Inmitten von Holz und Natur
Eine Hütte für die Kinderbetreuung des Waldorfkindergartens Dachswald bei Todtmoos

Mit einem umfassenden Lernanansatz und baubiologischen Materialien entstand eine Hütte für die Kinderbetreuung des Waldorfkindergartens Dachswald bei Todtmoos. Mit viel Eigenleistung von Eltern und Freunden wurde der Holzbau erstellt. Gut gedämmt mit Holzfaserdämmstoffen ist es auch im Winter wohlig warm.

Unweit des sogenannten „Zauberwaldes“ zwischen Todtmoos und Bernau hat der Naturkindergarten Lichtpünktchen seit 2012 seinen Platz. Angefangen wurde in der ersten Zeit mit zwei geliehenen Bauwagen. Einer diente als Unterschlupf bei schlechtem Wetter, der andere als trockener Lagerplatz für Garderobe, Spielgeräte und Teeküche. Im Juli 2013 wurde ein Holzneubau mit viel Eigenleistung und zeitlichem Engagement der Eltern und Freunde des Waldorfkindergarten-Fördervereins errichtet.

Der Wald fungiert als inspirierender Riesenspielplatz

Das Konzept des Kindergartens sieht vor, dass die Kinder den ganzen Vormittag von 7.30 bis 13.30 Uhr im Freien spielen, Wald- und Tierleben erfahren und erleben, und die Umgebung erkunden. „Durch die Vielfalt der Bewegungsmöglichkeiten wird der psychomotorische Bereich gefördert und damit die Entwicklung der Sprachfähigkeit und des Denkvermögens begünstigt“ so der konzeptionelle Grundgedanke. Als Spielzeug dienen ausschließlich natürliche, in der Regel „unfertige“ Naturmaterialen, zumeist selbst in Wald- und Feld gesammelt. Der respektvolle Umgang mit der Natur und Tieren wird hier spielerisch vermittelt und vor allem vorgelebt.

Solide Hütte zum Aufwärmen und Ausruhen

Der sehr schön gewählte Standort hat seine Vorteile und auch seine Herausforderungen. Die Winter im Südschwarzwald können lang und hart sein. Da liegen schon mal 100 bis 150 cm Schnee und zudem wird es erst spät im Jahr richtig Sommer. Die Kinder sind durch den Aufenthalt im Freien zwar gut abgehärtet, doch bei Dauerregen oder heftigem Schneefall und Minusgraden muss es ein Plätzchen zum Aufwärmen, Geschichten erzählen oder einfach zum Ausruhen für die Kleinen zwischen drei und sechs Jahren geben. Auch die Spielsachen und die Kleidung der kleinen Waldkinder sollen trocken und sicher gelagert werden können.

Auf den üblichen Standard wurde weitgehend verzichtet. Die Hütte hat zwar große Fenster und einen tollen Holzofen mit Speichersteinen bekommen, aber es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser. Als Stilles Örtchen dienen Campingtoiletten. Der Luxus aber ist die Hütte selbst. Sie wurde als Holzständerkonstruktion geplant und steht als Fundament auf 16 Betonpfosten. Unter der Bodenkonstruktion kann die Luft zirkulieren. Staunässe wird so vermieden.

Ökologischer Anspruch

Passend zum Gesamtdenkansatz sollten auch die Baumaterialien hohen ökologischen Ansprüchen genügen und trotzdem bezahlbar bleiben. Deshalb wurden auch Sponsoren gesucht (unter anderem das Gutex-Holzfaserplattenwerk und weitere fünf Unternehmen aus der Baubranche), die durch großzügige Rabatte und/oder verschiedene Gratisleistungen zur Reduzierung der Baukosten beitrugen.

Die Gefache wurden bereits in der Vorfertigung in der Halle der Sägewerk-Firma Witholz mit der Holzfaser-Einblasdämmung – Gutex-Thermofibre – gedämmt. In kleinere Gefache haben die tatkräftigen Väter der Kindergartenkinder flexible Holzfaserdämmmatten eingelegt. Alle Bauteile wurden soweit als möglich in der geschützten Halle vorbereitet, so dass das Aufrichten an einem Samstag mit rund zehn Elternteilen und Freunden möglich war. Die unentgeltliche Bauleitung übernahm Heiko Thißen, Mitarbeiter der Holzwerkstatt Ebi (Planung Holzbau). Er leitet das Team aus freiwilligen Helfern fachkundig an und begleitete die Arbeiten. Auf einer Kiesschicht stehen die 16 Betonpfosten als Fundament, gegen aufsteigende Feuchtigkeit wurde unterhalb der Kiesaufschüttung eine Folie verlegt. Der Holzboden besteht aus einem Holzrahmenelement (unten 35 mm Gutex-Multiplex-Top-Platte, Thermofibre-Gefachedämmung, 22 mm OSB) und liegt mit einem Abstand von rund 30 cm vom Boden auf den Betonfundamenten auf.

