bedachungen aus Münster setzten die Akku-Stichsäge vor allem für kleinere Sägearbeiten mit Holz und Holzwerkstoffen ein. Die Dachdecker nutzten die Säge zum Zuschnitt von Dachlatten, OSB-Platten, KVH bis 6 cm Dicke und Ortgangbrettern von bis zu 2 cm Dicke. Die maximale Schnitttiefe der Akku-Stichsäge in Holz beträgt 120 mm. In der Werkhalle nutzten die Dachdecker die Akku-Stichsäge zusammen mit dem Sicherheitssauger „VCE 33 M AC“. Dabei erhielt die Akku-Stichsäge von den Mitarbeitern des Dachdeckerbetriebs überwiegend gute Noten für die Ergonomie und das Schnittbild. Eine Funktion der Stichsäge gefiel Dachdeckermeister Niklas Varnhagen besonders gut: „Auf beiden Seiten des Griffes befindet sich ein Ein- und Ausschalter. Das ist benutzerfreundlich und sowohl für Links- als auch für Rechtshänder praktisch.“ Mit dem Gewicht der Akku-Stichsäge hatten die Dachdecker keine Probleme. Nur die Akkulaufzeit und die damit verbundene Schnittleistung wurde von den Handwerkern mit der Note 3 (befriedigend) bewertet. Dazu heißt es auf Nachfrage: „Die Akkulaufzeit ist auf der Baustelle ein entscheidender Punkt und kann immer besser sein.“ 

Gehrungswinkel von 45° einstellen

Die Akku-Stichsäge ermöglicht auch das Sägen von Gehrungen im 45° Winkel. Um den Gehrungswinkel einzustellen, ist der passende Inbusschlüssel im Fuß der Säge versteckt. Mit diesem lässt sich eine Sechskantschraube am Sägefuß lösen, die Sägeplatte mithilfe einer Skala auf 45° einstellen und die Schraube wieder festdrehen. Das Umstellen auf Gehrungsschnitte klappte gut, als wir es bei der Niklas Varnhagen Bedachungen in Münster ausprobierten. Nur das Auffinden des Inbusschlüssels gelang eher durch Zufall – hier könnte der Hersteller nachbessern.

Zimmerei fehlte eine Nut für die Führungsschiene

Auch die Mitarbeiter der Zimmerei Eckardt und Rothhardt aus Erfurt testeten die Akku-Stichsäge. Zum Einsatz kam die Akku-Stichsäge hier beim Sägen von Dreischichtplatten und Brettern aus Fichte, OSB-Platten und Doppelstegplatten (Kunststoffplatten). Für diese Materialien war die Akku-Stichsäge nach Angaben der Zimmerei im Testfragebogen gut geeignet. Sägeblattwechsel, Akkulaufzeit, Pendelhub und Lasterkennung der Säge erhielten ausschließlich gute oder sehr gute Noten von der Zimmerei. Teilweise wurde die Akku-Stichsäge auch mit Absaugung genutzt. Was die Zimmerer an der Akku-Stichsäge vermissten und als Verbesserungsvorschlag anmerkten: eine Nut, um die Säge mit Führungsschiene am Arbeitstisch zu nutzen.

Das Gewicht der Akku-Stichsäge fiel allerdings erneut negativ auf: Hierfür gab die Zimmerei mit der Note 3 die insgesamt schlechteste Note im Fragebogen. Generell lobten die Zimmerer zwar das gute Handling der Säge. Den Griff der Akku-Stichsäge fanden die Zimmerer jedoch zu dick.

Recht hohes Gewicht und großer Griffumfang

Christoph Pahl, Schreinermeister und Architekt aus Bingen bei Sigmaringen, hatte für den Test der Akku-Stichsäge in seiner Werkstatt eigens einen kleinen Testparcours aufgebaut, um mit der Säge verschiedene Materialien zu sägen. Der erste Eindruck von Christoph Pahl: „Die Stichsäge wirkt sehr wertig, mir fallen aber das recht hohe Gewicht und der große Griffumfang auf – der ist gewöhnungsbedürftig.“ Als Bauschreiner arbeitet Christoph Pahl im Innenausbau, aber auch auf Baustellen, wo Pfosten-Riegel-Fassaden, vorgehängte hinterlüftete Fassaden oder Fenster montiert werden. Dabei kamen Stichsägen bei ihm früher häufiger zum Einsatz als heute. Maßhhaltige Längsschnitte würde man heute eher mit einer Handkreissäge mit Anschlag machen, meint Christoph Pahl. „Bei Ausklinkungen hingegen, bei Rundungen und auch dem Sägen von Löchern ohne vorheriges Bohren kommt für mich die Stichsäge heute noch zum Einsatz. Zudem beim Ablängen von Metallstangen oder Blechen“, so der Schreinermeister.

