Kegeldächer mit Biberschwanzziegeln

Kegeldächer gehören neben Fledermausgauben und eingebundenen Kehlen zu den anspruchsvollen Kunstfertigkeiten der Biberschwanzdeckung. Hier zeigt sich, wie wundervoll flexibel und vielseitig dieses traditionsreiche Bedachungsmaterial ist. Der Beitrag zeigt, wie ein Kegeldach zu decken ist.

An sich ist beim Kegeldach die Ausführung nicht problematisch. Nur fehlt häufig das Know-how in den Betrieben, und auch in der Fachliteratur findet sich dazu nicht viel. Bei der Deckung eines Kegels sollten vor allem folgende wichtige Punkte beachtet werden:

 

Die Kalkulation: mehr Zeit einplanen

Schon in der Kalkulation ist mehr Arbeitszeit und Material zu berücksichtigen. Für den Verschnitt ist ein Aufschlag von 40 % zu berechnen. An Arbeitszeit benötigen zwei Mann bei etwas Übung ca. 45 Minuten pro Quadratmeter.

 

Konstruktion, Gebälk und Schalung

Je genauer und „runder“ die Unterkonstruktion ausgeführt und auf die Rundung abgestimmt wird, desto sauberer wird das Ergebnis. Mit einer runden Ringauflage als Grundpfette erreicht man eine umlaufend gleichbleibende Auflagehöhe der Sparren. Sinnvoll ist eine Schalung, die am besten vom First zur Traufe oder auch diagonal zur Dachfläche verläuft. Da Kegeldächer als Sonderkonstruktion gelten, empfiehlt sich bei der Wahl der Zusatzmaßnahmen mindestens eine hochwertige Unterdeckbahn (UDB-A), besser ein Unterdach.  

 

Konterlattung strahlenförmig verlegen

Die Konterlattung ist immer strahlenförmig von First zu Traufe zu verlegen. Je weiter die Konterlatten auseinander liegen, desto eher bekommt man eine segmentförmige Traglattung. Dies ist durch Zwischenkonterlatten zu umgehen, die nicht bis zur Spitze laufen, sondern erst bei mehr als rund 30 cm Abstand zwischen zwei Konterlatten eingefügt werden. Dabei ist regelmäßig die Gleichmäßigkeit der angestrebten Rundung zu prüfen und gegebenenfalls durch Unterlegen der Konterlattung zu verbessern.

 

Hölzerne Traglattung ist die dauerhafte Lösung

Manchmal kommen als Tragwerk Metallrohre oder Kunststofflatten zum Einsatz. Doch bei Rohren lassen sich Ziegel nur schwer an der Unterkonstruktion befestigen, und bei Kunststoffen ist die Dauerhaftigkeit nicht gewährleistet. Eine hölzerne Traglattung ist eine dauerhafte Lösung für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Sie wird in Stücken nicht länger als 30 cm ausgeführt. Je enger und kleiner sie sitzen, umso runder das Erscheinungsbild der Eindeckung. In diesem Sinne spricht auch nichts dagegen, die Stöße zweier Traglattenstücke mit einem elektrischen Hobel anzugleichen. Nägel oder Schrauben sind zu versenken. Vorsicht bei sehr kurzen Lattungsstücken: Sie können beim Festschrauben aufreißen, wenn nicht vorgebohrt wird.

 

Dacheindeckung

Grundsätzlich ist jeder Biber beidseitig konisch zuzuschneiden. Diesen Schritt erleichtert ein Nassschneidegerät mit einem Anschlag. Auch sollten alle Biberschwanzziegel an der Unterkonstruktion befestigt werden. Vor der Eindeckung empfiehlt es sich, den Kegel abzuschnüren. Die Schnurschläge – eine „optische Orientierung“ für den Handwerker – sind von der Spitze des Kegels zur Traufe zu führen, was eine gleichmäßige strahlenförmige Einschnürung ergibt. Der Abstand der Schnurschläge sollte an der Traufe nicht mehr als 40 bis 50 cm betragen. Für die Eindeckung gibt es zwei Varianten: den regelmäßigen und den unregelmäßigen Verband. Einfacher ist der regelmäßige Verband, doch mein Favorit ist der unregelmäßige. Er ist optisch ansprechender, aber anspruchsvoller in der Ausführung.

 

Regelmäßiger Verband

Hier werden theoretisch alle Biber eines Gebindes beziehungsweise einer Reihe in der gleichen Größe konisch geschnitten. Alle Biber dieser Reihe weisen an Fuß und Kopf die gleichen Breiten auf. Sie werden in der Flucht von der Traufe zum First angezeichnet – hier geben die Schnurschläge eine gute Hilfestellung – und dann an beiden Seiten geschnitten. So verjüngen sie sich vom Fuß zum Kopf. Die darauf folgende Reihe wird dann im Halbverband ebenso konisch zum Kopf verjüngend geschnitten und darauf gedeckt. So werden die Biber von Reihe zu Reihe und von Traufe zu First immer schmaler, bis es nicht mehr möglich ist, einen weiteren Biber zuzuschneiden, ohne die Mindestseitenüberdeckung des Halbverbandes von 3,5 cm zu unterschreiten. An dieser Stelle kommen wieder breite Biber zum Einsatz, welche drei schmale überdecken. Auch sie werden konisch zugeschnitten. Dieses Prinzip setzt sich bis zur Kegelspitze fort. Immer schmaler werdende Ziegelreihen, die an einem bestimmten Punkt von breiteren Ziegelreihen übersprungen werden.

 

Unregelmäßiger Verband

Im Gegensatz dazu kommen beim unregelmäßigen Verband nicht immer gleich breite Biber je Ziegelreihe zum Einsatz. Daher muss an bestimmten Stellen ein Ausgleichsbiber eingefügt werden. Hier kann nicht wie beim regelmäßigen Verband der Halbverband eingehalten werden, so dass sich die Ziegelreihen untereinander abweichend vom Halbverband überdecken. Aufgrund der konischen Form wird dieser Versatz immer schmaler, beziehungsweise die seitliche Überdeckung der Biberschwanzziegel nimmt ab. Das gleicht der Ausgleichsbiber nach einer bestimmten Anzahl von Bibern in der Deckbreite aus. So kommt es zum punktuellen Ausgleich statt zum Überspringen einer ganzen Biberreihe. Durch den schmaler werdenden Kegel braucht man zur Spitze hin mehr Ausgleichsbiber als an der Traufe.

 

Tipps und Tricks

Von einer größeren Vorproduktion ist abzuraten. Es reicht, maximal fünf Biber im Voraus zu schneiden. Dann merkt man schnell, ob man mit den Maßen hinkommt oder doch lieber Stück für Stück die Biber anzeichnet und schneidet. Auch das Aufsperren lässt sich nie ganz umgehen. Aber im überdeckten Bereich dürfen Biber gerne ein wenig behandelt werden. Ober- und Unterseite können gekröpft oder mit einem Winkelschleifer so nachbehandelt werden, dass Unebenheiten verschwinden.

 

Fazit

Kegeldächer stellen den Handwerker vor größere, aber dennoch lösbare Aufgaben. Bei etwas Übung und nach zwei Quadratmeter gedeckter Fläche macht es Spaß, einen kunstvollen Kegel einzudecken.

Autor


Malte Petersen ist Leiter der Anwendungstechnik und Produktmanager bei der Creaton AG.

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