Schlafnest in den Bergen

Anbau für das Wellness & Berghotel Schlossanger Alp mit Kuppelkonstruktion aus Holz, abgedichtet mit „Resitrix SK W Full Bond“ Dachbahnen

Auf über 1000 m Höhe, inmitten von Almwiesen der Pfrontner Bergwelt im Allgäu, liegt das Wellness & Berghotel Schlossanger Alp. Das Hotelangebot sollte mit dem Konzept „BergundTal – AllgäuLofts“ erweitert werden. Der Anbau ist optisch ein Hingucker, aber auch technisch anspruchsvoll.

Acht großzügige und luxuriös ausgestattete Lofts mit Größen von 70 bis 148 m² und traumhaftem Allgäu-Panorama bieten einen einzigartigen Lebensraum zum Abschalten und Runterkommen. Dazu wurde am oberen Ortsrand von Pfronten-Meilingen eine in die Jahre gekommene Pension kernsaniert und modernisiert sowie mit einem originellen Anbau versehen. Dieses sogenannte Schlafnest besticht durch seine längs geviertelte, konvexe Kuppelkonstruktion und bildet für drei Lofts kokonartige Schlafzimmer mit beeindruckendem Ausblick direkt vom Bett durch die talseitige Glasfassade auf die Berge. Der Anbau wurde komplett mit einem Weidengeflecht umhüllt und passt sich so harmonisch in die Naturlandschaft ein.

Auf einer Bodenplatte wurde eine konvex verlaufende Holzbinderkonstruktion, unter- und oberseitig eingebunden in Stahlbalkenschuhen, angeordnet. Darüber befindet sich eine belüftete Dachkonstruktion mit einer 19 mm dicken Holzschalung. Die Zwischensparren-Wärmedämmung besteht aus 24 cm dicker, nicht brennbarer Mineralwolle, WLG 035. Lüftungsöffnungen im Sockelbereich und an der Kuppelspitze ermöglichen die notwendige Hinterlüftung der Dachkonstruktion. Eine Klimamembran und eine Stadelholzverkleidung schließen die Gesamtkonstruktion raumseitig ab. Damit kann nicht nur diffusionsbedingt eindringende, sondern auch eventuell zusätzlich einströmende Konvektionsfeuchte schnellstmöglich und umfassend aus dem Dachaufbau abgeleitet werden.

Meisterhaft bedacht

Zunächst war eine Schindelverkleidung des Daches mit Lärchenholz geplant. Aufgrund der vorliegenden Bedingungen entschieden die Planer, als Dachhaut eine regensichere Kupfer-Stehfalzdeckung vorzusehen. Als sich der Gedanke verfestigte, den Baukörper komplett mit Weidengeflecht zu verkleiden, um die Nestanmutung optisch zu unterstreichen, schlug die ausführende Spenglerei vor, statt Kupfer die selbstklebende, elastomere Dichtungsbahn „Resitrix SK W Full Bond“ des Herstellers Carlisle CM Europe einzusetzen. Aufgrund der zahlreichen Vorteile dieser Dachabdichtung stieß dieser Vorschlag schnell auf die Zustimmung des Architekten. Der Synthesekautschuk EPDM ist dauerelastisch und hat eine vom Süddeutschen Kunststoffzentrum (SKZ) bescheinigte Alterungs- und Witterungsbeständigkeit von über 50 Jahren. „Ich kannte die EPDM-Dichtungsbahn bereits aus anderen Projekten und nicht nur ihre Materialeigenschaften haben mich überzeugt. Auch der Service der Anwendungstechnik hat uns begeistert. Man wird ausführlich in der Verarbeitung der Produkte geschult und auch während der Ausführung auf der Baustelle begleitet“, sagt Spenglermeister Helmut Kamm.

