Fließender Übergang - anthrazitfarbene Außenhaut aus Titanzink

Eine neue Fassade für das Luftfahrtmuseum in Toulouse-Blagnac

Eine anthrazitfarbene Außenhaut aus Titanzink hüllt das Luftfahrtmuseum in Toulouse-Blagnac ein. Äußerlich wirkt die Konstruktion wie aus einem Guss, doch sie verbirgt eine Besonderheit: Die als vorgehängte hinterlüftete Fassade realisierten Seiten des Bauwerks gehen unauffällig in ein Warmdach ohne Hinterlüftung über.

Ausgewogene Rundungen, eine dunkle Farbgebung und eine imposante Größe verleihen dem Museum Aeroscopia ein prägnantes Erscheinungsbild. Das Bauwerk findet sich an einer Stätte, die geschichtsträchtige Momente der Luftfahrt miterlebt hat. Nahe Toulouse gelang Clément Ader hier im Jahr 1890 der erste motorisierte Flug, der leider mit einem Absturz endete. Mehr als ein Jahrhundert später startete der Airbus A380 von Toulouse-Blagnac zu seinem Jungfernflug. Dieses größte in Serienproduktion gefertigte Flugzeug der zivilen Luftfahrt wird in direkter Nachbarschaft zum neuen Luftfahrtmuseum montiert. Das Museum tritt durch seine Form und Farbe bewusst in Kontrast zu der hellen Edelstahlbekleidung der Halle, in der der A380 entsteht.

Das Gebäude ist als Flugzeughangar gestaltet und bringt die entsprechenden Ausmaße mit. 500 Tonnen Stahl bilden das Grundgerüst für die Halle, die sich über eine Länge von 100 m erstreckt. Mit einer Höhe von 23 m und einer Breite von 72 m bietet sie im Inneren Platz für 6000 m² Ausstellungsfläche. Das Aeroscopia beherbergt heute in der Halle und auf dem Außengelände an die 80 zivile und militärische Klassiker der Luftfahrtgeschichte.

Das Architekturbüro Cardete Huet Architectes aus Toulouse übernahm die Gestaltung des Museums. Das Büro war auch schon für das Werk des A380 verantwortlich und erhielt mit dem Aeroscopia die Möglichkeit, einen Kontrapunkt zu ihrer eigenen sowie zu der umliegenden industriellen Architektur zu setzen. Das neue Gebäude formt eine gigantische ringförmige Halle deren Krümmung der Uferlinie eines sich unmittelbar anschließenden Sees folgt.

Die Ausführung von Fassade und Dach des Hangars enthielt einige Herausforderungen, da die Form zwei verschiedene Krümmungen in sich vereint. Zum einen die Krümmung des Gebäudes um die eigene Längsachse und den See, zum anderen aber die gewölbte Form von Dach und Fassade selbst. Denn das Gebäude besitzt einen fast eiförmigen Querschnitt. Erforderlich war also ein Material, dass sich entsprechend flexibel verarbeiten ließ und gleichzeitig für die Wand- und Dachbereiche eingesetzt werden konnte. Die Architekten entschieden sich für „Anthra-Zinc“, ein anthrazitfarbenes Titanzink vom Hersteller VMZinc. Verarbeitet in der Stehfalztechnik lässt es sich so flexibel handhaben, dass sich die gebogenen Formen, die die Architekten vorgesehen hatten, detailgenau umsetzen ließen.

Die matte Oberfläche von „Anthra-Zinc“ bringt einen weiteren Vorteil mit. Es entstehen keine starken Reflexionen, so entging man der Gefahr, dass die große Dachfläche die Piloten der auf dem nahegelegenen Flughafen landenden Maschinen blendet.

Dachkonstruktion ohne Hinterlüftung

An die 12 000 m² Titanzink finden sich an der Außenhülle des Museums. Davon entfallen rund 10 000 m² auf den Dachbereich, der als VMZ Strukturdach mit Stehfalztechnik ausgeführt wurde. Ebenfalls in Stehfalztechnik aber als vorgehängte hinterlüftete Fassade bedecken 2000 m² Titanzink die Seitenflächen des Gebäudes bis hinunter zum Boden.

Das VMZ Strukturdach ist als Warmdach speziell für Situationen vorgesehen, in denen eine Hinterlüftung im Dachbereich nicht ausführbar ist. Für die komplexe Dachform des Luftfahrtmuseum war dieses System passend. Das entscheidende daran ist der Einsatz von „VMZ Zinc plus“. Bei einer unbelüfteten Dachkonstruktion ist die Unterseite der Zinkbekleidung eine gefährdete Stelle. Durch Kondensation entstandene Feuchtigkeit reagiert mit dem Zink und kann zur Bildung von Weißrost führen. „VMZ Zinc plus“ besitzt deswegen einen patentierten unterseitigen Schutz. Diese rückseitige Bandbeschichtung besteht aus einer hochwertigen, zweikomponentigen 60 µm dicken Polyurethan/Polyamid-Verbindung. Durch den Zusatz von Korrosionshemmstoffen in der Grundierung wird ein Höchstmaß an Korrosionsschutz erreicht. So kann sich auf der Unterseite des Zinks kein Weißrost mehr bilden. Ein weiterer wichtiger Aspekt des VMZ Strukturdachs ist seine Kompaktheit. Sie trägt zu einer Verringerung des Gesamtgewichtes der Bedachung bei, was bei der Größe des Bauwerks einen nicht unerheblichen Einfluss auf die erforderliche Tragfähigkeit der Stahlkonstruktion gespielt hat.

