Indoor-Achterbahn mit begrünter Dachkuppel im Europapark Rust

Der Europapark in Rust ist um eine Attraktion reicher – eine Indoor-Achterbahn, die alles bisherige im Freizeitpark übertreffen soll, ist zur Saison 2014 eingeweiht worden. Bei den Arbeiten am Dach und an der begrünten Kuppel mussten einige Herausforderungen gemeistert werden.

Vorfreude, Spannung, Nervenkitzel, Begeisterung – bei einer Achterbahnfahrt erleben Kinder und Erwachsene genau dies. In Deutschlands größtem Freizeitpark, dem Europa-Park, ist eine solche Fahrt noch spektakulärer geworden. Im Jahr 2014 eröffnete die aufwändigste Indoor-Attraktion seiner Geschichte: Angrenzend an den Märchenwald hat der Freizeitpark eine Themenfahrt zum französischen Kinderfilm „Arthur und die Minimoys“ kreiert. Der Film spielt überwiegend unter der Erde im verwunschenen Gartenland kleiner elfenartiger Wesen – den Minimoys.

Eingebettet in die Natur

Architektur und Gestaltung des Gebäudes sind außergewöhnlich: Die Attraktion versteckt sich unter einer 15 m hohen Kuppel, die in Form eines Viertelkreises direkt an die Halle anschließt. Die Kuppel überragt alle weiteren Gebäude der Minimoyswelt nochmal um drei Meter. Eine ungewöhnliche Dach-, Kuppel- und Wandbegrünung im Eingangsbereich verwandelt das Gebäude in eine grüne Urwaldidylle. Aufwendige Bepflanzungen, detailreiche Dekorationen und die Lage direkt am Bachlauf des Mühlbachs, neben einer Kastanienallee, verstärken den Eindruck einer Märchenwelt.

Trapezblech auf Stahlgerüst

Zu Beginn des Baus entstand ein riesiges Stahlgerüst, das als Tragkonstruktion für die Halle und die Kuppel diente. Nach und nach nahm das Gebäude seine außergewöhnliche Gestalt an. Der gesamte Neubau der Halle und der Kuppel wurde mit Stahltrapezblech eingedeckt, für die Verlegung war die Firma Klöpfer aus Bühl beauftragt worden.

Die Zwischenabstände des Stahlgerippes variieren, sodass die Trapezbleche viele verschiedene Abmessungen haben. An der Kuppel verjüngen sich die Abstände und somit auch die Stützweiten vom Kuppelfuß zur Kuppelspitze. „Um die wahren Längen für die Trapezbleche herauszufinden, sind diese bei der Arbeitsvorbereitung in unserer Planungssoftware dreidimensional erfasst und dargestellt worden“, erklärt Norbert Hochstuhl, Projektleiter bei der Klöpfer GmbH. Angebracht wurden die Bleche mit Setzbolzen von Hilti.

Als die größte Herausforderung beschreibt Norbert Hochstuhl die Montage und dabei die Logistik auf dem Dach. „Der körperliche Kraftaufwand bei der Verlegung der Bleche von unten nach oben war für unsere Mitarbeiter enorm“, sagt Hochstuhl. Eine weitere Herausforderung auf der Baustelle war die Anordnung der Bleche. Diese waren so einzuteilen, dass möglichst wenig Schnitte an den Blechenden vorgenommen werden mussten. Größtenteils konnten die Bleche – bei entsprechend guter Arbeitsvorbereitung – im unteren Kuppelbereich – ohne Schrägschnitt der Enden – verlegt werden. Die Bleche sind auf der Rauminnenseite in RAL 7016 (Anthrazitgrau) lackiert. Dementsprechend vorsichtig mussten die Handwerker beim Verlegen vorgehen.

Herausforderung Kuppel

Da die Kuppel gekrümmt ist, gab es sehr viele unterschiedliche Anschlüsse und Kantteile. Diese wurden nach dem örtlichen Aufmaß im Betrieb vorgefertigt. Die Anschlussbleche an anschließende Wandflächen sowie für den Anschluss an das flache Hallendach montierten die Handwerker dann im Zuge der Deckarbeiten.

Das Verlegen an der Kuppel erfolgt in etwa fünf Arbeitstagen mit vier Handwerkern. Die Tragschalenbleche an der Halle waren nur mit erhöhtem Personalaufwand zu verlegen. Manche Bleche mussten auf einer Seite schräg abgeschnitten werden.

Die Lagerung auf der Baustelle war nur sehr eingeschränkt möglich. In der Arbeitsvorbereitung bestand die Herausforderung darin, die Blechpakete so zu verpacken dass keine zu großen Paketgewichte entstehen. Zudem mussten die richtigen Pakete zur festgelegten Zeit – also just in time – auf der Baustelle sein und die Monteure mussten die passenden Informationen erhalten.

