Innovation Holzkeller: Abgedichtet mit EPDM-Bahnen

Nachhaltiges Bauen ist auch mit Kompromissen verbunden, zumindest meistens, denn auch bei Holzhäusern ist der Keller meist aus Stahlbeton gefertigt. Die Staudenschreiner Holzbau GmbH hat nun einen Keller aus Holz gefertigt und mit einer EPDM-Plane gegen Feuchtigkeit abgedichtet.

Wenn bei dem Bauprojekt in Langenneufnach in Bayern von einem Holzhaus gesprochen wird, so gilt das nun für das ganze Haus, also auch für den Keller. Günther Wolff, Gründer und Chef der Staudenschreiner Holzbau GmbH aus Schwabmünchen entwickelte das Projekt, bei dem eine spezielle Abdichtung die Feuchte vom Keller fernhält.

Bei dem Keller wurde die Plane aus dem Synthesekautschuk EPDM bei der Abdichtung des Kellerbodens, der Kellerwände und der Sockelbereiche verwendet. Die tragenden sowie umhüllenden Konstruktionselemente bestehen dabei, abweichend von der üblichen Bauweise, nicht aus Beton beziehungsweise Mauerwerk, sondern sämtlich aus Holz beziehungsweise Holzwerkstoffen. „Bei der planerischen Vorbereitung war zu beachten, dass der spätere Erddruck nach der Verfüllung der Holzkellerkonstruktion ohne schädliche Verformung aufgenommen wird“, sagt Günther Wolff. Bei geschlossenen Baugruben muss zudem ein Aufschwemmen des Baukörpers ausgeschlossen sein.

Holz, EPDM, Perimeterdämmung

Die komplette Rohbaumaßnahme, einschließlich der dazugehörenden Abdichtung wurde durch die Zimmereifirma Staudenschreiner GmbH ausgeführt. Obwohl nur durch Bodenfeuchte belastet, musste bei dieser Feuchteeinwirkung im Gegensatz zu einer konventionellen Bodenplatte aus Beton die Abdichtung im Bodenbereich unterhalb der Holzkonstruktion angeordnet werden. Auf einer Sauberkeitsschicht aus einem Lehm-Sandgemisch wurde zunächst eine Wärmedämmschicht aus 160 mm dicken extrudierten Polystyrol-Hartschaumplatten als Perimeterdämmung verlegt, diese dient gleichzeitig als Schutzschicht. Zwischen dieser Schicht und dem hölzernen Bodenaufbau befindet sich die Abdichtung aus EPDM. Diese Abdichtung wurde ohne Unterbrechung über die vertikalen, ebenfalls aus Holz bestehenden Kellerwände und die auskragende Fußbodenkonstruktion bis auf den Sockelbereich geführt. Auch an den Kellerwänden wurde wie im Bodenbereich vor der Abdichtung eine Wärmedämm- und Schutzschicht aus 160 mm dicken extrudierten Polystyrol-Hartschaumplatten sowie zusätzlich eine Noppenbahn angeordnet.

Eine Plane für Boden, Sockel und Kellerwände

Auf Vorschlag des Bauunternehmers fiel die Wahl des Abdichtungsmaterials auf die flächige Planenvariante „Hertalan Easy Cover“ des Herstellers Carlisle CM Europe. Diese besteht aus dem Synthesekautschuk EPDM. Dieses Material gehört zur Werkstoffgruppe der Kunststoff- und Elastomerbahnen und ist nach der Anwendungsnorm, DIN SPEC 20200-202, als Abdichtungsstoff für die Herstellung von Bauwerksabdichtungen geeignet. Das Material kann einlagig entweder lose verlegt oder verklebt werden. Die geforderte Mindestbahnendicke beträgt 1,1 mm. Tatsächlich wurde eine Planendicke von 1,5 mm gewählt, um die Funktionssicherheit der Gesamtkonstruktion zu erhöhen. Neben den allgemeinen stofflichen Vorzügen des Werkstoffes EPDM hinsichtlich seines dauerhaft hochelastischen Verhaltens hatte am beschriebenen Objekt ein weiterer Aspekt die Wahl dieser Abdichtungsvariante entscheidend beeinflusst. Das üblicherweise in Bahnenform (mit etwa 1 bis 2 m Bahnenbreite) verwendete Material wurde bei dem Bauvorhaben in Planenform – vom Hersteller per Vulkanisation einzelner Bahnen vorgefertigt – verlegt. Während bei der Bahnenvariante einzelne Dichtungsbahnen auf der Baustelle in großer Anzahl miteinander wasserdicht verbunden werden müssen, kann bei Verwendung von großflächigen Planen die Anzahl der notwendigen Fügenähte auf ein Minimum beschränkt werden. Damit konnten der Kellerboden, die Kellerwände und die Sockelbereiche aus einer einzigen Plane hergestellt werden.

Die Verlegefirma – die Zimmerei Staudenschreiner, die auch Abdichtungsarbeiten anbietet – hatte schon Erfahrungen mit dem Planenmaterial gesammelt und bei dem viereckigen Grundriss des Wohnhauses die Planengeometrie so gewählt, dass die Vertikalbereiche für die Wandabdichtung zusammen mit der Rechteckform der Bodenabdichtung in einem Stück gefertigt werden konnten.

Verklebung Schritt für Schritt

Zunächst wurde von den Handwerkern die 220 m2 große Plane im Bodenbereich lose verlegt, anschließend wurde der Kellerboden sowie die Kellerwände errichtet. Dabei wurden die Seitenteile stumpf in einen Falz auf den Kellerboden gestellt und verbunden.

