Liebe Leserin, lieber Leser,

es gibt genug zu tun auf den Dach- und Holzbaustellen im Land! Und erfreulicherweise sind sehr viele experimentierfreudige Handwerker, Planer und Architekten am Werk, die ungewöhnliche Herausforderungen nicht nur annehmen, sondern auch meistern. Im aktuellen Heft der dach+holzbau haben wir einige schöne Beispiele aus dem Spektrum „Forscher- und Unternehmergeist“ für Sie zusammengestellt.

Da wäre das wieder eröffnete Kaifu-Bad in Hamburg. Der Bau aus dem Jahr 1895 war marode, das Bad musste vor sieben Jahren gar geschlossen werden, bis sich die Planer vor drei Jahren an die Herausforderung der Sanierung des lädierten Dachtragwerks wagten. Die salzhaltige Luft des Bades hatte das alte Tragwerk (mit vielen Metallverbindungen) regelrecht zerfressen. Das Wasser des Solebads hat einen Salzgehalt von sechs Prozent (doppelt so salzig, wie die Nordsee!) und das wirkt sich auch auf die Umgebungsluft aus. Die neue Holzkonstruktion musste demnach so beschaffen sein, dass so wenig wie möglich Metallteile das Dach halten. Es galt, andere konstruktive Lösungen zu finden. Daher klebten die Handwerker Kerto-Q-Furniersperrholz an die mächtigen Tragwerksbinder und bildeten damit Laschen aus, die die Pfetten halten. Geschraubt wurde auch, allerdings so verdeckt, dass keine salzhaltige Luft mit den Schrauben in Berührung kommt. Und dort, wo dann doch Metall eingesetzt werden musste, wurde es so behandelt, dass es die nächsten 100 Jahre halten dürfte. Holz ist übrigens nicht nur resistent gegen salzhaltige Luft, sie konserviert sogar das Holz. Das zumindest wird von Versuchen bei Offshore-Windkraftanlagen aus Holz berichtet und auch bei „Saldomen“ (große Kuppeln zur Aufbewahrung von Salz) konnten die gleichen Erfahrungen gesammelt werden. Den ausführlichen Bericht zum Kaifu-Bad lesen Sie ab Seite 14.

Regelrecht Pionierarbeit leistete Dachdecker Marcel Neudeck aus Greiz in Thüringen bei der Beschichtung einer synthetischen EPDM-Kautschukbahn. Eine Fabrikhalle in Erfurt sollte ein weißes Dach bekommen, damit sich die Dach-oberfläche im Sommer nicht zu sehr aufheizt. Mit einer weißen Acrylfarbe (des selben Herstellers wie die Dachbahn) beschichtete Dachdecker Neudeck die EPDM-Bahn – allerdings nicht mit der Rolle, sondern mit einem Airless-Spritzgerät und betrat damit Neuland. Ein befreundeter Maler unterstützte ihn bei seinem Vorhaben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Durch Sprühen ohne Luft kommt es zu wenig Verwirbelungen, aufragende Bauteile am Dach mussten nicht einmal abgeklebt werden, so genau konnte der Dachdeckermeister das Sprühen der Beschichtung kontrollieren. Das Spritzgerät hat er sich zusammen mit seinem Malerkollegen angeschafft und neuerdings bietet er sogar bei der Dachbahn-Verlegung mit EPDM zusätzlich die Möglichkeit an, aus verschiedenen Farbvarianten auszuwählen.

Viel Freude beim Lesen und weiterhin frohes Tüfteln und Forschen!

Ihr

Viele experimentierfreudige Handwerker nehmen Herausforderungen nicht nur an, sie meistern sie!

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