Kerto-Furniersperrholz aus Finnlands Wäldern – zu Besuch bei Metsä Wood

Es sind Bilder, die bleiben: Seen, Wiesen, Weite und Wald, viel Wald: Und dabei vor allem Fichte, Kiefer und Birke – die Bäume des Nordens wachsen hier in Finnland, dem Land, das in etwa so groß ist wie Deutschland, aber nur vier Millionen Einwohner hat. Rund 1,4 Millionen davon leben im Großraum Helsinki, in der Kernstadt etwa 650 000. Großstadttypisch gibt es hier – anders als im übrigen Land – tatsächlich auch mal einen Verkehrsstau. Das habe zugenommen, sagen die Begleiter von Metsä Wood, als der Journalistentross von der Hauptstadt stadtauswärts nach Westen fahrt. Metsä Wood – Hersteller von sogenanntem Kerto-Furniersperrholz – hat eingeladen zu einer Pressereise nach Skandinavien. Rund 20 Journalisten sind der Einladung gefolgt, aus Frankreich, Großbritannien, Estland, Schweden und Deutschland.

Der erste Besuchsort ist die Fertighausproduktion des Herstellers Sisco, einer Partnerfirma von Metsä Wood. Verarbeitet wird hier das hoch belastbare LVL (Abkürzung für laminated veneer lumber), also Furniersperrholz, das aus Schälfurnieren gefertigt wird und bei Sisco für die statisch belastbaren Holzrahmenkonstruktionen verwendet wird. Die Vorteile seien vor allem die Holzersparnis im Vergleich zu KVH, sagt ein Sprecher von Sisco. Gedämmt wird vor allem mit Mineralwolle, nach innen und außen wird die Konstruktion mit OSB-Platten beplankt.

Holzbauquote bei Einfamilienhäusern liegt bei 90 Prozent

Das Unternehmen startete 2008 und fertigt heute Holzmodule für den Wohnungsbau. Immer öfter werden die Module – fertig vorkonfektioniert mit Küchen- und Badeinrichtung – für den mehrgeschossigen Holzbau eingesetzt, aber auch hier ist Finnland im Vergleich mit anderen Staaten nicht unbedingt Vorreiter. Zwar ist im Einfamilienhausbau Holz als Baustoff weit vorn zu finden (hier liegt die Quote laut Sisco bei 90 Prozent), bei den Mehrgeschossern hinkt die Bauweise – wie in anderen Ländern aufgrund brandschutzrechtlicher Bestimmungen auch – hinterher. Die Grenze bildet hier, ähnlich wie in Deutschland, die dritte Geschosshöhe, also die Gebäudeklasse 3, über sieben Metern Höhe. Da Platzmangel in Finnland allerdings kein großes Problem darstellt, ist dies insgesamt die kleinste Schwierigkeit bei Bauprozessen.

Sisco plant und realisiert in ganz Finnland

mit seiner Holzmodulbauweise ganze Siedlungen, zum Beispiel für studentisches Wohnen, aber auch für den normalen Wohnungsbau. Nach eigenen Angaben werden jährlich 600 bis 800 Wohneinheiten gefertigt, darunter auch – wenn wundert es bei der seenreichen finnischen Landschaft – schwimmende Häuser.

Ernteleistung von 250 m³ Holz täglich

Bevor Holz verarbeitet werden kann, muss es geerntet werden. Der Besuch einer frischen Waldlichtung zeigte deutlich, wie hoch die Kapazitäten moderner Holzerntemaschinen sind. Die sogenannten Holzvoll-ernter (engl. „Harvester“) können täglich bis zu 250 m3 Holz ernten, im Vergleich dazu erzählte ein älterer Waldarbeiter beim Frühstückskaffee, dass er vor 30 Jahren mit der Motorsäge eine Tagesleistung von 20 m3 Holz erreichte. Das Unternehmen Metsä verwertet dabei nicht nur das Stammholz, sondern auch die Äste als Papierholz oder als Festbrennstoff für die hauseigenen Fernwärmekraftwerke, die große Siedlungen und Dörfer um die Fabriken herum mit Wärme versorgen. Die Möglichkeit in einem Harvester mitzufahren ließen sich einige der Journalisten nicht entgehen. Ein Video davon können Sie online auf unserem YouTube-Kanal sehen, abrufbar über den QR-Code im Webservice unten.

Neue LVL-Anlage geht in Betrieb

Die Besichtigung der Furniersperrholz-Fertigung am Standort Lohja folgte anschließend. In der komplexen Fertigung werden die abgelängten und entasteten Stämme zunächst rotierend in 3 bis 5 mm starkes Schälfurnier „verwandelt“. Auf Förderbändern gelangen die Schälfurniere dann zur Verleimstation (verleimt wird mit Kleber auf melamin- und wasserbasis, also formaldehydfrei), dort werden dann Endlosstränge Kerto-Furniersperrholz produziert. Derzeit werden die Produktionsabläufe umgestellt. Eine neue LVL-Anlage ist derzeit im Probebetrieb und geht im Herbst in die Produktion, während andere Anlagen auslaufen. An der neuen Anlage werden – im Gegensatz zur alten Anlage – fast keine Menschen mehr arbeiten. Laserunterstützte und computergesteuerte Maschinen sorgen für die exakte Ausrichtung und Überlappung der Furniere, bevor diese geschichtet und in großen Pressen bis zu einer Dicke von 75 mm verleimt werden. Werden größere Dicken benötigt, können diese Produkte doppelt verleimt werden, dann bis zu einer Dicke von 150 mm.

Unterschieden werden verschiedene Kerto-Holzfertigprodukte: „KertoQ“ hat durch die zueinander quer verlaufenden Furnierschichten eine höhere statische Festigkeit als „KertoS“. Das „S“ steht hier für „straight“ (zu deutsch „gerade“), hier sind alle Schichten in der gleichen Faserrichtung verleimt.

Metsä Wood wächst

Der finnische Wald wächst und Metsä Wood gleich mit. Das Unternehmen profitiert von der weltweiten Nachhaltigkeitsdebatte und steigert jährlich seinen Umsatz. Dabei liegt die Exportquote von Furniersperrholz-Produkten bei rund 2/3 des Umsatzes. Ein Kubikmeter „Kerto“-Furniersperrholz hat ein CO2-Aquivalent von etwa einer Tonne CO2. Damit überzeugt Holz als nachhaltiger Baustoff, ein weiterer Impulsgeber ist die Tatsache, dass weltweit täglich 200 000 Menschen in Städte ziehen und schneller Wohnraum – auch in Form von Holzbau mit einer hohen Vorfertigungsrate – benötigt wird. Dabei kommt die Waldbewirtschaftung laut Angaben von Metsä Wood nicht an ihre Nachhaltigkeitsgrenzen. Finnland folgt dem Prinzip „one tree cut, four plant“ (ein Baum ernten, vier pflanzen). Der Rohstoff Holz ist also weiterhin verfügbar und die finnische Kulturlandschaft bleibt erhalten.

Per Zug nach Helsinki

Die Pressereise wurde von Metsä Wood finanziert. Redakteur Rüdiger Sinn folgte auf seiner Reise dem Nachhaltigkeitsgedanken und legte die Strecke von Süddeutschland nach Helsinki mit dem Zug (über Dänemark und Schweden) und dem Schiff zurück. Gegenüber dem Flug sparte er etwa 400 kg CO2 ein. Zurück nach Frankfurt flog er allerdings, hier verbrauchte er etwa 500 kg CO2.

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