Sanierung des Daches – Teil 2: von außen

Angesichts ständig steigender Energiekosten entscheiden sich viele Bauherrn, ihr Dach im Zuge einer Sanierung auch energetisch optimieren zu lassen. Wie aufwändig dies wird, hängt im Wesentlichen von der Ausgangssituation ab. Der zweite Teil des Artikels beleuchtet die Sanierung des Daches von außen.

Wenn bereits ein Innenausbau vorhanden ist, gilt im Prinzip das Gleiche wie bei der Sanierung von innen, jedoch mit dem Unterschied, dass in aller Regel der alte Innenausbau und eine gegebenenfalls vorhandene Wärmedämmung demontiert werden müssen, bevor mit der eigentlichen Sanierung begonnen werden kann. Konsequenterweise müssten auch alle Einbauten entfernt werden, die Einfluss auf die spätere Energiebilanz des Dachraumes haben. Geschieht dies nur in Teilen – zum Beispiel weil eine Kniestock- oder Drempelwand stehen bleiben soll – so ist dieser Altbestand nicht nur nachzudämmen. Vielmehr ist genau zu überlegen, in welcher Form die Luftdichtheit auch in diesem Bereich hergestellt werden kann. Bestehen Zweifel in Bezug auf die Luftdichtheit der Wand, so sollte im Zuge der Dämmmaßnahmen die Luftdichtheitsfolie auch über diese Fläche gezogen werden. Denn grundsätzlich gilt: nur verputztes Mauerwerk ist luftdicht.

All diese Maßnahmen sind natürlich nur dann durchführbar, wenn die Bewohner während der Sanierungsarbeiten in andere Räume umziehen können. Da dies nicht immer möglich ist und die Umbaumaßnahmen meist auch mit einer erheblichen Schmutzbelastung einhergehen, werden viele bereits ausgebaute Dächer von außen saniert. Wirtschaftlich wird diese Form der Sanierung besonders dann, wenn sie mit einer ohnehin erforderlichen Erneuerung der Dachdeckung verbunden wird.

Verschiedene Möglichkeiten der Dämmung von außen

Auch in diesem Fall besteht die Aufgabe zunächst darin, einen geeigneten Dämmstoff in der richtigen Dimensionierung einzubauen. Bei ausreichender Sparrenhöhe wird in aller Regel der gesamte Zwischenraum bis zur Sparrenoberkante mit Dämmstoff gefüllt. Reicht die Sparrenhöhe dabei nicht aus, um die Anforderung der EnEV zu erfüllen, sollte man die Vor- und Nachteile der folgenden Alternativen gründlich abwägen.

Alternative 1

Man belässt es bei der Dämmung des Sparrenzwischenraums und zieht zur Begründung den Abs. 4.1 e) aus Anhang 3 der EnEV heran: „Wird (…) der Wärmeschutz als Zwischensparrendämmung ausgeführt und ist die Dämmschichtdicke wegen einer innenseitigen Bekleidung oder der Sparrenhöhe begrenzt, so gilt die Anforderung als erfüllt, wenn die nach anerkannten Regeln der Technik höchstmögliche Dämmschichtdicke eingebaut wird.“ Damit verschenkt man allerdings die Möglichkeit, mit relativ geringem Mehraufwand die Energiebilanz deutlich zu optimieren.

Alternative 2

Man baut zusätzlich eine so genannte Unterdämmbahn ein. Diese drei Zentimeter dicke Kombination aus Unterdeckbahn und Wärmedämmung verbessert nicht nur den U-Wert; sie entschärft zugleich auch Wärmebrücken, die planerisch oft nicht genügend beachtet werden, die Energiebilanz aber empfindlich beeinträchtigen können. Das Risiko von Wärmebrücken besteht im Dachbereich – wie bereits erwähnt – bei Ortgang- und Innenwänden oder Traufenausmauerungen. Eine über die vorhandenen Sparrenoberkanten geführte Unterdämmbahn überdeckt auch diese Mauerkronen und entschärft diese potentiellen Wärmebrücken deutlich. Im Idealfall wird die Bahn am Ortgang sogar noch ein Stück an der Giebelwand nach unten geführt, sofern nicht im Zuge der Sanierung auch die Fassade gedämmt wird.