Der Aufbau der gesamten Dachkonstruktion für das Luftfahrtmuseum ist typisch für ein VMZ Strukturdach: Die Grundlage bilden Stahltrapezbleche, die mit einer Dampfsperre bedeckt wurden. Darauf liegt eine trittfeste Wärmedämmung, gefolgt von einer dampfdiffusionsoffenen Bahn.

Den Abschluss bildet schließlich „VMZ Zinc plus“.  Sowohl für das Dach als auch für die Fassade wurden 0,7 mm dicke Zinkscharen mit einem Achsabstand von 430 mm eingesetzt. Angeliefert wurde das Titanzink in Coils und dann in einer Werkstatt vor Ort durch den verarbeitenden Betrieb Raimond SAS zugeschnitten und geformt. Für die Bereiche des Daches mit den größten Krümmungen schnitten die Spezialisten das Titanzink auf eine geringere Länge, damit die einzelnen Elemente nicht zu stark gebogen werden mussten. Falzverbindungen zwischen den Elementen helfen dabei, einen harmonischen Übergang zu schaffen. Zudem nehmen sie eine thermische Längenausdehnung des Materials auf.

Ein wichtiges Element des Strukturdachsystems ist ein patentierter Befestigungsclip, der mit einer Edelstahlplatte auf der trittfesten Dämmung befestigt wird. Der Clip sorgt für einen sicheren Halt der speziell für das Strukturdach entwickelten Fest- und Schiebehaften.

Fließender Übergang Dach – Fassade

Das rückseitig beschichtete „VMZ Zinc plus“ kann mit den gewohnten Handwerkstechniken für Titanzink verar­beitet werden. So ergab sich ein sehr diskreter Übergang vom Dach zur Fas­­sade. Die Titanzinkscharen wurden sowohl am Dach als auch an der Fassade in der traditionellen Doppelstehfalztechnik ausgeführt. Auch der Achsabstand der Elemente des Dachbereichs wurde an der Fassade beibehalten. So ist es für den Betrachter kaum zu erkennen, dass die Fassade einen komplett anderen Aufbau verbirgt. Hier findet sich eine vorgehängte hinterlüftete Fassade mit einer vollflächig unterstützenden Holzunterkonstruktion. Entsprechend konnte an der Fassade ganz normales „Anthra-Zinc“ ohne eine unterseitige Beschichtung verwendet werden.

„Anthra-Zinc“ gehört zu den vorbewitterten Titanzink-Oberflächen von VMZinc. Das Material durchläuft einen speziellen Vorbewitterungsprozess, durch den sich eine dunkle, anthrazitfarbene Oberfläche bildet. Dabei wird die kristalline Oberflächenbeschaffenheit des Materials über eine Dicke von mehreren Mikrometern verändert. Ein transparenter, organischer Schutzfilm schützt die satinierte und homogene Optik der Oberfläche. In Verbindung mit dem Doppelstehfalz entsteht eine elegante und klare Außenhaut, die hervorragend zur fließenden Architektur des Luftfahrtmuseums passt.

Kontrastpunkt zur bestehenden Architektur

Das Luftfahrtmuseum liegt eingebettet in eine große Anzahl von umliegenden Industriebauten. Die Architekten wählten eine flexible Struktur, die der Steifigkeit der benachbarten Gebäude entgegentritt und das Aeroscopia aus seiner Umgebung hervorhebt. Auch die dunkle Farbgebung trägt dazu bei, dass die Besucher das Museum schon von weitem als Bauwerk mit einer besonderen Funktion erkennen können. Durch die Möglichkeit, Titanzink in der witterungsunempfindlichen Variante auch für den kompletten Dachbereich einzusetzen, ist ein sehr homogenes Gebäude entstanden. Das Museum hat ein Zuhause gefunden, das den Platz eines Flugzeughangars bietet und doch ein komplett eigenständiges Erscheinungsbild aufweist.

Autor

Guido Wollenberg ist Fachjournalist bei der Agentur Wollenberg-Frahm PR in Frechen. Er betreut das Unternehmen VM Zinc bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Die matte Oberfläche lässt keine Reflexionen entstehen, also keine Blendgefahr für den nahen Flughafen

Bautafel (Auswahl)

Objekt  Aeroscopia Museum Toulouse-Blagnac, www.mussee-aeroscopia.fr

Bauherr Gemeinde Blagnac

Architekt  Cardete Huet Architectes, F-31400 Toulouse,

www.cardete-huet.com

Verarbeiter Raimond SAS, 44450 St Julien de Concelles, www.raimond.fr

Fertigstellung Dezember 2014

Material VMZ Strukturdach (VMZ Stehfalztechnik) in Anthra-Zinc

Hersteller VMZinc,

Umicore Bausysteme GmbH,

45326 Essen, www.vmzinc.de

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