Eine Blecheindeckung hätte die Anfertigung zahlreicher tafelförmiger Zuschnitte erfordert, welche wiederum mittels Stehfalzen miteinander verbunden werden. Neben der dafür notwendigen, hohen handwerklichen Erfahrung und Sorgfalt wäre diese Variante extrem zeit- und damit kostenaufwendig geworden. Eine Bahnenabdichtung passt sich hingegen planeben an den gebogen verlaufenden Untergrund an. Die hohe Flexibilität der gewählten Elastomerbahn bietet dafür zusätzlich optimale Voraussetzungen. Da die Selbstklebeschicht der EPDM-Bahn nicht nur der Untergrundverklebung dient, sondern mit in die Nahtfügung der mit Heißluft zu verschweißenden Bahnen beziehungsweise Streifen eingebunden wird, also keine speziellen Nahtfügeränder notwendig sind, konnten nahezu alle Bahnenverschnitte sowohl für die Flächenverlegung als auch für die Ausbildung von An- und Abschlüssen sowie als Deckstreifen für die spätere Haltekonstruktion der Geflechtverkleidung weiterverwendet werden. Der Material- und Verlegezeitaufwand für die Dachabdichtung konnte so auf ein Minimum beschränkt werden.

Flexibel und dauerhaft dicht

Aufgrund der dauerhaft standfesten Verbindung der selbstklebenden Dichtungsbahn nach vorheriger Grundierung mit der Vollholzschalung konnte auf zusätzliche mechanische Befestigungsmaßnahmen als Abrutschsicherung verzichtet werden. Obwohl das allgemeine technische Regelwerk bei verklebten Dichtungsbahnen auf Holzuntergründen wegen deren Schwindungs- und Quellverhaltens eine nicht ­verklebte Vordeckung als Bewegungsausgleich ­vorschreibt, konnte auch hierbei darauf verzichtet werden. Die über mehrere Jahrzehnte nahezu unveränderte Dehnfähigkeit der EPDM-Dichtungsbahn von über 500 Prozent im Nutzungszustand macht das möglich. Das gleiche betrifft die Funktion des Dampfdruckausgleiches. Die belüftete Dachkonstruktion in Verbindung mit einer Klimamembran als Dampfbremse ermöglicht eine ungehinderte Ableitung aller eventuellen Feuchteinträge nach Diffusion oder Konvektion. Bauphysikalisch bedingte Folgeschäden an der Holzkonstruktion sind somit nicht zu befürchten. Um das spätere Eindringen von Niederschlagswasser an den perforierten Punkten der mechanisch befestigten Flansche der Geflechthalter auszuschließen, überdeckten die Handwerker diese mit separaten Zuschnitten aus angefallenen Bahnenresten und verschweißten sie dachseitig mit Heißluft auf die Flächenabdichtung. In der unteren Reihe allerdings war dies wegen der stärkeren Dachneigung nicht mehr nötig.

Die Dachränder sowie die Wand- und Sockelbereiche wurden aus speziell an den gekrümmten Dachverlauf angepassten Aluminiumprofilsegmenten ausgeführt. Die sich dabei ergebenden Übergänge beziehungsweise Verbindungen zur Dachabdichtung konnten auch hierbei problemlos mittels Heißluftverschweißung hergestellt werden. Die abschließende Verkleidung der abgedichteten Dachfläche mit einem Weidengeflecht (von den Handwerkern von geflecht3 ausgeführt) vervollständigt die gelungene Konstruktion in optischer Hinsicht.

Insgesamt stellt der Hotelanbau des Schlafnestes eine in jeder Hinsicht gelungene Baumaßnahme dar. Das betrifft sowohl die planerische Vorleistung und deren Umsetzung durch ausgewählte Fachfirmen als auch die konstruktive Lösung sowie die materialseitige Auswahl aller Einzelkomponenten. Nicht zuletzt beeindruckt das Gebäudeteil durch seine optisch eindrucksvolle, an die Naturlandschaft harmonisch angepasste Erscheinung.

Autor
Dipl.-Ing. Roland Fritsch ist in der Anwendungstechnik für Carlisle CM Europe tätig.


"Das war ein rundum gelungenes Projekt."

