Kollektiv schützt besser

Dachhandwerker wissen: Absturzsicherung muss sein! Was aber nur wenige wissen: Vorschriften, die

Absturzsicherungen fordern, empfehlen auch eine Sicherung mit Seitenschutz. Schutzgeländer sind hier

die erste Wahl und machen den Einsatz der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz überflüssig.

Einen Dachhaken, Anschlagpunkt oder ein Seilsicherungssystem hat wohl jeder Dachdecker schon einmal genutzt, und viele Handwerker haben solche Systeme auch selbst bereits installiert. Im Gegensatz zu Geländern. Hier denken viele Menschen an schwere Konstruktionen und komplizierte Montagen. Zu Unrecht, denn die Anforderungen an Schutzgeländer, die Arbeitswege auf Dachflächen sichern, sind andere als im privaten Sektor. Schutzgeländer werden dem Kollektivschutz zugeordnet. Gemeint sind damit zumeist technische Lösungen, die jede Person im Gefahrenbereich vor einem Sturz sichern, ohne dass sie Schutzausrüstung verwendet oder über besondere Fachkenntnisse verfügen muss. Kollektivschutz sichert sozusagen pauschal jede Person im gefährdeten Bereich; individuelle Schutzausrüstung sichert hingegen nur den jeweiligen Träger oder Anwender.

Die Sicherung mit permanenten Geländern ist vor allem dort ratsam, wo Lichtkuppeln, Lüftungsschächte, PV-Module oder andere technische Einrichtungen regelmäßig gewartet werden müssen. Hier kann ein fest installiertes Geländer für einen unkomplizierten Rundumschutz sorgen. Wer sich auf einem so gesicherten Dach bewegt, muss nicht bei jedem Schritt auf Absturzkanten oder eine Schutzausrüstung achten. Versehentlich über ein Geländer zu stürzen, ist mehr als unwahrscheinlich. Auch Kombinationen aus Schutzgeländern und Seilsicherungssystemen können sich in der Praxis als effizient erweisen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn auf einem Flachdach der größte Teil der zu sichernden Arbeitswege relativ weit von den Absturzkanten entfernt ist (Seilsicherungssystem), in einer oder mehreren Ecken aber Klimageräte oder Lüftungsschächte zu sichern sind (Schutzgeländer).

Ein Schutzgeländer muss mindestens 100 cm hoch sein; so steht es in der verbindlichen DIN EN 13374:2013. Zusätzlich zum Handlauf muss ein Schutzgeländer relativ mittig über einen weiteren Lauf verfügen. Und an Dachkanten, die keine Attika von mindestens 10 cm Höhe aufweisen, ist eine zusätzliche Fußleiste nötig, um einem Fehltritt vorzubeugen. Die gängigste Variante sind Schutzgeländer der Klasse A, die bis zu einer Dachneigung bis maximal 10 Grad eingesetzt werden dürfen.

Auf dem Dach können moderne Schutzgeländer recht flexibel positioniert werden, wenn sie über entsprechende Winkel oder Gelenke verfügen. Damit lassen sich hochwertige Systeme nicht nur um Kanten und Hindernisse führen, sondern man kann auch Höhenunterschiede einfach ausgleichen. Die Befestigung kann auf verschiedenen Wegen erfolgen, die feste Verankerung im Bauwerk ist dabei nur eine von vielen Optionen.

Wer eine Dachdurchdringung vermeiden will, kann zum Beispiel auch mit Gewichten beschwerte Geländer errichten. Das schont die Dachhaut – wenn die zulässige Gesamtlast nicht überschritten wird. Für Bitumen und gewebeverstärkte Folie gibt es seit neuestem sogar robuste Aluminiumgeländer, die einfach auf der Dachhaut verschweißt werden, etwa das Modell „ABS Guard OnTop Fusion“. Es ist rund 70 Prozent leichter als herkömmliche Geländer. Zum Vergleich: Durch Eigenlast beschwerte Schutzgeländer wiegen gerne über 30 kg pro laufenden Meter.

Ergänzend zu einer normgerechten Ausführung gibt es zahlreiche Komfortmerkmale, die den Transport, die Montage und nicht zuletzt die Nutzung eines Schutzgeländers einfacher gestalten. Moderne Geländer werden zum Beispiel kompakt eingeklappt ausgeliefert. Das erleichtert den Transport aufs Dach ungemein; besonders in dicht bebauten Stadtvierteln, in denen nicht ohne weiteres ein Kran oder ähnliches aufgestellt werden kann, um Lasten aufs Gebäude zu befördern. Durch die kompakte Bauweise eines solchen Geländers ist der Transport auch durch das Treppenhaus kein Problem. Leichtere Geländer, die aus Aluminium gefertigt sind, vereinfachen den Transport und den Aufbau zudem erheblich.

Schutzgeländer können übrigens auch mit Türelementen ausgestattet werden. Das ist zum Beispiel an Lichtkuppeln sinnvoll, um bei Bedarf einen Zugang zu ermöglichen. Letztlich entscheiden Infrastruktur und die Anforderungen an den jeweiligen Einsatzort, welche Ausführung am besten geeignet ist.

Autor

Michael Podschadel ist Fachautor im Bereich Arbeitssicherheit und betreut die Öffentlichkeitsarbeit des Absturzsicherungsspezialisten ABS Safety.

Kollektivschutz sichert jede Person im gefährdeten Bereich, die individuelle Schutzausrüstung sichert nur den jeweiligen Träger

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