Konstruktiv geschützt

Konstruktive Holzschutzmaßnahmen im Hochbau nach DIN 68800-2 am Beispiel der Sanierung einer Holzbrücke

Die Norm für konstruktive Holzschutzmaßnahmen im Hochbau (DIN 68800-2) zeigt beispielhaft Holzkonstruktionen, deren Holz dauerhaft geschützt ist und vorbeugenden chemischen Holzschutz an verschiedenen Holzbauteilen entbehrlich macht. Bei einer Brückensanierung wurde der konstruktive Holzschutz dem chemischen vorgezogen.

Auf konstruktiven Holzschutz sollte generell geachtet werden, auch wenn das Holz zusätzlich noch anderweitig geschützt wird. Genau dieses Problem stellte sich der Gemeinde Winterbach im Remstal bei der Struvebrücke, einer Fuß- und Radwegbrücke über die Rems, welche bereits bei der Planung mit einem schindelgedeckten Dach als konstruktivem Holzschutz versehen war.

Holzschutz – eine Definition

Bevor wir uns der Brücke über die Rems zuwenden, hier eine Definition von Wikipedia: Holzschutz, so schreibt das Internet-Lexikon, umfasst alle Maßnahmen, die zum einen eine Wertminderung oder Zerstörung und zum anderen eine Gebrauchsminderung von Holz oder Holzkonstruktionen aller Art vor Schädigungen durch Witterung, Insekten und Pilze verhüten und damit eine möglichst lange Gebrauchsdauer sicherstellen. Neben dem konstruktiven Holzschutz ist auch die Anwendung unterschiedlicher Holzschutzmittel und Holzschutzverfahren zum Schutz des Holzes in der Anwendung bekannt. Der Begriff „Holzschutz“ sei aber schon lange nicht mehr nur auf den Einsatz chemischer Mittel zu begrenzen, er ist unter Umständen eine vorausgehende oder sogar chemische Mittel ersetzende Maßnahme. Holzschutz beginnt schon mit dem konstruktiven Holzschutz. Darunter sind zum Beispiel die Auswahl der Hölzer, Fällzeiten, die Bearbeitung und die Art und Weise der Verbauung zu verstehen.

Konstruktiver Holzschutz

Wie wir wissen, kann eine konstruktive Bauweise, die eine dauerhafte Trockenhaltung des Holzes sicherstellt, Pilzbefall verhindern. In vielen Fällen ist kein chemischer Holzschutz nötig, der BDZ und der ZVDH haben das mit der Novellierung der Fachregeln im Dachbereich im vergangenen Jahr bekräftigt. Demnach ist künstlich getrocknetes Holz im Dachbereich und bei Unterkonstruktionen dem chemischen Holzschutz vorzuziehen. Die DIN 68800-2 für konstruktive Holzschutzmaßnahmen im Hochbau zeigt, dass Holzkonstruktionen, deren Holz dauerhaft geschützt ist, chemischen Holzschutz an Holzbauteilen meist entbehrlich macht. Es sollte also selbstverständlich sein, dass auf den konstruktiven Holzschutz generell geachtet wird, ganz egal, ob das Holz zusätzlich noch einen chemischen Schutz bekommt.

Brückensanierung mit konstruktivem Holzschutz

Die Gemeinde Winterbach im Remstal stand also vor der Aufgabe, ihre Struvebrücke, zu sanieren. Das Bauwerk mit einer Stützweite von 33,60 m wurde im Jahre 1992 gebaut und besteht aus Holzleimbindern als Fachwerkkonstruktion.

Bei der Brückenprüfung im Jahre 2012 musste festgestellt werden, dass in manchen Bereichen der Hauptträger, die nicht ausreichend vom Dach geschützt wurden, viele aufklaffende Leimfugen vorhanden waren. Auch wurden die Fachwerkstreben durch Schlagregen in Verbindung mit Taubenexkrementen geschädigt. Manche Streben wiesen eine flächige Bemoosung auf, die Holzstruktur unter dem Moos war zum Teil zerstört.

