Kunstvoll geschwungenes Dach

Einfamilienhaus in Toronto mit Titanzink-Großrauten verkleidet

Das Dach eines Wohnhauses in Toronto wurde mit rund 20 000 schiefergrauen Titanzinkrauten verkleidet. Um das Material an die Dachform anzupassen, musste jede einzelne Raute individuell zugeschnitten und gekantet werden. Außerdem war eine spezielle Lösung zur Schneelastsicherung erforderlich.

Farhad Kazmian ist nicht nur Eigentümer des Wohnhauses in Toronto, sondern auch Inhaber der Bauträgerfirma Abond. Mit dem Neubau seines Privathauses wollte der Bauherr ein Statement setzen mit dem Ziel, zukünftige Kunden zu ermutigen, bei der Gestaltung ihres Hauses noch fantasievoller zu sein. Das ist ihm gelungen. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Bortolotto entstand mit den klassischen Werkstoffen Zink, Holz und Mauerwerksziegeln ein zeitgenössisches, originelles Wohnhaus: Drei Ebenen mit rund 500 m² Fläche umfasst der außergewöhnliche Baukörper, der aufgrund seiner A-förmigen Spitze zunächst den Namen „A-House“ erhielt. „Für das Dach wählten wir eine geschwungene Dachlandschaft im Schuppenhaut-Muster, das uns an die Art von Dachbekleidung erinnerte, wie man sie auch in der Fantasy-Serie Game of Thrones sehen könnte“, so Kazmian, „aus diesem Grund haben wir dann das Haus „Drachen-Schuppe“ genannt.“ 

Tradition und Moderne

Die Komposition aus modernen und traditionellen Stilelementen bezieht sich auch auf die natürliche Umgebung des Grundstücks: Der Stadtteil Lawrence Park gehört zu einem der ersten Gartenvororte Torontos, die Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden. Die großzügigen Grundstücke, umgeben von häufig naturbelassenen Parks, machen Lawrence Park zu einem der exklusivsten Wohnorte Torontos. Die Häuser in diesem Stadtteil, die in großen Teilen vor über 100 Jahren erbaut wurden, spiegeln Baustile verschiedener Epochen wider, vom Tudorstil mit spätgotischen Details über den Kolonialstil des 16./17. Jahrhunderts bis zum englischen Landhausstil des 17. Jahrhunderts. Mit seiner Palette an Erdtönen sowie seinen natürlichen Materialien sucht Kazmians Wohnhaus den Einklang zu seinen Nachbarn und verbindet die alten Typologien und die heutige Moderne miteinander.

Außergewöhnliche Dachlandschaft

Der dynamische Baukörper des Hauses ist als Holzkonstruktion ausgeführt. Die Fassade wurde in unterschiedlichen Materialien, Höhen und Strukturen gestaltet. Die vertikale Holzlattung, die im Eingangsbereich mit einem massiven Sockel aus Ziegelmauerwerk kontrastiert, verläuft vom Erdgeschoss bis zum Obergeschoss einmal um das Haus. Die Dacheindeckung aus Titanzink passt sich an die geschwungene Form des Daches an.

Für das Gelingen der außergewöhnlichen Dachlandschaft war ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen dem Bauherrn, Architekten, der ausführenden Firma Alpro Sheet Metal sowie der Firma Rheinzink, Hersteller der Metalldacheindeckung, entscheidend. Insgesamt drei Jahre arbeiteten Alex Prothmann, ­Geschäftsführer und Chefkalkulator des Bauunternehmens Alpro und sein Team mit Farhad Kazmian zusammen, um die gewünschte Erscheinung und adäquate Ausführung des Daches zu erreichen. „Als Farhad 2016 mit den Zeichnungen zu mir kam, konnte ich es nicht erwarten, mich damit zu beschäftigen. Es gibt nicht viele Dächer wie dieses, ganz zu schweigen von Bauunternehmern mit den Fähigkeiten und dem Know-how, die erforderlich sind, um ein Projekt dieser Größenordnung zu übernehmen. Mir macht mein Beruf wirklich Spaß und ich habe ein Händchen dafür, Aufträge anzunehmen, die andere Bauunternehmer nicht einmal in Betracht ziehen würden. Diesen Charakterzug haben Farhad und ich eindeutig gemeinsam“, sagt Alex Prothmann. Er kann außerdem eine 15-jährige Erfahrung im Metalldachbau samt Gesellenbrief als Dachdecker vorweisen.

