Wer natürliche, regionale Baustoffe einsetzt und bestehende Materialien möglichst lange nutzt, handelt nachhaltig!
Stephan Thomas, Chefredakteur der dach+holzbau
Foto: Erdal Top
Nachhaltigkeit ist ein oft genutzter Begriff – aber was bedeutet er eigentlich im Bezug auf die Baubranche? Nachhaltigkeit hat viele Aspekte und bedeutet nicht nur, nachhaltige Baustoffe einzusetzen, sondern auch, bestehende Materialien möglichst lange zu nutzen und wiederzuverwerten. Ein gutes Beispiel dafür ist der bionische Holzpavillon, der aktuell auf der Bundesgartenschau in Mannheim zu sehen ist. Die 376 Holzsegmente dieses Pavillons wurden computergestützt auf einer Roboterplattform hergestellt und vor Ort wie ein dreidimensionales Holzpuzzle zusammengesetzt. Das Besondere ist jedoch nicht nur die ungewöhnliche Form, sondern auch, dass das Bauwerk schon einmal auf der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn aufgerichtet wurde. Ende vergangenen Jahres bauten Handwerker den Pavillon dort ab und transportierten ihn für die diesjährige Bundesgartenschau nach Mannheim. Das Tragwerk, die Holzsegmente und die Außenverkleidung aus Lärchenholz konnten dabei vollständig wiederverwendet werden. Der fertige Pavillon kann noch bis zum 8. Oktober auf der BUGA 2023 in Mannheim besichtigt werden – mehr über den Wiederaufbau erfahren Sie hier.
Nachhaltigkeit bedeutet auch, seinen eigenen Betrieb so aufzustellen, dass er langfristig für Auszubildende und Fachkräfte attraktiv bleibt. Die Firma Hald & Grunewald beispielsweise ist auf den Verkauf und die Vermietung von Gabelstaplern, Teleskopstaplern und Arbeitsbühnen spezialisiert. Ende 2022 entstand der neue Hauptstandort des Unternehmens in Ergenzingen: ein zeitgemäßer Gewerbebau, dessen Tragwerk aus Brettschichtholzstützen, Brettsperrholzdecken und BSH-Bindern erstellt wurde. Das umlaufende, um sechs Meter auskragende Vordach des Betriebs- und Werksgebäudes ist ein Blickfang, denn es wurde mit karbonisierten Lärchenholzlamellen verkleidet, die einen Kontrast zur hellen, unbehandelten Lärchenholzfassade bilden. Der neue Standort wird nicht nur von den bestehenden Mitarbeitern des Unternehmens geschätzt, sondern hat auch eine starke Anziehungskraft auf neue Bewerber, wie Sabine Marquardt, Geschäftsführerin von Hald & Grunewald, in unserem Artikel berichtet. Mehr über den Neubau in Holzbauweise lesen Sie hier.
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das auch für den Zimmerermeister Frithjof Baumgart wichtig ist. Er ist Geschäftsführer von Holzbau Baumgart, einem Betrieb mit 27 Mitarbeitern in Bosau im Kreis Ostholstein. Bei Dachsanierungen und Holzrahmenbauten nutzt sein Team inzwischen fast nur noch Holzfaserdämmstoffe. Außerdem setzt die Zimmerei häufig gut erhaltenes, zurückgebautes Altholz im Neubau ein. Seinen Fuhrpark stellt Frithjof Baumgart langfristig auf E-Fahrzeuge um, die mit Strom vom eigenen Firmendach geladen werden. Für sein nachhaltiges Betriebskonzept wurde Holzbau Baumgart mit der „Dachkrone 2023“ ausgezeichnet. Insgesamt 15 Dachdecker- und Holzbaubetriebe erhielten dieses Jahr beim Deutschen Dachpreis eine Auszeichnung in einer von fünf Kategorien, außerdem wurden zwei Sonderpreise vergeben – mehr über die Veranstaltung erfahren Sie in unserem Nachbericht.
Frohes Schaffen wünscht,
Stephan Thomas, Chefredakteur der dach+holzbau