„Der Bau war ein ausgesprochen interessantes Objekt, bei dem wir bereits bei der Planung miteingebunden waren“, resümiert Norbert Hochstuhl. „Von uns und unserem Handwerksteam wurde allerdings äußerste Flexibilität bei einem zeitlich engen Gerüst verlangt. Entscheidungen fielen zwischen unserem Polier und der Bauleitung und Entscheidungen wurden auch schon mal revidiert“, so Hochstuhl weiter. Über den Bauherr weiß Hochstuhl nur Gutes zu berichten: Unbürokratisch, ehrlich, fair und allzeit die Leistung anerkennend. „Es gab keine Probleme, es gab Lösungen.“

Ungewöhnliche Dachgestaltung sicher abgedichtet

Auf dieser 3320 m2 großen Fläche verlegten die Mitarbeiter der Peter Gerber GmbH aus Bahlingen am Kaiserstuhl zunächst die selbstklebende alukaschierte Dampfsperrbahn „Sarnavap 5000 E SK AL“ von Sika. Anschließend folgte eine 160 mm starke Mineralfaserdämmung. Zum Abdichten von Dach und Kuppel fiel die Wahl auf die „Sarnafil“-Kunststoffabdichtungsbahn, ebenfalls von Sika. Die abzudichtenden Flächen teilten sich in drei Bereiche auf: Das 2300 m2 große Hauptdach wurde mechanisch befestigt. Im Norden schließt ein Schrägdach mit 320 m2 und einer Dachneigung von 30 Grad an. Den dritten Bereich bildet die 3 m über das Hauptdach ragende Kuppel und der bis zum Boden geführte Viertelkreis mit einer Fläche von 700 m2.

Aufgrund der geplanten extensiven Begrünung im Bereich des Schräg- und Kuppeldachs war eine hohe Reißfestigkeit der Dachabdichtung und eine bestandene Prüfung der Dachbahn nach dem anerkannten FLL-Verfahren Voraussetzung. Die wurzel- und rhizomresistente „Sarnafil“-Bahn „TS 77“ eignet sich deshalb ideal zur Abdichtung extensiv begrünter ­Dächer in Verbindung mit einer mechanischen Befestigung. Auf dem Hauptdach wurde die Bahn im „Sarnafast“-Punktbefestigungssystem mechanisch befestigt. Im Anschluss daran setzten die Verarbeiter Betonplatten auf Bautenschutzmatten für Wartungswege und als sicheren Untergrund für die nachträglich aufgebrachten Lüftungsanlagen. Damit sich das Dach vollkommen in die Gestaltungsvorgaben einfügt, stellte der Bauherr eine besondere Anforderung an die Kunststoffbahn: Das gesamte Dach sollte im Farbton Resedagrün abgedichtet sein. Die Sika Deutschland ermöglichte diesen Sonderfarbton wunschgemäß. Somit sah das Gebäude schon vor der Begrünung ungewöhnlich und verwunschen aus.

Fast senkrechte Verlegung an der Kuppel

Direkt an das Flachdach und die Fassade angeschlossen erhebt sich die Kuppel aus dem Gebäude. In Form eines Viertelkreises erstreckt sie sich bis zum Boden. Darunter befindet sich der Eingang in das Reich von Arthur und die Minimoys. Für die Mitarbeiter der Peter Gerber GmbH war genau dieses Stück eine besondere Herausforderung, denn der 700 m2 große Kuppelabschnitt weist am unteren Rand eine Neigung von etwa 90 Grad, also beinnahe senkrecht auf. Somit konnte hier nicht wie bei einem üblichen Flachdach verlegt werden und so setzte man beim Aufbringen der Dämmung auf zusätzliche Montagehilfen. Sogenannte Z-Profile wurden als Schubschwellen und Auflager für die erste Lage der Dämmung auf dem Trapezblech befestigt. Damit während der Verarbeitung kein Niederschlagswasser hinter die Dämmung gelangen konnte, erfolgte die Verlegung der Dämmung abschnittsweise von oben nach unten. Auch die Abdichtungsbahnen mussten während der Verarbeitung vor dem Abrutschen gesichert und vorsichtig abgerollt werden. Hierbei waren immer mindestens zwei Mitarbeiter der Peter Gerber GmbH beteiligt, um die Bahnen an der Schräge sicher auszurichten.

