Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dass wir für den Nachwuchs gut sorgen sollen, davon bin ich überzeugt. Weniger, weil ich denke, die Jungen müssten mir irgendwann einmal meine Rente bezahlen, sondern weil ich glaube, dass der Kindergarten und die Schule lebenswerte Orte sein sollten. Orte, zu denen die Kinder und Jugendlichen gerne hingehen, wo sie sich gerne aufhalten. Orte, an denen sie ihr wirkliches Potential entwickeln können. Kinder sollten dort eine (Lern)-Umgebung vorfinden, die sie motiviert, aus eigener Kraft heraus zu lernen.

Wenn wir zurückblicken in die 1970er Jahre, in eine Zeit, in der viele Schulen entstanden sind, gibt es heute für viele dieser Bauten ein geflügeltes Wort: Bausünden. Manche können diesen Gebäuden auch heute noch etwas Positives abgewinnen und nennen sie „Zweckbauten der 70er Jahre“. Beides subjektive Äußerungen, die aber die Meinung vieler zum Ausdruck bringen. Gibt es also so etwas wie eine objektive Schönheit von Orten, Plätzen und Gebäuden?

Der amerikanische Architekt Christopher Alexander hat architektonische Muster herausgefunden, die sich auf die meisten Menschen anwenden lassen. Menschen fühlen sich an den Orten am Wohlsten, die Ruhe und Geborgenheit ausstrahlen und wo Natur vorkommt. Wenn wir es also schaffen, von diesen Merkmalen etwas in unsere Schulen und Kindergärten zu bringen, wäre das ein großer Erfolg für die Lernmotivation und damit auch die Lernerfolge unsere Kinder.

In unserem Top-Thema ab der Seite 12 lesen Sie über die Architektur und die Bauweise solcher Orte. Der Nürtinger Architekt Peter Hübner plant und baut Schulen mit besonderen Konzepten, keine Schulen von der Stange, sondern im besten Fall Schulen, bei denen Schülerinnen und Schüler selbst bei der Planung mitgeholfen haben. Holz als natürlicher und lebendiger Rohstoff war beim Bau immer mit dabei. Offene Räume, Licht, Lernecken, die Geborgenheit ausstrahlen, und die Nähe zur Natur sind Teil seines Konzepts. 

Ein erstaunliches Phänomen behandelt der Beitrag auch: Es ist nun wissenschaftlich erwiesen, dass sichtbares Holz gesundheitsförderlich ist. Professor Maximilian Moser aus Österreich untersuchte Kinder, die ein Jahr lang in einer Schulklasse mit Holzausstattung unterrichtet wurden. Dabei zeigten diese Kinder im Vergleich zu anderen Kindern, die in einem „normalen“ Klassenzimmer unterrichtet wurden, eine viel geringere Herzfrequenz im Tagesverlauf. Die positiven Auswirkungen sind beträchtlich: Die Schülerinnen und Schüler hatten weniger Stress, weniger Frustration und waren weniger anfällig für Krankheiten. Übrigens wirkte sich das auch positiv auf die Lehrer aus. Maximilian Moser kommt zum Schluss, dass „Holz der ideale Baustoff für Schulklassen ist“.

In diesem Sinne, viel Freude bei der Lektüre und frohes Schaffen!

Holz, vor allem sichtbar, ist der ideale Baustoff für Schulen und Kindergärten

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