Großer gestalterischer Spielraum

Chance für das Handwerk

Wer vorgehängte, hinterlüftete Fassade (VHF) hört, denkt häufig an den Objektbau und das kommt nicht von ungefähr. Weltweit werden repräsentative Bauten mit dieser Technik bekleidet. Doch auch im alltäglichen Baugeschäft hat die VHF ihre klare Berechtigung – wir zeigen Einsatzmöglichkeiten.

Vom kleinen Zweckbau bis zum Gebäudeteil oder Anbau: Für Handwerksbetriebe, die mit der Erstellung von Unterkonstruktionen aller Art vertraut sind, kann die vorgehängte, hinterlüftete Fassade eine einfach umzusetzende Erweiterung des Portfolios darstellen. Damit lässt sich auch zusätzlicher Umsatz generieren.

 

Gestalterische Möglichkeiten

Die grundsätzliche Funktionsweise einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade ist schnell erklärt. Im Gegensatz zu einem monolithischen (aus einem Teil bestehenden) Wandaufbau werden bei einer VHF die Funktionen Tragwerk und äußere Gebäudehülle getrennt  – ähnlich wie beim zweischaligen Mauerwerk. Dabei weist eine VHF die Besonderheit auf, dass sie über die Unterkonstruktion fest mit dem Tragwerk verbunden ist und ihre statischen Lasten in das Tragwerk einleitet. Daraus ergibt sich die Anforderung, die VHF möglichst leicht ausführen zu können, um den konstruktiven Aufwand gering zu halten. Je geringer das Gewicht der vorgehängten Fassade ausfällt, desto größer sind die gestalterischen und planerischen Freiheiten. Verlangt nämlich die Technik des Vorhängens von einer schweren Fassade, möglichst nah an der Tragkonstruktion montiert zu werden, lassen sich mit einer sehr leichten Gebäudehülle bei gleichem statischen Aufwand auch Auskragungen und „dreidimensionale“ Fassaden realisieren. Außerdem kann die Dämmung bei einem solchen Wandaufbau auf nahezu jede energetische Anforderung eingestellt werden. Zudem wirkt sich die erwähnte gestalterische Freiheit insofern aus, dass auch sehr schlichte, kostengünstig erstellte Bauten hochwertige Fassaden erhalten können, deren planerischer wie baulicher Aufwand sich hauptsächlich auf die Fassade, nicht aber auf das Tragwerk erstreckt.

 

Möglichkeiten für Bestandsbauten

Gerade für das Handwerk ergeben sich aus diesem Ansatz erhebliche Chancen für das Bauen im Bestand. Es ist nämlich mithilfe der VHF leicht möglich, vorhandene Wände, die nicht länger energetischen oder ästhetischen Ansprüchen genügen, aufzuwerten. Solange die Statik eines Bauwerks in Ordnung ist, können die baulichen und optischen Mängel durch eine vorgehängte Fassade weitgehend kaschiert werden. Dabei spielt die Bauweise des Bestandsgebäudes keine Rolle, das heißt, ein Holzständerwerk kommt ebenso infrage wie eine Beton- oder Ziegelwand. Altes Mauerwerk mit abgeplatztem Putz lässt sich mit vertretbarem Aufwand beispielsweise in eine goldschimmernde, planebene Metallfassade verwandeln. Dabei ermöglicht eine vorgehängte Fassadenkonstruktion zudem eine zeitgemäße Dämmung und sie lässt zusätzliche, infrastrukturelle Erschließungen auf der vorhandenen Wand zu. Somit lässt sich die VHF auch für kleinere Bauvorhaben und Bestandssanierungen einsetzen.

Ein Fassadenmaterial für die vorgehängte, hinterlüftete Fassade, das mehrere technische Vorteile in sich vereint, ist die dreischichtige Aluminiumverbundplatte „Alucobond“ von 3A Composites. Diese wird von international renommierten Architekturbüros bei Großprojekten eingesetzt, eignet sich aber ebenso gut für die angesprochenen, überschaubaren Bauaufgaben.

Die Platte besteht aus einem schwer entflammbareren beziehungsweise nicht brennbaren Kern, der beidseitig mit 0,5 mm dicken Aluminiumblechen kaschiert wird, sodass sich eine Gesamtdicke von 4 mm ergibt. Dieser Aufbau, mit dem starken Material in der Zug- und in der Druckzone, verhält sich statisch ähnlich einem I-Träger, der ebenfalls ein Maximum an Biegesteifigkeit bei einem möglichst geringen Eigengewicht erreichen soll. Konkret heißt das: Um die gleiche Biegesteifigkeit von 2400 kN cm³/m mit einem Voll-material zu erzielen, müsste dieses zwar lediglich 3,3 mm dick sein, würde allerdings bereits damit ein Flächengewicht von 8,9 kg/m² aufweisen – und damit etwa 17 Prozent mehr als das Verbundmaterial.

Fest- und Gleitpunkte in der Unterkonstruktion

Die hohe Biegesteifigkeit führt in der Praxis zu planebenen Fassaden, die auch bei thermischer Beanspruchung nicht schüsseln oder Verwerfungen aufweisen. Natürlich reagiert auch das Aluminium mit seinem linearen Ausdehnungskoeffizienten von 2,4 mm/m auf thermische Beanspruchung, doch lassen sich diese Toleranzen konstruktiv beherrschen. Dafür sind in der Unterkonstruktion entsprechende Fest- und Gleitpunkte vorzusehen, die das „Arbeiten“ der Platten erlauben, ohne dass es zu optischen Beeinträchtigungen auf der Fassade kommt. Der dreischichtige Aufbau wirkt sich außerdem akustisch aus, indem er die Aluminiumlagen voneinander entkoppelt. Das bewertete Schalldämmmaß der Fassadenplatten wird mit Rw ≥ 25 dB angegeben, was in der direkten Wirkung etwa einer zusätzlichen Einfachverglasung entspricht.

Aufbau der Platten und Montage

Die Aluminiumverbundplatten lassen sich auf unterschiedliche Arten montieren. Die einfachsten Methoden sind das sichtbare Nieten oder Verschrauben auf der Unterkonstruktion. Diese Techniken werden erfahrungsgemäß auch dann eingesetzt, wenn eine besonders technische Anmutung erreicht werden soll, wie etwa im Flugzeugbau oder der Schifffahrt. Mit Blick auf fortgeschrittene Verarbeitungstechniken erweist sich die Dreischichtigkeit der Platten als Vorteil. Mit Hilfe der sogenannten Fräskanttechnik, bei der in das Material rückseitig V-förmige Nuten eingefräst werden, ist es leicht möglich, äußerst präzise Kantungen vorzunehmen (siehe Foto oben links). Diese können auch sehr spitzwinklig (bis 45 °) und scharfkantig (r = 2 mm) ausfallen. Auf diese Weise lassen sich Kassetten „falten“, welche dann nicht sichtbar in die entsprechend vorbereitete Unterkonstruktion eingehängt werden. Die so hergestellten, dreidimensionalen Elemente können durch asymmetrische Grundformen für sehr lebhafte Fassadengestaltungen sorgen und auch als die erwähnten, großflächigen beziehungsweise weit auskragenden Elemente Verwendung finden. Gleiches gilt für passgenau gefertigte Rundungen, zu denen sich das Verbundmaterial ebenfalls formen lässt.

 

Autor

Kay Rosansky ist Fachjournalist, betreibt das Pressebüro Rosansky-Presse in Verl und unterstützt das Unternehmen 3A Composites bei der Fachpressearbeit.

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