Alternative 3

Eine Alternative zur wärmedämmenden Unterdeckbahn ist die Auffütterung. Dabei wird der Sparren mit einem Brett oder einer Latte auf die Höhe gebracht, die den Einbau einer Zwischensparrendämmung in gewünschter Höhe erlaubt. Nachteil dieser Methode ist, dass das Holz, das zur Auffütterung verwendet wird, einen relativ schlechten Dämmwert hat. Um die gleiche Wirkung zu erzielen wie bei einer Unterdämmbahn, muss die Auffütterung deshalb höher ausfallen.

Alternative 4 

Zusätzlich zur Zwischensparrendämmung kann eine zweite Dämmschicht oben auf die Sparren gelegt werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass bei aufeinander liegenden Dämmstoffschichten die Dampfsperre immer ganz unten sein sollte. Wird die Folie zwischen die Dämmlagen gebracht, besteht das hohe Risiko der Kondenswasserbildung unterhalb der Folie.

Alternative 5

Die letzte Möglichkeit ist die reine Aufsparrendämmung. Hiermit lassen sich Wärmebrücken am besten vermeiden. Der Nachteil ist jedoch, dass die gesamte Konstruktion deutlich angehoben wird, wodurch Anschlussprobleme zum Beispiel an Gauben oder Kaminen entstehen können. Bei Reihenhäusern wird zudem die Optik einer einheitlichen Dachlinie gestört.

Luftdicht, aber wie?

Für alle genannten Maßnahmen bei der Sanierung von außen gilt natürlich auch die Verpflichtung zur Herstellung der Luftdichtheit. Denn die Forderung der DIN 4108-2 Abs. 4.2.3, dass Außenbauteile nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik luftdicht ausgeführt werden müssen, gilt grundsätzlich und nicht nur für den Neubau. Für die Alternativen 1 bis 4 sind so genannte Sanierungsdampfbremsen mit variablem Diffusionswiderstand inzwischen Standard. Der Grund: Wenn vorhandene Innenbekleidungen erhalten bleiben sollen, wird die Luft- und Dampfsperre nach dem Ausräumen der Sparrenfelder in aller Regel schlaufenförmig über Sparren und Innenbekleidung verlegt. Da sie dabei auch die Außenseite des Sparrens überdeckt, entsteht bei kälteren Außentemperaturen zwischen Holz und Bahn ein Tauwasserausfall. Dieser kann sich bei Bahnen mit konstantem sd-Wert aufaddieren und zur Schädigung der tragenden Dachkonstruktion führen. Luft- und Dampfsperren mit flexiblem sd-Wert dagegen gewährleisten die Standsicherheit des Dachs. Eine solche Bahn hat einen Wert zwischen 5,00 und 0,20 m. Den niedrigeren, deutlich als diffusionsoffen geltenden sd-Wert, nimmt die Bahn in Bereichen erhöhter Feuchtigkeit an, also etwa im oberen Drittel des Sparrens, der Region des Tauwasserausfalls.

Hilfe bei schwierigen Detailarbeiten

Bei der Aufdachdämmung erscheint die Verlegung der Luft- und Dampfsperre auf den ersten Blick einfacher, da sie nur glatt über die Sparren gezogen werden muss. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail, was bedeutet: Die Anschlüsse an den Rändern müssen dicht ausgebildet werden. Dafür muss zunächst jedoch eine Grundlage geschaffen werden. So ist raues Mauerwerk mit einem Glattstrich zu versehen, bevor daran angeschlossen werden kann. Auch an der Traufe ist der Anschluss nicht leicht herzustellen. Wenn man sich nicht zur Radikalkur entschließt und alle Sparren bündig mit dem Außenputz abschneidet, müssen alle Sparren und Pfetten, die die Luftdichtheitsschicht durchdringen, allseitig luftdicht eingebunden werden, um die oben liegende Folie mit dem unten liegenden Mauerwerk zu verbinden.

Speziell für solche schwierigen Details wurde eine Funktionsbeschichtung entwickelt, mit der nicht nur der Glattstrich entfallen kann, sondern auch die Folieneinfassungen der durchdringenden Bauteile. Mit der strukturviskosen Masse ist es möglich, auch komplizierte Anschlüsse der Dampfbremse beziehungsweise Dampfsperre oder auch Details an schwer zugänglichen Stellen sicher auszubilden. Aufwändige Folienmanschetten und komplizierte Bänderverklebungen werden damit nahezu überflüssig.

Autor

Heinz-Peter Raidt ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Dörken GmbH & Co. KG.

Wirtschaftlich wird die Dachsanierung dann, wenn sowieso eine neue Dacheindeckung notwendig wird

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