Schiefergraue Oberfläche

Bei der Dachdeckung fiel die Wahl auf den Werkstoff Titanzink von Rheinzink. Was die Farbe betraf, so fiel die Entscheidung auf „Rheinzink prePatina“ in schiefergrau, dass in einem Vorbewitterungsverfahren von Beginn an für das gewünschte Erscheinungsbild sorgt. „Die schiefergraue Oberfläche hat aufgrund des Kupferanteils in der Zinklegierung einen leicht grünlichen Farbton, der hervorragend mit der Holzverschalung harmoniert“, erläutert Richard Strickland, Rheinzink-Regionalvertriebsleiter, „dabei ist die schiefergraue Legierung eine ausgezeichnete Wahl für eine dunklere, natürliche Zinkfarbe, insbesondere auf Dächern.“

Komplexe Geometrie

Die Ausführung des Verlegemusters im Großrauten-System erforderte eine komplexe Geometrie. „Das doppelt konvexe Dach wird in Teilen um 90 Grad konkav und ändert zugleich die Neigung von etwa 67° auf 22,5°. Somit erhält das Dach seine geschwungene, verdrehte Erscheinung“, erläutert Alex Prothmann. Die gute Formbarkeit des Werkstoffs Titanzink erwies sich dabei als gut geeignet für die Ausführung der geschwungenen Dachform. Dennoch war die Verarbeitung der Titanzinkrauten für Alpro Sheet Metal eine der größten Herausforderungen. „Jedes einzelne Element wurde individuell angefertigt und zugeschnitten. Der Bauherr bestand darauf, die Paneele in der Werkstatt zu schneiden anstatt vor Ort manuell. Somit konnte eine viel saubere, exakte Kante hergestellt werden“, ergänzt Alex Prothmann. Für das Projekt hatte Alpro Sheet Metal ein Schablonensystem und eine Schwenkbiegemaschine weiterentwickelt, um das 0,8 mm starke Titanzinkblech zu bearbeiten. „Jedes Paneel hat sechs Schnitte. Auf dem 3500 m2 großen Dach sind rund 20 000 Paneele. Das sind 200 Tage, die die Facharbeiter für die Ausführung im Werk benötigten“, rechnet Alex Prothmann vor. Doch damit nicht genug.

Dachentwässerung und Schneefanggitter

Weiteres Fingerspitzengefühl und gute Ideen erforderten das Dachentwässerungssystem sowie das Auffangen der Schneelasten. „Während wir für die Entwässerung ein typisches System von Rheinzink verarbeiten konnten, mussten wir zum Schutz von herabfallendem Schnee auf dem Dach ein spezielles Schneefanggitter entwickeln. Wir haben entsprechend kürzere Gitterelemente verwendet, um exakt die Kurve des Daches aufzunehmen. Für die Dachrinnen und das Schneegitter haben wir das gleiche Rheinzink-Material verwendet, um ein farblich einheitliches Erscheinungsbild zu erzeugen“, so Alex Prothmann. Fast zwei Jahre dauerte die Planungsphase, bis das Dach schließlich an Ort und Stelle ausgeführt werden konnte. Doch der mühsame Weg hat sich gelohnt: „Unsere intensive Vorarbeit über fast zwei Jahre hatte den Erfolg, dass wir vor Ort die Rauten ziemlich klassisch verlegen konnten.“ Dank der guten Vorbereitung waren kaum Nacharbeiten an den Titanzinkrauten bei der Verlegung nötig.

Insgesamt erforderte die fantasievolle Dachlandschaft ein großes handwerkliches Know-How. Das Projekt wurde durch den Bauherrn und Bauträger, den Architekten, den Dachhandwerksbetrieb und den Hersteller Rheinzink gemeinschaftlich zum Erfolg geführt. Das Ergebnis ist ein kunstvolles und maßgeschneidertes Zusammenspiel aus Material, Form und Farbe. An der Ästhetik der Titanzink-Großrauten mit ihrer natürlichen Patina werden auch noch kommende Generationen ihre Freude haben. 

Autor

Thomas Bühlmeyer arbeitet im Marketing und der Anwendungstechnik der Rheinzink GmbH & Co. KG in Datteln.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau eines Wohnhauses in Toronto (Kanada) mit 350 m² Dachfläche

Fertigstellung 2020

Bauherr Abond Inc, Toronto, Kanada

Architekt Bortolotto, Toronto, Kanada

Dacharbeiten Alpro Sheet Metal Ltd., Angus, Kanada

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