Im Einklang mit Natur und Denkmalschutz

Die Benediktinerabtei Plankstetten wird derzeit generalsaniert. Denkmalschutzauflagen auf der einen Seite und Umweltaspekte beim Bau auf der anderen Seite sind dabei die besonderen Herausforderungen. Dach und Neubau erhalten eine ökologische Wärmedämmung aus flexiblen Holzfaserdämmmatten.

Die barocken Klosteranlagen der Benediktinerabtei im bayerischen Plankstetten erleben die umfangreichsten Baumaßnahmen seit ihrer Entstehung im 18. Jahrhundert: In drei Bauabschnitten werden sie bis 2018 generalsaniert. Dabei stellen Denkmalschutzauflagen einerseits und Nachhaltigkeitsaspekte andererseits die Planung vor besondere Herausforderungen. Neben der Behebung der statischen Schäden, insbesondere im Dachstuhlbereich, der Sanierung der Grundmauern und Fundamente erhalten die Mönche einen neuen Konvent- und Gästetrakt, der die historische Baustruktur des Klosters aus der Barockzeit wiederherstellt.

Ziel war die Senkung der CO2-Emissionen

Im derzeitigen zweiten Bauabschnitt der Generalsanierung werden seit 2009 die Gebäudeflügel für den Konvent und das Gäste- und Bildungshaus vom Keller bis zum Dach denkmalgerecht, energieeffizient und ökologisch modernisiert. Denkmalgerecht heißt hier, es werden störende Rückbauten entfernt und der Innenhof erhält einen neuen – die historisch barocke Baustruktur des Klosters wiederherstellenden – Gebäudetrakt mit Küche, Zimmern, Chorkapelle und Treppenhaus. Energieeffizient und ökologisch wird die Sanierung durch den Wunsch der Mönche einen vorbildhaften Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen von öffentlichen Gebäuden in Bayern zu leisten. Dazu wurde in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ein Dämmkonzept erstellt, das auf dem Dach eine 200 mm dicke Aufdachdämmung mit Holzfaserdämmstoffen und an der Fassade einen 6 cm dicken Dämmputz vorsieht. Zudem wird auch die Kehlbalkenebene des historischen Daches mit einem 300 mm dicken Dämmpaket versehen. Hier, genauso wie an Dach und Fassade des neuen Mitteltraktes – das als Passivhaus geplant ist –, kommen Holzfaserdämmstoffe von Homatherm zum Einsatz. Die flexiblen Dämmmatten holzFlex Mais sind mit Bindemitteln aus Maisstärke zu 100 Prozent aus natürlichen Rohstoffen hergestellt. Die niedrige Wärmeleitfähigkeit von 0,038 W/mK und der sehr gute sommerlicher Hitzeschutz tragen zur signifikanten Verbesserung der Energiebilanz bei.

Baumaßnahmen unterstützen die regionale Wirtschaft

Die bis 2016 laufenden Arbeiten am Konvent- und Gästehaus wurden und werden von insgesamt vier verschieden Bau-Teams, bestehend aus Zimmerer, Holzbauer/Dämmtechniker und Dachdecker, ausgeführt. So kommt die Sanierung der Abtei einem kleinen Konjunkturpaket gleich, denn „70 Prozent der Aufträge wurden an Firmen in der Region vergeben“, stellt Abt Dr. Beda Sonnenberg fest. Koordiniert werden die Baumaßnahmen von der Planungsgesellschaft Seibold und Seibold Architekten und Ingenieure aus Eichstätt. „An mehreren Stellen am Dach hat zwischenzeitlich der Zahn der Zeit genagt. Undichte Bereiche haben dann teilweise auch das Dachtragwerk in Mitleidenschaft gezogen“, erläutert Projektleiter Josef Lazarus die genaue statische Untersuchung der einzelnen Sanierungsabschnitte. Wo immer nötig ersetzen die Zimmerer die durch die Feuchtigkeit baufällig gewordenen Sparren. Dazu wird der sichtbar geschädigte Bereich, einschließlich einer Gesundschnittzone von mindestens 30 cm entfernt und durch neue Sparrenköpfe ersetzt. Eine Überblattung mit dem Restsparren stellt die kraftschlüssige Verbindung wieder her. Auch ganze Sparren und Kehlbalken wurden schon ausgetauscht.