Die seitlich überstehenden Planen wurden zwischenzeitlich eingerollt, um sie vor Verunreinigungen sowie Beschädigungen zu schützen und die Baufreiheit zu gewährleisten. Die Abdichtung der senkrechten Kellerwände stellte eine große Herausforderung für die Handwerker dar. Mithilfe des Baustellenkranes wurde jeder einzelne Planenabschnitt straff nach oben gezogen, der jeweilige Wandbereich sowie die Plane streifenweise mit Kontaktkleber eingestrichen und danach schrittweise nach oben, das heißt zunächst bis zur Unterkante des auskragenden Fußbodenelementes im EG geklebt. Die restliche Verklebung um die Auskragung herum bis auf den Sockelbereich, bestehend aus einer Holzfaserplatte, war dann für die Handwerker eine vergleichsweise einfache Aufgabe.

Da das Gebäude in das abschüssige Gelände hineingebaut wurde, verläuft die Geländeoberkante ebenfalls schräg. Am höchsten Geländepunkt beträgt die Höhe des Sockelanschlusses 30 cm und nimmt nach unten hin stetig zu. An der Terrasse schließt die Planenabdichtung an die Fenster- beziehungsweise Türkonstruktion an. An der Oberkante des Sockelanschlusses wurde zusätzlich eine Pressschiene angeordnet, obwohl die Fassadenverkleidung einen ausreichenden Wetterschutz darstellt. Offene Bereiche bildeten nun noch die Kanten der Kellerwände sowie einzelne Detailpunkte. Diese Bereiche wurden mit separaten, mit Heißluft aufschweißbaren, Nahtbändern abgedichtet. In den Ecken wurde die Plane entweder als sogenannte Knautschfalte umgelegt beziehungsweise mit aufschweißbaren Formteilen – ebenfalls aus EPDM – geschlossen. Die innerhalb einer Kellerwand befindlichen runden Durchführungen für die Haustechnikversorgung dichteten die Handwerker mit aufgeschweißten Stülpmanschetten ab. Am Fußpunkt der Kellerkonstruktion wurde umlaufend zusätzlich eine Dränageleitung in Rollkiesbett verlegt.

Anspruchsvolle Vorbereitung und Ausführung

Die Abdichtung von Bauteilen im erdberührten Bereich stellt besonders hohe Ansprüche an ihre planerische Vorbereitung und Ausführung, da im Nutzungszustand keine oder nur mit großem Aufwand verbundene Korrekturen vorgenommen werden können. Da die beschriebene Abdichtungsmaßnahme komplett auf einer feuchtigkeitsempfindlichen Holzkonstruktion vorzunehmen war, erhöhten sich die Anforderungen nochmals.

Besonders vorteilhaft erwies sich die Möglichkeit, die Gesamtkonstruktion wannenförmig mit einer einzigen, großflächigen Plane zu umschließen. Lediglich die Gebäudekanten und einzelne Detailpunkte mussten mit systemgerechten, aufschweißbaren Nahtbändern beziehungsweise Formteilen abgedichtet werden.

Autor

Dipl.-Ing. Roland Fritsch ist in der Anwendungstechnik für Carlisle CM Europe tätig.

Ein Fahrradschlauch hält aus Erfahrung jahrzehntelang, genauso ist es mit der „Hertalan“-Abdichtung

Bautafel (Auswahl)

Projekt Abdichtung eines Kellers in Holzbauweise in 86863 Langenneufnach

Ausführender Betrieb Staudenschreiner Holzbau GmbH, 86830 Schwabmünchen, www.stauden
schreiner.de

Material EPDM-Plane Hertalan Easy Cover, 1,5 mm Planendicke

Hersteller Carlisle Construction Materials (CM) Europe, www.ccm-europe.com

Bauwerksabdichtungen – allgemeine Grundlagen

Die bisher geltende Norm für Bauwerksabdichtungen aller Art, DIN 18195, Teile 1-10, wurde innerhalb der letzten Jahre vollständig überarbeitet und aufgesplittet. Die neuen Regelungen werden durch die DIN 18195 (Terminologie) sowie durch die Normenreihe, DIN 18531 bis DIN 18535, vorgenommen. Es werden dabei auch neue Stoffe für die Abdichtung in die bauteilbezogenen Normen aufgenommen. Innerhalb der DIN 18533 wird die Abdichtung von erdberührten Bauteilen geregelt. Sie gilt für die Abdichtung 

- gegen Bodenfeuchte;
- gegen nicht drückendes Wasser;
- gegen von außen drückendes Wasser;
- gegen nicht drückendes Wasser auf erdüberschütteten Decken;
- gegen Spritzwasser am Wandsockel;
- gegen Kapillarwasser in und unter erdberührten Wänden.

Wie in der bestehenden Norm werden vordergründig die Art und die Intensität der Wassereinwirkung zugrunde gelegt. Die Abdichtungsbauarten einschließlich ihrer Dimensionierung und ihrer Einbaubedingungen werden darauf abgestimmt. Alternative Bauweisen, wie die Verwendung von wasserundurchlässigem Beton, sind nicht Gegenstand der DIN 18533. Sie werden innerhalb von gesonderten Richtlinien behandelt. Ebenfalls wird nicht die nachträgliche Abdichtung in der Bauwerkserhaltung oder in der Baudenkmalpflege betrachtet, es sei denn, es können hierfür Verfahren angewendet werden, die in dieser Norm geregelt sind.

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