Hinterlüftete Fassade mit Fassadenhaltern

Die Handwerkersendung „Isover-live“ berichtet über Problemstellungen und Lösungen auf der Baustelle. In der dach+holzbau zeigen wir daraus die besten Kniffe und Tricks. Der folgende Artikel befasst sich mit der Planung und der Realisierung der vorgehängten hinterlüfteten Fassade mit einem Montageschinensystem.

Bei der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) kommen eine Reihe von Komponenten mit unterschiedlichen Anforderungen zum Einsatz. Das System erfordert eine besonders leistungsfähige Haltekonstruktion. Für die Live-Sendung wurde eine VHF-Konstruktion aus Faserzementtafeln auf einer Aluminium-Haltekonstruktion ausgewählt. Der Fassadenhalter „ZeLa“ (steht für zentrische Lasteinleitung) kommt vom Hersteller BWM Dübel + Montagetechnik.

Die Haltekonstruktion, bestehend aus Konsole und Schwert, sorgt dafür, dass der Dübel immer genau in der Mittelachse der Profile positioniert und zentriert wird. Durch diese Zentrierung entfallen statische Abminderungsfaktoren wie die Exzentrität bei normalen L-Wandwinkeln. Dadurch können Halter und Verankerungen eingespart werden.

Die Konsole als Basiselement bleibt immer gleich, egal wie groß die Halterausladung ist und wie groß der Halter in der Höhe ausfällt. Das Schwert (in der Variante Gleitpunkt- oder Festpunkt) ist auf die unterschiedlichen Bausituationen (d.h. Bauuntergrund, Wandabstand) ausgelegt und wird von BWM berechnet und geliefert. Die Schwertlänge beträgt 100 bis 300 mm. Die thermische Trennung zwischen Wand und Halterung kann über thermische Kupplungen geschehen. Für sehr hohe Dämmstandards können auch Edelstahl-Halterungen eingesetzt werden, sie minimieren den Wärme-, beziehungsweise Kälteübergang nochmals auf einen sehr niedrigen Wert. Im Juli 2014 hat das Passivhaus Institut in Darmstadt den „ZeLa“-Wandhalter mit dem Aluminiumschwert als wärmebrückenarm (λ-Wert < 0,02 W/ mK) mit dem Edelstahlschwert als sogar wärmebrückenfrei (λ-Wert < 0,01 W/ mK) zertifiziert. Mit dieser Beurteilung lässt sich nun eine Passivhaus-gerechte Bauweise realisieren.

Verankerung des „ZeLa“-Halters

Die Verbindung von Schwert und Konsole geschieht durch Kupplungen aus Kunststoff, die eine thermische Trennung und eine Kontaktkorrosionstrennung innerhalb des Halters ergeben (ein Spezialwerkzeug erleichtert die Montage). Der kontrollierte Gleitbereich im Halter sichert die zwängungsfreie thermische Längendehnung der Tragprofile und vereinfacht die Montage der Verbindungsmittel (keine Langlöcher und Nietsetzlehren erforderlich). Der Montagepunkt mit dem roten Clip aus Kunststoff zeigt den sogenannten „Festpunkthalter“ an. Hier findet keine Längenausdehnung der Halteschinen statt. Jeder Wandhalter kann als Festpunkthalter ausgebildet werden, indem der rote Clip die Halterung verrigelt.

Alle Halter bleiben durch die Möglichkeit des nachträglichen Austausches des Schwertes (mit unterschiedlicher Schwertlänge) flexibel.

Durch eine erweiterte Halter-Variante mit Halterausladungen bis 300 mm und durch die in die Schwerter integrierten Verstärkungsrippen können die hohen Haltekräfte des „ZeLa“-Fassadenhalters auch bei größeren Wandabständen gesichert werden. Die Abstände der benötigten Tragprofile richten sich nach dem vorgegeben Fugenraster, die Bemessung nach Windlastzonen und Verankergrund. Die Befestigung richtet sich nach den Dübellasten, die zulassungstechnisch vorgegeben sind.

Dämmung

Im nächsten Schritt wird die Dämmung aufgebracht. Im Video-Live-Stream wählten die Monteure eine einseitig mit schwarzem Glasvlies kaschierte Fassaden-Dämmplatte „Ultimate“ mit der WLS 032. Sie ist witterungsbeständig dank Hydrophobierung, hat eine hohe Schallschutzfunktion und ist nichtbrennbar mit einem Schmelzpunkt von ≥ 1000 °C. Durch das Rückstellverhalten passt sich die Dämmplatte sehr gut an unterschiedliche Untergründe an. Für die Anpassung und exakte Positionierung werden zum einen die üblichen Schneidwerkzeuge verwendet, für die Konsole mit der komplexen Oberfläche hat BWM ein Spezialwerkzeug verwendet, das in seiner Funktion sehr gut im Video erklärt wird.

Montage der Halteschienen

Im dritten Montageschritt werden die Aluminiumtragprofile mit selbstbohrenden Edelstahlschrauben an die Halter montiert. Für die unterschiedlichen Tragkonstruktionen stehen Stäbe in verschiedenen Ausführungen (eloxiert-blank oder eloxiert-schwarz) und in verschiedenen Breiten zur Verfügung. Die schwarz eloxierten Aluminiumträger haben den Vorteil, dass Schattenfugen nicht extra mit schwarzen Fugenbändern (zum Beispiel epdm-Bändern) hinterlegt werden müssen.

Das System ist übrigens nicht nur für senkrecht fluchtende Fassaden geeignet. Der Handwerker kommt oft in Situationen, wo er Unebenheiten ausgleichen muss, zum Beispiel bei Altbauten. Das Verschiebespiel der Halteschienen in den Schwertern beträgt 3 cm. Falls die Distanz größer wird, kann auf die nächste Schwertlänge – 20 mm Schritte – zurückgegriffen werden. Das Schwert kann auch im Arbeitsprozess einfach ausgetauscht werden.

Autoren

Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Kiefer Vertriebs-Ingenieur (VHF) beim BWM Dübel + Montagetechnik GmbH in Leinfelden-Echterdingen.

Rüdiger Sinn ist verantwortlicher Redakteur der Fachzeitschrift dach+holzbau.

Das Verschiebespiel beträgt 3 cm, falls mehr

benötigt wird, hilft eine andere Schwertlänge

BWM erstellt das Unterkonstruktion-Konzept

Für das richtige Unterkonstruktions-Konzept sind Informationen über das Bekleidungsmaterial, technische Zeichnungen und Angaben über den Verankerungsgrund (Beton, Hohlblockziegel, etc). notwendig. Aus diesen Angaben erstellt BWM ein Unterkonstruktionskonzept. Die Abstände der benötigten Halteschienen richten sich nach dem vorgegebenen Fugenraster. Die Befestigungsabstände werden von BWM bemessen. Sie richten sich nach Windzonen und  Verankerungsgrund, die Befestigung nach vorgegebenen Dübellasten.

Jeden zweiten Freitag Isover-live

Im Web-TV von Isover zeigen Handwerker im zweiwöchigen Rhythmus Tipps und Tricks bei der Verarbeitung von Dämmstoffen im und auf dem Dach und bei der Dämmung von Fassaden.

Die Sendung startet immer freitags um 15 Uhr, Chat ist inklusive. Die Sendung über die VHF vom 15.10.2013 ist im Archiv unter www.isover-live.de/fassade-vorge

hangt-hinterlueftet.html abrufbar.

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