Dämmung der obersten Geschossdecke in Wohnanlagen

Die Wohnungseigentümer einer Wohnanlage mussten aufgrund der gesetzlichen Vorschriften die Gebäude dämmen. Da die Dachdeckung völlig in Ordnung war und der Dachboden nicht bewohnt – sondern Abstellplatz – entschied man sich für die vom Dachdecker vorgeschlagene Dämmung der obersten Geschossdecken.

Rund 40 Prozent der Gesamtenergie verbrauchen in Deutschland öffentliche und private Gebäude für Heizung und Kühlung. Sie verursachen damit fast 30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes. Dennoch sind knapp drei Viertel des über 30 Millionen starken Gebäudebestands energetisch immer noch nicht oder nicht ausreichend saniert. Sie bilden ein riesiges Potenzial für Einsparungen von Energie, Kosten und CO2-Belastung der Umwelt. Deshalb schreibt die aktuelle Energieeinsparverordnung EnEV vor, dass bis Dezember 2015 bei Altbauten eine Wärmedämmung der obersten Geschossdecken eingebaut sein muss, alternativ eine Dämmung des Dachs. Hier müssen ebenfalls Besitzer einer älteren Immobilie, die keine Modernisierungsmaßnahmen planen, aktiv werden. Von der entsprechenden Sanierung profitieren dabei alle: Bei deutlich niedrigeren Energiekosten steigt der Wohnkomfort der Wohnungen, unter dem Dach wird es angenehm kühl im Sommer, wohlig warm im Winter. Auch die Wertsteigerung der Immobilie und der Beitrag zum Umweltschutz sind beachtlich.

Wie lassen sich die EnEV-Vorschriften am besten erfüllen?

Unter dem Dach muss langfristig und vorausschauend überlegt werden, welches für Eigentümer und Gebäude die wirtschaftlich sinnvollste Dämmlösung ist. Für manchen Hausbesitzer lohnt es sich durchaus, das Dach als Wohnraum auszubauen. Wenn Bebauungsplan und Raumhöhe es zulassen, kann in dicht besiedelten Stadtgebieten neuer Wohnraum entstehen. Mit einer Aufsparrendämmung lässt sich hier wertvoller Wohnraum gewinnen. Die Alternative ist eine Zwischensparrendämmung, hier stellen aber jeder Sparren und jede Wand eine Wärmebrücke dar. Zudem müssen häufig – um entsprechende Dämmstärken zu erreichen – Sparren aufgedoppelt werden. Wenn das Dach hingegen nicht gedämmt oder ausgebaut werden soll, ist die Dämmung der obersten Geschossdecke durchaus eine gangbare Alternative zur Erfüllung der EnEV.

Weniger Energie – mehr Wohnkomfort

Rein äußerlich waren die fünf Häuser der Wohnanlage in Stuttgart-Rot in gutem Zustand. Die Dachdeckung war in Ordnung. Doch im Winter zeigte der schnell schmelzende Schnee, dass die Dächer nicht ausreichend gedämmt waren, die Heizung musste hochgedreht werden. Im Sommer wurde es drückend warm in den Wohnungen unter dem Dachboden.

Aufgrund der EnEV Vorschrift zur Wärmedämmung des Dachs beziehungsweise des unbewohnten Dachbodens, brachte der Verwalter Wolfgang Burkart der Lechner Hausverwaltung GmbH bei der WEG-Versammlung im Herbst 2011 die gesetzliche Verpflichtung zur Dämmung auf die Tagesordnung und die Wohnungseigentümergemeinschaft der Wohnanlage Stuttgart-Rot beschloss, die Häuser umgehend zu dämmen. Bei einem Dachdecker wurde eine geeignete Methode angefragt. Die Dachdeckerei Kussmaul zeigte verschiedene Lösungsmöglichkeiten auf und erhielt auch den Zuschlag für die Sanierung. Abstellfläche unterm Dach oder gar Dachausbau? Diese Frage stellte sich hier nicht. Die Eigentümer benötigen dringend ihren Stauraum unter dem Dach und waren von dem Vorschlag, die Dämmung der obersten Geschossdecke mit den empfohlenen PIR-Verbundplatten auszuführen, sehr angetan.

Für den erfahrenen Dachdeckermeister und Inhaber Matthias Walter gibt es auch keine Alternative zu seinem Vorschlag: „Mit den Hochleistungsdämmstoff Polyurethan-Hartschaum-Verbundplatten waren die Eigentümer der Anlage bestens beraten, es war für diese Häuser die wirtschaftlichste und effektivste Lösung“, erinnert sich Walter. Der Vorteil aus seiner Sicht: „Damit ließen sich die gesetzlichen Vorschriften schnell, einfach und kostengünstig erfüllen, zudem konnten gleich nach der Verlegung nutz- und belastbare Abstellflächen gewonnen werden.“ Für den Handwerker ein interessanter Nebeneffekt: Im Winter und Sommer füllen diese Arbeiten viele Schlechtwettertage, wenn auf dem Dach nicht gearbeitet werden kann.

