Leuchtende Fassade, sicheres Dach

Ein gelungenes Beispiel für den Neubau einer Kindertagesstätte ist die Kita Quittengarten in Hannover-Mittelfeld, gefertigt in Holzrahmenbauweise. Markanter Blickfang ist dabei die Fassadenbekleidung aus bunten Harzkompositplatten. Auch das Dach ist eine Holzkonstruktion, die mit Bitumenbahnen abgedichtet wurde.

Der Kita-Neubau ersetzt ein zuletzt baufälliges Siedlungshaus aus den 1950er-Jahren, das viele Jahre zuvor als Kita genutzt wurde, dessen Sanierung aber finanziell unwirtschaftlich gewesen wäre. Die jetzt nutzbare Nettogrundfläche des eingeschossigen Neubaus von 590 m2 bietet ausreichend Raum, um zusätzlich eine Krippengruppe aufzunehmen.

Bunte Fassade mit Wiedererkennungswert

Da die Kita aufgrund der prognostizieren Einwohnerzahlen für den Stadtteil vermutlich nur eine begrenzte Zeit benötigt wird, hatten die Architekten im Vorfeld lange über eine Modulbauweise nachgedacht. Nach Abwägung sämtlicher Kosten entscheiden sich die Planer aber schließlich für eine Holzrahmenbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad. Besonders die Fassade sticht hervor: Sie ist wechselweise aus leuchtend roten und -orangefarbenen holzfaserverstärkten Harzkompositplatten (Trespaplatten) und einer Beschalung aus sibirischer Lärche gefertigt, ganz so, als hätten die Kinder die verschiedenen Paneele nach ihren eigenen Regeln angeordnet. Die ebenso freundliche wie abwechslungsreiche Gestaltung ermöglicht eine sofortige Wiedererkennung des Gebäudes und sorgt so dafür, dass sich die Kinder auf Anhieb in „ihrer“ Kita zuhause fühlen.

Der Holzbau für dieses Projekt wurde durch die Holzbau-Firma Fritz Kathe geliefert und aufgebaut. Der im Werk gefertigte Außenwandaufbau setzt sich aus einer geschosshohen inneren Beplankung aus 15 mm starken OSB/4-Platten, einer Zellulosedämmung und einer äußeren Beplankung aus Weichfaserplatten zusammen. Der U-Wert der Konstruktion liegt bei 0,040 W/m2K. Vor dieser Wand wurde anschießend durch die Zimmerer eine Unterkonstruktion aufgebracht, auf der dann abschließend die einzeln zugeschnittenen Trespaplatten sowie die Lärchenholzverschalung als hinterlüftete Fassade montiert werden konnten.

Ebenso überzeugend wie die äußere Hülle präsentiert sich auch die Innenraumaufteilung des hufeisenförmigen Neubaus: Der kompakte Grundriss mit den unterschiedlich großen Räumen umschließt ein mittig gelegenes Atrium, das neben dem Essbereich das kommunikative Herz des Gebäudes bildet. Das unmittelbar angrenzende Siedlungshaus wurde abgerissen, um Platz für die neu gestalteten Außenanlagen zu schaffen.

Holzdachkonstruktion mit Bitumenabdichtung

Hohe Anforderung stellte auch die Ausbildung der Dachflächen, die entsprechend der sonstigen Holzrahmenbauweise durch den beauftragten Zimmererbetrieb als Holzkonstruktion errichtet und anschließend mit 240 mm starken, mit Steinwolle gedämmten Dachelementen ausgeführt wurden. Oberhalb dieser Dachkonstruktion wurde durch die Zimmerer bereits eine erste Lage Elastomerbitumenbahnen als Unterlage und Notabdichtung verlegt.

Hochwertige Dachabdichtung aus Bitumen

Mit der Ausführung der darüber liegenden Dachabdichtungsebenen hatte die Landeshauptstadt Hannover als Bauherr das Unternehmen Laue Bedachungen aus dem nahe gelegenen Burgwedel beauftragt. Im ersten Arbeitsschritt musste oberhalb der Notabdichtung entsprechend der Planung der Behörde zunächst eine 60 mm starke Stufenfalzplatte als zusätzliche Dämmung mit PUR-Kleber aufgetragen werden. „Das Gefälle von zwei Prozent garantiert dabei einen sicheren Abfluss des anfallenden Regenwassers in die im Innenhofbereich angebrachten Rinnen und Fallrohre“, erklärt Projektleiter Holger Laue.

Anschließend kamen drei Lagen Bitumenbahnen zur Anwendung: Als unter Lage wurde eine kaltselbstklebende Elastomer-Bitumenbahn verlegt, anschließend kam eine Polymerbitumenschweißbahn zum Einsatz. Parallel wurden dabei auch die Anschlüsse zu den Lichtkuppeln und den sonstigen aus­gehenden Bauteilen ausgeführt. Als Oberlage wurde dann eine Elastomer-Plastomer-Bitumenschweißbahn mit grauer Beschieferung vollständig auf dem Untergrund verschweißt. Die Oberseite der Bahn besteht aus Plastomerbitumen, die untere Deckschicht aus Elastomerbitumen. Zwischen beiden Ebenen ist eine Einlage aus Glasgitter-Polyestervlies-Verbund verarbeitet.

Rund zwei Wochen nach Beginn der Arbeiten war die Dachfläche komplett mit Dämmung, Abdichtungslagen, Attikaanschlüssen und Lichtkuppeln fertiggestellt. Anschließend mussten dann zunächst die Fassadenarbeiten abgewartet werden, bevor das Team von Laue Bedachungen mit dem Montieren der Attikaabdichtungen und der Regenwasserleitungen über den auskragenden Fassaden weitermachen konnte.

Attikadetails zum Abschluss

In den Attikabereichen kamen zusätzlich Eckkeile zum Einsatz, um stehende Wasserflächen zu vermeiden. Direkt darüber wurden dann auch hier drei Lagen Bitumenbahnen von der Dachfläche bis zur Außenkante des Dachrandabschlusses aufgebracht. Abschließend wurden Zuschnitte der Oberlagsbahnen von der Dachfläche bis an die Außenkante der Attika mit Nahtüberdeckung aufgeschweißt. Komplettiert wurde die Konstruktion durch eine indirekt befestigte Mauerabdeckung als Schutz gegen Schlagregen. „Durch die professionelle Ausführung der unterschiedlichen Arbeiten ist der Dachrand damit langfristig gegen Feuchtigkeit geschützt“, resümiert Holger Laue mit Blick auf die umfangreichen Arbeiten vor Ort.

Autor

Robert Uhde ist seit 1997 freier Architekturjournalist mit Büro in Oldenburg. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht er Beiträge in verschiedenen Fachzeitschriften und Kundenmagazinen.

Drei Bitumenbahnlagen wurden auf die Dämmung verlegt und zu einem Verband verschweißt

Bautafel (Auswahl)

Objekt Kita Quittengarten

Bauherrin Landeshauptstadt Hannover

Planung Vorrink Wagner Architekten GmbH,

Hannover

Holzbau Firma Fritz Kathe & Sohn GmbH,

49377 Vechta

Dachabdichtung Laue Bedachungen,

30938 Burgwedel

Produkthersteller Bauder GmbH/ Vedag GmbH

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