Aufgrund der Schädigungen musste eine Teilsanierung erfolgen, um nicht in einigen Jahren das Bauwerk in seinen statisch wichtigen Bauteilen ganz erneuern zu müssen. Da sich der Fluss Rems unter dem Bauwerk befindet, war zu prüfen, wie ein mehrfacher Anstrich mit chemischen Holzschutzmitteln und entsprechenden Vorarbeiten, wie Abschleifen der alten Beschichtung, umweltverträglich durchzuführen wäre. Bei einem Anstrich wäre mit strengen Auflagen wie einer kompletten Einhausung mit Wasserdichtigkeit zu rechnen gewesen.

Als Alternative wurde ein konstruktiver Holzschutz erwogen, der aus Kostengründen aber auch aus Umweltschutzgründen gewählt wurde. Die Sanierung mittels Anstrich, welcher ja in absehbaren Intervallen wieder durchzuführen wäre, wurde verworfen.

Die Überlegung, das Dach weiter nach unten zu ziehen war aus optischen Gründen nicht erwünscht, da der Schlagregen genau von einer Seite kommt und das Dach somit um 2 m nach unten zu ziehen gewesen wäre. Damit hätte man eine undurchsichtige Wand geschaffen. ↓

Opferbretter und Regenleitbleche

sichern die Konstruktion

Aus diesem Grund wurde nur am beregneten Fachwerk eine hinterlüftete Verschalung mit „Opferbrettern“ eingebaut. Der Gedanke war, diese neu aufgebrachte Bekleidung der Witterung auszusetzen und verschleißen zu lassen (und gegebenenfalls wieder zu ersetzen), ohne dass die eigentliche Konstruktion Schaden nimmt.

Zusätzlich war es geboten, die ursprünglichen konstruktiven Schwachstellen bei der Regenableitung zu verbessern. Dazu wurden Leitbleche an den Fachwerksknoten und ein waagrechtes Abdeckblech am Hauptträger eingebaut. Die Leitbleche wurden in den Knotenpunkten mit einem leichten Gefälle nach vorne montiert, so dass das Wasser dauerhaft abgeleitet werden kann und sich nicht aufstaut.

Die Verschalung aus Lärchenholz wurde nur an den vom Regen betroffenen Seiten von der Zimmerei Pfäffle aus Winterbach angebracht und verschraubt, das heißt, die Fachwerkstreben sind immer noch von zwei Seiten her offen und prüfbar, nämlich von der Brückeninnenseite und von der Unterseite. Der Hauptträger wurde lediglich außen verschalt. Eine Prüfung des Hauptträgers kann daher ebenfalls von innen und unten erfolgen.

Die Sanierung dauerte etwa drei Wochen vor Ort, die Vorbereitungszeit in der Zimmerei lief über zwei Wochen. Hinzu kommen noch die Gerüstzeit und die Abrüstzeit mit je einem Tag.

Die Gesamtoptik der Brücke wurde durch das frische Holz, welches transparent beschichtet wurde (mit einem Öl des Herstellers Owatrol – Kriechöl mit extrem niedriger Oberflächenspannung, das in alle Richtungen wandert) deutlich erfrischt. Die Sanierung der Brücke mit diesen konstruktiven Möglichkeiten wurde auch in der Bevölkerung gut angenommen und stieß auf positive Kritik.

Autoren

Dipl.-Ing. Wolfgang Krop ist Geschäftsführer der Krop Ingenieurbau GmbH in Winterbach, Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Schneider ist Ortsbaumeister Gemeinde Winterbach im Remstal.

Der konstruktive Holzschutz wurde aus Kostengründen, aber auch aus Umweltgründen gewählt

Bautafel (Auswahl)

Planer Büro Wolfgang Krop,

73650 Winterbach, www.ing-krop.de

Holzbauer Zimmerei Pfäffle,

73650 Winterbach, www.pfaeffle-holzbau.de

Blecharbeiten Firma Georg Bauer,

73650 Winterbach

Gerüstbau Firma Pagel, 73655 Plüderhausen, www.pagel-geruestbau.de

Auftraggeber Gemeinde Winterbach

Im Internet finden Sie weitere Bilder von der ­Brückensanierung. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.

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