Das Schlafnest ist ein Anbau des „Allgäu-Lofts“. Wir sprachen mit dem Architekten Axel Stein (Bild) von Stein + Buchholz Architekten über die ungewöhnliche Bauaufgabe. 

Hat der Name „Schlafnest“ Sie zur Formgestaltung der Allgäu-Lofts inspiriert oder haben Sie erst die Form entwickelt und dann den Namen vergeben?

Axel Stein: Diese Nordfassade war ursprünglich wenig ansprechend, um nicht sogar zu sagen, hässlich und unproportioniert. Sie brauchte unbedingt eine eigenständige, kräftige Anbau-Form über mehrere Geschosse hinweg. Es gab also zuerst die Form, der Namen festigte sich dann in den nachfolgenden Workshops.

Ursprünglich hatten Sie eine regensichere Kupfer-Stehfalzdeckung als äußeren Dachabschluss vorgesehen. Was hat Sie bewogen, stattdessen eine EPDM-Dichtungsbahn einzusetzen?

Zu allererst war eine Schindelverkleidung mit Lärchenholz geplant. Aufgrund der geringen Neigung am oberen Ende und den dort vorherrschenden starken Winden wechselten wir auf Kupferverblechung. Erst durch den Namen „Schlafnest“ entstand bei mir verstärkt der Wunsch, das Thema „Nest“ stärker herauszuarbeiten. So gab es mehrere Abstimmungsgespräche mit dem Flechtwerkgestalter Stefan Rothkegel von geflecht³, ob man diesen Baukörper mit Weidengeflecht komplett verkleiden kann. In dieser Art und Größe war es für ihn auch Neuland, doch die Herausforderung nahm er gerne an.

Das geplante Kupferblechdach wurde also verworfen?

Ja, und das wäre auch schwieriger zu realisieren gewesen. Den Vorschlag des beauftragten Spenglers Helmut Kamm, die EPDM-Bahn Resitrix zu verwenden, haben wir sofort aufgegriffen und die damit verbundene Einsparung lieber in das Naturmaterial investiert.

Welche besonderen Herausforderungen hielt dieses Projekt für Sie bereit?

In erster Linie die Bauzeit: in elf Monaten vom Bauantrag zur Fertigstellung.

Was ist Ihnen besonders wichtig, wenn Sie Material ausschreiben?

Das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss vor allem stimmen, gute Verarbeitbarkeit und hohe, möglichst dauerhafte Qualität. 

Werden Sie die EPDM-Dachbahnen auch bei künftigen Projekten ausschreiben?

Selbstverständlich, die Bahn hat sich wirklich bewährt. 

Ihr Fazit zu diesem Bauvorhaben?

Es war ein rundum gelungenes Projekt. Die hervorragende Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft sowie mit fleißigen, angenehmen Handwerkern hat ein gut vorzeigbares Ergebnis in Punkto Gestaltung und Qualität in Rekordzeit entstehen lassen. 

Danke für das Interview.

Die flexible Dachbahn und das Weidengeflecht passen optimal zu dem anspruchsvollen Projekt

Bautafel (Auswahl)

Objekt Neubau (Anbau) für acht luxuriöse Ferienlofts an eine kernsanierte Pension in Pfronten (Allgäu)

Bauherr Bernhard Ebert, Pfronten

Architekt Dipl.-Ing. Architekt (FH) Axel Stein, Stein + Buchholz Architekten, Füssen, www.bautiger.com

Dacharbeiten Abdichtung Spenglerei Helmut Kamm, Füssen-Benken

Holzbauarbeiten Anton Ambros GmbH, Hopferau, www.ambros-haus.de

Flechtwerk geflecht3 Stefan Rothkegel, Eglfing, www.geflechthochdrei.de

Baubegleitung Dachdeckerarbeiten Konstantin Abholz, Carlisle Fachberater Außendienst, Oliver Glöckner, Carlisle Fachberater Anwendungstechnik

Material EPDM-Dichtungsbahn „Resitrix SK W Full Bond“

Hersteller Carlisle Construction Materials Europe

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