Wohnen wie in Schweden

Die Flüchtlingswohnheime in Harsewinkel und Verl sollen nicht nur ihren Zweck erfüllen, sondern auch gut aussehen. Das Konzept von Zimmermeister Markus Herzog aus Harsewinkel überzeugte: Schwedenhäuser in Holzrahmenbauweise, verschalt mit Lärchenholz und bunt gestrichen.

Andere Kommunen haben bereits Interesse

Markus Herzog und sein Betrieb „Die Zimmerer“ aus Harsewinkel haben die Häuser gebaut. Entworfen hat sie das Architekturbüro Herzog und Kordtomeikel aus Gütersloh. Insgesamt wurden schon elf Schwedenhäuser in Harsewinkel und Verl errichtet. In Gütersloh werden die Schwedenhäuser momentan ebenfalls an zwei Standorten gebaut. „Andere Kommunen haben zudem auch Interesse an den Häusern angemeldet“, sagt Markus Herzog zufrieden. Architekt Thomas Herzog sagt: „Die Städte wollten bewusst gut aussehende Häuser, damit die Flüchtlingswohnheime leichter in der Bevölkerung akzeptiert werden.“ 

Punktfundamente und Leimholzunterzüge

Die Schwedenhäuser in Verl und Harsewinkel wurden folgendermaßen konstruiert: Gegründet sind sie auf Punktfundamenten. Dafür haben die Handwerker 25 Einzelpunkte aus Beton gegossen und darin Stahlanker befestigt. Auf den Ankern verlegten und verschraubten sie fünf Leimholzunterzüge. Jeder Unterzug ist so an fünf Ankern befestigt. Durch die Höhe der Anker von 25 bis 30 cm sind die Holzbalken vor aufsteigender Feuchtigkeit und Spritzwasser geschützt. „In Verl am Posener Weg liegen die Häuser in einem Hochwassergebiet, dort war der Schutz vor Feuchtigkeit besonders wichtig“, sagt Markus Herzog. Die Bodenplatte besteht aus zementgebundenen, wasserfesten Spanplatten, die auf den Leimholzunterzügen festgeschraubt wurden. Als Dämmung verlegten die Handwerker Kerndämmplatten aus Mineralwolle von Knauf auf die Spanplatten. Die Dämmebene wurde luftdicht mit OSB-Platten verschlossen. Darauf kam abschließend einPVC-Fußboden.

Zellulose-Einblasdämmung

Die Wände wurden als Holzrahmen vorgefertigt und auf der Baustelle mit der Bodenplatte verschraubt. Die Rahmen montierten die Handwerker auf der Bodenplatte. Innen und außen beplankten sie sie mit OSB-Platten, danach wurde Zellulosedämmung eingeblasen (WLG 039). Anschließend montierten die Handwerker Gipskartonplatten auf die OSB-Platten, um die Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen. Die Gipskartonplatten wurden mit einem Vario-Fugenspachtel in der Qualitätsstufe Q2 verspachtelt. Außen befestigten die Zimmerer diffusionsoffene Dach- und Wandplatten aus Holzfaser auf die OSB-Platten. Eine Konterlattung bildet letztlich die Basis für die dekorative Schalung der Außenwände. An den verschiedenen Standorten der Unterkünfte wurden die Häuser in verschiedenen Farbtönen gestrichen: rot, blau, gelb und grau.

Gipskartonplatten für den Brandschutz

Das Satteldach der Schwedenhäuser ist von Innen nicht ausgebaut. „Aus Kostengründen verzichteten wir auf den Ausbau“, erklärt Markus Herzog. Als Abschluss des Erdgeschosses wurde ein Holzrahmen als Deckenelement aufgesetzt. Die Deckenplatte beplankten die Handwerker von unten mit OSB-Platten, danach wurde wieder die Zellulosedämmung eingeblasen. Darauf wurden dann Gipskartonplatten montiert, danach gespachtelt und gestrichen.

Für die optisch ansprechenden Häuser scheint eine spätere Verwendung kein Problem zu sein:  „Viele Vereine haben schon Interesse angemeldet, die Häuser zu nutzen, wenn sie womöglich nicht mehr gebraucht werden“, erklärt Markus Herzog. Ein dauerhaftes Wohnen, außer für Flüchtlinge, ist darin aber nicht vorgesehen, denn die Häuser erfüllen nicht die EnEV.

Autor

Stephan Thomas ist Volontär in der Redaktion der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

„Bei diesen Häusern sollte die Nachnutzung kein Problem darstellen.“

Bautafel (Auswahl)

Projekt Bau von Flüchtlingswohnheimen Typ „Schwedenhäuser“

Bauherren Stadt Verl/Stadt Harsewinkel

Bauzeit 8 Wochen pro Haus

Entwurf Architekturbüro Herzog & Kordtomeikel, Gütersloh, www.herzog-kordtomeikel.de

Holzbau Die Zimmerer, Markus Herzog GmbH, Harsewinkel, www.diezimmerer.de

Größe 60 m² Nutzfläche pro Haus

Kapazität 8 Personen/Haus

Baukosten 100 000 Euro/Haus inklusive Küchen (ohne Pflaster- und Erschliessungsarbeiten)

Preis/m² 1250 Euro


x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 12/2017

Altes Fertighaus gekauft und zum modernen Eigenheim saniert

Das alte Fertighaus in Harsewinkel, Kreis Gütersloh, hatte die Firma Zenker 1974 gebaut. Wie viele alte Fertighäuser hatte es eine sehr kleinteilige Raumaufteilung, schlechte Bausubstanz und barg...

mehr
Ausgabe 06/2022

Klimapositive OSB-Platten verbessern CO2-Bilanz

Über das Beratungsinstitut Wood und das internationale EPD-System aus Schweden wurde die Ökobilanz der „SterlingOSB“-Platten von West Fraser (ehem. Norbord) bewertet. Das Ergebnis: Die als...

mehr

Umweltzeichen „Blauer Engel" für OSB-Platten von West Fraser

Die „SterlingOSB-Zero“-Platten von West Fraser, die im Werk in Genk (Belgien) produziert werden, sind ab sofort mit dem anerkannten Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet. Das Zeichen darf...

mehr
Ausgabe 06/2016

Flüchtlingsheim in Rheda-Wiedenbrück

Mit Holzbau Hollenbeck hat Rheda-Wiedenbrück einen Spezialisten im Bereich Holztafelbauweise vor Ort. Ob Kindertagesstätten oder McCafés: Der Handwerksbetrieb mit 75 Mitarbeitern baut nicht nur...

mehr
Ausgabe 03/2017

OSB-Platten im Großformat

Die „OSB Longboards“ sind eine neue Variante der OSB-Platten von Swiss Krono. Es gibt sie in einer Dicke zwischen 15 und 40 mm. Jede OSB-Platte des Herstellers mit einer Länge von 6,51?m bis 18 m...

mehr