Gewundenes Zinkdach

In der Provinz Nordholland in der Ortschaft De Weel bei Heerhugowaard hat Architekt Paul Breddels von Breddels Architecten drei Wohn- und Arbeitsvillen realisiert, die dort einen Übergangsbereich zwischen Naturgebiet und bebauter Umgebung bilden. Das Areal entlang der Wasserstraße Boomervaart war bis vor zehn Jahren noch unbebaut und Eigentum eines ansässigen Landwirts.

Architekt Paul Breddels hatte während seines Studiums Anfang der achtziger Jahre ein Freilichttheater entworfen, des­­sen Dach aus einer fließenden Form aus der Erde aufzusteigen schien. Die Idee, diese Form in ein geeignetes Pro­­jekt einzuarbeiten, hat ihn nie verlassen. Die natürliche Umgebung des Gebiets südlich der Ortschaft De Weel und die Wünsche des Auftraggebers boten sich geradezu an, seine Idee in eine konkrete Planung umzusetzen.

Da fast ein Drittel der Parzelle bebaut werden durfte, wurden zwei zusammenhängende Wohn­­häuser entworfen, die an die Gestaltung der Villa des Hauptbewohners anschlossen. Das tordierte Dach der Hauptvilla bildet zwar mit den dahinter liegenden Faltdächern einen Kontrast, der wird aber durch die Verwendung der einheitlichen Rheinzink-Schare wieder aufgehoben. Die natürlichen Wellen des Zinks zeichnen sich wiederum scharf gegen den weißen Putz der Wände ab. Das richtige Verhältnis zwischen den beiden Materialien garantiert, dass sie jeweils gut zur Geltung kommen.

Die Dachkonstruktion des Hauptgebäudes fällt dem Betrachter sofort ins Auge: schwere, lamellierte Sparren winden sich wie die Blätter eines Fächers um eine Achse. Die Sparren verlaufen von innen nach außen und stehen entlang der Achse hervor, wodurch die Form des Daches besonders betont wird.

Das Dach wurde mit Rheinzink-walzblank Stehfalzschare bekleidet, wobei die Falze der Form des Daches folgen. Durch die doppelte Dachkrümmung war es erforderlich, kurze Schare zu verwenden, die die runde Form segmentweise bekleiden konnten. Die Falzschare haben eine Länge von etwa einem Meter, damit eine Drehung noch möglich ist. Die Linienführung der Schare wurde vorab von einem Klempner auf der Unterkonstruktion wie ein Raster, innerhalb dessen zu arbeiten ist, markiert. Anschließend wurden die Schare vor Ort zugeschnitten und schräg aufgekantet. Untereinander werden die Schare mittels einer Quernaht verbunden, wobei der untere Schar eine verlängerte Rückkantung mit aufgelötetem Haftstreifen hat, um die Regensicherheit des Systems zu gewährleisten. Die inneren vier Schare wurden – wegen der extremen Drehung um die Achse – auf eine Länge von 50 cm halbiert. Wegen der Dachform und des Aufbaus der Unterkonstruktion war ein belüfteter Dachaufbau nicht möglich. Daher wurde das Dach mit einer strukturierten Trennlage und einer passenden Dampfbremse in der Konstruktion versehen.

Die Dachrinnen weisen eine ungewöhnliche Entwässerungskonstruktion auf. Das Problem der zu erwartenden starken Regenlast in der Rinne, hervorgerufen durch lange „Was­­serrutschen“ zwischen den Scharen, hat man gelöst, indem unter jedem Schar in der Rinne eine Art Stutz angebracht wurde. Die Stutze wurden mit einer Manschette um den Rinnenboden herum geklemmt und an ein Sammelrohr angeschlossen. Da sie im Boden der Rinne festgeklemmt sind, gleichen sie deren temperaturbedingte Längenänderung aus. Aus dem gleichen Grund hat man die Rinne in lose Elemente eingeteilt, die ineinander gefalzt werden. Die Längenänderung dieser kurzen Elemente ist nicht problematisch. Nun wird das Wasser auf jedem Schar einzeln aufgefangen und abgeleitet. Bei Verstopfungen würde das Wasser in dem betreffenden Rinnenteil stets in das darunter liegende Teil überlaufen und nicht in die Konstruktion eindringen. Am Ende verlässt das gesamte aufgefangene Regenwasser das Dach über ein maßgearbeitetes Regenfallrohr an der unteren Spitze des Daches.

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