Um die Ecke gedacht

Bei Flachdachsanierungsarbeiten gibt es immer wieder Überraschungen. Zum Beispiel, dass der Altgully nicht problemlos ausgebaut und ausgetauscht werden kann, da er zu nah an der Attika verbaut wurde. Mit einer Sanierungslösung kann auch bei beengten Verhältnissen ein regelgerechter Einbau erfolgen.

Gerade bei kleineren Flachdächern, wie zum Beispiel auf Garagen und Carports, findet man immer wieder Gullys direkt am Attikarand. Ganz abgesehen davon, dass diese Platzierung nicht ganz regelkonform ist, bereitet sie spätestens dann Probleme, wenn der Gully saniert werden muss. Heute gibt die Flachdachrichtlinie bei Gullys mit senkrechtem Stutzen einen Abstand von 30 cm zu aufgehenden Bauteilen vor – auch, um dem Dachdecker die Möglichkeit zu geben, dicht anzuschließen. Aber bei Sanierungen trifft der Verarbeiter oft auf ein vor Jahren und Jahrzehnten handwerklich gefertigtes Bauteil oder auf einen Altgully, bei dem die Anschlussmanschette einfach an der Attikaseite gekürzt wurde. Solche Notlösungen sind unter Dichtigkeitsgesichtspunkten aber als problematisch zu betrachten.

Umdenken und umdrehen

Eine ebenso kreative wie sichere Problemlösung bietet der Attikagully Easy von Sita, der eigentlich für die Haupt- und Notentwässerung durch die Attika entwickelt wurde. Mit seinem abgewinkelten Gullyflansch funktioniert er nicht nur mit dem seitlichen Ablauf, sondern auch gut nach unten. Dazu wird der handliche Attikagully einfach um 90° gedreht und mit senkrecht positioniertem Gullystutzen eingebaut. Die ermittelten Ablaufleistungen geben Verarbeitern eine geprüfte Sicherheit für kleinere Dachflächen von bis zu 75 m2. Dank seiner angeschäumten Wunschanschlussmanschette erleichtert der Gully die sichere, homogene Verbindung mit der jeweiligen Dachabdichtung. In Kombination mit der Dampfsperrplatte „flex“ für Rundrohr wird sogar ein zweiteiliger Aufbau ermöglicht.

Für jedes Rohr den passenden Anschluss

Bei der Sanierung im Bestand trifft der Dachdecker oft auf schwierige Gegebenheiten. Primäres Ziel solcher Baumaßnahmen ist es, eine funktionierende, wasserdichte Lösung herzustellen. Ein industriell gefertigter und geprüfter Gully mit ankonfektionierter Anschlussmanschette leistet hier einen entscheidenden Sicherheitsbeitrag – auch wenn er um 90° gedreht eingebaut wird.

Ist das alte Fallrohr noch in Ordnung, kann es in die neue Konstruktion eingebunden werden. Defekte Abflussrohre müssen ersetzt werden. Da bei den Gullystutzen drei verschiedene Durchmesser zur Auswahl stehen, ist gewährleistet, dass für jedes gängige Fallrohr ein passender Anschluss gefunden wird. Den Übergang zwischen dem kurzen Gullystutzen und dem Fallrohr sichert ein Easy-HT- oder Edelstahl-Anschlussrohr.

Um den Weg zum Fallrohr zu ebnen, muss zuerst der alte Gully – oftmals ein Relikt aus alter Zeit – manchmal sogar ein handwerklich gefertigter, gekanteter Trichter aus Blech, entfernt werden. In der Regel befinden sich solche Konstruktionen auf ungedämmten Dächern, die mit einer oder zwei Bitumenbahnen abgedichtet wurden. Als erstes gilt es, die vorhandene Dachöffnung dem neuen Gully anzupassen. Das heißt, die Dachabdichtung wird so weit aufgenommen, dass der neue Gully inklusive Anschlussmanschette Platz findet.

Im nächsten Schritt wird der Gully mit aufgesetztem Anschlussrohr durch die Durchdringung in das Fallrohr geschoben und in der Unterkonstruktion, also in dem Beton- oder Holzdach, befestigt. Den wasserdichten Anschluss auf dem Dach erleichtert die großzügige Anschlussmanschette. Unter der abschließenden Dachbahn platziert wird sie – je nach gewähltem Material – durch kleben oder schweißen sicher mit der Dachbahn verbunden. Den Anschluss im Inneren des Gebäudes, also im Bereich des Fallrohres, stellt eine Steckmuffenverbindung sicher. Dank der im Fallrohr integrierten EPDM-Dichtung gewährleistet sie die zuverlässige Anbindung an das Anschlussrohr.

Variante: Zweiteiliger Dachaufbau

Ein Warmdach wird man auf alten Garagen eher selten finden. Aber auch wenn ein gedämmter Dachaufbau vorgefunden wird oder erstellt werden soll, kann nach der Um-die-Ecke-gedacht-Methode saniert werden. In diesem Fall muss die Dachabdichtung auf zwei Ebenen ausgeführt werden. Dazu wird zuerst die Dampfsperre mit der Dampfsperrplatte „flex“ für Rundrohr dampfdicht angeschlossen. Diese biegsame Dampfsperrplatte aus EPDM überbrückt flexibel den unter Dichtigkeitsgesichtspunkten sensiblen Übergangsbereich zwischen Anschlussrohr und Dampfsperre sowie waagerechtem Dach und senkrechter Attika. Ist dann die Wärmedämmung verlegt, wird der Gully mit aufgestecktem Anschlussrohr durch den gesamten Aufbau bis in das vorhandene Fallrohr gesteckt, wie bei dem einteiligen Kaltdach-Aufbau fixiert und an die zuletzt verlegte Dachbahn angeschlossen.

Guter Abschluss mit Kiesfang

Um die Entwässerungsfunktion langfristig sicherzustellen und das Fallrohr vor dem Eintrag von Laub und Fremdkörpern – also dem Verschmutzen und Verstopfen – zu schützen, empfiehlt sich beim klassischen Bahnendach das Einsetzen eines Kiesfangs. Gründächer sollten mit einem Gründachschacht ausgestattet werden, genutzte plattenbelegte Dächer mit einem Drainageschacht. Diese Bauteile wachen nicht nur über die reklamationsfreie Gullyfunktion und damit auch über die Qualität der handwerklichen Arbeit, sie machen den Gully auch für Wartungszwecke zugänglich.

Autorin

Dipl.-Ing. Ute Weiß arbeitet als Projektleiterin „Flachdach-entwässerung“ bei der Sita Bauelemente GmbH in Rheda-Wiedenbrück.

Bei beengten Verhältnissen wird der Gully um ­90 Grad gedreht

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