Naturorientierter Dachgarten mit Ausblick

Vor den Toren Reutlingens liegt die 707 m hohe Achalm, der Berg ist ein beliebtes Ausflugsziel. Obenauf liegt eine Burgruine aus dem 11. Jahrhundert und am Fuß das 4-Sterne-Hotel Achalm Restaurant & Schafstall. Rund 1500 m² Dachbegrünung integrieren das Hotel in die Landschaft.

Das Hotel Achalm Restaurant & Schafstall besteht aus zwei Hanggeschossen, einer Tiefgarage und einem viergeschossigen Hauptbau mit Flachdach. Das Gebäude wurde so platziert, dass von jedem Zimmer aus eine optimale Aussicht auf die Silhouette der schwäbischen Alb und nach Tübingen und Stuttgart besteht. In dem Hotel ist Platz für insgesamt 88 Doppelzimmer, 12 Suiten und 7 Banketträume für bis zu 200 Personen, daneben gibt es einen Wellness & Spa-Bereich mit Außenpool und Sonnenterrasse. Alles fügt sich architektonisch wie selbstverständlich in die bestehende Landschaft ein.

Das Hotel wurde von 2012 bis 2014 neu gebaut unter der Bauherrschaft der Achalm Besitzgesellschaft mbH & Co. KG. Der Hotel-Neubau neben dem Höhenrestaurant und der Eventlocation Schaftstall oblag dem Büro Flum Architekten aus Hamburg (Architektur und Innenarchitektur) und dem ortsansässigen Architekturbüro Hartmaier+Partner (Architektur und Bauleitung). „Ein Hotel, das perfekt in die Landschaft passt“, so lautete die Zielsetzung.

Das ökologische Konzept

Neben der Beauftragung ortsansässiger Firmen gehört zum ökologischen Konzept zum Beispiel der niedrige Energieverbrauch, der nun um etwa 30 Prozent unter den Anforderungen der gültigen Energieeinsparverordnung liegt. Die Nutzung von Erdwärme sorgt für Heizung und Kühlung, mit Sonnenenergie wird das Nutzwasser erwärmt. Dazu kommen eine höhere Dämmung der Gebäudehülle und dreifach verglaste Fenster. Die rund 1300 m² große Dachbegrünung macht ebenfalls einen wesentlichen Teil des naturorientierten Konzepts aus. Erreicht wurde das durch den Einsatz weniger Materialien und einer einfachen Bepflanzung – stets mit Naturmaterialien aus der Gegend.

Da der Neubau im Landschaftsschutzgebiet liegt, beschlossen die Behörden weitere Ausgleichsmaßnahmen wie Neupflanzungen von Bäumen und die Anlage eines Lebensraums für Hirschkäfer, ein so genannter „Hirschkäfermeiler“. Außerdem wurden Unterkünfte für Fledermäuse errichtet. Die gesamte ökologische Baubegleitung oblag dem Büro für Landschaftsökologie und Planung Prof. Waltraud Pustal aus Pfullingen.

Dachbegrünung in Fahrt

Sämtliche Gartenarbeiten übernahm die ebenfalls ortsansässige Garten- und Landschaftsbaufirma Janssen. Ein Großteil der Außenanlagen befindet sich über der Tiefgaragendecke. Hier kamen Dachbegrünungs-Aufbauten des Herstellers Zinco aus Nürtingen zum Einsatz. Basis für den Begrünungsaufbau ist eine bereits wurzelfeste bituminöse Abdichtung auf der Tiefgaragendecke aus wasserundurchlässigem Beton. Gemäß der späteren Nutzung als Feuerwehrzufahrt und für Lieferverkehr wurde auf einer Dachfläche von 500 m² im Zufahrtsbereich des Hotels der Zinco-Systemaufbau „Fahrbelag“ mit „Elastodrain EL 202“ verlegt. Über der Trenn- und Gleitfolie wurde die belastbare Dränage- und Bautenschutzplatte „EL 202“ aus vollvulkanisiertem Kautschuk vollflächig verlegt und mit passenden Verbindern fixiert. Im Aufbau folgten das Filtervlies „Systemfilter PV“ sowie Platten aus extrudiertem Polystyrol, um auf leichte Art und Weise die erforderliche Bauhöhe zu erzielen. Nach einer weiteren Lage Vlies kamen rund 30 cm Schottertragschicht, 5 cm Moränesplitt-/Sandgemisch und als Belag ein Granitpflaster – und zwar aus gebrauchten Natursteinen. Die Baustellenzufahrt wurde genau dort geplant, wo die spätere Feuerwehrzufahrt liegen sollte.