Das Einblasen der Holzfaser fand bereits in der Vorfertigung statt. Mittels beweglichem Schlauch wurde in die Gefache zwischen den Rahmenhölzern der Holzfaser-Einblasdämmstoff Thermofibre in 200 mm Stärke eingeblasen (U-Wert = 0,20 W/m2K, Phasenverschiebung knapp 10,7 Stunden). Eine OSB-Platte schließt die Dämmebene luftlicht ab. Im Innenraum ist am Boden später nur der schöne Buche-Holzparkettboden sichtbar, der bauseits eingebracht wurde.

Bei der Schutzhütte wurde von außen eine unbehandelte Holzoptik gewünscht, die frei bewittert werden kann und sich somit gut in die Landschaft und bestehende Gebäude einfügt. Auf die Multiplex-Top-Platten wurde eine Konterlattung aufgebracht, darauf dann eine Querlattung. Zum Schluss kam dann die sägeraue Boden-Deckel-Fichteschalung.

Die Seitenwände haben eine Dämmschichtstärke von 160 mm. Hier wurde wie am Boden in der Vorfertigung der Holzfaserdämmstoff Thermofibre eingeblasen. Bei kleinen Flächen setzte man die mattenförmige Gefachedämmung Thermoflex (ebenfalls von Gutex) ein. Von außen schützt wiederum die Multiplex-top-Platte, innen schließen die Holzrahmenelemente mit OSB-Platten die Dämmebene luftdicht ab (U-Wert = 0,23 W/m2K, Phasenverschiebung von 9,5 Stunden). Im Innenraum hatte sich das Kindergartenteam um die Leiterin und Gründerin des Waldorfkindergartens Alexandra Bühler ursprünglich einen Lehmputz gewünscht, allerdings musste gespart werden. Der normale Putz wurde auf Gipskartonplatten aufgebracht. Trotzdem ist der Gesamtaufbau von Wand und Dach sowie Boden diffusionsoffen und bietet ein optimales Raumklima. Die Konstruktion hat einen hohen Feuchtepuffer und ein hohes Feuchteabgabevermögen.

Schallabsorbierender Dachraum

Eigentlich wäre ein begrüntes Dach der Traum aller Beteiligten gewesen, aber aus Kostengründen und auch aus Sicherheitsgründen (bei heftigen Schneefällen und großen Schneehöhen) hat man sich für ein „normales“ Schrägdach entschieden. Rote Tonziegel von Braas (Modell Hainstädter Rubin 11V) trotzen nun Sonne, Wind, Regen und Schnee. Darunter kam die wind- und regensichere Unterdeckplatte Multiplex-top zum Einsatz, welche in Kombination mit 200 mm Thermofibre Holzfaser-Einblasdämmung die Dämmebene am Dach bildet (U-Wert = 0,19 W/m2K, Phasenverschiebung 10,9 Stunden). Zum Raum hin wurde eine Dampfbremsfolie angebracht und abschließend keilgezinkte Leimholzplatten aus Weißtanne montiert.Um eine bessere Akustik zu erreichen, sind in die Platten 8 mm breite Nuten eingefräst. Eine dahinterliegende 10 mm starke Holzfaser-Standardplatte dient als Schallabsorber. Die Schallwellen können aufgrund der durchgängigen Schlitzung durch die Holzplatte hindurch und brechen sich in der offenporigen und schallabsorbierenden Holzfaserplatte. Die Lärmbelastung im Spielzimmer wird hierdurch deutlich gesenkt.

