Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sturmschäden, große Hitze und Holzschädlinge haben dem deutschen Wald in den letzten Jahren zugesetzt. Vor allem Fichten sind betroffen, aber auch Kiefern, Birken, Buchen und Eichen. Es gibt riesige Mengen Schadholz, die der Markt nicht mehr aufnehmen kann, und der Holzpreis ist  dadurch im Keller. Das ist der Zustand des deutschen Waldes, wie ihn die Forstminister fünf unionsgeführter Bundesländer in der „Moritzburger Erklärung“ (hier finden Sie die Erklärung) beschreiben. Im August haben sie diese Erklärung Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) überreicht und für die Rettung des deutschen Waldes 800 Mio. Euro gefordert. Damit sollen, so heißt es in der Erklärung, Waldschäden behoben und die Wiederaufforstung finanziert werden. Auch die Forschung zur Entwicklung klimaangepasster Wälder solle verstärkt werden. 

Der aktuelle Zustand des Waldes zeigt Schwächen der Forstwirtschaft

Aber liegt es nur am Klima, dass der Wald leidet? Der aktuelle Zustand des Waldes zeige die Schwächen der Forstwirtschaft, schreibt der Förster und Buchautor Peter Wohlleben in einem Artikel im „Stern“ (Ausgabe 35/2019, hier geht es zur Website des "Stern"). Die deutsche Forstwirtschaft habe aus vielen Wäldern reine Nadelholzplantagen gemacht. Baumarten wie Kiefern und Fichten, die die Hälfte des deutschen Waldbestands bilden, seien dem Klimawandel nicht gewachsen und würden nur im kühlen, feuchten Klima Nordeuropas oder den Hochlagen von Gebirgen gut gedeihen. Nadelbäume sind außerdem anfällig gegenüber Stürmen. Das zeigte auch Orkan Lothar, der 1999 in Baden-Württemberg wütete. 30 Mio. Kubikmeter Holz fielen dem Sturm zum Opfer. 85 Prozent davon waren Nadelbäume – obwohl nur 65 Prozent des Waldes aus Nadelbäumen bestanden (die Zahlen stammen aus einer Präsentation von Forst BW, hier zu finden).

Bei Wiederaufforstung auf natürliche Waldentwicklung setzen


Dass der Wald unter Hitze, Dürre und Stürmen leide, sei die Folge einer auf Nadelholz fixierten Forstwirtschaft, schreiben auch Waldschützer, Forstwissenschaftler und Förster in einem gemeinsamen Brief an Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (hier ist der Brief nachzulesen). Sie fordern, bei der Wiederaufforstung auf natürliche Waldentwicklung und heimische Baumarten zu setzen. Bisher wurde in deutschen Wäldern auf schnell wachsende Baumarten wie Fichte und Kiefer gesetzt, die ideal für die Gewinnung von Bauholz sind.

Wir sind also auf der einen Seite angewiesen auf Nadelholz, auch um eine Wende hin zum verstärkten Bauen mit Holz voranzutreiben. Auf der anderen Seite scheinen Nadelbäume dem Klimawandel und den zunehmenden Temperaturen nicht gewachsen zu sein. Es sollte daher noch mehr daran geforscht werden, mit Laubholz zu bauen. Mit dem Material „BauBuche“ ist es bereits möglich, Träger aus Buchenfurnierschichtholz für hohe Spannweiten zu bauen, das Material wurde schon mehrfach zum Bau von Holztragwerken eingesetzt.

Für den 25. September hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner einen nationalen Waldgipfel angekündigt, um eine Strategie für die Zukunft der deutschen Wälder festzulegen. Ich bin gespannt, was bei diesem Gipfeltreffen beschlossen wird! Wenn dabei beschlossen wird, dass noch mehr Fördermittel bereit gestellt werden, sollten diese auf jeden Fall an Auflagen geknüpft sein  – damit die Waldbesitzer die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.

Ich wünsche Ihnen frohes Schaffen,

Stephan Thomas

Update (3.9.2019):

Am 29. August gab es ein Treffen von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit Waldbesitzern, Naturschützern, Vertretern der Forstwirschaft, der Waldjugend, der Holzverarbeitung, der Jagdverbände und des Städte- und Gemeindebunds. Das Treffen diente zur Vorbereitung auf den nationalen Waldgipfel am 25.9.2019.

Bereits 2018 hatte das Landwirtschaftsministerium Fördergelder für die Räumung von Schadflächen, Lagerung von Schadholz, Bekämpfung von Schädlingen, Prävention und Bekämpfung von Waldbränden und Maßnahmen zur Wiederaufforstung bereit gestellt. Der Bundestag hatte dafür zweckgebunden in einem Zeitraum von fünf Jahren zusätzlich 25 Millionen Euro bereitgestellt. Dieses Geld verstärkt die bereits bestehenden Mittel des Bundes für den Wald, die etwa 30 Millionen Euro pro Jahr betragen.

Im Regierungsentwurf zum Haushalt 2020, der am 26. Juni 2019 vom Kabinett verabschiedet wurde, ist vorgesehen, die Mittel zur Bewältigung von Extremwetterfolgen im Wald auf 10 Millionen Euro im Jahr zu verdoppeln. (Quelle: BMEL)

Es liegt nicht nur am veränderten Klima, dass der Wald unter Hitze, Trockenheit und Stürmen leidet!

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