Kleine Hütte am See

Fernab der Zivilisation, nach einer mehrstündigen Fahrt von Helsinki durch die Wald- und Seenlandschaft Finnlands, erreicht man das kleine Ferienhaus Mökki Santara. Das Holztragwerk, Fenster, Türen und Möbel lieferten Handwerker aus dem Raum Köln nach Finnland und bauten das Haus dort auf.

„Die finnische Naturverbundenheit erfordert ein Gegengewicht zur Alltagswohnung: das Sommerhaus oder Mökki. Es kommmt der Wahrheit ziemlich nahe, wenn man sagt, der Finne lebe sein wirkliches Leben in seinem Landhaus“, sagt Tapio Periainen, Direktor der finnischen Gesellschaft für Handwerk und Design. Das finnische „Mökki“ beschreibt eine kleine Hütte am See, einen stillen Rückzugsort inmitten der Natur. Ohne großen Luxus und reduziert auf das Wesentliche dient das Mökki vielen Finnen traditionell als Verbindung von städtischem Alltag und ruraler Naturverbundenheit.

Weit entfernt von der Zivilisation

Das Mökki Santara ist ein stiller Ort mit weitem Blick über den See Santara. Es ist in zwei Baukörper unterteilt, das Haupthaus und die Sauna. Die Baukörper sind reduziert auf das Wesentliche und von außen mit Kiefernholz verschalt. Das Holz ist mit einem schwarzen Fassaden-Öl gestrichen, nicht mit chemischen Holzschutzmitteln behandelt. Im geschlossenen Zustand erscheinen die Gebäude als schwarze Mono­lithen, der Innenraum besteht aus sichtbaren Dreischichtplatten an Wänden und Decken. Dabei erzeugt der Baustoff Holz ein angenehmes und wohliges Raumklima, auch bei den vor Ort teilweise extremen Temperaturschwankungen von -30 °C bis 30 °C.

Schnee von Oktober bis März

Von Oktober bis März ist Schneezeit in Finnland. Das bedeutet, das Mökki Santara kann in dieser Zeit bis zu einem Meter hoch im Schnee stehen. Daher erschien es den Bauherren sinnvoll, das Haus auf Betonstützen (Punktfundamenten) zu bauen, um das Holz nicht zu sehr zu strapazieren. Die finnische Bauordnung besagt, dass unter aufgeständerten Häusern ein mindestens 50 cm hoher Luftquerschnitt bestehen muss. Diese Luftschicht wird durch die Höhe der Betonstützen mit Leichtigkeit erreicht. Auf den Punktfundamenten ist ein Holzrahmen montiert, der die Last des Gebäudes aufnimmt. Er ist, genau wie die Fassade, mit schwarzem Öl zum Imprägnieren gestrichen. Auf dem Holzrahmen verlegten die Zimmerer eine Balkenlage, zwischen den Balken fügten sie eine 20 cm dicke Glaswolldämmung ein.

Das Haus besteht teilweise aus vor Ort gefälltem und getrocknetem Holz. Alle vor Ort gefällten Bäume wurden mit einer mobilen Station aufgetrennt, gestapelt, gesägt und über zwei Jahre getrocknet. Das komplette Tragwerk in der Dämmebene, das Tragwerk der Terrasse, alle Hölzer zur Konstruktion der Innenwände und Zwischendecken, alle Konterlatten und die Holzdielen des Fußbodens sind aus regionalem Holz.

Handwerker und Holz reisten nach Finnland

Doch das regionale Holz allein reichte nicht für den Bau des ganzen Hauses. Gemäß Statik war für die tragenden Rahmen kontrolliert getrocknetes KVH nötig. Die tra­genden Rahmen fertigte die Zimmerei von Marco Greis aus Köln. Türen und Einbaumöbel baute die Schreinerei Wolfang Steinmetz aus Bornheim bei Köln, die Fenster kommen von der Tischlerei Berg aus Overath. Alle Holzteile lieferte eine Spedition via Lkw nach Finnland. Die Fahrzeit von Köln bis zur Baustelle in Finnland dauerte etwa 72 h, in dieser Zeit fuhr auch das Handwerkerteam gen Norden. Der Sattelschlepper aus Deutschland wurde an der nächst größeren Straße ausgeladen und der Inhalt Zug um Zug mit Staplern zum Grundstück gefahren. Die Lieferungen aus Finnland kamen in kleineren Lkws, die bis zum Grundstück fahren konnten. Die Bauzeit vor Ort betrug acht Wochen.

Die tragenden Rahmen des Hauses sind am höchsten Punkt 4,5 m hoch. An den Stoßstellen sind sie geschlitzt, in die Schlitze sind Stahlbleche eingelassen und verdübelt. Gesetzt wurden die Rahmen von mehreren Handwerkern zusammen in einem Abstand von etwa einem Meter. Die Rahmen wurden unten seitlich an die Balkenlage gedübelt.