Aufdachdämmung mit System

Bisher wurden etwa 1750 m2 Schrägdach saniert. Zuletzt von dem Bau-Team um Dachdeckerei Lindl aus Töging, Zimmerei Bogner aus Freihausen und Holzbau Böll aus Freystadt-Burggriesbach. Nach der erfolgreichen statischen Überprüfung und zimmermannsmäßigen Ertüchtigung erhielt der Dachstuhl Stück für Stück ein wärmespeicherndes Dämmpaket in Form einer Aufdachdämmung. „Dafür wurde auf dem Sparren eine 30 mm starke Holzschalung aufgebracht und eine Dampfbremsbahn fachgerecht mit verklebten Stößen und Anschlüssen befestigt. Anschließend konnten die flexiblen, 200 mm dicken Dämmmatten horizontal und vertikal stumpf gestoßen verlegt werden“, erläutert Dachdeckermeister Josef Lindl. Darauf erfolgte die Verlegung einer 30 mm dicken Dachschalung und einer diffusionsoffenen Schalungsbahn. Verschraubt wurden diese, zusammen mit der 40/60 mm starken Konterlattung, mit Doppelgewindeschrauben bis in den Sparren. Dabei war zu beachten, dass abwechselnd eine Neigung von 30 Grad eingehalten wird. Somit wird die Dämmung nicht auf Druck belastet. „Abschließend konnten auf der Konterlattung die 40/60 mm großen Traglatten und die originalgetreuen naturroten Dachziegel in Biber-Doppeldeckung verlegt werden“, fasst Lindl zusammen. „Mit der Neueindeckung der gesamten Dachfläche des ersten Teilabschnitts – immerhin bald 2000 m2 – waren wir über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren beschäftigt. Die Zusammenarbeit mit den anderen Gewerken lief reibungslos: Stück für Stück wurde saniert, neu gedämmt und dann von vier bis fünf unserer Männer das Dach neu gedeckt“, erinnert sich Josef Lindl. Auch für den geplanten zweiten Teilabschnitt wird sich der Dachdeckermeisterbetrieb bewerben.

Historisches Tragwerk sichern

Um das 7,50 m hohe und etwa 850 m2 große Pfettendach sinnvoll zu nutzen wurde schon zuvor über 100 Jahren auf Höhe der 18/20 cm großen Kehlbalken eine Decke eingezogen und ein Spitzboden ausgebildet. Dieser Boden wurde jetzt ebenfalls mit ökologischen Dämmstoffen gedämmt. Hier legten die Handwerker zuerst eine 50 mm dicke Schalung mit Nut- und Feder-Profilierung aus. Darauf kamen zwei Lagen à 160 mm beziehungsweise 140 mm dicke Dämmstoffmatten, die den gesamten Dachboden bis an die 12/16 cm große Pfette heran bedecken. Rein ökologisch im umweltschonenden Trockenverfahren hergestellt, kommen die holzFlex Mais-Matten auch wegen ihres geringen Gewichts und so zur Schonung der historischen Decke zum Einsatz. Durch ihre hohe Flexibilität passen sich die Dämmmatten den örtlichen Gegebenheiten optimal an und sind zu Revisionszwecken auch begehbar. Abschließend folgte eine feuchteadaptive Dampfbremse und aus Brandschutzgründen noch einmal eine 50 mm starke Nut und Feder Schalung.

Hohe Flexibilität auch im Neubau gefragt

Auch der ergänzende Neubau im Klosterhof entspricht in seiner Bauweise und Dämmung dem hohen Ziel der Mönche, im Einklang mit der Umwelt zu bauen. Der Massivbau ist als Passivhaus konzipiert und erhält an Dach und Wand eine ökologische Dämmung mit einer Dicke von 300 mm. Dafür wird, im Raster von 625 mm, vor die Wand eine Holz-Unterkonstruktion gestellt und die flexiblen Matten in zwei Lagen einfach und unkompliziert eingeklemmt. Die Anschlüsse an Fenster und Dachkonstruktion sind, um Undichtheiten zu verhindern, besonders sorgfältig und passgenau ausgeführt. Anschließend wird die Fassade verputzt und passend zum denkmalgeschützten Altbau gestaltet.

Ganzjahresdämmung für ein gesundes Raumklima

Die flexiblen Dämmmatten sind biegsam und, wie der Name bereits sagt, besonders anpassungsfähig. Sie ermöglichen den passgenauen Zuschnitt mit Dämmstoffmesser, elektrischer Fuchsschwanzsäge oder Bandsäge. Gleichzeitig sind die Produkte aufgrund ihrer hohen Eigenstabilität aber auch so fest, dass sie bei der Montage kurzzeitig begehbar sind. Die Aufdachdämmung ist im Format 1250 x 570 mm und in Dicken zwischen 40 und 200 mm möglich. Holzfaserdämmstoffe sind sorptionsfähig sowie dampfdiffusionsoffen und können anfallende Feuchte aus der Raumluft sehr gut zwischenspeichern beziehungsweise geregelt abgeben.

Autorin

Valentina Fries hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als Marketingmanagerin bei Homatherm in Berga.

Die flexiblen Dämmmatten mit Bindemitteln aus ­Maisstärke sind aus natürlichen Rohstoffen hergestellt

Wegen ihres geringen Gewichtes kamen die Holzfaser-Dämmmatten zur Schonung der historischen Decken zur Anwendung

Bautafel (Auswahl)

Objekt Generalsanierung Benediktinerabtei Plankstetten

Bauherr Benediktinerabtei Plankstetten,

92334 Berching

Architektur Dipl. Ing. Arnulf Magerl + Dipl. Ing. Michael Kühnlein, 92334 Berching

Projektsteuerung Seibold + Seibold Architekten und Ingenieure, 85072 Eichstätt

Beratung ökologische Baustoffe     natürlich-baubio-logisch GmbH, 90530 Wendelstein

Verarbeitung Dachdeckerei Lindl, 92345 Töging; Zimmerei Bogner, 92358 Seubersdorf-Freihausen; Holzbau Böll,

92342 Freystadt-Burggriesbach

Produkt Homatherm holzFlex Mais

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