Dämmstoffe im Vergleich

Ein Vergleich mit anderen Materialien zeigt, weshalb sich die Eigentümergemeinschaft für diese Dämmlösung entschieden hat. Der Hochleistungsdämmstoff aus Polyurethan Hartschaum, PUR/PIR, besitzt mit Wärmeleitstufe, WLS, 023 den besten Dämmwert im Vergleich zu gebräuchlichen Wärmedämmstoffen, das heißt: hohe Dämmleistung bei geringer Dämmstoff­dicke: Mit relativ dünnen 120 mm erfüllt er bereits den ­langfristig sinnvollen U-Wert 0,19 W/m²K, die hohen Anforderungen von U ≤ 0,14 W/m²K für KfW-Fördermittel lassen sich, je nach vorhandener Unterkonstruktion, bereits mit 160 bis 180 mm Dämmdicke realisieren. Andere Materialien (zum Beispiel aus EPS – WLS 035), benötigen hierfür zwischen 200 und 250 mm Dämmstoffdicke, was die Ausbildung von Details insbesondere den Abgang zum Treppenhaus zum Problem werden lassen kann. PUR/PIR ist unverrottbar, schimmel- und fäulnisfest, sodass seine Funktion über viele Jahrzehnte sichergestellt ist.

Die Lösung für alle EnEV-Anforderungen

Die Dämmleistung der Dämmelemente BauderPIR sichern schon bei geringen Dicken hohe Energieeinsparungen. Das spart wertvolle Raumhöhe. Speziell für die Wärmedämmung oberster Geschossdecken sind die Elemente PIR DHW von Bauder konzipiert: Die Verbundplatten bestehen je nach Anforderung an die Wärmedämmleistung aus einer 8 bis 14 cm dünnen PIR-Dämmschicht sowie einer 10 mm starken oberseitig aufkaschierten Holzwerkstoffplatte. Das macht den Einsatz für Abstellräume auf dem Dachboden sehr praktikabel.

„Wir haben für die Häuser der Wohnanlage eine elf Zentimeter starke Dämmplatte gewählt, sie ist EnEV-konform und sorgt für eine ganzjährig gute Dämmung“, erklärt Matthias Walter die Wahl. Vorteilhaft ist das geringe Gewicht bei den handlichen Abmessungen der PIR-Platten von 120 mal 60 Zentimetern. Das erleichtert den Transport zum Einsatzort und die Verlegung, vor allem wenn es an manchen Stellen eng zugeht. Die umfangreiche Materialanlieferung für die jeweils 140 m2 großen Dachböden erfolgte über einen Schräglift direkt über das dafür teilweise abgedeckte Dach.

Einfach und schnell

Auf der gesäuberten und ebenen Decke legten die Handwerker eine PE-Folie (Bauder Dampfbremse 220 – mit sd-Wert 220 m) als Trenn- und Gleitschicht aus und führte diese an den Wänden seitlich hoch. Alle Anschlüsse und Überlappungen wurden mit Klebeband luftdicht verklebt (Bauder Systemkompnenten). Auf dieser luftdichten Schicht, die das Eindringen von Feuchtigkeit aus den darunterliegenden Räumen in die Dämmung verhindert, wurden dann schwimmend die Wärmedämmelemente verlegt. „Wir haben die Nut- und Federelemente mit versetzten Stößen ineinander geschoben und im Verband verlegt“, sagt Dachdeckermeister Walter. Das umlaufende Nut-Feder-System sichert die wärmebrückenfreie kraftschlüssige Verbindung.

In nur einem Arbeitsgang wird so der Boden wärmegedämmt und direkt wieder begeh- und belastbar. Alle Detailbereiche (Ecken, Stützen, etc.) wurden mit der Stichsäge entsprechend zugeschnitten und die Fugen danach mit PUR-Montageschaum ausgeschäumt. Am Kamin wurde ein zehn Zentimeter breiter Streifen umlaufend ausgespart und mit Mineralwolle ausgefüllt (Brandschutzvorschriften). Zu guter Letzt wurden die Türen an die Aufbauhöhe angepasst.

Wie neu und optimal gedämmt

Frisch mit weißen Linien versehen, die den Wohnungen zugeteilte Abstellflächen markieren, wurde der energetisch sanierte Dachboden mit großer Zufriedenheit seitens der Wohnungseigentümer abgenommen. „Wir kennen die positiven Reaktionen aus anderen Häusern, die im Winter trotz harter Minusgrade die Heizung runterdrehen konnten und im Sommer dagegen kühle Behaglichkeit genießen. Das wird auch in der Wohnanlage in Stuttgart-Rot so sein“, ist Matthias Walter überzeugt.

Autor

Ekkehard Fritz ist Zimmermann und staatlich geprüfter Holztechniker. Er leitet den Fachbereich „Steildach“ der Paul Bauder GmbH & Co. KG in Stuttgart.

Schmelzender Schnee im Winter zeigte, dass die Dächer nicht ausreichend gedämmt waren

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