Wände und Möbel aus Holz

Auf den tragenden Holzrahmen befestigen die Zimmerer von außen Dreischichtplatten mit einem Klammergerät. Die Dreischichtplatten bilden damit die von innen sichtbaren Wände und die Dachuntersichten des Hauses. Über den Platten verlegten die Handwerker von außen eine Dampfbremse über das Dach und die Fassade, die vermeiden soll, das Feuchtigkeit in die Dämmebene gelangt. Über der Dampfbremse verschraubten die Zimmerer eine quer verlaufende Balkenebene. Diese Querbalken halten die tragenden Holzrahmen zusammen, die das Grundgerüst des Hauses bilden. Zwischen den Balken fügte man eine 20 cm dicke Glaswolldämmung im Dach- und Wandbereich ein. Zum Wetterschutz der Dämmschicht verlegte man von außen eine Unterspannbahn, darüber montierten die Zimmerer eine Lattung. Eine Kiefernholz-Stülpschalung bildet die abschließende Schicht an der Fassade. Bündig in die Fassade in­tegriert sind Klappläden.

Im Dachbereich erstellten die Zimmerer auf den Tragrahmen den gleichen Aufbau wie an den Wänden. Nur dass sie im Dach Trapezbleche als wasserführende Schicht montierten. Die Trapezbleche sind auf einer Lattung über der Unterspannbahn befestigt. Auf die Trapezprofile folgt eine Schicht Holz: Auf den Trapezprofilsicken ist eine Lattung montiert, auf der die Dachschalung aus imprägniertem Holz befestigt ist. Die Holzschalung ist zwar eng gestoßen, aber dennoch kann Wasser durch die Ritzen dringen. In den Wintermonaten liegt etwa 12-16 Wochen lang permanent Schnee auf dem Dach. Eine Holzschalung allein wäre daher zu unsicher gewesen.

Die Möbel aus Holz und die Innenkonstrukti­on scheinen im Mökki Santara miteinander zu verschmelzen. Die Wandverschalung in der Sauna besteht aus speziellem Saunaholz. Brandschutztechnisch gab es keine Vorgaben für den Bau des Hauses, außer der Wanddurchführung der Kaminrohre. Außerdem musste eine Trockenbauplatte mit F30-Klassifizierung zum Brandschutz in die Fassade zwischen Sauna und Wohnraum montiert werden.

Das Mökki Santara kann gemietet werden. Der nächste Ort, Savitaipale, liegt 18 km entfernt, dort gibt es Einkaufsmöglichkeiten. Die Mindestmietdauer beträgt vier Tage. Mehr über die Anfahrt, die Lage und die Mietpreise erfahren Sie im Internet unter: www.cgertz.jimdo.com/.

Autorin

Carla Gertz ist Architektin und Bauherrin des Mökki Santara und lebt in Köln.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau des Wohn- und Ferienhauses Mökki Santara in Savitaipale, Finnland

Planung und Bauzeit 2016/2017

Bauzeit vor Ort 8 Wochen

Architektin Carla Gertz, Köln

Größe 65 m² Haus + 50 m² Terrasse

Holzbau Marco Greis, 50169 Köln

Schreinerei Wolfgang Steinmetz, 53332 Bornheim

Fenster Tischlerei Berg, 51491 Overath, www.tisch
lerei-berg.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2014

Holzbasilika Neubau der Immanuel-Kirche in Köln

Meist werden infolge einer Zusammenlegung von Gemeinden Kirchenbauten aufgegeben. In Erkelenz-Immerath muss sogar der neogotische Dom – die 123 Jahre alte St. Lambertus-Kirche – dem...

mehr
Ausgabe 03/2017

Haus-im-Haus: Neubau in 200 Jahre alter Remise in Kolbermoor

Um das Jahr 1810 wurde in der bayerischen Stadt Kolbermoor eine Remise zum Trocknen von Torf erbaut. Dazu errichteten die Handwerker ein Holztragwerk. Damit Luft unter den Boden an den Torf gelangen...

mehr
Ausgabe 07/2018

Unikat erhält neues Tragwerk

Austausch des Fichte-Brettschichtholz-Tragwerks des Haus Mayer-Kuckuk in Bad Honnef
Haus Mayer-Kuckuk nach der Sanierung mit erneuertem Tragwerk vor der Fassade

Das Haus Mayer-Kuckuk ist ein eigenwilliges Gebäude, das 1967 nach dem Entwurf des Architekten Wolfgang Döring in nur sechs Tagen auf einem Grundstück in Bad Honnef errichtet wurde. Bemerkenswert...

mehr
Ausgabe 6-7/2021

Holzdielen dezent verschrauben

Das neue System „SenoFix FT“ von Sihga eignet sich zur präzisen Montage von Holzdielen für Terrassen und Fassaden. Das Schraub- und Verbindersystem kommt zwischen von Sihga dafür freigegebenen,...

mehr
Ausgabe 04/2020

Zimmerer errichten Kirche aus Holz in Norwegen

Von Süddeutschland bis zum Polarkreis
Zimmerei Erich Bundschuh_Richtfest_Alta.jpg

Ursprünglich sollten norwegische Firmen den Bau der Kirche im norwegischen Alta realisieren, was aber nicht zustande kam. Daher nahm Antonius Sohler, Generalvikar der Diözese Tromsö in der...

mehr