Schnittergebnis überzeugte im Test

„Ein wichtiger Punkt, um etwas über die Qualität einer Stichsäge zu sagen, sind der Sägeschnitt und dabei die Schnittqualität und der senkrechte Schnitt“, sagt Pahl. Für den Test sägte er zunächst mit recht hoher Vorschubgeschwindigkeit eine 20 mm dicke Multiplex-Platte, dabei erstellte er gerade Schnitte und Radien. „Mit dem Universalblatt ging das mit hohem Vorschub sehr gut “, sagt Christoph Pahl und zeigte sich sowohl vom Schnittergebnis als auch von der Winkligkeit überzeugt. „Natürlich trägt auch das neue, scharfe Blatt dazu bei“, so Pahl. Interessant fand der Schreinermeister die Anlaufautomatik. In der Praxis brauchte es allerdings einige Anlaufversuche und dauerte mehrere Sekunden, bis die Säge automatisch die Geschwindigkeit erhöhte, was sich wegen der zu geringen Geschwindigkeit negativ auf das Schnittergebnis auswirkte. Aus Sicht von Christoph Pahl wäre es besser gewesen, wenn die Säge nach dem Schnittansatz schneller beschleunigt hätte. „Überzeugend war jedoch das Sägen von 5 mm Stahlprofilen: Die Säge behielt hier die Schnittgeschwindigkeit auch unter hoher Last bei und lief gerade durch“, so Pahl.

Die Bedienung der Säge bewertete Christoph Pahl als fast durchgehend positiv. An die Ein- und Ausschalter auf beiden Seiten des Griffes müsse er sich zunächst gewöhnen, aber die Funktion sei sehr gut. „Ich hoffe, es funktioniert auch dann noch, wenn die Säge länger in Gebrauch ist und eingestaubt wurde“, sagt Pahl. Für den Sägeblattwechsel empfiehlt es sich, den Akku der Säge zu entfernen, da die leichtgängigen Ein-/Ausschalter sonst womöglich betätigt werden. „Hier könnte man einen Schalter einbauen, der das Gerät stromlos macht, wenn das Sägeblatt gewechselt wird“, schlägt Christoph Pahl vor.

Das recht hohe Gewicht bemängelte Pahl auf der einen Seite, da längeres Überkopf-Arbeiten dadurch ermüdend sei. Auf der anderen Seite gäbe es der Säge auch eine große Laufruhe. Den zunächst kritisch betrachteten, dicken Griffumfang relativierte Christoph Pahl später: „Man kann sich daran gewöhnen, ich finde ihn für meine Hand aber trotzdem noch zu mächtig!“ Generell überlegt der Schreiner, ob ein Akku – der ja auch ein hohes Gewicht verursacht – so groß ausgelegt sein müsse. Mit einem kleineren Akku könnte man Gewicht sparen und so die Säge abspecken. Insgesamt vergibt Christoph Pahl für die Akku-Stichsäge die Note 1,5. (Lesen Sie hier unseren Praxistest der Unterflur-Zugsäge "Erika 85" von Mafell, den wir zusammen mit Schreinermeister Christoph Pahl durchgeführt haben).

Fazit

Die Akku-Stichsäge von Flex erhielt in unserem Praxistest überwiegend gute bis sehr gute Noten. Die Anlaufautomatik, die ein langsames Ansägen von Werkstücken ermöglicht, kam bei fast allen Betrieben gut an, funktionierte aber nicht immer reibungslos. Vor allem beim Sägen von empfindlichen Oberflächen, etwa HPL-Platten, war das langsame Ansägen von Vorteil. Holz und Holzwerkstoffplatten ließen sich mit der Säge kraftvoll zuschneiden. Wichtig war vielen Testern neben der Leistung aber auch, dass die Säge gut in der Hand liegt. Das Gewicht der Akku-Stichsäge war für manche Testbetriebe zu hoch. Hier besteht noch Verbesserungspotential. Auch der Griffumfang war für einige Tester zu dick.

Einen dünneren Griff dank Bügelform bietet die neue Version der Akku-Stichsäge von Flex: Die „JSB 18.0-EC“ wurde jüngst von Flex vorgestellt und kommt im November 2020 auf den Markt. Preislich und von den Leistungswerten her unterscheidet sie sich nicht von dem von uns getesteten Stichsägenmodell mit Stabgriff, ist also eine Alternative für alle Anwender, denen der Griffumfang der „JS 18.0-EC“ zu groß ist.

Autor

Stephan Thomas ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau. Rüdiger Sinn ist freier Mitarbeiter der Redaktion dach+holzbau.

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