Von Hand verschweißen

Gerade für solche architektonischen Details eignen sich Kunststoffdachbahnen besonders gut. Durch die Zusammensetzung des Materials aus flexiblen Polyolefinen (FPO) und der innen liegenden Verstärkung aus Polyestergelege und Glasvlies ist die „Sarnafil“-Dachbahn sehr langlebig und auch im Detail einfach und sicher zu verarbeiten. Das Polyestergelege gewährleistet eine hohe Reißfestigkeit, das formstabile Glasvlies sorgt darüber hinaus dafür, dass sich auf dem Dach keine relevanten Maßänderungen unter Wärmeeinfluss ergaben.

Da die Dachneigung zu steil war, konnte der Schweißautomat nicht eingesetzt werden. Die gesamte Kuppel musste von Hand verschweißt werden. Auch hier wurde die Dachbahn zunächst lose verlegt, anschließend mechanisch fixiert und zum Abschluss thermisch verschweißt. Mit Hilfe von Befestigungsschienen konnten die einzelnen Bahnenzuschnitte während des Schweißvorgangs vorübergehend befestigt werden.

Die Neigung des Daches und der Kuppel brachten eine zusätzliche Anforderung an die Sicherheit während der Bauphase mit sich. So wurden Stahlrohrkonsolen mit eingehängten Fangnetzen rund um das Gebäude installiert und ein zusätzliches Arbeitsgerüst errichtet. Bei den Arbeiten im oberen Bereich der Kuppel waren die Dachdecker darüber hinaus mit einer Seilsicherung gesichert. Insbesondere bei der Verschweißung der Kunststoffdachbahnen kam es auf eine zuverlässige Sicherung an. Das Team der Peter Gerber GmbH war aber eingespielt, und so konnte sich jeder auf den anderen verlassen.

Verwunschene Begrünung

Für die anschließende Dach-, Kuppel- und Wandbegrünung verlegten die Dachhandwerker Vegetationsmatten. Mit Hilfe eines Hubsteigers und zusätzlichen Sicherungsseilen erreichten sie die steilen Dachflächen. Insbesondere bei der Fassade musste speziell gesichert werden. Die Befestigung der Stahlseile erfolgte an einer Stahlkonstruktion auf dem Hochpunkt der Kuppel. Einzelne Lamellen wurden bereits vorab mit Substrat gefüllt und zusammen mit den Vegetationsmatten mechanisch an den Stahlseilen befestigt. Durch diese Methode der Lastabtragung konnte die extensive Begrünung an den Dachabschnitten sicher aufgebracht werden.

Autoren
Manfred Merazzi ist Gebietsleiter „Technik und Verkauf Region Süd“ bei der Sika Deutschland GmbH in Stuttgart. Rüdiger Sinn ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

„Es gab keine Probleme, es gab Lösungen“

Z-Profile wurden als Schubschwellen und Auflager für die erste Lage der Dämmung auf dem Trapezblech befestigt

Im Internet finden Sie weitere Fotos und Verlegepläne der Minimoyswelt. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.

Bautafel (Auswahl)

Objekt Neubau einer Dark Ride Halle mit Fahrgeschäft / Minimoyswelt

Bauherr Europa-Park GmbH & Co. Mack KG, Rust

Hersteller Mack Rides GmbH & Co KG, Waldkirch, www.mack-rides.com

Bauzeit Herbst/Winter 2013, Eröffnung Sommer 2014

Trapezblechverlegung Klöpfer GmbH & Co.KG,

Bühl, www. kloepfer-buehl.de

Hersteller Dachabdichtung Sika Deutschland GmbH, www.sika.com

Produkte Kunststoffabdichtungsbahn „Sarnafil TS 77-15“ (resedagrün), Dampfsperrbahn „Sarnavap 5000 E SK AL“

Verleger Dachabdichtung Peter Gerber GmbH,

Bahlingen am Kaiserstuhl, www.gerber-dach.de

Unterstützung an der Kuppel

Zusätzliche Hilfe bei der Verlegung der Dachabdichtung im Bereich der Kuppel kam ebenfalls vom Dachbahnenhersteller Sika Deutschland. Insbesondere bei den schwierigen Detailausführungen an Kuppel und Schrägdach setzte die Peter Gerber GmbH auf die Unterstützung der Sika Deutschland. Serviceleistungen wie die Planungshilfe rund um die Kuppel- und Schrägdachausführung sowie zur mechanischen Fixierung gehören ebenso dazu wie die Baustellenbesuche eines Anwendungstechnikers. Als zertifiziertes Dachdeckerunternehmen besucht die Peter Gerber GmbH regelmäßig die „Sarnafil“-Verlegerschulungen mit anschließender TÜV-Zertifizierung. Denn gerade bei solchen ausgefallenen Objekten zahlt sich die langjährige Erfahrung mit der Dachbahn aus und garantiert eine hochwertige Materialverarbeitung.

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