Ein Garten mit Weitsicht

Über 1000 m² Dachfläche umfasst der weiträumige Gartenbereich der Hotelanlage, der als Terrasse genutzt wird – mit toller Weitsicht. Basis der Belagflächen ist der Zinco-Systemaufbau „Dachgarten“ mit „Floradrain FD 40“. Auf der Speicherschutzmatte „SSM 45“ sorgt dieses 40 mm hohe und mit Splitt verfüllte Dränage- und Wasserspeicherelement aus Kunststoff für Wasserabfluss und die nötige Druckstabilität. Darauf folgte das Filtervlies, Schotter und diesmal ein kleinformatiges Natursteinpflaster. Die Hülsen der geplanten Sonnenschirme wurden im gleichen Zug mittels Betonplatten im Aufbau verankert, die Stableuchten am Wegesrand mit Hilfe von umgedrehten U-Steinen für die Kabelführung.

Daneben finden sich weitläufige Rasenflächen, deren darunterliegendes Substrat am Übergang von der Tiefgaragendecke zum Erdreich angehäuft und mit einer Heckenpflanzung nebst Stauden versehen ist. Desweiteren zieren einige Rosensträucher und Gräser das Gründach, insgesamt strebte man ein ruhiges Gesamtbild durch gezielt einfache Bepflanzung an. „Pflanzen und Saatgut haben ihren Ursprung im Herkunftsgebiet des süddeutschen Hügel- und Berglands, in dem auch die Achalm liegt“, so Landschaftsarchitektin Waltraud Pustal. Sie erklärt weiter: „Für den gastronomischen Außenbereich des Hotels stand eine hohe Aufenthaltsqualität im Vordergrund. Gestaltung und Naturschutz ergänzten sich in idealer Weise, da zum Beispiel eine alte Rosskastanie und ein alter Walnussbaum durch geeignete Schutzmaßnahmen die Bauphase unbeschadet überstehen konnten und nun eine sehr schöne Kulisse für die Terrasse bilden.“

Nach Ausführung aller Gartenarbeiten sorgte die Firma Janssen im Rahmen der Fertigstellungspflege auch für die nötige Bewässerung der Rasenflächen, was in der Folge das Hotel selbst übernimmt. Dazu steht Oberflächenwasser aus Zisternen zur Verfügung.

Zukunftsfähig und naturverbunden

Der insgesamt naturverbundene Charakter des Achalm-Hotels wird auch durch die Fassadengestaltung unterstrichen. Mit dem Schwerpunkt auf das Naturmaterial Holz orientierte man sich am benachbarten Schafstall. Der Raum zwischen beiden Gebäuden wurde entsiegelt und ein weitläufiger Spazierweg verbindet den Gartenbereich mit der um­­liegenden Wiesenlandschaft. Es gelang in exponierten Hanglage ein harmonisches Gesamtbild – nicht zuletzt dank Dachbegrünungsflächen, die objektgerecht geplant alle Möglichkeiten der Nutzung eröffnen. Mit dem neuen Achalm-Hotel ist so ein ökologisches Zukunftsobjekt entstanden.

Autorin

Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Sandra Schöll arbeitet in der Presseabteilung der Zinco GmbH in Nürtingen.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau des Hotels Achalm Restaurant & Schafstall, Reutlingen, www.achalm.com

Bauherr Wolfgang Scheidtweiler, Andreas Kohm und Barbara und Lothar Dollinger,

Achalm Besitzgesellschaft mbH+Co. KG, Pforzheim

Architektur Hartmaier+Partner Freie Architekten BDA, Reutlingen / Münsingen, www.hartmaier-part
ner.de, Ralph Flum, FLUM Architekten, Hamburg, www.flumdesign.de

Dacharbeiten WOFA GmbH, Weil im Schönbuch,

www.wofa-wolf.de

Dachbegrünung Helmut Janssen GmbH & Co. KG Garten- und Landschaftsbau, Reutlingen-Betzingen, www.janssengarten.de

Landschaftsarchitektin Prof. Waltraud Pustal,

Landschaftsökologie und Planung, Pfullingen,

Dipl.-Ing. Michael Epple, Talheim,

www.pustal-landschaftsoekologie-planung.de

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