Konzept zum Nachahmen

Im Zuge des Anspruches auf einen Kindergartenplatz entstehen derzeit viele große, teure Neubauten zur Unterbringung von Kindern. Dieses alternative Projekt im Schwarzwald zeigt, dass es auch anders geht. Gleichzeitig ist es für viele Gemeinden und Träger interessant, da sich die Kosten in einem über­schaubaren Rahmen halten. Der Naturkindergarten Lichtpünktchen steht stellvertretend für viele Wald-,  und Naturkindergärten, die den Kindern besondere Entwicklungsmöglichkeiten in der freien Natur bieten. Und das Interesse an mehr Naturerlebnis und freiem Spielen mit vielen Bewegungsmöglichkeiten für Kinder nimmt stetig zu. Aus Entwicklungspsychologischen Gründen wird dieser Ansatz von vielen Experten empfohlen, Verfechter des naturnahen Lernens kommen zu weiteren essentiellen Aussagen: „Nur wer seine Umwelt kennen und lieben lernt, wer staunen kann über kleinste Geschöpfe und sich an Ihnen erfreut, wird auch dazu bereit sein, sich für sie einzusetzen. Deshalb ist es von größter Bedeutung, Kinder gerade im Kindergartenalter die Natur mit allen Sinnen erleben und erfahren zu lassen“, sagt die Leiterin Alexandra Bühler.

Und wenn die „Lichtpünktchen“-Kinder von ihrem Häusschen sprechen, dann nennen sie es liebevoll „Waldschlösschen“. „Ein Geschenk sei das“, sagt Alexandra Bühler, „hier oben ein sicheres Nest für den Rückzug bei längerer schlechter Witterung zu haben.“

Autorin

Sabine Euler ist Dipl.-Kauffrau und seit 2002 freiberufliche Marketingberaterin in Weilheim (Südschwarzwald). Seit über zehn Jahren unterstützt Sie das Gutex-Holzfaserplattenwerk bei der Pressearbeit. 

Die Baumaterialien sollten hohen ökologischen Ansprüchen genügen und trotzdem bezahlbar bleiben

Die Hütte ist Schutzraum und mit der Holzfaser-Einblasdämmung Wohlfühlraum zugleich

Im Naturkindergarten erleben die Kinder hautnah die Jahreszeiten

In der Gemeinde Todtmoos ist vor zwei Jahren der Naturkindergarten Lichtpünktchen gegründet worden. Er liegt inmitten der schönen Natur des Schwarzwaldes auf dem „Geschweinten Wasen“ und 20 Kinder sind täglich mittendrin.
Sie erleben alles, was draußen in der schönen Natur des Schwarzwaldes zu finden ist – die Jahreszeiten, alle Spielarten des Wetters, die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft, die Tiere, die Pflanzen, ihre Mitmenschen …
Und die Kinder sollen diese Erfahrungen leben können, jeden Tag! Diese Eindrücke und Erlebnisse sind viel zu wichtig und lebensnotwendig, als dass sie nur ab und zu in einem pädagogischen „Projekt“ den Kindern nahegebracht werden.
Die Pädagogische Grundlage des Naturkindergartens ist die von Rudolf Steiner entwickelte Waldorfpädagogik, die auf den naturgegebenen Entwicklungsgesetzen des Menschen beruht.

Bautafel (Auswahl) und Sponsoren

Projekt Schutzhütte für den Waldkindergarten Lichtpünktchen
Bauherr Freier Waldorfkindergarten und
Waldorfschulverein Dachsberg e.V.
Holzbau Die Holzwerkstatt Matthias Ebi,
79809 Nöggenschwiel
Bauleitung Heiko Thißen, Die Holzwerkstatt
Matthias Ebi
Produkte Gutex-Holzfaserdämmstoffe
Sponsoren Gutex-Holzfaserplattenwerk,
79761 Waldshut Tiengen; Braas Dachsteine,
61440 Oberursel; Sägewerk Witholz, 79777 Ühlingen-Birkendorf, Holzwerkstatt Ebi, 79809 Nöggenschwiel; Raab Karcher, 79872 Bernau
Fensterbauunternehmen Friedrich Maier,
79682 Todtmoos

Ehrenamt machte dieses Projekt erst möglich

Für die 20 im Naturkindergarten betreuten Kinder tragen die Eltern die Kosten für die Betreuung und bringen viel Eigenleistung mit ein. Der ­Trägerverein hat seinerseits die gesamten Baukosten übernommen.
Trotz weiterer Spenden war der Hüttenneubau mit seinen knapp 60 m2 Grundfläche eine finanzielle Her­ausforderung für alle Beteiligten. Orga­nisatorisch war eine gute Raumaufteilung mit großem Gruppen­raum, ­separatem Eingangsbereich und Garderobe sowie getrenntem Bad und Abstellbereich gewünscht. Bautechnisch sollten möglichst ökologische Baumaterialen und Werkstoffe zum Einsatz kommen. Ein hoher Holzanteil, besonders aus heimischen Hölzern, ist für einen Waldkindergarten schon fast ein Muss. Mit diesen Vorgaben entstanden die Hüttenplanung und auch das Sponsoringkonzept.
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